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Minimalismus, Autounfall und Wohnungssuche

Wieder mal so eine Gedankenkette. (Es gibt einen roten Faden. Du musst ihn nur suchen.)

Worum es geht? Also:
Na ja, Kinder, vor allem kleine Kerle, lieben Polizeiautos, Feuerwehr und Notarztwagen. Nicht zu vergessen Krankenwagen. Vor allem wenn Sirene und Blaulicht angeschaltet sind.
Außerdem geht mir die ganze Zeit diese MinimalismusSache durch den Kopf. Dieses ganze Ding von wegen reduzieren und dementprechend reduziert zu leben. Wieso eigentlich? Ich stelle mir diese Frage immer mal wieder. Vermutlich ist das nicht der erste Artikel zu diesem Thema auf diesem Blog und vermutlich auch nicht der Letzte. Heute traf mich dieser MinimalismusGedanke jedenfalls in Kombination mit einem Polizeiauto.

Wir haben heute nämlich eins gesehen. Mit Blaulicht. Das war das Ereignis schlechthin. Und das auch noch kurz vor dem InsBettgehen. Ich musste schmunzeln, ob der Faszination der Kerle. Was war an dem leuchtenden Blau so faszinierend? In der Regel sieht man das Blau doch häufig in sehr brenzligen Situationen. Aber woher sollen sie das wissen. Mir ging es in dem Moment allerdings nicht anders. Ich war fasziniert, obwohl ich schon mal eine furchtbare Situation mit Blaulicht erlebt hatte. An diesem Punkt verharkte sich mein Hirn. Hatte ich schon erlebt? Gesehen? Ich konnte mich nicht daran erinnern.

Dann kam es wieder. Auf einmal hatte ich Gedankenfetzen von einem Unfall vor Augen, den mein Mann und ich vor etwa zehn Jahren miterlebt haben. Es war furchtbar schrecklich. Das uns entgegenkommende Auto ist vor uns aus der Linkskurve die Böschung hinunter gesaust. Wie ein MatchboxAuto. Das habe ich damals gedacht. Gesehen. Nicht fassen können. Es ging alles unwahrscheinlich schnell. Und schon hielt ich das Handy am Ohr, versuchte die Polizei anzurufen und war wirklich außer mir. Konnte meine Gedanken nicht ordnen und funktionierte nicht rund. An den zweiten Versuch die Polizei zu erreichen kann ich mich dann noch erinnern. Aber nicht, wie ich an die Fahrerseite des Unfallautos gekommen bin. Ich sollte mich um die Frau kümmern. Daran kann ich mich erinnern. Sie saß eingeklemmt da, übers Lenkrad gebeugt. Ich habe der bewusstlosen Frau den Arm gestreichelt und auf sie eingeredet. Jedenfalls meine ich das getan zu haben. Oder war es doch meine Freundin, die damals bei uns mit im Auto saß? Ich bin mir nicht mehr sicher. Komisch, oder? Wie manche Dinge mit der Zeit verblassen. Andere wiederum nicht.

Denn ich weiß noch genau, wie schlecht ich mich gefühlt habe. Wir waren damals auf der Rückfahrt von einer erfolglosen Wohnungssuche. Wir würden einen Monat später heiraten, hatten aber keine Wohnung. Ich machte mir Sorgen, wie das alles klappen sollte. Dementsprechend deprimiert und betrübt war die Stimmung im Auto. Dann der Unfall.
Der Gedanke danach: Wie konnte ich eine fehlgeschlagene Wohnungssuche meine Freude am Leben so einschränken lassen? Ärgern, ja. Das ist absolut in Ordnung. Gehört dazu. Aber mich so beeinflussen lassen? Das wollte ich nie wieder! Dieser Autounfall war da sehr einschneidend. Ich hoffe sehr, dass es den beiden Unfallopfern gut geht. Dass sie diesen Unfall überlebt haben.

Für mich hat das Erlebnis vieles verändert. Manche Dinge sind erst mit der Zeit angestoßen worden. Manches wiederum sofort. Zum Beispiel sehe ich das Leben als ein Geschenk. Und morgen könnte es auf dieser Erde schon beendet sein. Deshalb ist mir der Satz von Mark Twain so wichtig geworden: „Gib jedem Tag die Chance der Schönste deines Lebens zu werden.“ Ich finde es furchtbar aufs Wochenende hinzuleben. Was ist mit all der Zeit zwischen Sonntag und Freitag? Ich soll sie einfach so verstreichen lassen?! Ich möchte jede Sekunde leben. Sehr bewusst. Natürlich freue ich mich aufs Wochenende nach einer anstrengenden Woche. Die Tage dazwischen genieße ich dennoch. Aus tiefstem Herzen.

Wie kann ich also bewusst leben? Anfangs habe ich gedacht, ich müsste alles Mögliche erleben. Mir eine Liste machen, auf der drauf steht, was ich alles unbedingt noch machen möchte. Das Problem: 1. Aus dem Gedanken, das Leben könnte schneller zuende sein als einem lieb ist, wird plötzlich eine Sorge. Es hat etwas Negatives, wie ich finde. 2. Das Leben vergeht dadurch noch schneller. Am Ende hat man zwar alles Mögliche erlebt und die Liste abgearbeitet. Doch bewusst und tief gelebt? Ich weiß es nicht. Der Grundgedanke ist und bleibt doch: Morgen könnte Schluss sein. Ich muss mich beeilen.

Bewusst leben bedeutet für mich daher nicht: Aktionismus. Und auch nicht: Am Leben kleben. Sich um das Morgen sorgen.
In der Bibel, ziemlich alt, ich weiß, aber da habe ich eine Passage gefunden, in der für mich ein Teil von Minimalismus beschrieben wird. Und damit auch ein Teil, wie bewusst leben gehen könnte. Ich würde ja gerne den ganzen Text abtippen, weil er so gut zum Sorgen und minimalistisch Leben passt. Hier aber nur mal ein Auszug. Ihr könnt die ganze Textpassage ja nochmal nachlesen.

„Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer tägliches Leben – darum, ob ihr genug zu essen, zu trinken und anzuziehen habt. Besteht das Leben nicht aus mehr als nur aus Essen und Kleidung? Schaut die Vögel an. Sie müssen weder säen noch ernten noch Vorräte ansammeln, denn euer himmlischer Vater sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel wichtiger als sie. Können all eure Sorgen euer Leben auch nur um einen einzigen Augenblick verlängern? Nein. Und warum sorgt ihr euch um eure Kleider? Schaut die Lilien an und wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und nähen sich keine Kleider. Trotzdem war selbst König Salomo in seiner ganzen Pracht nicht so herrlich gekleidet wie sie. Wenn sich Gott so wunderbar um die Blumen kümmert, die heute aufblühen und schon morgen wieder verwelkt sind, wie viel mehr kümmert er sich dann um euch?(Mt6,25ff, Neues Leben)

Mir ist diese Textpassage in den letzten Jahren sehr wichtig geworden. Ich will mich nicht sorgen. Ich möchte versuchen mein Leben bewusst zu leben. Daher konzentriere ich meinen Blick auf das Wesentliche. Ich möchte mich nicht ablenken lassen von meinem Fernseher, 1000 Büchern, einem begehbaren Kleiderschrank oder einer HighTech – Küche. Ich möchte das Leben leben. Nicht meine Haute Couture ausführen. Das Leben mit all seinen Facetten. Nicht mehr und nicht weniger. Daher passt das Reduzieren ziemlich gut. Es schärft den Blick. Macht das Wesentliche sichtbar.
Wie schön Lilien doch sind.

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