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re:THINK Workshop in Hamburg

Am Freitagmorgen ging es tatsächlich nach Hamburg. Ich hatte es bis dahin irgendwie selber noch gar nicht so realisiert. Bis ich mich dann schließlich um halb sechs aus dem Bett geschält und aus dem Schlafzimmer gestohlen hatte, um endlich im Auto auf dem Weg zum Bahnhof zu sitzen.

Mal abgesehen von einer Reihe verkehrstechnischer „Knappheiten“, war es ein sehr begeisterndes, inspirierendes und vor allem, wie der Name des Workshop tatsächlich sagte, ein zurückdenkendes im Sinne von neu überdenkendes Wochenende. Insbesondere für mich.

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Saß ich um 7:02 Uhr noch im Auto, auf der Suche nach einem Parkplatz, war mir völlig klar, dass ich meinen Zug um 7:13 Uhr nicht bekommen würde. Aber irgendwie, irgendwie saß ich letztlich doch noch drin. Obwohl der Zug insgesamt bestimmt 30 Minuten Verspätung hatte, spuckte mich die U-Bahn rechtzeitig vor dem Hotel aus, um mit 50 weiteren Bloggern ins OTTO-Loft gefahren zu werden.

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Da stand ich nun. Inmitten einer Reihe anderer ambitionierter, professioneller oder semi-professionellen Bloggern. Ich kannte KEINEN. Und doch stellte sich schnell heraus, dass ich gar nicht so allein war. Einige der Blogger-Persönlichkeiten kannte ich aus dem Netz: in der Regel aus meiner Twitter-TL oder weil Journalisten schon bei mir angerufen hatten, um Informationen zu anderen Bloggern zu erhalten. (btw: Spitze! diese Art des Journalismus…)

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re:THINK – Workshop

Nach einer kurzen Stärkung und einem „Say hello“ – Everybody, begann der Workshop mit einem Science Slam. Mir war dieses Medium der Informationspräsentation ehrlich gesagt neu. Nichtsdestotrotz habe ich dafür Feuer gefangen und werde mal schauen, in welcher Weise ich das in meinen Betätigunsfeldern umsetzen werde. Zumindest das Ausprobieren steht auf der To-Do-Liste. Worum es dabei geht? Kurz: Ähnlich wie beim Poetry-Slam werden in kürzester Zeit, mittels schneller Sprache und spannender keynote-Präsentation wissenschaftliche Informationen an die Zuhörer vermittelt. Sehr spannend und vor allem amüsant. Die Ohren hören einfach gerne zu und das Gehirn kann nicht anders als dem Speaker zu folgen.

Neben einer Begrüßung von den Machern von re:BLOG gab es einen Vortrag von Nadine Schubert, einen umfassenden Einblick in die Arbeit von „viva con agua“ und die Möglichkeit Mitarbeitern von OTTO Fragen zu ihrer Auffassung von Nachhaltigkeit zu stellen.

Drumherum und auch danach gab es viel, viel Zeit gutes Essen zu genießen, sich mit den anderen Bloggern bekannt zu machen, zu vernetzen und das tolle nachhaltige Ambiente im Loft zu bestaunen.

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Meine persönlichen Highlights

Was ich wirklich ganz großartig fand, war die Tatsache, dass ich im RealLife plötzlich sympathischen Menschen gegenüber stand, die ich bislang nur aus meiner twitter-TL kannte und nur dort als sympathisch und freundlich einschätzte. Nun in meiner Auffassung bestätigt zu werden, war eine gute Erfahrung.

Was ohne Einschränkung für mich auch zutraf, war, dass das Drumherum einfach stimmte. Das Essen war köstlich, wenngleich für so viele Vegetarier und Veganer an einem Ort doch noch ausbaufähiger. Die Location, das Interieur, das Licht und die Hintergrundmusik waren so toll aufeinander abgestimmt, dass ich mich willkommen und am richtigen Platz gefühlt habe. Das Hotel war großartig und ich bin um halb elf ins Bett gegangen. Na ja, nicht ganz. Ich war so aufgekratzt und unruhig, weil nach so vielen Jahren mal wieder ganz allein nachts, dass ich erst Stunden später eingeschlafen bin.

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Mein Einstieg in mein Hamburg-Wochenende war auch literarisch einschneidend. Nachdem ich meinen Polit-Thriller durch hatte, habe ich mich dem Buch von Harald Welzer „Selber denken“ gewidmet. Dieses Buch in Kombination mit einem Workshop, bei dem es um die Reduktion von Plastik und grundlegende Nachhaltigkeit ging, in einer Großstadt wie Hamburg war einfach einschneidend. Noch immer bin ich gedanklich mitten im Thema und weiß ehrlich gesagt noch nicht so ganz, wo ich jetzt stehe.

Gedankenpotpourri

re:THINK im wahrsten Sinne des Wortes. Denn während des Workshops stelle ich fest, wie richtig ich in so mancher meiner Annahmen bzgl. Plastik und auch den hochgelobtem Alternativen von biologisch abbaubarem Plastik liege.

Ich bemerke, wie sehr sich so manche ganz und gar nicht plastikfreie Konsumhaltung in den vergangenen Monaten bei uns zurück eingeschlichen hat. Angefangen bei den Milchtüten über den fehlenden Komposthaufen bis hin zu dem unregelmäßigen Gebrauch von Stoffwindeln.

Ich überdenke meinen Wunsch nach plastikfrei und stelle fest, ich möchte einfach keinen Müll mehr produzieren. Egal welcher Art. Und scheinbar gibt es da draußen noch jede Menge anderer Menschen, die sich bei der Suche nach machbaren Alternativen für Familien in Sachen Plastikfreiheit schwer tun.

Was bleibt?

So Einiges. Zum einen möchte ich wieder ein bisschen konsumfreier leben, denn meiner aktuellen Einsicht nach, ist Widerstand notwendig, wenn sich etwas verändern soll. Außerdem sind da neue Ideen gewachsen, die ich gerne ausprobieren möchte. Persönlich für mich, in unserer Familie, aber auch beruflicher Natur. Und dann sind da auch noch Gedanken, ob dieses Leben hier im Netz überhaupt noch seine Existenzberechtigung hat? Aber das ist mir für heute Abend zu schwierig, zu philosophisch.

Denn wie weiter oben schon festgestellt: Ich habe hierüber doch schon so viele tolle Leute kennengelernt… Ich werde morgen früh jedenfalls mit Kastanien unsre Wäsche waschen. Ich werde berichten und hoffentlich nicht die Waschmaschine zerstören.

10 Gedanken zu „re:THINK Workshop in Hamburg“

  1. Nur zu den Kastanien kurz:
    Am besten geht es, wenn du die klein machst und eine Nacht in etwas Wasser stehen lässt (so dass die Kastanien bedeckt sind). Nicht zu lange stehen lassen, das wäscht zwar noch, stinkt aber ;-) Und dann nur das Wasser in die Waschmaschine, dort wo auch das Waschmittel rein kommt.
    Geht super gut ;-)

    1. Danke für den Tipp mit den Kastanien. Bei uns hat es tatsächlich geklappt. Was weißt du zu der möglichen Flüssigkeit, die in der Waschmaschine verbleibt? Gammelt das vor sich hin??

      1. Wir waschen etwas weniger als 2 Mal die Woche und da stinkt nix und gammelt nix. Und wir waschen eigentlich nie über 60º. Wir pumpen auch nix ab. Wir waschen aber dann und wann mit Seife – aka konventionellem Waschmittel.

  2. Pingback: Kastanien als Waschmittel – MamaDenkt.de

  3. Als ich Klein-L vierlagig mit waschbarem Material wickelte, 9 Monate lang, habe ich 3 gebraucht um mir einzugestehen, dass ich keine Lust mehr habe. Erst fanden alle blöd, dass ich aufhörte und dann hörten sie auch auf. Heute würde ich erst gar nicht damit anfangen.

    Wichtigste Erkenntnis der letzten Wochen:
    MIR MUSS DER PROZESS SPASS MACHEN! Was helfen mir hohe Ideale, die für mich nicht alltagstauglich sind?

    Bau dir eine Wurmkiste für den Balkon. Oder du vergräbst den Biomüll einfach im Garten. Du kannst aber auch einfach chillen und die Welt nicht retten. Zweitwichtigste Erkenntnis. Ich habe keine Lust etwas zu bauen. Will ja leichtes Gepäck. :)

    Welzer schreibt ja auch sinngemäß, dass die Leute vom Denken noch lange nicht ins Tun kommen. Was ist denn die Sollbruchstelle? Welt retten ist kein minimalistischer Aufwand.

  4. Ich habe Welzers Buch noch nicht zuende gelesen. Seitdem ich wieder zurück bin, habe ich sowieso noch nichts weiter gelesen…

    Der Prozess muss Spaß machen. Für mich habe ich festgestellt, dass ja und nein hier gelten. Ja, denn ich merke, dass ich erst dann auch Lust auf langanhaltende Veränderung habe. Es lässt sich dann viel, viel leichter in den Alltag implementieren.
    Nein, weil ich finde, dass es ruhig auch mal umständlich sein darf. Schwierig. Ich glaube, dass wir häufiger mal aus unserer Komfortzone heraustreten sollten, um Leben zu verstehen, zu verändern und zu gestalten.

    Und das mit dem Denken und Tun: Ja, das kann ich mir auch vorstellen. Vielleicht bin ich ja so ein kleiner Weltenretter oder habe zumindest das Herz für sowas am rechten Fleck. Nichtsdestotrotz braucht es manchmal wirklich viel Zeit bis Gedanken vom Kopf ins Herz und dann irgendwann auch in die Hände rutschen…

    1. Hallo rage,

      deinen Kommentar spricht genau das an, was mich gelegentlich auch bei der Minimalismus-Bewegung stört: Ja, es darf auch mal weh tun – sonst wird das nämlich nichts mehr. Klar, wir können alle so weiter machen wie bisher und es passiert nichts. Oder wir fragen uns, was wirklich schief läuft. Kleine Schritte sind toll und wichtig – das will ich gar nicht in Abrede stellen, aber sie reichen aus meiner Sicht leider nicht mehr aus. Nur die andere Lösung, die kenne ich leider auch nicht.

      Liebe Grüße & danke für deinen schönen Bericht zur re:think,
      Svenja (Apfelmädchen)

  5. Also diese Spaß Sache finde ich merkwürdig. Muss Welt retten Spaß machen?! Nö. Welt kaputt machen macht auch keinen Spass, gemessen an den (nicht nur psychischen) Krankheiten, die ein erheblicher Teil der Beteiligten davon trägt xD

    Mal zwei Seiten dazu:

    Zuerst:
    Ich glaube aufrichtig nicht, dass wir irgendeinen Anspruch darauf haben, dass etwas Spass machen muss, wenn wir es tun sollen. Das ist mir persönlich viel zu hedonistisch und viel zu sehr Ich-Bezogener Selbstzweck.
    Ich kann doch bitte von einem Menschen erwarten, dass er sich n bißchen zusammenreißt, wenn es um so einen Kram, wie die Zukunft unseres Habitats geht :D
    Kleine Kinder hören doch auch nicht auf zu versuchen Laufen zu lernen, nur weil sie hinfallen und das weh tut. Macht denen sicher auch keinen Spass.

    Aber:
    Ich glaube in Anbetracht der Gesellschaft in der ich leben darf/muss, dass die meisten Leute überhaupt kein Interesse daran haben, für was größeres oder wichtigeres zu arbeiten als sich selbst, wenn es nicht wenigstens Spass macht. Auch Familie ist für viele Menschen nur eine Art Egoverlängerung.

    Die Synthese aus dem: Es muss Spass machen, für die meisten, damit das irgendeinen durchschlagenden Erfolg hat, bevor die Motivation „adapt or die“ lautet :D Einige wenige werden sich aber durchaus aus der Deckung bewegen und das Unbehagen der meisten Leute auf sich ziehen, weil sie sich absolut nicht sozialadäquat verhalten und dafür auch noch gute Gründe haben.
    Das sollten die Wenigen aber möglichst nicht moralisierend unternehmen, weil das (meistens) mehr abschreckt, als motiviert (Lieblingsbeispiel: Kampfveganer, die meinen Vegetarier blöd anmachen zu müssen, wie grausam doch ihr Lebensstil ist – Mag stimmen, bringt aber nur eines garantiert: Antipathie).

    Und da schließt sich der Kreis: Denn dieses (oft) nicht sozialadäquate Verhalten des hier erforderlich ist macht keinen Spass, weil viele Leute schon das Verhalten (wenn auch nur unterbewusst) als moralisierend empfinden, weil sie vorgelebt bekommen, dass das was sie tun eben nicht alternativlos ist und man durchaus einige Dinge im Sinne der Kinder tun kann, die man so in die Welt setzt. Oder aber sie finden schon dieses Auseinandersetzen mit Alternativen doof, weil das der erste Ansatz hin zu Selbstreflexion ist , die wiederrum einen Blick in den Spiegel erfordert, den wir Menschen (hedonistischer Weise) gerne vermeiden ;-)
    Das nur meine höchstpersönliche Erfahrung zu dem Thema. In unserer Gesellschaft wird Toleranz einfach mehrheitlich geheuchelt, nicht gelebt oder auch nur ernsthaft gedacht.
    Dass das keinen Spass macht liegt also imho in der Natur der Sache, weil man in weiten Teilen gesellschaftliche Konventionen verlassen muss, um das zu tun.

    tl;dr:
    Schön, wenn Weltrettungsversuche Spass machen – müssen Sie aber nicht und tun sie auch oft nicht, weil sie sich häufig gegen die Art Leben richten, die die Mehrheit der Gesellschaft als lebenswert erachtet.

    Andererseits: Nur weil es Spass macht, sollte man auch nicht sagen, dass es kein Weltrettungsversuch ist ;-)

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