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Teilen statt kaufen.

Videos, Bilder, Links und gute Sprüche via verschiedenster SocialMediaKanäle. Bildung und Informationen in der Schule, Klamotten und BabySpielzeug auf KleiderBasaren, Brot und Wein in der Kirche, Spielzeug im Kindergarten,  Autos in Städten, Bücher in Telefonzellen oder Büchereien, privat gemeinsame Mahlzeiten… und und und. Nicht zu vergessen UrbanGardening oder eigentlich „abgelaufene“ Lebensmittel bei einem GroßEvent. Teilen ist hipp. Teilen ist Trend.

IMG_0309Vor gar nicht langer Zeit trudelte hier ein Päckchen ein, gefüllt mit 1000gr Knöpfen. Irgendwie war es durch einen BlogPost zum Thema Geschenke zur Geburt dazu gekommen, dass in der Kommentarfunktion einige von euch feststellten, wie anstrengend sie dieses „unbedachte Hauptsache Schenken“ finden. Die ein oder andere hatte diverse BeispielGeschenke. Die gigantische Menge von Knöpfen – zur Hochzeit geschenkt – war nur ein Beispiel von vielen.

Was es mit den Knöpfen nun auf sich hat… Ich bin schon wirklich lange auf der Suche nach Knöpfen. Wir haben sie damals nämlich nicht zur Hochzeit geschenkt bekommen. Zum Glück, denn vielleicht hätte ich auch nicht gewusst, was ich damit anfangen soll. Doch jetzt, mit kleinen Kerlen im Haushalt, die es lieben zu basteln, zu experimentieren und Maschinen zu erfinden, kann ich Knöpfe wirklich gut gebrauchen. Als weitere Feinmotorik fördernde Tätigkeit eine tolle Abwechslung zum BohnenSpiel.

Wie viele Knöpfe ich denn brauchte? – Wie viel sind denn 500gr? Oder ein ganzes Kilo? Wie viele kannst du denn entbehren? – Ich schick dir mal ein Kilo per Post.

Bäm! Knöpfe da und los ging’s. Mal noch sind wir im SortierModus und die Kerle glücklich damit. Für meine BastelIdeen brauche ich in der Tat noch die ein oder andere „Zutat“, aber bald geht’s los mit dem Knöpfe auffädeln und so.

Diese KnopfAktion zeigt, was für eine geniale Win-Win-Situation das Teilen sein kann. Jemand bleibt auf Knöpfen sitzen und fragt sich, wie werde ich sie bloß los? Jemand anders sucht und sucht nach einer Möglichkeit Knöpfe wiederzuverwenden, ohne im FachHandel für extra produzierte Knöpfe ein Vermögen in der dortigen Kasse zu lassen … und wird fündig. Aus Zufall. Natürlich. Aber Win-Win bleibt Win-Win. Mich hat dieses Teilen sehr glücklich gemacht und ich merke schon seit einiger Zeit, seitdem unser großes Reduzieren vor ein paar Jahren begonnen hat, wie gerne ich selber teile (n möchte). Auch und gerade wenn ich nicht immer wirklich viel habe.

Außerdem stelle ich fest, dass auch viele andere gerne teilen wollen. Das finde ich großartig und nicht selten denke ich, das müsste doch irgendwie Auswirkungen haben. Auswirkungen, die sich positiv gegen diesen ständigen und fatalen „Ewiges Wachstum“-Gedanken richten. Immer mehr Freundinnen und Frauen aus meinem Umfeld registrieren sich bei Kleiderkreisel, gründen auf facebook eigene Gruppen, um alternative ÖkoKlamotten zu tauschen, nein, zu teilen, nein, ich meine zu verkaufen. Häufiger ist mir in diesem Zusammenhang nun der Gedanke gekommen, dass sich am Konsum irgendwie ja doch nichts geändert hat. Denn: Irgendwer kauft den neuen Kram ja weiterhin. Und zwar neu. Immer wieder neu. Und verkauft es dann letztlich nur weiter. Wo ist da das Teilen hin? Es schleicht sich der bittere BeiGeschmack ein, dass auch wer anders auf den Trichter gekommen sein könnte, dass Teilen in ist. Ein Trend. Etwas, aus dem man Profit schlagen kann. Eine Möglichkeit ganz schnell das ganz große Geld zu machen. Das man vielleicht sogar das Teilen an sich zu Geld machen könnte.

Und dann, dann halte ich das aktuelle greenpeace-magazin in Händen und lese, wie jemand sich ähnliche Gedanken gemacht hat. Diese ganze ShareEconomy scheint unterwandert zu werden. Und zwar von denen, die das Geld schon von weitem riechen. Und wir, wir kriegen’s wieder erst verspätet mit und befinden uns weiterhin in der KonsumFalle. Denn letztendlich hat sich ja nur die Art des Konsums gewandelt. Statt gemeinsam shoppen zu gehen, richten wir einen „MädchenFlohmarkt“ aus oder treiben uns auf OnlinePlattformen oder in SecondHandLäden herum. Hier wird dann mit einem leichteren Gewissen – denn wir kaufen ja nicht neu, für uns wird ja nicht extra produziert – für oftmals weniger Geld mehr ein – weil, ist ja schon getragen und damit „alt“ und günstiger. Oder die Option die eigene Wohnung zum Übernachten gegen einen kleinen GeldBetrag  anzubieten oder die Sache mit dem CarSharing. Letzteres finde ich letztendlich am dreistesten.

Wir wohnen auf dem Land und es gibt immer wieder Zeiten, da würden wir unser Auto letztendlich gerne ganz loswerden. CarSharing wäre hier super, damit man diese langen EInkaufsStrecken einfacher und effektiver nutzen könnte. Mit dem Fahrrad und mehr als einem Kind, wird das schon wirklich schwierig. In größeren Städten soll es demnächst die Option geben auch teurere Wagen, wie den Audi R8 zu „teilen“. Ein Fahrzeug mit wer weiß wieviel PS, den man dann für so MiniStrecken teilt, mietet, die sich gut mit Fahrrad, Bus, Bahn oder Bein bewerkstelligen ließen. Aber ein Audi R8… – cool! (Bitte vernehmt meinen ironischen Unterton!) Und trotz dieser CahSharingIdeen werden weiterhin fahrbare Untersetzer produziert. Und produziert. Und produziert. In gängigen Diskussionen kommen dann so TotschlagArgumente: Willst du Schuld sein, wenn ein FamilienVater nicht mehr als FahrzeugMechatroniker arbeiten kann? Nee, will ich nicht. Lieber hinterlasse ich meinen Kindern, für die ich mich ja jetzt in der AutoIndustrie abrackre, einen nicht mehr länger bewohnbaren Planeten. Da haben wir alle länger was von. Weniger nämlich.

Wie stehst du zum Teilen? Hat sich dein Konsum auch nur verlagert? Welche echte TeilenIdeen habt ihr? Kennt ihr?

11 Gedanken zu „Teilen statt kaufen.“

  1. Hallo!

    Falls Du Ideen brauchst für die Aufbewahrung von so vielen Knöpfen – darüber habe ich einmal geschrieben

    https://widerstandistzweckmaessig.wordpress.com/2014/10/25/ein-knopf-ein-knopf/

    Ansonsten kann ich Deine Befürchtungen nur teilen, „second-hand-consum“ verführt leider teilweise schon dazu mehr als nötig zu besitzen. Und umgekehrt gehen Menschen manchmal sorgloser mit Neuanschaffungen um, weil sie die alten Dinge eh verkaufen können.

    Es ist halt wie so oft eine Frage des Bewusstseins um die Problematik und bewusste Entscheidungen treffen.

    lg
    Maria

  2. Hallo Rage,

    das sind auch schon lange meine Gedanken. Wir hätten das Zeug zu einem Magazin. Auf arte zeigten sie mal, dass es in Berlin und anderen Städten schon Wohnblöcke gibt, wo eben niemand mehr wohnt, sondern alles nur noch per Mitwohnen teuer tageweise vermietet wird. Unter dem Deckmäntelchen des Sharingkonzepts. Nicht nett!

    Bei uns gab es mal einen Stand mit Ringen aus Knöpfen. Das hat mir so gut gefallen.

    Die Kleiderkreiselkritik hab ich schon lange. Kriege ich so mit bei den Girls. Das würde ich bei meiner Tochter nicht zulassen. Wenn ich meinen Besitz als durchlaufenden Posten konstruiere und immer schnell loswerde, legitimiert das ja, viel zu konsumieren. Deshalb lege ich Wert drauf bei mir, Dinge erst gar nicht zu brauchen. Das gefällt mir am besten. Ich muss auch nix recyceln und wieder Kleber benutzen für ein Kästchen, das ich bastele, weil ich das Kästchen gar nicht brauche. Für Kleinkram. Den ich nicht mehr habe. Mit Kleinkind machte das natürlich noch alles Sinn.

    Liebe Grüße – Tanja knopflos

  3. Danke @Maria für den KnopfBeitrag auf deinem Blog. Ich habe tatsächlich schon über ähnliches nachgedacht, damit die ganze Sortiererei nicht für die Katz war. Aber solange die Kerle noch Lust dazu haben… Irgendwann geht es dann vielleicht ans Fädeln.

    @TanjaHeller: Genau so ein Zeug mein ich. Wohnblöcke frei halten, wenn es zeitgleich so viele Menschen ohne Dach überm Kopf gibt. Das mit den schnellen Autos geht mir auch so gar nicht in und aus dem Kopf.
    Beim Kleiderkreisel habe ich einmal nach einem bestimmten Pullover gesucht. Nicht registriert und unangemeldet. Ich war so überwältigt von der Menge an Klamotten und wieviel Geld sich da nochmal hin und her bewegt, dass ich die Seite nach 5Minuten unverrichteter Dinge geschlossen habe. Und siehe da: Mir fehlt der Pulli bislang nicht…

    Wie seltsam, dass wir auf sowas reinfallen. Ich hatte ja schon mal die ein oder andere kritische Stimme von euch hier auf dem Blog zu genau diesem Thema – ich weiß nicht mehr, welcher Beitrag dazu veranlasste – . Ich gestehe, damals verstand ich zwar, was ihr meintet. Aber erst heute steht mir die Brisanz der Problematik vor Augen und ich wünschte, ich könnte was an dieser Unterwanderung einer eigentlich genialen Sache unterbinden.

    Ja, es fehlt uns wirklich oft an Besonnenheit und Bewusstsein.

  4. Hallo,
    Abgesehen von der berechtigten Ironie zu einem Audi R8! Wird mir bei der Vorstellung ganz anders das ein auf die Straße los gelassener PS bolide, in die falschen Hände gelangt. Letztlich ist er eine Straßen Version eines Rennwagens. Und drei Sekunden zu fest aufs Gas führen da nicht nur über 100k/mh.
    Sondern ins „nächste Leben“
    Ich hoffe doch das, wer auch immer diese Idee hat, es schnell wieder vergisst.

  5. Ich überlege oft, wie Teilen noch besser gestaltet werden könnte. Jedes kluge Konzept scheint bisher doch vermarktet worden zu sein. Zum Beispiel auch couch*surfing, Tausch*ticket…
    Oft macht es mich einfach sprachlos, wenn ich über Flohmärkte schlendere oder darüber nachdenke wie viel Krempel jeder (mit Ausnahme der wenigen wirklichen Minimalisten) in seinem Haushalt hat. Überall ungenutztes, im Prinzip ungewolltes Zeug. Und ein anderer weiß damit noch was anzufangen, aber es fehlt an der Verknüpfung.
    Verschenkkisten und offene Tauschbörsen sind sinnvoll, aber eben nur ein so kleiner Rahmen. Mehr offene Bücherregale! Und nach dem gleichen Prinzip könnte es doch auch Kinderklamottenschränke geben usw.
    War nicht die Second.hand.Problematik hier schonmal in den Kommentaren wo aufgetaucht? Weil es den Verkäufern Rechtfertigung gibt mehr neu zu kaufen?

    Euer Knopfaustausch ist genial. So soll es sein. Oft muss man es nur in richtiger Runde aussprechen…

  6. Ich glaube, dass es aber insgesamt in vielen Haushalten mehr Krempel gibt, als überhaupt benötigt wird. Leider auch viel, was niemand anders benötigt. Viel, was gar nicht hätte produziert werden sollen.
    Ich habe schon öfter drüber nachgedacht, wie es wäre, wenn alle Leute auf einmal anfangen würden auszumisten und wie die Umsonst- und Kaufnixläden dann überfüllt wären. Gäbe es dann noch genug, die das benötigen würden?

    Ich glaube, dass Konsumverweigerung und oder wenn kaufen: ein bewusstes, überlegtes Kaufen das einzig sinnvolle ist. Oder eben Teilen, aber sinnvolles Teilen und kein A8…

    Die SharingEconomy heißt nicht ohne Grund Economy – und außerdem stimme ich dir zu – die ist nicht durchweg positiv. Leider.

    Liebe Grüße
    Nanne

  7. Hm, das stimmt mich nachdenklich. Ich denke, eine Möglichkeit ist es, den „Kreis klein zu halten“. Wenn ich mit Menschen tausche, die ich kenne und bei Menschen übernachte, die ich kenne und ja, vielleicht auch alte, ungewollte Sachen von ihnen übernehme, die ich noch brauchen kann… dann führt es vielleicht nicht zu noch mehr Produktion und Müll. Was meint ihr? Denn dann ist die Auswahl beschränkt und es lässt sich nicht so einfach kommerzialisieren – es geht schließlich auch noch um Menschlichkeit, Gastfreundschaft, Miteinander und Freundschaft. Und ich persönlich freue mich, wenn ein*e Freund*in meine „alten“ Fahrradtaschen brauchen kann – da rückt auch der eigene „Gewinn“ in den Hintergrund.
    In meinem Bekanntenkreis wird viel getauscht und viel verschenkt und ich glaube, dass wir insgesamt doch recht wenig die Produktion ankurbeln – es wandert alles im Kreis, bis es an der richtigen Stelle gelandet ist.

    Grüblerische Grüße,
    E

  8. @FräuleinRucksack: Unser Tausch war großartig!! Und mir geht es da in der Tat so wie dir: Ich frage mich immer und immer wieder, wie man diese Verknüpfung einfach noch viel viel besser herstellen kann.
    Aber ich glaube, dass es vermutlich wirklich nur so wirklich gut funktioniert, wie @E das von ihrem Freundeskreis beschrieben hat. Aber ich muss gestehen, dass mein Freundeskreis dbzgl. noch viel machen könnte. Es will aber auch nicht jeder.

    Die Idee Gegenstände gemeinsam anzuschaffen, die man eben eh nur monatlich oder so benötigt, ist nicht auf großes Interesse gestoßen. Sowas wie ein Rasenmäher oder so. (Na ja, jetzt haben wir ein Haus gekauft inklusive Inventar und dazu zählen auch zwei oder drei Rasenmäher… )

    Ja, @Nanne, es heißt economy. Und wir produzieren wirklich einfach nur vor uns hin. Alles unter dem Deckmantel: „Wie gut, dass es diese Arbeitsplätze gibt!“ – grrrh.

  9. Ich denke das ist ein Systemproblem. Alles was wir in unserem System entwickeln wird irgendwie auch mit Geld „verunreinigt“ werden – egal wie gut und „sauber“ die Idee war.
    Das geht einfach nicht anders. Solange Geld irgendeinen ernsthaften Stellenwert hat und sogar irgendwie die (gefühlte?) Triebfeder von allem und jedem ist, wird auch alles irgendwie auf Geld hinauslaufen.
    Es gibt genug geschriebene Visionen (oder doch nur Utopien), die zeigen wie es besser geht. Aber für die sind wir (als Gesellschaft) nicht reif genug – und werden es wohl auch nicht mehr zeitig.
    Revolution gibt’s keine. Evolution ist in Anbetracht der Probleme zu langsam. Damit ist die Sache durch.

    Popcorn für das Ende unserer Zivilisation bereithalten sollten wir daher wohl (jedenfalls jeder Mensch, der nach 1980 kommt, hat gute Chancen die Show noch mit zu erleben ;) – vgl. Club of Rome).

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