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Mit Montessori in die Ferien

Wenn ich bislang Mütter habe davon reden hören, wie froh sie seien, dass die Ferien endlich, endlich rum sind, hat mir das immer einen Stich versetzt. Ich fand es unglaublich schade, weil es sich jedes Mal so anhörte, als wenn es Eltern gibt, die in dieser schul- und kindergartenfreien Zeit nicht wissen, was sie mit ihren Kindern anfangen sollen? Wie sie die Arbeit organisieren, welchen Babysitter (Oma, Tante oder Nachbarin…) sie für vormittags anfragen können?

Nicht selten sieht man an den Gesichtern die Erschöpfung und Anstrengung über diese FerienWochen. Auch und besonders bei Eltern, die sich so organisieren, dass einer zu 120% den Haushalt und das Prozedere Zuhause schmeißt, während der andere in der Arbeitswelt hantiert. Manchmal habe ich mich gefragt, wie viele meiner Vermutungen tatsächlich zutreffen? Und wieviel ich den Müttern und Vätern „unterstelle“. Allerdings geht es in diesem Artikel nicht in erster Linie um dieses SchubladenDenken, in das wir schnell verfallen können.

Mir geht es um eine Entdeckung für diesen Alltag, egal ob für die Ferien oder die ferienfreie Zeit. Ich habe nämlich ebenfalls festgestellt, dass ich mit der Horde von Kerlen, wenn sie von morgens bis abends hier Zuhause sind, Termine und Aktivitäten anders planen und strukturieren muss. Auch, dass ich am Ende eines Tages noch platter sein kann als sowieso schon immer.

Rituale und Struktur. Ich merke immer wieder neu, wie es ihnen gut tut, auch in dieser Zeit feste Rituale zu erleben, die ihnen Sicherheit und Zeitgefühl vermitteln. Trotz Ferien auch Mittagsruhe einzuplanen, zum Beispiel. Das heißt nicht, dass man die Ferien nicht auch mal für Besonderes und Außerplanmäßiges nutzen sollte. Unbedingt! Den ganzen Tag auf dem Spielplatz zu verbringen, hat mir in dieser FerienZeit den Alltag oftmals erleichtert. Die Kerle hatten unglaublich viel Spaß beim Entdecken und Toben, SichAusprobieren und Erfinden neuer SpielIdeen. Ich konnte, wenn schon nicht schreiben, dann doch wenigstens aufatmen. Als Ritual zählt auch die abendliche Kissenschlacht oder das gemeinsame Abdecken des MittagsTisch.

Außerdem Maria Montessori. Sie hat uns die Ferien gerettet. Vor ein paar Wochen habe ich euch Annas Blog und ihren MontessoriAlltag vovrgestellt. Das hat mich inspiriert und ich habe mir zwei BuchEmpfehlungen von ihr geben lassen. Mit diesen sind wir dann in die Ferien gegangen und haben gleich angefangen, sie umzusetzen. Großartig! Ich bin begeistert von meinen Jungs und der Motivation und dem Können, das sie mittels dieser Übungen an den Tag legen. Jeden Tag gab es eine „Übung“, die wir innerhalb unseres „Trainings“ ausprobiert haben. Hier mal die ersten, ganz einfachen Tätigkeiten, die sie total gerne gemacht haben:

BelugaLinsen und Kircherbsen wurden sortiert und wieder zusammengeschüttet. Sortiert und wieder zusammengeschüttet. Durch die Hände gerieselt lassen. Sortiert und wieder zusammengeschüttet…

Couscous wurde mit den unterschiedlichsten Löffeln von einem Schüsselchen ins andere befördert.

Bausteine wurden mittels GrillZange aus einer Schüssel mit Wasser in eine leere Schüssel transportiert. (Mit möglichst wenig WasserTropfen auf dem Tisch und in der trockenen Schüssel…)

Wattebällchen unterschiedlicher Größe – auf dem Bild sind es die 2,5cm dicken – werden mittels eines Löffels aus der Schüssel gehoben und in eine leere GlasFlasche fallen gelassen; die zunächst eine breite Öffnung haben sollte. (Vom Einfachen zum Komplexen…)

Die Kerle hatten so viel Spaß an diesen Tätigkeiten – unglaublich! Ich habe nur daneben gesessen, beobachtet und gestaunt. Die Übungen sind für eure Kids dann sinnvoll, wenn sie euch das erste Mal deutlich machen: „Ich kann das schon selber!“. Das kann also durchaus schon mit 12Monaten sein. Sprechen ist für das DeutlichMachen dieses Satzes ja nun mal nicht unbedingt Voraussetzung. ‚zwinker‘

Meine Ideen habe ich abgeleitet aus dem Buch von Jutta Bläsius, das genau diesen Titel trägt: „Das kann ich schon selber!“

Wer noch mehr staunen mag als sowieso schon, der sollte da ruhig mal reinschauen. Eines der Bücher, das es in unser Regal geschafft hat. Trotz ReduzierMaßnahmen. Allerdings stelle ich fest, dass das benötigte InventarMaterial für diese Ideen nicht unbedingt MinimalismusFreundlich ist. Wir haben keine 10 TischTennisBälle hier herumfliegen und die WatteKugeln oder auch eine GemüseBürste habe ich speziell für die Kerle gekauft. Aber das war’s dann auch irgendwie wert…

Wie habt ihr eure Ferien verbracht? Was macht ihr, sobald es wild, laut, trubelig und anstrengend Zuhause wird, weil alle unter einem Dach sind?

6 Gedanken zu „Mit Montessori in die Ferien“

  1. Drei Sprüche, die Erwachsene gerne an Kinder richten, finde ich echt schrecklich:
    Oft wird Kindern, die in die Schule kommen, gesagt, dass jetzt der Ernst des Lebens beginnt (grusel). Die Aussage, dass einem Kind etwas gar nicht erst versucht wird etwas zu erklären, weil es noch zu klein ist, ist mir auch zu pauschal. Ich denke es gibt für fast alles eine kindgerechte Erklärung. Als Mama darf ich auch zugegen, wenn ich etwas selber mal nicht weiß.

    Der dritte Spruch ist die Sache, dass es gut ist, wenn endlich die Ferien enden und wieder Alltag ist. Den habe ich als Kind selber oft gehört. Wir befinden uns in NRW im Moment in der fünften Ferienwoche. Meine Familie und ich sind zufrieden mit unserem Sommer. Dafür war aber auch einiges an Planung vorab notwendig. Natürlich ist so eine freie Zeit auch immer eine Herausforderung für eine Familie und auch manchal für die Erwachsenen anstrengender als „Alltag“. Aber genau in dieser Zeit ist auch mal Platz für Unternehmungen, die sonst der Alltag nicht hergibt und an die wir uns später gerne zurückerinnern :) .

    1. Oh ja. Ich hab da auch noch so einen Satz, wenn man paradoxer Weise keine Lust auf Schule hat, weil ja der Ernst des Lebens beginnt: „Sei froh, dass du noch zur Schule gehen kannst. Wenn du erstmal arbeitest…“ Hab ich so nicht erlebt. Aber viele andere scheinbar tatsächlich. Traurig.

      1. Stimmt, genau, den hatte ich ganz vergessen. Ich habe das zum Glück auch nicht so erlebt. Man war das toll endlich durch Ausbildung und Job unabhängig zu sein!

  2. Warum sehe ich diesen Beitrag erst jetzt? Dabei sind das so TOLLE Übungen und Fotos! Freue mich sehr, das Dir das Buch gefällt und ebenso über neue Fotos und Beiträge von Dir!
    Ganz liebe Grüße aus Österreich,
    Anna

  3. Pingback: Kinderbetreuung im Home Office - 12 simple Ideen | MamaDenkt.de

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