Zum Inhalt springen

Spielplatzgeschichten (Teil1)

Schreib ich’s oder schreib ich’s nicht? Schreib ich’s oder schreib ich’s nicht? Das wird vermutlich ein typischer Elternbloggerpost.

Ich schreib’s.

Spielplatz

Vergangenes Wochenende waren wir nach langer Zeit nochmal zur Rush Hour auf einem stark besuchten Spielplatz. Spielplätze suchen wir regelmäßig auf. Ich würde uns sogar als qualifizierte Spielplatzkenner in einem Umkreis von 20km bezeichnen.

Meist sind wir jedoch zu Zeiten unterwegs, zu denen die anderen keinen Bock auf rutschige Spielgeräte, nassen Sand oder kalte Kinderhändchen haben. Am Wochenende hingegen war es nochmal schön warm und irgendwie sind wir um 16Uhr auf dem Spielplatz eingetroffen. Auch diese Uhrzeit, neben der Wetterkomponente, kommt bei uns eher selten vor. Entweder wir sind die ersten oder aber die letzten, die kommen oder gehen. Selten sind wir die zu typischen NachmittagszeitenSpielplatzBesucher. Sprich, so zwischen 14Uhr und 16Uhr trifft man uns eher im Wald oder eigenen Garten oder so an. Nun ja, das ist jetzt auch mal nicht so wichtig.

Gründe für untypische Spielplatzbesuchszeiten

Zu viel Beobachtung.

Vor allem ich als Mama fühle mich unglaublich beobachtet, wenn ich mit den Kerlen über den Spielplatz tolle oder trolle. Jeder mag das anders sehen. Aber wenn ich mit allen Jungs unterwegs bin, kann ich mich in den seltensten Fällen ungestört und ruhig auf eine der Bänke setzen.

a) Das ist mir viel zu langweilig.
b) Vor allem die kleinen Kerle stürzen sich ungefragt und ohne Vorankündigung irgendwelche Rutschen oder Kletterwände runter. Auch einfach loszulaufen und die einmal quer über den Spielplatz verlaufende Seilbahn dabei nicht nicht zu beachten, machen es unmöglich stoisch auf einer Bank zu hocken. Denn leider beachten die Seilbahnfahrenden größeren Kinder auch keine wild geworden rumlaufenden Lebewesen auf dem Spielplatz. Das ist mir einfach viel zu gefährlich.
c) Einfach weil hier noch ein c) hingehört.

Zu viele missgünstige Blicke der anderen.

Meistens schlagen wir auch als komplette Familie auf Spielplätzen auf und spielen in gewisser Weise Mutter, Vater, Kind mit reality-Charakter. Die meisten anderen Aufsichtspersonen beobachten das mit wenig Amüsement. Schließlich sind sie entweder alleine da oder aber Opa und Oma schütteln ein wenig den Kopf darüber, dass wir um diese Zeit gemeinsam als Familie auf dem Spielplatz rumklettern.

Ist es Neid oder tatsächliche Abneigung, obwohl man uns nicht kennt? Ich weiß es nicht, aber es stört mich. Und wenn sich dann in meinem Kopf Gedanken breit machen, die mich an die Bücher von Pettersson und Findus und die im Hühnerstall auf der Stange hockenden Hühner erinnern, dann weiß ich auch nicht und finde mich selber blöd.

Zu viel: „Lasst die Kinder machen“ und „Halt nein!“

Hinzukommt dann eben auch noch, dass völlig konträre Erziehungsstile an diesen Orten, die wir Spielplätze nennen, zu diesen speziellen Zeiten frontal aufeinandertreffen. Die einen lassen die eigenen Kinder schalten und walten, wie diese eben wollen. Klauen sie sich das Sandspielzeug der anderen Kinder, die dann in Tränen ausbrechen, muss das weinende Kind eben abwarten, bis der „Dieb“ fertig ist oder aber sich durchsetzen und sich für das eigenen Spielzeug einsetzen. Wir Eltern haben damit nichts zu tun, meine lieben Blogleser. So sind sie eben. Die lieben Kleinen. (Tischkante. Kopf. Bäm!)

Oder aber das eigene Kind wird von einem anderen Kind ein wenig rauh zur Seite geschoben, weil es eben auch mal an die Wasserpumpe möchte. Sofort steht die anderen Mama daneben entschuldigt sich bei mir für das Schieben, das meinem Kind eigentlich nur vor Augen geführt hat, „Da ist noch ein Kind, lass uns doch zusammen…“

Ich weiß auch nicht. Spielplätze mit hoher Besucheranzahl sind nicht so mein Ding. Vielleicht fehlt mir da was an sozialer Kompetenz. Es ist jedenfalls nie so entspannend, wie die anderen Mütter und Väter es vorgeben. Nicht für mich.

Zu viel: wenig zielgerichtetes, völlig überdrehtes Spielchaos

Vor allem K2 ist auf Spielplätzen kaum zu halten. Wenn ich möchte, dass dieses Kind sich auspowert, fahren wir auf einen der neuen Spielplätze, die vollgeknallt sind mit jeder Menge Spielgeräten und Klettergerüsten. K2 befindet sich dann nur „on the run“. Es läuft von einer Rutsche zur anderen und kommt gar nicht zur Ruhe. Allerdings braucht es dann mitunter 20Minuten, bis wir den Spielplatz dann tatsächlich auch irgendwann einmal verlassen haben. Das ist so ermüdend und auch nervenaufreibend für mich. Dann brauch ich mindestens eine 30minütige Achtsamkeits-Meditation.

Kurz: Zu viele Kinder. Zu viele Mütter.

Der Text schreit nach einer Fortsetzung. Darin dann mal die Gründe, warum wir lieber wie die Ewoks im Wald unterwegs sind. Was dafür spricht und ob es nicht doch massive Nachteile gibt, wenn die eigenen Kinder in ihrer freien Zeit im Wald unterwegs sind.

Und eben nicht auf Spielplätzen. Was das wohl für Konsequenzen für ihr Sozialverhalten haben könnte…

11 Gedanken zu „Spielplatzgeschichten (Teil1)“

  1. Liebe Rage,
    ich bin gespannt auf Teil 2 deiner Spielplatzgeschichten! Kann deine Ausführungen hier sehr gut nachvollziehen! Als Kind fand‘ ich Spielplätze übrigens total blöd, Wald war mir viel lieber. Mein Kind heute, das muss ich zugeben, scheint Spielplätze zu mögen ;) Wald und Wiesen findet sie aber auch ganz toll. Letztens marschierte sie uns vom Weg ab mitten in ein Waldstück mit Moos, Wurzeln, Gräsern und Eicheln am Boden hinein und meinte winkend und voller Begeisterung: „Zu Hause gehen.“ Das hat sie auf dem Spielplatz noch nie gesagt! :)
    Liebe Grüße,
    Isi

  2. Ich liebe es in den Wald zu gehen, Bläter zu sammeln, im Moss zu liegen, Hütten aus Stöcken zu bauen…
    Spielplätze lassen meist wenig Raum für Kreativität.
    Und dieser Elternkosmos auf dem Spielplatz ist mir auch meistens zu anstrengend.

  3. Hallo. Manche Eltern gehen mit einem guten Beispiel voran. Sie klauen einfach die vergessenen Spielzeuge, die die Kinder anschleppen oder finden. Wie oft ich schon gesehen oder gehört habe, wie Eltern einfach sagen: Nimm das Spielzeug mit und fragen andere, ob das Spielzeug ihnen gehört. Kein Schamgefühl. Viel schlimmer aber die verkehrte Vorbildfunktion. Grüße.

  4. Toller Beitrag!
    Ich mag meinen Sohn gern auf Spielplätzen, er hat dort viel Spaß!
    Ich selber mag es aus ähnlichen Gründen wie du nicht so! Ich finde es auch oft schwierig nette Kontakte zu haben, obwohl ich es gut finden würde, aber halt nicht so ;)
    Wald ist super! Besonders mit begehbarem Bach :) ist mir immer lieber… und schön ruhig!
    Euch viel Spaß im Wald weiterhin!
    Lg Tina

  5. Musste jetzt ein bisschen drüber nachdenken.

    Irgendwie finde ich, man sollte sich auch mal anderen Eltern und deren Erziehungsstilen aussetzen (auch wenn ich oft die gleichen Gefühle hab wie Du sie beschreibst).
    Wäre doch recht psychopathisch, das nicht auszuhalten .
    Für die Kids ist die Konfrontation mit anderen Kids und deren Eltern meist kein Problem .
    Das will ich eher von den Kids lernen: mich ohne große Vorüberlegungen den anderen zumuten und die anderen Eltern aushalten, die für mich eine Zumutung sind.
    Jede*r darf den Spielplatz so nutzen, wie es Freude bereitet . Und man muss ja nicht mit anderen reden oder so werden wie „die“.

    1. Ja, Dam. Du hast recht. Ich glaube, du bist auch diejenige gewesen, die mich irgendwann einmal darauf hingewiesen hat, wie sehr ich doch darüber nachdenke, was die anderen denken und mir dadurch auch selber viel Negatives ins Leben reinhole.

      Ich glaube hierbei, fällt mir gerade einfach auf, wie schräg das an Spielplätzen ist. Natürlich hast du wieder recht: Es ist auszuhalten. Und die Kids kriegen das ja irgendwie auch hin… danke dafür.

  6. Ich sehe das auch recht entspannt. Mit 4 Jungs habe ich zwar auch nie eine ruhige Minute aber ich bin Weltmeisterin im ignorieren/akzeptieren :-)
    Klar finde ich einige Erziehungsstile … Merkwürdig. Aber es sind nicht meine. Und die Kinder haben ja trotzdem Spaß .
    Ich lese übrigens regelmäßig bei dir und finde deine Beiträge immer spannend und geben mir persönlich Input zum nachdenken- Danke dafür .
    Lg Andrea

  7. Ich mag deinen Blog sehr. Doch manchmal bekomme ich beim Lesen den Eindruck, dass es dir keiner recht machen kann, der nicht genau das tut oder sagt, was du dir in dem Moment vorstellst. Wenn es dich stört, wenn andere Kinder etwas wegnehmen dürfen, ohne dass die Eltern eingreifen, warum darf dann wiederum eine Mutter nicht eingreifen, wenn ihr Kind schubst? Das verstehe ich nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert