Zum Inhalt springen

Wie alles begann… #veggie

… weiß ich gar nicht mehr so genau. Letztes Jahr gab es mal dieses Interview mit Hannes Jaenicke, in dem er von seinem eigenen Buch und dem Buch „Die Essensfälscher“ (Bode, Thilo) berichtet. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber damit begann für mich das Nachdenken und wirkliche in Frage stellen all dessen, was auf meinem schwedischen EssensTeller landet. Dann gab es das RegionalEssenProjekt unseres Freundeskreises, dann verschiedene Selbstversuche von Frau DingDong, über die sie auf ihrem Blog berichtet und prompt empfahl mir jemand von euch Pollans Buch „Lebensmittel“. Über die Recherche nach diesem Buch und einige andere Zufälle landete ich dann bei Jonathan Safran Foers Recherche „Tiere essen“.

Natürlich war das nicht der erste Augenblick mal was von Vegetarismus und Veganismus gehört zu haben. Das erste Mal mit Vegetarismus konfrontiert, wurde ich in meiner TeenieZeit. Meine Cousine entschied damals, dass sie kein Fleisch mehr essen wolle. Ich hab noch in den Ohren, wie die Erwachsenen verbal darauf reagierten. Und auch, wie die Atmosphäre war, wenn es ums Essen ging. Anfangs schien niemand sie so richtig ernst zu nehmen. Zumindest dachte ich das ganz oft. Jedes Mal, wenn es um das Fleisch essen ging, hatte ich den Eindruck, dass alle glaubten, das wäre nur eine Phase bei ihr. „Das wird schon wieder.“ Sowas wie die Schwärmerei um einen PopStar. Vergeht schon wieder. Ich wusste damals nicht, was ich denken und davon halten sollte. Sie wollte kein „totes Tier“ essen; „Iiiieh, totes Tier.“ Ich kann ihre Stimme noch hören, dennoch hat es damals nicht zu einem Umdenken meinerseits geführt. Warum? Keine Ahnung.

Ich komme aus einer Familie, in der es fast jeden Tag Fleisch zum MIttagessen gegeben hat. Zumindest ist das meine KindheitsErinnerung. Warum? Ich weiß es nicht. Das war einfach so. Meine Eltern sind letztendlich auch Produkte ihrer Vergangenheit, Erlebnisse und Erfahrungen. Ich will das an dieser Stelle nicht bewerten. Wenn mich damals jemand gefragt hat, was gibt’s bei euch zu Mittag? „Kartoffeln, Fleisch und Gemüse.“, wäre meine Antwort gewesen. Dass meine Cousine in diesem Rahmen kein Fleisch mehr essen wollte, war absolut in Ordnung, wenn auch, ihr wisst schon… ich dieses seltsame Gefühl hatte, dass sie nicht ernstgenommen wird. Dabei ist sie meines Wissens wirklich viele Jahre Vegetarierin gewesen. Ich habe damals auch von Tierversuchen und furchtbaren Tiermisshandlungen gehört, aber Fleisch war für mich einfach was anderes. Komisch.

Auf Fleisch zu verzichten war in den vergangenen zehn Jahren ein schleichender Prozess. Als Studentin war mir Braten und Co. einfach viel zu aufwendig in der Zubereitung. Ich wollte nie als Hausfrau und Köchin in der Küche landen. Wehre mich auch heute noch dagegen, selbst wenn das Kochen inzwischen echt Spaß macht. Ich mag mein Essen.
Erst gab es daher entweder HühnchenGeschnetzeltes oder Hackfleisch in zig Variationen. Aber wie ich danach immer die Küche geschrubbt hab, um keine Keime in der Spüle vom Fleisch sitzen zu haben… (Das bedarf keiner weiteren Worte) Unser Fleisch kam selten bis nie vom Metzger, sondern aus dem Supermarkt. Seit drei Jahren nur noch Bio. Aber auch überwiegend aus dem Supermarkt. Seit Anfang des Jahres bereite ich kein Fleisch mehr zu. Es gab vor einem Monat nochmal den Kauf eines LeberwurstAufstrichs und den damit verbundenen verzweifelten Versuch, die Jungs adäquat mit Nährstoffen zu versorgen. Aber… sie mochten es nicht.

Jetzt hat sogar der Mann das PflanzenFresserDasein für sich entdeckt. (Unglaublich!) Wie sieht eure Geschichte aus? Die Frage hatte ich schon mal ähnlich. Ich frage mich noch immer, ob ihr einen bestimmten Zeitpunkt, ein bestimmtes SchlüsselErlebnis hattet, an dem ihr euch bewusst für Pflanzen, bewusst für Fleisch entschieden habt? Ich bin wirklich neugierig.

7 Gedanken zu „Wie alles begann… #veggie“

  1. Ehrlich gesagt, kann ich mich gar nicht mehr so wirklich daran erinnern, wie das das damals war. Ich habe in einem Umweltschutzbuch gelesen, wie schlimm es um den Regenwald bestellt ist und wie das mit dem Fleisch essen zusammen hängt und dann habe ich beschlossen, dass das nicht geht. Also habe ich von heute auf morgen beschlossen kein Fleisch mehr zu essen.

  2. Wenn wieder irgendwo vorgerechnet wird, wieviel CO2 weniger in die Luft gesetzt wird, wenn jeder xy an einem Tag der Woche kein Fleisch äße, bleibt mir nur Staunen, dass es tatsächlich Leute gibt, die jeden Tag Fleisch ‚brauchen‘. Zwar esse ich nach wie vor Fleisch und Fisch, aber ich komme aus einer Familie, in der es selten Fleisch gab und auch heute essen wir oft wochenlang keins und oft auch nur vegan. Und nach wie vor finde ich das in meinem kleinen Kosmos sehr normal.
    Trotzdem möchte ich nicht ganz drauf verzichten. Zum einen bin ich davon überzeugt, dass der Mensch ein Allesesser ist. Aber kein Fleisch-jeden-Tag-Esser, wer hat denn schon bitte Appetit darauf? (Anscheinend viele.) Zum anderen gibt es eine Menge Fleisch- und Fischgerichte, die ich ausgesprochen gerne esse und auf die ich nicht grundsätzlich verzichten möchte. So blöd das klingt, damit fühle ich mich am wohlsten.

    Nein, ich bin kein ‚Flexitarier‘, auch kein ‚LOVOS‘ und schon gar kein ‚LOHAS‘. Ich habe keine Lust, mich von Marketingleuten quadratisch, praktisch, gut, in einer Schublade verstauen zu lassen. Ich halte weiterhin ökologisch produzierten Lebensmitteln die Treue, wobei ich durchaus Bioladen, -markt, mir bekannte kleine Erzeuger ohne Siegel und ein bisschen Selbstgezogen mit dem Direktverkauf bei der Öko-Mühle mische, und ab und zu gibts ein wenig Fleisch oder Fisch dazu.
    Wann ich meinen Standpunkt gefunden hab? Schwer zu sagen, meine Bio-Reise fing noch in der Schule an, und ich habe in den ersten Semestern viel damit gekämpft, Fleisch oder nicht, wieviel Bio geht, bis ich dahinter gekommen bin, dass mir die Beibehaltung des heimischen ‚mal ein wenig‘ am besten tut. Und mit ein wenig Anpassung habe ich auch mit meinem Mini-Budget quasi komplett auf Bio umstellen können und ein wenig Fleisch ab und zu war auch drin. Und das ohne ein dauernd schlechtes Gefühl bei jedem Bissen.

  3. @FrauDingDong: Ich bin immer wieder erstaunt, dass es Menschen gibt, bei denen das so ratzfatz geht. Ich bin ein Spätzünder.

    @Kate: Oh sehr sympathisch: Das sich nicht einordnen lassen in irgendwelche Kategorien. Ich kenne diese TitelKürzel erst seit kurzem. Finde sie interessant, spannend, mitunter amüsant. Gerade lese ich an einem Buch, das sich LOHAS nennt. Meine Skepsis ist noch sehr groß. Da ich gerade aber fünf andere Bücher gleichzeitig lese – Fehler – komme ich nicht wirklich voran. Aber was sind denn bitte LOVOS? Das griechische Logos kenn ich ja… aber die Abkürzung?

    1. LOVOS steht für Lifestyle Of VOluntary Simplicity.

      Besonders mit dem Schlagwort ‚LOHAS‘ stehe ich auf Kriegsfuss. Ist mir zu konsumbetont (Sorte: Wenn wir so tun, als ob wir ‚besser‘ kaufen, können wir so weitermachen wie bisher). Nun gut, ist halt ein Marketingkonstrukt. Für die komplette Story/lange Meinung bin ich gerade zu müde.

      Jedenfalls bin ich weder noch. Ich bevorzuge für mich den Weg Kopf einschalten, selber denken und dafür vielleicht auch mal mit einer halbgaren ‚besten‘ Lösung klarkommen.

      1. Selber denken ist immer noch das A und O. Und DIE Lösung gibt es nunmal manchmal nicht.. man muss sich immer wieder aufs Neue Gedanken machen und Entscheidungen treffen.

  4. Ich hatte mich nie um das Wohl der Tiere, oder das des Planeten gekümmert. Erst, als ich angefangen hatte, auf meinen Körper zu achten, hatte ich gemerkt, dass das, was ich immer gegessen hatte, mir nicht so gut tat wie das, was ich heute esse.
    Mein Freund hatte mir vorgelebt, wie Essen ohne Tiere geht, ohne viele Worte darüber zu verlieren (ich hatte keine Fragen und er kochte und aß einfach oft mit mir). Wir haben uns anfangs stets über meine Bauchgeräusche und die gewohnten Mittagsschläfchen amüsiert und es dauerte etwa ein halbes Jahr, bis ich gemerkt hatte, dass dieser Grund zum Lachen mit der Zeit nahezu verschwunden war.
    Das wäre mir allerdings nicht aufgefallen, wenn ich zu dieser Zeit nicht für 2-3 Wochen auf Großelternbesuch gefahren wäre. Bei Oma gab es dann viel, das meinen Bauch wieder zu den verwegendsten Melodien inspiriert und mich nach dem Essen stets ausgeknockt hatte.

    Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, welchen Einfluss die Ernährung auf uns hat. Ich bin also auch ein Spätzünderin. Aber dieses Erlebnis war sehr wichtig und hatte meine Neugierde geweckt, dank der ich über die weiteren Auswirkungen von „normalem“ Konsum erfahren hatte und die mich u.a. auch auf Minimalismus-Blogs geführt hat. Irgendwie hängt vieles zusammen und das Eine führt zum Anderen..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert