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Wie machst du das eigentlich alles?

Diese Frage wurde mir nun schon einige Male gestellt. Im ersten Moment werde ich rot und denke, „Wow! Ein Kompliment!“ Im nächsten Augenblick wieß ich absolut überhaupt gar nicht, wie ich damit umgehen soll.

Das Runterspielen

Was mache ich denn eigentlich? Ich gehe mit meinem Mann aktuell noch nicht wieder aus. Ich gehe nicht mit der Freundin ins Kino, weil wir einfach keinen Termin finden. Ich habe mein Lauftraining noch nicht wieder aufgenommen – der Halbmarathon wird auch dieses Jahr nichts. Wenn ich Glück habe, dann klappt es mit einem 10km-Lauf. Mit viel Glück! Mit gigantomanischem Glück. Ich bin nicht veruflich tätig. Lassen wir mein HausfrauenDasein, das Bloggen und meine erzieherischen Hilfen mal außen vor. Was also mache ich denn eigentlich so Großartiges? So vieles? So alles?

Das Klarwerden

Ich bringe die Kerle an die Orte, die wir gesellschaftlich für sie vorgesehen haben. Vorher helfe ich ihnen dabei sich fertig zu machen, all die Dinge parat zu haben, die sie an diesen Orten brauche. Natürlich sind Mama und Kerle oft anderer Meinung. Zumal was die Klamottenwahl betrifft. Aber bitte, Kleid hin oder her, das gibt’s bei entsprechenden Temperaturen. Nicht im Winter bei -10°Grad.

Dann versorge ich sie mit Nahrung, schule sie in Pünktlichkeit, die mir selber oft nicht ganz gelingt. Dann wird die Wohnung in Ordnung gebracht, Vorbereitungen fürs Mittagessen und das nachmittägliche Spielen. Termine mit Ärzten, Therapeuten, Freunden, Nachbarn und anderen Institutionen verabredet und koordiniert. Zwischendrin koche ich Quittenmarmelade, mache mir Gedanken über den nächsten Blogpost, stelle die Wäsche an und frage mich, wie ich das Geschenkpapier von Weihnachten weiterverwenden und ihm eine langfristige Nutzung verpassen kann.

Wie ich das alles mache?

Ich stehe morgens um 5:30h auf. Mache 45 Minuten Yoga und trinke danach eine Tasse Hafertee. Dann wecke ich mit einem freudigen Lächeln alle meine Männer, träller ihnen ein Lied und ihre schlechte Laune ist im Handumdrehen verschwunden. Danach schwinge ich mich auf mein Fahrrad, habe im Anhänger meine beiden Jüngsten sitze und radel frisch und geschwind zum Kindergarten. Dort begrüße ich frisch geduscht und wohlriechend die freudigen Erzieher und übergebe ihnen meine glücklichen Kinder. Danach radel ich zum Wochenmarkt und komme mit reichlich leckrem Gemüse zurück. Zuhause mache ich das bisschen Haushalt, tippe schnell meine Gedanken zur aktuellen Flüchtlingssituation nieder, während das SuperFood zubereitet wird. …

Nee! Quatsch. Natürlich nicht. Eigentlich vernachlässige ich meine Ehe genauso wie meine Kinder. Wir haben in Wirklichkeit gar keine Zeit füreinander und miteinander. Das sind doch alles nur Fotos und gestellte Bilder. Ich rotiere im Hamsterrad und habe mich selber total aus dem Blick verloren, obwohl ich doch so verzweifelt daran arbeite mich als VollzeitMama selbstzuverwirklichen. … Auch nicht.

Mein persönliches Zeitmanagement

Ich glaube, ich muss euch dazu mal einen gesonderten Post verabreichen. Natürlich war das oben jedes Mal in eine mögliche Richtung überzogen. Ehrlich! Mein Mann ist ganz glücklich mit mir, wenngleich unsere Zweisamkeit in der Tat ausbaufähig ist. Von meinen Kindern bekomme ich ab und an ein Kompliment, wie „Mama, du bist eine schöne Mama!“ und zwei Minuten später, bin ich nicht mehr ihre Freundin und es wird hier im Haus richtig laut. Kommt alles vor. Die Küche sieht manchmal katastrophal aus, mit dem Rad bin ich schon lange nicht mehr auf dem Wochenmarkt gewesen und trotzdem geschieht bei mir viel über Multitasking und das Einbeziehen treuer Gehilfen, wie der Waschmaschine und dem Geschirrspüler. Ich danke euch!

Eben gerade noch, während ich begonnen hatte diese Zeilen zu tippen, stand ein Topf mit Quittenmarmelade auf dem Herd. Parallel arbeitet im Keller die Waschmaschine und ich musste immer mal wieder umrühren. Nicht im Keller, aber im Marmeladentopf. Dieses Multitasking kann ich zwar ganz gut. Aber um ehrlich zu sein, ist das eine der Sachen, die ich unbedingt abschaffen möchte. Irgendwie komme ich manchmal nicht aus dem Funktionieren heraus und finde das ganz fürchterlich, wenn eine Sache nach der anderen folgt. Ich sehe dann manchmal keinen Stopschalter. Darin übe ich mich.

Aber woran liegt es denn jetzt, dass ich das eigentlich alles schaffe?

Zunächst: Vieles bleibt auch liegen. Ich habe noch mindesten drei Rezensionsexemplare hier liege, die ich eigentlich im November hatte euch vorstellen wollen. Was nicht geht, das geht eben nicht.

Ich setze Prioritäten. Eigentlich wäre es heute Vormittag notwendig gewesen die Küche zu wischen. Stattdessen habe ich ein wenig geräumt, Quittenmarmelade gekocht und diesen Artikel verfasst.

Aber nicht nur das. Ich suche mir immer wieder bewusst, wenn auch spontan, Dinge, die ich lange schon hatte machen wollen, die aber immer wieder liegen geblieben sind, weil der Alltagskram Vorzug bekommen hat. Nun ja. Das sind meistens To-Dos, die gut tun und Spaß machen. Ich brauche sie, um mich wieder neu zu motivieren für den anderen Kram.

Die Marmelade ist jetzt fertig. Ich werde nicht wieder im Keller an dem Karton mit den Quitten vorbeigehen und denken, „Oh, die wollte ich doch auch noch einkochen!“ Positive Energie, wie ich finde.

Unser reduziertes Leben, der Versuch möglichst wenig und nur das Notwendigste als Familie zu besitzen, zu pflegen, Instand zu halten und unterzubringen, kommt mir immer, immer wieder sehr entgegen. Weniger Aufräumen, weniger putzen, weniger, was Chaos und Unordnung verursacht, die meist an dem hängen bleiben, der am meisten zu Hause ist.  Ich bügel nicht. Ich versuche nur zwei- bis dreimal die Woche zu waschen. …

Wie schafft ihr das alles, was ihr schafft? Was für Tricks und Kniffe habt ihr?

14 Gedanken zu „Wie machst du das eigentlich alles?“

  1. Ach, genauso wie Du. Das Reduzieren hat viel gebracht. Prioritäten sind für mich das A&O, auch wenn ich es nicht immer schaffe, sie genau zu definieren. „Alles schaffen“ ist eine Illusion, oder? Vieles ist eigentlich nicht wichtig genug um geschafft zu werden. Morgen wischen reicht auch noch.

    Hier ist es halt nicht perfekt, aber ich habe auch gelernt, im Chaos mal die Füße hoch zu legen, was zu nähen, zu schreiben. Ganz ohne Multitasking geht es nicht, und Du brauchst der Waschmaschine ja auch nicht beim Waschen zu zu sehen.

    Herzliche Grüße
    Daija

  2. Hm.
    Mein Trick ist einfach und klappt meistns gut: Ich mache ne Tages-to-Do Liste. Und aus leidvoller Erfahrung heraus teile ich die auf und erldeige Sie an zwei Tagen :) Klappt nich immer, aber oft genug.

    Ich kann das mit dem LIstenschreiben nicht so richtig, aber teilen geht super :D

    Ich glaube diE Gemeinsamkeit liegt darin, dass man sich zu viel vornimmt. Das macht irgendwie jeder den ich kenne.
    Und auch darin, dass man in diesen Planungen zu wenig priorisiert.

    Schon eines von beidem kann frustrieren. Die Kombi tut es mit Sicherheit auf DAuer.

  3. Ohne meinen Kalender oder gut, zumindest ein Blatt Papier, wo ich was notieren kann, würde tatsächlich gar nix laufen. Außer im Urlaub, aber da regelt sich eh bei alles von alleine.
    Ich möchte mir dieses Jahr wieder ein bisschen mehr Routine angewöhnen, das hat früher gut geklappt.
    Ich hab reduziert und alles nach Wichtigkeit geordnet, und was den Haushalt angeht, habe ich ein tägliches Minimalprogramm. Das sind die Sachen, die gemacht werden müssen, damit mich der Alltag nicht erschlägt und ich mich wohlfühle (Z.B. Abspülen und jeden Tag 10 Min. Aufräumen) Dann kommen ein paar wichtige Erledigungen und der Rest ist optional für Sachen, die Spaß bringen. Früher habe ich alles am Wochenende erledigt, aber das will ich nicht mehr.
    Ich glaub es war Aurelia, die neulich sowas Nettes getwittert hat: „Der Haushalt kommt immer zum Schluss“ oder so ähnlich, ich fand das irgendwie witzig und einleuchtend und hab mir das ein bisschen als Motto vorgenommen :D

  4. Mein Mann und ich haben darüber in den letzten Wochen öfter gesprochen, weil es dann doch eine Umstellung ist von einem Paarleben zum Familienleben, trotzdem ziemlich entspanntem Kind. Ha, das wollte ich erst nicht so wahrhaben.
    Aber wir schaffen eben nicht alles und das ist auch völlig okay. Wir besprechen, was im Haushalt am Wichtigsten dran ist und gucken, wer was übernimmt. Dabei werden Vorlieben berücksichtigt, und genauso die Machbarkeit. Bisher wollte ich oft gerne staubsaugen, saß dann aber mit Kind zum Stillen im Sessel und mein Mann hat es übernommen.
    Die Sachen zu reduzieren hilft, genauso aber auch Aufgaben und Termine. Ich achte bewusst darauf, dass wir uns nicht zu viel vornehmen. Daher gehen wir nicht zum pekip, delphi oder sonst was Kurs. Mit drei Kindern wie bei euch ist es natürlich nochmal eine ganz andere Hausnummer, aber das wären auch dann unsere Mittel der Wahl – Reduktion und Kommunikation.
    Liebe Grüße
    Nanne

    1. Kommunikation und Reduktion. Das finde ich gut. Das Listen-Schreiben liegt mir leider so gar nicht. Ich muss einfach viel spontan und flexibel gestalten, weil ich sonst selber oder aber einer der Kerle hinten runter fällt.

  5. Ja, versuche auch noch jeden Tag eine Sache loszuwerden vor dem Umzug. Bevor ich meine Miniwohnung finde. Gerade noch einen Stuhl verschenkt. Und Verpflichtungen reduzieren. Lieber in Bleibendes investieren als in Bodenwischen oder putzen. Versuche immer die Formate zu reduzieren. Beim neuen Minibackofen brauche ich nur ein Miniblech sauberzumachen. Ich gewöhn mir was anderes als Zucker ab. Deswegen wird es bei deinem Mann auch keinen Rückfall geben. Ich hab mir auch mal Cola, Apfelsaft und so was abgewöhnt weil die Kinder meinten, das würde ich keine Woche schaffen. Aber bis heute funktioniert es gut. Ganz auf Zucker zu verzichten, fände ich schwierig. Dann ist das Klassenzimmer ja bald fertig. Yippiiie! Meine andere Lieblingsfernsehfamilie macht in meinem neuen Buch mit. :)) To Do Liste mache ich nur nach Priorität als Abrisszettel und schmeiße sie mittags weg. Verschiebe es auf zwei Tage. Weil ich keine Lust mehr habe.

      1. In meinem neuen Buch „Lebens(t)räume: einfach leben“ geht es um Leben im Bauwagen, im Wald, in einer Jurte aus Industrieabfall, um Urban Gardening und um Menschen, die Konsumpf kritisch hinterfragen …

  6. Hallo,
    Ich lese seit einiger Zeit bei Dir mit, ich bin zur Zeit auch stark am reduzieren, Du hast mich da auch sehr inspiriert, herzlichen Dank hierfür. Noch schöner finde ich das Du auch an Jesus glaubst, das tue ich nämlich auch! Ich versuche momentan mir jeden Tag die 3-5 wichtigsten Dinge zu notieren und diese dann auch zu erledigen.
    Früher habe ich unser ganzes Haus jede Woche komplett durchgeputzt aber mit den Kindern klappt das nicht und die Prioritäten verschieben sich… Putzen kann man noch soooo viel wenn die Kinder mal groß sind.. Ich achte halt drauf so viel wie möglich gleich wieder in Ordnung zu bringen, dann entsteht (manchmal) gar nocht so viel Unordnung. LG Andrea
    Liebe Grüße
    Andrea

    1. Komplett?!? Wow. Nee, das habe ich schon lange von der imaginären Liste gestrichen. Ich finde es immer erstaunlich, wie oft ich andere Frauen und Mütter besuche, die mir sagen, ich solle die Schuhe ruhig anlassen, sie hätten noch nicht gewischt.
      Ich wünsche mir das schon, dass hier die Schuhe ausgezogen werden. Ich habe nämlich überhaupt gar keinen Bock aufs Putzen. Daher: Respekt! Ich ziehe meinen Hut.

  7. 7ch kann gar nicht pauschal sagen, was bei uns am besten hilft, es sind mehrere kleine Bausteine. Definitiv hilfreich ist : jedes Ding hat seinen Platz. Das verkürzt die Aufräumzeit enorm und es entsteht gar nicht erst so ein Chaos. Das was ins Haus kommt, ohne dass man es möchte reicht dafür wirklich aus.
    Früher fand ich meine Mutter furchtbar spießig weil sie sehr geregelte Abläufe in ihrem Haushalt hat, mittlerweile muss ich mir eingestehen, das es hilfreich ist.
    Jeder muss da so seinen Weg finden, und ich bin Dankbar dass man viele gute Ideen und Tipps im www findet.
    Gruß Sandra

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