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Die ehrliche Socke

Es ist noch gar nicht lange her. Kurz nach den Sommerferien hatte ich plötzlich keine Socken mehr im Schrank. In den vergangenen zwei Jahren hatte ich mich immer davor gedrückt, mir neue Socken zuzulegen. warum? Na ja, irgendwann fiel doch die Entscheidung nur noch fair hergestellte Kleidung zu kaufen und zu tragen. Bei den Kerlen habe ich immer mal wieder eine Ausnahme gemacht. Meistens dann, wenn eben ganz schnell am nächsten Tag Handschuhe oder eine kurze Sporthose her musste. Zwar war da noch der Versuch es irgendwie aus zweiter Hand zu erstehen. Doch gelungen ist mir das in den seltensten Fällen, wenn es erstmal so dringlich wurde.

Außer bei mir

Was meine Kleidung anging, habe ich das sehr konsequent durchgezogen. Da kam es dann eben auch mal vor, dass ich zwei unterschiedliche Socken getragen habe, weil bei einem Paar, eine Socke abhanden gekommen ist. Soll ich die eine übrig gebliebene deswegen etwa upcyceln? Oder gar wegwerfen? Bei der geringen Anzahl meiner Pärchen, habe ich das unterlassen und meine Socken nur dann eliminiert, wenn sie wirklich nicht mehr zu tragen waren. Eine ist mir am Fersenteil komplett durchgerissen, weil sie einfach durchgelaufen war. So hatte ich nun kaum noch Socken. Etwa vier Paar und zwei davon bunte Füßlinge. Im Herbst und Winter nicht die erste Wahl.

Betreff: Socken, Socken, Socken

Ungefähr eine Woche nachdem ich das erste Mal dachte, „Ich werde mir wohl neue Socken zulegen müssen.“, erhielt ich eine Mail. Die Mail kam von Stefan und Socken standen im Betreff. Er erklärte mir kurz worum es ging und ich war begeistert. Vielleicht bekäme ich ja auf diese Weise neue Socken?


Leider hielten meine vier Paar Socken und meine Füße die kühleren Temperaturen nicht durch. Investitionen, wie eine „Entkernung“ unseres zukünftigen Wohnzimmers verschluckten das Geld, das ich für meine woanders entdeckten fairen, Biosocken. Ich schlurfte in das Geschäft, das für mich wenn überhaupt in Frage kam, schnappte mir zwei Pakete Socken und stürzte wieder hinaus, um mir den Kauf nicht wieder selber auszureden. (Das passiert mir inzwischen nämlich immer und immer wieder. Doch ich brauche warme Füße, um mich wohl zu fühlen.)

KostenaufstellungVor ein paar Tagen erhielt ich dann nochmal eine Mail von Stefan und über den Status ihres Projektes SockUpYourLife. Ich bekam die Möglichkeit zu einem Interview und finde das Vorhaben ganz große klasse! Socken, die natürlich mehr kosten, weil die Beschäftigten faire Löhne erhalten, die Produktion nachhaltig vonstatten geht und die Umwelt im Blick hat. Eine Socke, deren Zutaten transparent gehalten sind und die möglichst regional hergestellt wird. Das wird vermutlich meine Socke…

Inter:view mit Stefan von SockUpYourLife

Wer steckt hinter SockUpYourLife?

Den ‘Kern’ bilden wohl drei Personen: Cornelia, Marcus und ich. Es helfen aber sehr viele Freunde und Bekannte, damit die Idee ein Erfolg wird.

Wer kam wie und vor allem WO auf die Idee zu diesem Projekt?

SockUpYourLife_Verpackung_R_ckseite_DetailDie Idee entstand, als Marcus und ich beim Mittagessen waren. Vor uns lag eine Lebenmittelverpackung mit ausführlicher Auflistung aller Zutaten. Wir haben uns dann die Frage gestellt, warum es bei Kleidungsstücken keine vergleichbare Transparenz gibt. Ich habe mich daraufhin in das Thema eingelesen, mit Firmen telefoniert und irgendwann beschlossen, die Idee mit nachhaltigen und bunten Socken umzusetzen.

Welche kompromisslosen oder wenig Spielraum lassenden Kriterien setzt ihr bei der Wahl für ein Unternehmen an, das mit euch zusammenarbeiten darf/soll?

Wir würden nie in einer Firma produzieren lassen, in der die Arbeiter schlecht behandelt werden oder unter unwürdigen Bedingungen ihren Job verrichten müssen. Daher haben wir auch jedes Unternehmen, das an der Herstellung der Socken beteiligt ist, selbst besucht. Nur so konnten wir sicher gehen, dass auch alles passt.

MustergarnNicht weniger wichtig ist der Umweltschutz. Wir legen höchsten Wert auf eine nachhaltige Produktion der farbigen Socken. Die Garnspinnerei und die Sockenstrickerei verwenden ohnehin kaum oder überhaupt keine Chemikalien bei ihren Arbeitsschritten. Der heikle Teil liegt bei der Färbung des Garns. Wir haben daher viel Zeit in die Suche nach einer passenden Färberei gesteckt und hatten schließlich Glück, in der Nähe von uns ein passendes Unternehmen zu finden. Diese Färberei färbt die Garne nach den besten Umweltstandards und hat uns sehr bei unserem Vorhaben unterstützt.

Aber auch bei allen anderen Schritten in der textilen Kette achten wir sehr auf die Nachhaltigkeit.

Wo siehst du dich, deine Mitstreiter in fünf Jahren?

Das ist schwer zu beantworten. Geplant ist, dass wir – nach erfolgreichem Crowdfunding – das Angebot für unsere Socken ausbauen. Es wird mittelfristig nicht nur deutlich mehr Farben geben, sondern auch mehrfarbige Socken und in anderen Varianten (z.B. Sneakersocken, Wadensocken,…). Wir würden gerne auch T-Shirts und z.B. Unterwäsche anbieten, aber hierzu gibt es noch keine konkreten Pläne.

Es wäre der Wahnsinn, wenn unsere Idee auch von anderen Marken übernommen werden würde. Das wäre unserer Meinung nach ein riesengroßer Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen zeigen, dass mehr Transparenz bei Kleidung möglich ist, wenn man denn nur will.

Wie war euer Besuch in Griechenland? Welche drei Eindrücke, sind bei dir hängen geblieben?

Entkernungsanlage1Ziel war es, jeden Betrieb aus der Produktinskette zu besuchen. Daher verbrachten wir Mitte Oktober einige Tage im bergigen Norden Griechenlands um die Garnspinnerei zu besuchen. Und es hat sich sehr gelohnt! Wir konnten nicht nur in der Spinnerei unter die Lupe nehmen und sämtliche Arbeitsschritte beobachten, sondern auch bei der Baumwollernte und beim Entkernungsprozess dabei sein. Darüber werden wir in den kommenden Wochen ein kurzes Video veröffentlichen.

Es gab unglaublich viele Eindrücke, die sich eingeprägt haben. Die markantesten aber sind wohl, die unglaublich langen Spinnereimaschinen, die große Gastfreundschaft der Griechen und dieses Ouzo/Grappa Gemisch. :)

Stefan, ich danke dir für den Einblick in eure Idee, euer Projekt und bin begeistert von eurer Leidenschaft, mit der ihr an das Ganze herangeht.

Wer dieses Projekt unterstützen möchte, es gibt extra für Minimalisten ein kleines Dankeschön bei durchgeführter Unterstützung, der klickt hier!

Ich bin gespannt, schäme mich wegen meiner unfairen Socken und überlege, wem ich dieses Sockengeschenk – außer mir selber – machen könnte. Solltet ihr noch die obligatorischen Socken an Weihnachten verschenken wollen, dann nehmt doch diese und unterstützt das Projekt. Mit viel Glück und genauso viel Begeisterung wie beim SockUpYourLife-Team, seid ihr oder eure Beschenkten nächstes Jahr stolze Besitzer dieser Socken.

3 Gedanken zu „Die ehrliche Socke“

    1. Ich hab da gelesen „alle Verarbeitungsschritte geschehen innerhalb der EU“.
      Das finde ich schon ausreichend gut, wenn man bedenkt, daß eine Jeans quasi zwei-bis dreimal um die Welt reist, bis sie fertig ist.

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