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LeseStoff: Nur Mut, Anton. von Meike Haberstock (Rezensionsexemplar)

Nur Mut, Anton! - © Oetinger(erschienen im Oetinger Verlag) „Pitsch“ – Das war das Wort, bei dem ich plötzlich hellhörig wurde. Plötzlich den Geruch des Kellers meiner Kindheit in der Nase hat. Mit meinem Finger den einen weißen, dicken Farbklecks auf dem Kellerboden nachfühlte. Ich hatte ihn immer und immer wieder in der Waschküche gesucht, nur  um nochmal mit dem Zeigefinger drüber zu streichen. Dann das Geräusch, wenn die einzige Glühbirne im Keller ausging.

„Pitsch.“

Das Kribbeln im Bauch, so schnell wie möglich die Treppenstufen hochzuhechten, um rechtzeitig – vor diesem „Pitsch“ die Türe hinter mir zuzuschmeißen. Die Angst, wenn ich es nicht rechtzeitig geschafft hatte und mich fragte, ob mir jemand hinterlief, der sich bis zu dem Augenblick in irgendeiner Nische versteckt haben könnte.

Dieses eine Wort hat mich binnen Sekunden mit einer Kindheitserinnerung konfrontiert, die mich mit einem gewaltigen Schlag in die Vergangenheit katapultierte. Dieses Gefühl von Angst. Fehlendem Mut. Der Versuch irgendwie damit klarzukommen. Sich vor all den anderen keine Blösse zu geben…
Neugierig, wie Anton seinen Mut findet, mit welchen Angsthasen er sich auseinandersetzt, las ich weiter.

„Nur Mut, Anton“ handelt von einem kleinen großen Junge, der schon zu Schule geht, aber dennoch die ein oder andere Angst hat, mit der er  klarzukommen versucht. Da ist der Keller, das Treppengeländer oder auch die Klassenfahrt. Vor dem Treppengeländer hat er keine Angst – aber seine Mutter. Und nicht nur die kennt sowas wie Angst, auch die Autorin dieses schön illustrierten Kinderbuches. Doch am Ende ist es nur halb so schlimm und der Mut wächst.

Was mir gefiel? Neben der Sprache und der angenehmen Lesbarkeit der Geschichte die Idee zum Thema und die Herangehensweise der Autorin. Jedem Kapitel ist eine Einschätzung vorangestellt, wie mutig Anton sich in diesem Teil der Geschichte doch eigentlich verhält. Mal sind es 2 Punkte auf einer Skala von 10 des Mut-O-Meters, manchmal 5  und so weiter… Ganz am Ende des Buches beschreibt die Autorin ihren eigenen Mut und den Angsthasen, mit dem sie sich beim Schreiben auseinandersetzen muss. Am Ende bleibt die Gewissheit, dass Angst und Angshasen dazugehören. Hauptsache, wir lassen unserem Angsthasen die Gelegenheit mutig zu sein. Denn am Ende war es dann doch gar nicht so schlimm.

Was mich ein wenig anstrengte – aber das ist eine sehr subjektive Sache – waren die Zeichnungen. Sie laden zwar ein zum Anschauen und Entdecken, sind sehr kreativ und bunt. Allerdings beinhalten sie auch das Potential zu irritieren. Mir ein bisschen zu viel. Aber ich mag auch nicht weiter auf diesem Punkt herum reiten, da es in meiner Beurteilung dieses Buches ein ganz minimaler Aspekt ist.

Fazit: Insgesamt ein tolles Buch, das sich auf einfache, nachvollziehbare Weise mit dem Thema Mut und Angst auseinandersetzt. Besonders, weil Kinder mit ihren Ängsten stehen gelassen werden und deutlich wird, dass jeder vor irgendetwas Angst hat. Ein ermutigendes „Gemeinsam lesen“ -Buch!

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