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Wasser und Stromleitungen. BauTagebuch (2)

Das Haus ist über 100 Jahre alt. Beim Kauf war uns nicht ganz klar, ob wir überall noch alte BleiRohre vorfinden würden. Oder fast verstopfte KupferRohre. Nachdem wir durchgerechnet hatten, was es kosten würde, beides komplett, sowohl Wasser- als auch Elektroleitungen, zu unseren Ansprüchen neu zu installieren, entschieden wir uns zum Kauf.

IMG_0790Der Kauf des Hauses und das Wissen um sein Alter, ließ uns natürlich mit einem ganz anderen Blick die PlumpsKlos während unseres SkandinavienAufenthaltes benutzen. Wir führten Gespräche mit den Hosts: Welche Standards galten in Schweden? Gab es einen Brunnen? Wie war das dort mit der WasserQualität? Die einen meinten, das Wasser in Schweden und Norwegen ließe sich überall trinken. Im Waschbecken der ImbissToilette genauso wie im See am CampingPlatz. Wieder andere meinten, dass gerade das Wasser aus Brunnen regelmäßig kotrolliert werden müsse, bevor man selber und die eigenen Kinder es trinken könnten. Was ich in Schweden sehr geschätzt habe, war die Transparenz, mit der Werte des Wassers an Campingplätzen ausgewiesen werden. Wenn mal kein KontrollProtokoll an einer Pinnwand hängt, wird kurz nachgefragt und man erhält Einsicht in die entsprechenden Papiere.

Jedenfalls: Überall, ob öko, alternativ oder konventionell, wird heute Kunststoff verwendet. Mich hat das nachdenklich gemacht und ein wenig unzufrieden.

Zurück in Deutschland hat sich diese Feststellung bestätigt und noch verbreiteter gezeigt. Egal, ob wir uns mit konventionell arbeitenden Fachmännern oder den ökoFreunden unterhielten: Kunststoff. Es gab einen Host, der gemeint hatte, es gäbe auch KunststoffWasserLeitungen, mit einem Alu- (was ja eh nicht in Frage kam) oder Edelstahlkern. Das hat mich hellhörig und neugierig gemacht. Bis unser „WasserMann“ meinte, dass lediglich der Kern aus diesem Metall bestünde. Von innen und außen bestünde das Rohr aus Kunststoff.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, was uns Ende September erwarten würde. Ende September ließen wir unseren „WasserMann“ einen Blick auf die Rohre werfen. „Die sind gut.“ – „Jipiiieh!!!“ – „Wurden irgendwann mal erneuert und bedürfen nicht einer Erneuerung.“ – „Jippiiiehjayeah Schweine…“ Ok, ich lass ja schon gut sein.
Die Freude war riesig. Denn eigentlich war selbst unser „WasserMann“ schon von einer Erneuerung durch KunststoffLeitungen ausgegangen. Um ganz sicherzugehen, dass unser LeitungsSystem auch keimfrei war, rief ich beim Wasserwerk an, die sowohl das Wasser, das hereinkam als auch das Wasser im System kontrolliert haben. Auch hier gab es nach der Untersuchung die Antwort: „Super Leitungswasser.“

Noch viel interessanter war, als ich nachgefragt habe, wie das denn mit den Leitungen sei? Ich hätte eigentlich ungern welche aus Kunststoff und hatte aber auch gehört, dass Kupfer beispielsweise auch nicht als das „AllheilMittel“ gesehen würde. Warum? Wieso? Weshalb?

Die Infos, die ich auf diese Fragen erhielt, kamen zunächst zögerlich, da die Experten vom Fach meinten, sie könnten erstens nur aus mikrobiologischer Sicht antworten und hätten zweitens keine Informationen, was genau an KunststoffLeitungen nun wirklich besser sei. Außerdem kam ein Drittens, da diese Fachmänner und -frauen gar keinen Ratschlag geben dürften und sich mit gemachten Äußerungen dbzgl. zu weit aus dem Fenster lehnen könnten.

Auf mein Nachfragen hin, wo ich denn sonst Infos dazu herbekommen würde, spürte ich plötzlich Verständnis und erhielt persönliche Einschätzungen, die ich sehr hoch schätze und für wirklich wichtig erachte.

1. Unsere Leitungen waren die tollsten. Sie waren schon was älter und besaßen innen eine natürlich Patina, die durch die Reaktion des Sauerstoffs mit dem Kupfer über die Zeit entstanden war. Mögliche KupferIonen konnten so nicht weiter durch das Wasser herausgewaschen werden, was bedeutete, dass sie keine Gefahr für den Menschen, z.B. Säuglinge darstellten, deren Nahrung irgendwann mit Leitungswasser zubereitet werden würde. Also: Unsre Alten drin lassen.

2. Kunststoff neigt zu BioFilm. Inzwischen hat man festgestellt, dass je älter KunststoffLeitungen sind, desto mehr neigen sie dazu, dass sich in ihnen ein BioFilm absetzt. Der äußert sich zB. durch kleine schwarze Stückchen im Wasser oder aber auch im Extrem durch schnupfenartige Ausflüsse. Möglich – zumindest bei älteren PlastikRohren und sehr unangenehm. Also: Unsre Alten drin lassen.

3. Ich persönlich: Das Haus war voll mit Plastik. Die Wände waren mit ekligem KunststoffZeug beklebt, genauso die Böden. Überall Styropor und in jeder Ecke des Hauses: Blumen. Wir haben bestimmt 5-6 Säcke PlastikBlumen an die MüllEntsorgung gegeben, weil ich nicht wusste, wie ich sowas upcyclen sollte? Außerdem mag ich Plastik einfach nicht. Und das Wasser, das wir trinken wollen, lass ich aber durch solche Rohre fließen? Alsoooo: Unsere Alten lassen wir drin.

Es gab Argumente, es nochmal zu überdenken. Denn erstens: Waren und sind die Rohre, die von den städtischen Wasserspeichern das Wasser in die Häuser leiten inzwischen auch überwiegend aus Kunststoff. Auf meine Frage beim HeizungsInstallateure nach den Gründen, warum Kunststoff immer mehr erste Wahl sei, hieß es, das Kunststoff einfach schneller und günstiger in der Verarbeitung ist. Man würde ein geringes Risiko bzgl. möglicher Wasserschäden haben. Schließlich könne man die aus Kunststoff auch selber verlegen und bräuchte keinen Fachmann, der einem die Kupferstücke verlötet. Das würde zum einen teurer für uns als Kunden und er habe auch mehr Arbeit. In der Ausbildung zum HeizungsInstallateure würde dieses Verlöten daher auch immer seltener angewandt (obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann).
Toll. Gut, dass er es noch kann.

Denn aus dem: Wir lassen unsere Alten drin, wurde nichts. Die Handwerker der Demontage waren zu schnell und haben das komplette WasserSystem aus der oberen Etage entfernt. …

Das war ein großer Schock. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie froh ich über unsere Rohre war. Denn wenn wir uns jetzt die neuen anschaffen mussten, dann würde das teuer und wir würden erstmal eine zeitlang das Wasser nicht trinken können, um auf eine Patina zu warten… Aaaaaah!

IMG_0015Inzwischen sind die BadInstallationen weitestgehend abgeschlossen. Das metallene WasserleitungsSystem steht und ich freu mich auf unsere Patina. Das alles hat uns viele hoch gezogene Augenbrauen eingebracht. Ich befürchte, dass es uns auch zum Gesprächsthema gemacht hat. Aber was soll’s?!? Ich hoffe sehr, dass wir davon profitieren. Allein in meinem Gebrauch des Wasserhahns und dem freien Gefühl mir über das Wasser aus diesen Leitungen keine Gedanken machen zu müssen. Wasser ist so kostbar und wertvoll. Gerade an dieser Stelle war es uns wichtig, dann eben doch das Teurere und Unkomfortablere zu nehmen. Wobei wir gerne im Sinne von Nachhaltigkeit und Weiterverwertung die alten Rohre behalten hätten. Derzeit denken wir noch über einen WasserFilter nach. Im System. Aber ehrlich gesagt: Das liegt aktuell einfach weit außerhalb unseres Geldbeutels. Und da ich erstmal davon ausgehen möchte, dass Leitungswasser das bestüberwachte und -kontrollierte Lebensmittel schlechthin ist… Habt ihr WasserFilter? Wenn ja, was für einen aus der riesigen ProduktPalette und warum?

Zum Strom gibt’s dann beim nächsten mal ein bisschen was.

8 Gedanken zu „Wasser und Stromleitungen. BauTagebuch (2)“

  1. Wie toll, was für eins chöner Bericht! Ich hätte es genauso gemacht, eine gute Entscheidung und Hut ab das ihr doch diesen Weg wählt, auch wenn ihr dann einw enig mehr Geduld braucht. Unser ganzes Leben und unsere ganze Welt versinkt doch bereits in Plastik und auch wenn es manchmal ein ganz wunderbarer und supernützliches Material ist, so wird es heute oft völlig unnötigerweise oder eben am falschen Platz eingesetzt. Gerade in solchen „Baufragen“ finde ich es toll udn bemerkenswert, wenn jemand andere Möglichkeiten in Betracht zieht und sich mit einer evtl. Plastikfreien Variante ernsthaft auseinadnersetzt, auch wenn es vielleicht erst mal nicht mehr üblich ist. Ich finds ganz ganz klasse! Udn Euer Wasser wird bestimmt weiterhin auch aus den neuen Leitungen nach einer Zeit ganz wunderbar schemcken und sein! Alles gute weiterhin!!!! Wie Du bereits schreibst, es ist doch so unglaublich wertvoll…. GLG, MamaMia

    1. Das habe ich ehrlich gesagt noch nicht so ganz herausgefunden. Ob man sowas messen kann oder ob man sagen kann, dass sich nach spätestens 6Monaten eine solche Patina einstellt. Da es aber sowieso die Leitungen im Bad betrifft und wir ja aus der Küche trinken werden, wir das wohl schon gehen. Mal abgesehen davon, dass Stillen hoffentlich lange Zeit möglich sein wird.

      Aber deine Fragen sind berechtigt und solche, die ich noch klären muss.

        1. Die Entscheidung ist ja schon gefallen. Wir haben auf das PlastikRohr verzichtet und ich hoffe einfach, dass sich so eine Patina schnell entwickelt. Ich werde mich aber mit Sicherheit nochmal bei entsprechenden Stellen erkundigen. Wenn ich was erfahre bzgl. Messungen und irgendwelcher Einschätzungen, lass ich sie dir gerne zukommen!

  2. Wenn man das Alter des Hauses kennt, was eigentlich im Pass angegeben stehen soll, so kann man schon selbstständig begreifen, ob die Röhre die Sanierung brauchen. Bei uns war die Leitung in dem Elternhaus auch ersetzt. Dies war aus eigener Initiative, denn Probleme mit Verstopfungen oder Patina möchten wir absichtlich vermeiden. Die fachlichen Hände können doch die nötigsten Arbeiten in ganz kurzer Zeitspanne problemlos ausführen.

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