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Klimafasten – sieben Wochen ohne

Regentropfen auf der Fensterscheibe vor einem dunklen Himmel MamaDenkt

Klimafasten – eigentlich ein ganz seltsamer und paradoxer Begriff , wenn wir ehrlich sind. Wie soll das gehen? Das Klima fasten… Das Klima ist überall, immer da, mal gut, mal schlecht – im Wandel, leider zum Negativen. Aufs Klima zu verzichten – unmöglich. Dabei ist es dann doch ganz einfach: Klimafasten heißt, sich in der Fastenzeit für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit einsetzen. Darum geht’s für diejenigen, die sich dieser Aktion anschließen und sich mit ihren Themen auseinandersetzen. Ganz einfach, könnte man meinen.

Klimafasten – Klimaschutz in der Fastenzeit

Und da sind wir auch schon mitten im Thema: Die nächsten sieben Wochen steht die Fastenzeit an. Die Stoffbeutel sind prallgefüllt mit Süßigkeiten, Schokoladenriegeln, Kaubonbons und Lutschern vom Karnevalsumzug. Der Weg entlang der Supermarktregale führt schon jetzt die nächste süsse Festivität vor Augen: Ostern. Und vorher? … wird gefastet. Der Verzicht auf was auch immer wird nahezu überall zelebriert: „Sieben Wochen ohne“ heißt das Motto.

Das Klima schützen in der Fastenzeit

Wir befinden uns noch immer in diesem besonderen saisonalen Zeitfenster, in dem sich vieles rund um Neubeginn, Abnehmen, Frühjahrsputz (von Haus und Körper) und nicht zuletzt um die Fastenzeit dreht. Was das Fasten angeht, gibt es inzwischen zig verschiedene Dinge oder Verhaltensweisen, auf die wir verzichten können. Das WIE sieht dabei sehr unterschiedlich aus. Es gibt das Heilfasten, das Intervallfasten, Saft-Fasten, Früchte-Fasten, Fasten nach A und Fasten nach B. Bei allem geht es um Verzicht.

Ein Definitionsversuch der Begrifflichkeiten

Im Netz findet sich zum Beispiel diese Definition von Fasten:

„Als Fasten wird die völlige oder teilweise Enthaltung von allen oder bestimmten Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen bestimmten Zeitraum … hinweg bezeichnet.“

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fasten, Stand 28.02.2020)

Da wir meist auf nur ein bestimmtes Genussmittel verzichten, handelt es sich bei vielen zur Zeit fastenden Menschen eher um eine Art Abstinenz und Enthaltung, die sie in ihren Alltag einbauen. (Auch das lässt sich in dem gefundenen Artikel nachlesen.)

An dieser Stelle muss ich an meine Ausbildungszeit denken. Damals lebten wir in einem Studentenwohnheim und eine Hand voll meiner Kommilitonen beschlossen das Heilfasten zu versuchen. Dabei verzichteten sie 5 bis 10 Tage auf feste Nahrung, was ich total befremdlich fand, mich bis heute jedoch sehr imponiert; denn selber habe ich mich noch nicht an ein solches Experiment herangetraut. Mehrere Wochen ohne Zucker haben gut funktioniert. Doch komplett auf Nahrung zu verzichten – das war mir bisland nicht möglich.

Die Ursprünge der Fastenzeit

Das Fasten hat sehr unterschiedliche Hintergünde: politische (Hungerstreik), gesundheitliche (Diäten, mit dem Ziel der Gewichtsreduktion oder aufgrund von Krankheiten) oder auch religiöse und spirituelle, die auf eine konzentriertere Wahrnehmung, einen geschärften Geist oder mehr Nähe zu Gott abzielen.

Wurzeln des Fastens finden sich in allen großen Weltreligionen wider – allerdings in ganz unterschiedlicher Form und Ausprägung. Im Islam gibt es den Ramadan, dessen Einhaltung ich während meiner Zeit in der Flüchtlingshilfe erlebt habe. Das Fasten ist eine der religiösen Pflichten aller Muslime und bedeutet von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang weder Speisen noch Getränke zu sich zu nehmen. Es gibt ein paar Ausnahmen, aufgrund derer Muslime von dieser Fastenpflicht entbunden sein können: menstruierende Frauen oder Mütter nach der Geburt, Kinder oder sich auf Reise befindende Muslime.

Das christliche Fasten hat seine Wurzeln in der jüdischen Tradition. Dabei handelt es sich häufig um die 40 Tage vor Ostern, an denen heute auf bestimmte Genussmittel, wie Schokolade, Zucker, Fleisch oder Alkohol verzichtet wird. Früher gab es in diesem Zeitfenster zwei festgelegte Tage, an denen komplett gefastet wurde, meist der Mittwoch und der Freitag. Mancherorts wird heute auch noch vor Weihnachten gefastet, um sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten – was allerdings insgesamt seltener vorkommt.

Wieso fasten wir heute? Wieso Klimafasten?

Aber warum fasten wir heute überhaupt noch? Wieso tun wir uns das an? Ist das nicht schon längst überholt?

Die einen verzichten auf Zucker, die anderen auf Fleisch oder das Smartphone. Es gibt so viele Dinge, auf die wir heute verzichten können. Ganz neu dazu gekommen in den letzten Jahren: Verpackungsfasten, Plastikfasten, Konsumfasten oder – wie oben im Titel genannt – Klimafasten.

Nun, ich faste, weil es mir ums Mindset geht und darum, dass ich Verzicht meist nur zu Anfang als solchen empfinde. Es dauert oft nicht lange und ich bin stolz, ohne eine bestimmte Sache auszukommen und ein Stückchen Freiheit dazu oder vielleicht sogar zurückerlangt zu haben.

O-Ton der anderen …

„Du machst dir doch was vor…“ – „Wer’s braucht.“ – „Mach du nur…“

Irgendwer, irgendwann einmal

Ja, ich weiß, dass manche_r so denkt. Vielleicht ist das sogar so. Das ist in Ordnung und ändert für mich inzwischen nichts mehr daran, mir weiterhin jedes Jahr die eine Sache herauszusuchen, auf die ich verzichte.

Dieses Jahr sind es sogar zwei Dinge, bei denen ich Verzicht üben möchte: Zum einen verzichten wir als Paar darauf, abends auf dem Sofa zu streamen, zu netflixen – uns berieseln zu lassen. Grund, wir wollen unsere Zeit wieder sinnvoller füllen: alleine, zu zweit oder auch als Familie und mit Freunden. Auch in Sachen Nachhaltigkeit ein Bonus, weil wir weniger Energie verbrauchen und unsere Geräte „schonen“. Bislang klappt das ziemlich gut.

Zum anderen finde ich die Aktion rund ums Klimafasten total sinnvoll und motivierend. Daher habe ich beschlossen durch Blogbeiträge in den kommenden sieben Wochen auf die Themen und Inhalte der Aktion aufmerksam zu machen. Außerdem will ich unsere Hebel als Familie suchen und ausprobieren, um zum Beispiel in Sachen Mobilität nachhaltiger unterwegs zu sein.

Klimafasten für mehr Gerechtigkeit heute – und in Zukunft

Was hat es nun mit diesem Klimafasten genau auf sich? Es handelt sich hierbei um eine kirchliche Aktion, mit folgendem Ziel:

Klimafasten

„Mit dieser Fastenaktion stellen wir uns in die christliche Tradition, die in der Zeit vor Ostern des Leidens gedenkt und bewusst Verzicht übt, um frei zu werden für neue Gedanken und andere Verhaltensweisen.“

Quelle: https://www.klimafasten.de/, Stand: 28.02.2020

Themenwahl zum Klimafasten

Die Aktion ermöglicht es sowohl offline als auch online auf Materialien zuzugreifen und sich gemeinsam mit anderen auf den Weg zu machen. Jede Woche besitzt dabei ein ganz eigenes Thema, die ich euch hier verlinkt und mal kurz und knapp zusammengestellt habe:

  • In Woche EINS geht es um den ökologischen Fußabdruck,
  • in Woche ZWEI um Energie
  • in Woche DREI um Lebensmittelretten
  • in Woche VIER um Elektronik-Konsum
  • in Woche FÜNF um Mobilität und nachhaltiges Reisen
  • in Woche SECHS um Plastikfreies Leben
  • und in Woche SIEBEN um Gemeinsame Veränderungen

Diese Themen haben nicht nur ein Mal im Jahr eine Bedeutung. Wie brauchen große Veränderungen, für die wir uns zusammentun dürfen und müssen.

Vielleicht kommen wir ja an den Punkt und können manches zwei, drei oder vier Wochen länger durchziehen. Schließlich erreichen wir dann erst die 65 Tage, die es braucht, um eingefahrene Verhaltensmuster zu verändern und neue zu etablieren. Was meint ihr? Ich versuche die Fastenzeit für uns zu nutzen,

  • langfristige Verhaltensänderungen für mich umzusetzen und
  • sehr konkret Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu praktizieren.

Denn wie es mein Jahresmotto so schön auf den Punkt bringt: Machen ist wie wollen – nur krasser!

3 Gedanken zu „Klimafasten – sieben Wochen ohne“

  1. Tolle Aktion! Ich habe selber schon oft die Erfahrung gemacht, dass eine „vorübergehende“ Auszeit wie ein Fastenmonat zu einer langfristigen Verhaltensänderung führen kann – und nutze das immer wieder gezielt. Das Klimafasten und die von dir angesprochenen Möglichkeiten bieten ganz viel Potential – Danke für die Inspiration!

  2. Fasten gibt es in allen Weltreligionen. Ich verstehe deshalb nicht, was gerade die 40tägige Fastenzeit im Christentum für einen Bezug zum Judentum haben soll. Im Judentum gibt es einzelne Fastentage. Am Bekanntesten ist Jom Kippur – der Versöhnungstag. Fasten bedeutet in der jüdischen Tradition dann: nicht essen, nicht trinken, kein Sex, keine Kosmetik – 24 Stunden lang. Eine Parallele zum Klimafasten oder anderen Varianten vom „sieben Wochen ohne …“ ist für mich nicht erkennbar.

    1. Riitta Jokinen-Jacobi

      Was ich nicht verstehe, sind SIEBEN WOCHEN. Ich zähle und zähle, aber komme nur auf sechs Wochen. Der Donnerstag nach Aschermittwoch ist der erste Fastentag und der Samstag vor Ostersonntag der letzte, wobei eigentlich der Mittwoch vor Gründonnerstag der letzte Fastentag ist. Am Gründonnerstag gibt es das letzte Abendmahl, also ist Fasten vorbei. Warum also 7 Wochen. Ich verzichte in der Fastenzeit seit Jahren schon auf: Alkohol, Kaffee, Fleisch, alles Süsses.

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