Zum Inhalt springen

Entrümpeln (6). Nachhaltigkeit

(Dieser Artikel ist ein Teil meines persönlichen Minimalismus – Leitfaden. Die anderen Texte findet ihr hier.)

Plötzlich ändert sich was. Nicht nur bei euch Zuhause, auf dem Speicher, im Keller oder im Wohnraum. Nicht nur der Kleiderschrank wird leerer, die Regale wieder übersichtlicher und der Boden freier.

Auch das Denken verändert sich. In bestimmte Verhaltensmuster fällt man regelmäßig zurück und nicht für alles lässt sich gleich die lebbare Alltagsveränderung ausfindig machen. Aber worauf es ankommt, ist doch das immer wieder Innehalten, Bedenken und neu Justieren, um der Nachhaltigkeit ein Stückchen näher zu kommen.

Entrümpeln zur Nachhaltigkeit

Ist es mir wichtig, nachhaltiger durchs Leben zu gehen, dann mache ich mir in der Tat Gedanken darüber, ob und wie ich in den Urlaub fahre, welches Gemüse ich kaufe, wieviel Verpackungsmüll ok ist und was von den Sachen, die wir noch haben, ausgemistet werden sollte?

Konkrete Wege zur Nachhaltigkeit

Um sein Leben nachhaltiger zu gestalten, gibt es viele Wege, auf denen sich einfach losgehen lässt. Der Verzicht auf Plastik ist mit Sicherheit ein ganz großer Punkt, da er gleich in diversen Lebensbereichen spürbar ist. Grundsätzlich das Experiment zu starten keinen Müll zu machen á là ZeroWaste, ist herausfordernd. Besitzfreier zu leben, mehr Zeit mit Menschen oder der eigenen Familie zu verbringen, ist eine Steigerung von Lebensqualität. Insgesamt bewusst(er)leben, das Auto stehen lassen und mit dem Rad zur Arbeit fahren. Freie Zeit nicht vor dem Smartphone und nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern draußen unterwegs sein, Menschen kennenlernen, im Garten buddeln oder etwas Neues lernen: Das kann durchaus sehr nachhaltig sein. Und ich schreibe bewusst: errungen. Denn nichts anderes ist es, wenn ich damit hardere, mir neue Schuhe zuzulegen oder ich neu lernen muss, mich von anderen und ihren Ansichten abzugrenzen.

Im folgenden möchte ich euch ein paar Links und Punkte zusammenstellen, die inspirieren und den Einstieg oder das Fortführen von Nachhaltigkeit im Alltag erleichtern.

Plastikfrei

Plastikfreier durch den Alltag ist möglich. Ganz ausschließen lässt Kunststoff sich nicht. Denn bestimmt gibt es inzwischen auch Tastaturen aus Holz, Glas und Metall, aber ich sitze immer noch an meinem inzwischen acht Jahre alten Laptop und der besitzt nun einmal eine Kunststoffverschalung. Wieso sollte ich den denn auch ausmisten, wenn er noch vollfunktionsfähig ist – noch! Für uns als Familie haben wir entschieden, dass wir wenn möglich auf Plastik verzichten. Es ist in der Tat häufiger möglich als wir denken und oft stört es mich acuh noch, wie wir zu Ausnahmen kommen. Wenn der Mann, einfach weil es einfacher ist im Supermarkt vorbeizufahren und Saftpakete zu kaufen statt Glasflaschen. Aber wir sind motiviert. Wir Eltern und die Kids. Das alleine zählt. Joghurt gibt’s im Glas, Milch und Sahne auch. Wir müssen uns nur auf die Suche nach Alternativen machen und das kann manchmal einfach auch was dauern. Erst letzte Woche bin ich durch eine Svenja von Apfelmädchen zu zwei Shopempfehlungen gekommen, bei denen sich online plastikfrei bestellen lässt. Wooouuhuw! Hier die beiden Neuentdeckungen: Stübener Kräutergarten und der Mein Müsli Laden.

Mal abgesehen davon gibt es inzwischen in vielen Städten Deutschlands die unverpackt Läden. Wenn ihr in einer solchen Stadt lebt oder mal vorbeikommt, schaut da doch mal vorbei. Es ist faszinierend, wie einfach es sein kann.

Müllfrei

Durch die Glasaufbewahrung von Produkten wie Joghurt und Milch, lässt sich nicht nur plastikfreier, sondern ein  bisschen müllfreier leben. Den zerowaste Gedanken haben wir als Familie immer wieder im Hinterkopf und doch kommt es vor, dass wir einen Lebensmittelrest im Kühlschrank vergessen oder nicht nur zwei, sondern drei Plastiksäcke vor der Tür stehen haben. Mich stört das unglaublich und daher, bleiben wir einfach dran und versuchen es im nächsten Monat, in der nächsten Woche und am selben Tag nochmal neu. Auf der ZeroWasteHome Seite von Bea findet ihr auch einen Bulk Finder, nichts anderes als eine Art App, um den nächsten unverpackt Laden in der Nähe zu finden.

Spielzeugfrei

Nun ja, spielzeugfrei stimmt so nicht. Für uns ist es im Moment einfach der Bereich an Gegenständen, der wirklich weiterhin, kontinuierlich Überhand nimmt. Damit lernen wir noch umzugehen. Drei Kinder haben einmal im Jahr Geburtstag. Und ja, sie wünschen sich Dinge, und ihre Freunde wollen ihnen etwas schenken. Mit dem Verschenken von Gutscheinen ist es da meist nicht getan. Denn so kommt früher oder später ja doch mehr Zeug dazu. Nichtsdestotrotz vermute ich, dass wir insgesamt noch um einiges unter dem Durchschnitt liegen. Ich empfehle an der Stelle gerne immer wieder die Bücherei zum Ausleihen von Büchern und Spielen, das draußen unterwegs sein und Spiele und Spielzeug, die sich aus dem ergeben, was wir konsumieren oder die Jungs draußen finden: Tannenzapfen, Korken, Safttüten… Einer großartiges Buch dazu habe ich an anderer Stelle schon einmal vorgestellt: Hurra wir basteln (Rezension auf MamaDenkt) und Komm, wir machen was mit Wald (erschienen im Loewe-Verlag.

Zeit statt Zeug

Ich habe bald ja auch Geburtstag bzw. verschenke zu den Geburtstagen von Freunden am allerliebsten Zeit. denn wie mir scheint, ist es genau das, was zunehmend immer weniger Menschen haben. Viele erkämpfen sie sich hart zurück, was mitunter Konsequenzen wie ein geringeres Gehalt oder Konflikte mit Arbeitskollegen nach sich zieht. Doch am Ende geht es tatsächlich nicht darum, ob ich die Ansprüche der anderen erfüllt, sondern mein Leben gelebt habe. Bewusst und achtsam.

Eine Seite, die der Zeit mehr Beachtung zukommen lassen und dem Zeug einen Gegenpol bieten möchte ist die Seite: Zeit statt Zeug. Ich persönlich stelle schon fest, dass dieser Gedanke dazu verleiten kann, eine Unterhaltungsattraktion nach der anderen zu besuchen bzw. mitzumachen. Aber hier liegt es an uns, achtsam und bewusst zu entscheiden und zu leben.

bewusst(er)leben

Dieses bewusst(er)leben bedeutet mich zwei Dinge:

1. Sich in all diesen NachhaltigkeitsGedanken auch Gedanken über sich selbst und die eigene Person zu machen, kommt früher oder später noch hinzu. Zumindest ist das meine Erfahrung. Bei uns hat das Reduzieren von Büchern und Babykram in der Tat dazu geführt auch solches zu reduzieren, was uns abgelenkt hat. Beziehungen, die verletzend und krankmachend waren. Gedanken darüber, was andere über mich denken und wie und ob ich ihnen gerecht werde. Falsche Erwartungen vor mir an die anderen und von den anderen an mich. Das sind Dinge, die plötzlich auch in den Blick geraten.

Ich kann euch an dieser Stelle keine Seite empfehlen, die genau das zum Thema macht. Hier auf MamaDenkt gibt es den ein oder anderen Artikel dazu. Einfach mal unter achtsamsein oder Psychohygiene nachschauen. Spontan fällt mir außerdem MyMonk oder auch Frau DingDong ein. Ein oder mehr Klicks auf diese Seiten lohnt sich immer.

2. Ich mache mich auf die Suche nach bewussten Alternativen. Alternativen, die meinem Weg von ökologischer Nachhaltigkeit entsprechen.

Es gibt so viele Möglichkeiten, um irgendwo anzufangen und schnell stellt sich heraus, wir sind nicht allein.

Nachhaltigkeit versus Minimalismus

Manchmal komme ich an den Punkt, dass ich das Gefühl habe, Nachhaltigkeit und Minimalismus gehen nicht immer Hand in Hand. Vor allem dann, wenn ich meinen Kreativschrank vor Augen habe. Wir versuchen hier alles immer auch irgendwie noch ein zweites Mal zu verwenden oder einem Ding eine zweite Chance für einen weiteren Einsatz zu geben. Das funktioniert nicht immer. In Zeiten wie kurz vor Weihnachten oder auch vor Ostern, sammelt sich einiges an Kram an. Minimalistisch ist mein Kreativschrank und das Drumherum meist nicht. Verpackungsmaterialien aber einfach wegzuwerfen fällt mir schwer und sofort wieder für irgendwelche Post zu verwenden auch.

Hierfür bin ich tatsächlich immer mal wieder auf pinterest unterwegs und habe selber die ein oder andere Pinnwand angelegt. Allerdings muss ich mir beim Suchen auf diesen Seiten klare Zeitangaben setzen. Ansonsten verliere ich mich dort.

So, ihr findet in diesem Artikel wirklich viele Links und Ideen, wie nachhaltig aussehen kann. Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr euren Alltag auf Nachhaltigkeit hin überprüft? Was fehlt ganz unbedingt?

10 Gedanken zu „Entrümpeln (6). Nachhaltigkeit“

  1. Interessanter Gedanke, dass Minimalismus und Nachhaltigkeit nicht immer Hand in Hand gehen. Vor allem mit Kindern ist das tatsächlich ein forderndes Unterfangen… Merke ich selbst. Und auch wenn ich auf mich bezogen sagen kann, dass ich minimalistisch lebe. Bei unserer Tochter gelingt mir das weniger gut. Dennoch: im Vergleich zu anderen hat sie noch wenig Spielsachen. Empfindet es aber witzigerweise gar nicht so… Danke für den anregenden Artikel!

  2. Servus Rage,
    jaaa, der Gedanke der Nachhaltigkeit mit Familie in die Praxis zu heben ist steinig & mit Rückschlägen versehen. Ich habe selber 3 Kinder von 9 bis 14 Jahren, die auch nicht in allem mit meinen Ansichten einverstanden sind. Da ist viel kleinräumige Überzeugungsarbeit notwendig. Vorleben ist meine Devise. Ich brauche einen langen Atem :-)
    Liebe Grüße, Dieter

  3. Hallo!

    Bei mir ist das auch so, das kann ich daher nur bestätigen. Minimalismus und Nachhaltigkeit widersprechen sich manchmal. Derzeit bin ich gerade wieder einmal am Ausmisten und da fällt es mir besonders auf. Da ich versuche so viel wie möglich selbst zu machen, liegen einige Stoffe und auch Jeanshosen als Basismaterial herum.

    Im Augenblick brauche ich es nicht und könnte gut darauf verzichten. Aber Wegwerfen und neu kaufen, wenn es nötig ist, ist für mich dann auch keine Option.

    lg
    Maria

  4. Ich lese mich nun seit gut anderthalb Jahren durch Minimalismusblogs und finde für mich die „Ich kauf nix“-Variante am sinnvollsten: ich habe anfangs eine Menge aussortiert und gehe auch immer noch ab und zu kritisch durch die Regale. Aber alles wegzugeben erfordert dann meist schnell wieder eine Neuanschaffung, wenn etwas unwiederbringbar kaputt geht. Daher werden bei uns Dinge durchaus aufbewahrt, die noch mal eine zweite Chance, gerne auch als Ersatzteile, bekommen sollen.
    Bei Kleidungsstücken, die mir nicht mehr passen oder gefallen, bin ich inzwischen dazu übergegangen, sie daraufhin kritisch zu beäugen, was ich aus ihnen für mich oder vor allem für meine Jungs noch nähen kann (Kleidungsstücke haben den Nachteil, dass, schneidet man sie auseinander, um sie neu zu vernähen, natürlich in kleineren Schnitten verarbeitet werden müssen; Pech für mich selbst, gut für die Kinder :-) ). So habe ich diesen Winter bereits sechs T-Shirts in Kindergrößen für die Sommersaison produziert, wobei mich am Ende der Ehrgeiz gepackt hat, möglichst alle Reste zu verwerten – so bin ich dann auch noch über einen Schnitt für Jungsunterhosen gestolpert, der seitdem die Kleinteilreste verwurschtelt und dank einiger Kinderstoffreste, die noch auf dem Dachboden liegen, reißenden „Absatz“ bei meinem Großen findet.
    Für mich selbst hinterfrage ich inzwischen vor allem jeden Kleidungskauf kritisch. Dieses Jahr habe ich noch gar nichts gekauft (was bei meinem ehemaligen Einkaufsverhalten nicht zu verachten ist). Eine durch falsches Waschen lädierte Outdoor-Regenjacke werde ich bei wärmeren Temperaturen noch mal probetragen, vielleicht gehts auch noch mit verkruntscheltelten Nähten; ich war schon kurz davor, sie mir noch mal neu zu bestellen, will aber erst mal abwarten, wie fahrradfähig ich damit noch sein werde (Bewegungsfreiheit muss bei 11km one way dann doch sein…).

  5. Hallo rage!
    Was du schreibst, ist so wahr! Es gibt so viele tolle Bewegungen in dieser Richtung. Aber wir sind auch keiner zu 100% „verfallen“, das geht sich nicht aus. Unverpacktläden sind toll, aber für uns kein Thema, da wir dafür viele Autokilometer in Kauf nehmen müssten. Wir achten auch sehr darauf, hauptsächlich in unserem Ort einzukaufen und den hiesigen Handel zu unterstützen. Drum bestell ich auch wenig im Internet. Plastikfrei und Zero waste ist das dann halt nicht immer.
    Beim Ausmisten wandert auch nicht alles in den Müll oder wird verschenkt, ich reparieren viel bzw. hebe einiges auf. Mein Kleiderschrank ist eher nicht minimalistisch, dafür ausschließlich second Hand, da ich sehr vieles nehme, was meine beiden Schwestern ausmisten.

  6. Hey Rage, finde deine Einstellung sehr gut, versuche selbst bewusster zu leben, sei es beim Einkauf auf Nachhaltigkeit zu achten oder mir Zeit für mich zu nehmen. Ich habe selbst auch schon gemerkt, dass sich nachhaltig sein, in dem man Dinge erneut verwendet und gegen die Wegwerfgesellschaft ist, sich ein wenig mit Minimalismus überschneidet. Bei mir gewinnt dann aber oft der Minimalismus, da ich wenig Platz in meiner Wohnung hab und mir denke, wenn ich es mal wirklich wieder verwenden könnte, dann hab ich bereits vergessen das ich es hab.

    Liebe Grüße
    Janett

  7. Pingback: Wie entrümpelt man ein Haus? Entrümpeln leicht gemacht |

  8. Pingback: Entrümpeln Tipps #1. Ein Leitfaden. | MamaDenkt.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert