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Lesestoff: Mein Freund Salim von Uticha Marmon

(erschienen im Magellan Verlag) Im Spätsommer letzten Jahres hat amberlight von amberlight-label dieses Buch auf Lesereise geschickt. Vor einiger Zeit hat es Halt bei uns gemacht.Ich möchte meinen Blogpost und damit meine Rezension mit demselben Zitat anfangen lassen, wie amberlight. Denn beim Lesen desselben fiel mir auf, dass er einer der Sätze ist, den ich jedes Mal vor, während oder nach meinem Deutschunterricht mit geflüchteten Jugendlichen inhaltlich so denke:

„Salim war durch den Krieg in seinem Land zu einem geworden, der reisen musste. Und wer denkt, dass man als Kind kein Reisender sein kann, der sollte wohl mal anfangen, sich umzusehen in der Welt.“ (Marmon, Uticha: Mein Freund Salim, S. 151.)

Worum es geht? Das Buch berichtet von dem Geschwisterpärchen Hannes und Tammi, die auf Salim treffen. Ein Junge, von dem sie zunächst nicht viel wissen und ihn auch nicht verstehen. Zumal er nicht mit ihnen spricht, da er ihre Sprache nicht versteht. Dann ist da noch das Gruselkabinett und das Buch von Tom Sawyer und Huck. Nicht zu vergessen die Suche nach Salims Eltern und seiner Schwester.

Die Autorin greift in ihrem Buch die aktuelle Situation vieler Menschen in Europa auf und verarbeitet diese Schicksalsschläge und Lebensumstände in einem Buch für Kinder. Aus Sicht der Kinder wird die Flucht Salims geschildert. Außerdem beschreibt sie sein seltsames und ihnen unverständliches Verhalten, der Versuch nachzuvollziehen, was Salim so eigenartig und besonders zugleich macht und das verzweifelte Nachdenken darüber, wie sie ihrem neuen Freund helfen können.

Was mir gefällt: Der verwendete Sprachstil gefällt mir besonders gut. Ich habe mich zurückversetzt gefühlt in die Abenteuergeschichten, die ich damals mit etwa neun Jahren gelesen habe. Die Autorin lässt Raum selber in die Geschichte von Salim, Hannes und Tammi einzusteigen.

Dafür, dass es sich bei der Flüchtlingshilfe und -politik um eine schwierige Thematik handelt, ist es der Autorin meines Erachtens gelungen, dieselbe altersgemäß aufzugreifen und zwar mit nicht allen Teilen seiner Komplexität. Natürlich bricht das ein oder andere weg, aber der Themenschwerpunkt, die Flucht aus einem Land, in dem das eigene Leben nicht mehr sicher ist und die Orientierungslosigkeit in einem fremden Land, in dem plötzlich die Familie fehlt, werden kindgerecht und mitfühlend veranschaulicht.

Das Ende bleibt offen. So, wie es sich hier und jetzt ebenfalls ereignet. Keiner weiß so ganz genau, wie es weitergeht und was die Zukunft bringt.

Was ich gerne anders gehabt hätte: Eigentlich hatte ich vor, dieses Buch mit meinen Jungs zu lesen. Zumindest ihnen vorzulesen. Der Anfang und einige Passagen zwischendrin erscheinen mir jedoch zu weit weg. Kinder, die Tom Sawyer noch nicht kennen, könnten Schwierigkeiten haben, überhaupt so weit zu lesen, bis es sie packt. Das Potential dazu hat das Buch. Doch die ersten zehn Seiten wirken ein wenig brüchig und mir fehlt der gedankliche Lesefluss.

Fazit: Ein gutes Buch zur Thematik Flüchtlinge. Für Kinder ab acht Jahren eine Chance das ihnen mitunter seltsam erscheinende Verhalten von Flüchtlingskindern aus einem anderen Licht zu sehen, mögliche Berührungsängste und Vorurteile zu überwinden und nachzuempfinden, welche Schwierigkeiten in der Fremde auftreten können.

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