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Wände. BauTagebuch (1)

Nach dem Entrümpeln kam das große EntTapezieren. Möbel, Bücher, Handtaschen… all das Zeug, das für den Flohmarkt zur Seite gelegt wurde, deponierten wir im „großen Klassenzimmer“ oder irgendwo unterm Dach.

Jetzt konnte es losgehen. Tapeten wurden von den Wänden gezogen. Erstaunlich einfach, wenn ich das mal sagen darf. Damit hatte keiner gerechnet. Bis dann auf einmal klar war, dass unter der einen Wand ja auch noch eine Art StyroporTapete angebracht war; etwa einen halben Zentimeter dick. Prächtig. Und natürlich in der oberen Ecke leicht mit Schimmel bedeckt. Runter damit.
Aber was war das? Dahinter befand sich ja gar nicht das erhoffte Mauerwerk. Nein, die Wand war mit SpanPlatten verkleidet. Würde uns das in den anderen Zimmern auch erwarten?

Als wir unseren Verputzer fragten, ob er wüsste, was das für Material sei, hieß es nur: „Na, irgendeine gepresste und verklebte Holzplatte zum Dämmen.“ – „Und äh, was machen wir damit?“ – „Abmachen?“ – „Aber wir wissen ja nicht, was uns dahinter erwartet.“ – „Ah ja, haste irgendwo ein Stemmeisen oder ne Brechstange?“ – …

IMG_1584Ein Schlag und wir wussten was sich hinter dem verklebten Holz befand. TeerPappe. Mhm. Lecker. So hat man das damals also gemacht. Vielleicht vernehmt ihr den leicht sarkastischen Unterton. Diese Tonlage, die vermittelt, dass wir ja heute ach so viel schlauer sind. Deswegen verkleben wir heute unsere KunststoffFenster (als wenn die nicht Kompromiss genug wären) mit PUBauSchaum***. (Mein neues LieblingsWort) oder verarbeiten wo es nur geht irgendwelche Platten, die mit Leimen zusammengehalten werden, die unter Umständen noch ein bisschen Formaldehyd ausdämpfen. Styropor und Konsortien werden weiterentwickelt, neu benannt und sind die DämmBaustoffe schlechthin. Denn jeder packt sein Haus damit ein.

Gestern noch habe ich mich mit einer Freundin unterhalten. Ich meinte, „Ich bin ja gar nicht so öko.“ Daraufhin blitzte ein Grinsen auf ihrem Gesicht auf. Ja, ja von wegen – denn so ein bisschen scheine ich das wohl zu sein. Allerdings mache ich keinen Unterschied zwischen Schimmel und giftigen Materialien oder Baustoffen. Ich mag beides nicht in meinen vier Wänden haben, weil die Konsequenzen beide Male erheblich sein können. Warum werde ich dann belächelt? Ich meine nicht, meine Freundin. Ich glaube, sie konnte meinen GedankenGang nachvollziehen. Aber von Handwerkern und dem Rest der Welt? Wer will bitte Schimmelpilz in seinem Zuhause haben? Schnell, günstig, schön. Das scheinen die Kategorien zu sein, in denen gebaut und renoviert wird. Ach was sag ich, in denen gelebt wird. Bei uns hat sich das irgendwie geändert.

Aber zurück zur TeerPappe. Befestigt mit 100ten von Nägeln, riss mein Mann über zwei Nächte das Zeug von der Wand. Es dran zu lassen, irgendwas anderes drüber zu hängen, war keine Alternative. Dann, endlich das Mauerwerk. Und was für eins. Mit Vorsicht widmeten wir uns den anderen Wänden… Zum Glück, war es bislang die einzige derart gedämmte Wand. Jippiieh! Der Rest entblößte bemaltes Mauerwerk. Es handelte sich in der Vergangenheit wohl um die Lehrerwohnung inklusive „Sekretariat“. Ich muss sagen, diese Borte und diese bemalten Wände gefielen mir sehr gut. Mal schauen, wann ich dazu komme in meinem „MädchenZimmer“ den ausgesparten Teil der Wand, der nicht baubiologisch verputzt wurde, nachzumalen.

IMG_0622An den anderen Wänden rissen wir außerdem dieses KlebePVCZeug von den Wänden. Ich weiß leider nicht, wie es hieß. Anfangs dachte ich immer, das wären echte Kacheln an den Wänden. Pustekuchen. Dasselbe, was man sich auf den Boden kleben kann und konnte, hat man sich wohl lange Zeit auch an die Wände gemacht. Natürlich absolut atmungs-deaktiv und mit den entsprechenden Konsequenzen an der Wand dahinter. Putz abschlagen können wir inzwischen gut.
IMG_1621In dieser Zeit – irgendwann im Herbst – riss mein Mann mit der Hilfe einiger starkerHände außerdem noch zwei Wände ein, so dass aus fünf MiniRäumen, zwei normal große Räume wurden, aus denen sich ein Bad und eine Küche machen ließen. Noch immer sind wir damit beschäftigt, in diesem alten Haus passend zu machen, was passt. Das scheint irgendwie nochmal anders zu sein als neu zu bauen. (So das Feedback der Handwerker, Freunde, Bekannten und Nachbarn – denn wir hatten bislang gar keine Erfahrung in solchen Dingen.)

IMG_9834Ich organisierte währenddessen den Abriss eines riesigen EfeuWucherGewächs an der AußenFassade, das uns natürlich das Regenrohr abgerissen hat und den Einsatz eines Dachdeckers erforderlich machte. Das neue Rohr sieht toll aus. Aus dem geplanten Renovieren wurde ein Sanieren – das kann man nicht anders sagen.

Jetzt liegen diese Arbeitsschritte schon weit hinter uns und ich kann es manchmal gar nicht glauben, was schon alles passiert ist. Ich staune über die Menge, denn viel häufiger werde ich damit konfrontiert, was noch alles gemacht werden muss. Mit dem Blick auf die Uhr und in den Geldbeutel kehrt dann ab und an auch Frustration ein. Die wird dann aber gleich wieder verscheucht. Denn es hilft ja nichts.
Wir haben uns entschieden und ich persönlich habe mich entschieden, dass ich da nicht nur durch muss, sondern jede Sekunde genießen will. Es ist anstrengend und beschwerlich. Aber ich will es genießen, um nicht irgendwann sagen zu müssen, ach, hätten wir das nicht gemacht. Und ich muss feststellen, es ist so. Ich genieße wirklich jede Minute. Das Einzige worauf ich manchmal verzichte, ist ein bisschen die Zweisamkeit mit dem großen Kerl. Aber auch wir zwei machen und suchen das Beste daraus.

Ich freu mich auf unsere erste SommerGartenParty.

Dann ging es an die Wasser und Stromleitungen… (Fortsetzung folgt)

4 Gedanken zu „Wände. BauTagebuch (1)“

  1. Da habt ihr ja echt schon einiges geschafft! Glückwunsch dazu!
    Ich bin sehr gespannt, für welche Baumaterialien ihr euch entscheidet, wenn die Demontage vorbei ist und es an den Aufbau geht!
    LG Zora

    1. Ja, dazu gibt’s dann die nächsten Wochen mehr. Aktuell befinden wir uns im Aufbau und ich finde es ganz schön anstrengend sich permanent gegen die konventionellen Baumaterialien zu stellen oder irgendwelche Kompromisse eingehen zu müssen. Andauernd dieselben Diskussionen zu führen und haste nicht gesehen. Ich werde berichten…

  2. Waaaahhhnsinn! Was ihr euch für eine Arbeit macht. Ich habe eine alte Wohnung von einer alten Dame übernommen, die mir alles drinnen gelassen hat, das war eine Arbeit (damals war ich noch mit einem Kind alleine) und ein Haus! Ihr habt meinen vollen Respekt. Aber das Ergebnis ist/wird sicher umso wunderbarer!

    Liebe Grüße,

    Birgit

    1. Oh!! Dann weisst du ja, was uns noch so bevorsteht… Die nächsten Jahre. Aber ehrlich gesagt, ich bin sehr froh, dass wir uns nicht haben überreden lassen und einfach direkt eingezogen sind. Was für einen Dreck wir allein beim Entrümpeln enttarnt haben… und wieviel Baumaterial, das wir einfach so gar nicht in den eigenen vier Wänden haben wollten. Klar, zwischenzeitlich hatte ich mehr als einmal den Eindruck: „Wir machen eigentlich nur alles kaputt!“ Aber inzwischen sind wir tatsächlich am wieder Aufbauen und gestern viel erstmals die Frage meines Mannes, was für Rollos, Gardinen oder Lampen ich gerne in den Zimmern hätte? Oder ob ich da was selber machen wolle.
      So cool! Unsere Beziehung hat sich noch so viel weiter entwickelt. Den anderen in einer neuen Lage zu erleben, die eigene kleine Familie dabei im Hintergrund. Wobei meine Hebamme meinte, wir wären mit drei Kindern ja schon was aussergewöhnliches. Ist das wirklich so? Ich finde nicht. Aber das ist auch Thema eines anderen BlogPosts. Danke für deinen Zuspruch.
      Es ist erstaunlich, wie sehr mich eure beiden Kommentare dazu pushen. :)

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