Griesgrame? Griesgräme? Griesgrams? Wie heißt das denn nun richtig? Ach was soll’s. Ich habe jedenfalls eine ganze Horde von denen auf dem WeihnachtsMarkt gesehen. Sie waren überall. An der Ampel, vor den Fressbuden, an den schönen Lichterständen, in den Geschäften, vor den Schaufenstern, hinter den Schaufenstern, auf den Parkplätzen. Ich fasse es einfach nicht. Dass mich keiner böse angesprungen hat… Ich denke, ich hatte Glück.
Sie warteten, winkten aus der Parklücke, hasteten an mir vorbei, stapften entlang der Buden, bedachten mit verächtlichen Blicken die Gegenstände, die in ihre EinkaufsTasche wanderten, stopften Bratwürste in ihre Mundöffnung oder schimpften hinterm Lenkrad. Wieder komme ich mir wie Regina Regenbogen vor. Nicht, dass ich nur mit einem Grinsen durch die Gegend gelaufen wäre. Jeder hat ein Recht auf seine Gefühlslage, darf sie ausleben. Das wünsche ich mir auch. Aber ich begegne hier in deutschen Gefilden zu 85% Griesgramen. Im Norden sind die Menschen noch etwas verschlossener. Aber nicht so griesgrämig. Im Süden spüre ich in der Regel ein bisschen mehr Lebensfreude. Woran liegt das bloß? Haben wir das Lachen, die Freundlichkeit, sogar das Lächeln verlernt?
Liegt es an unserer DeutschenMentalität? Mir sind viele Männer und Frauen mit langen, grummeligen, ernsten, frustrierten, trübseligen, enttäuschten, genervten, verzweifelten, erbosten und verärgerten Gesichtern begegnet… Egal welchen Alters. Trotz eines leisen Lächelns, das ich ihnen zugeworfen habe. Betrübt zucke ich mit den Schultern.
Dann, ein herzhaftes Lachen:
Regina und Griesgram sitzen im Auto. Sie unterhalten sich. Lassen den Tag Revue passieren. Im Auto, zwischen Fahrersitz und Beifahrerseite ist der Blick auf das Profil des SitzNachbarns in der Regel besonders gut. Man sieht jedes Grübchen, frau jede HautPore. Sie lachen.
Griesgram: „Du hast ein wunderschönes Lachen.“
Regina hält mit dem Lachen ein.
Griesgram: „Überhaupt: Du bist so wunderschön. Du hast ein wunderhübsches Gesicht.“
Die Verblüffung wächst: „Dein Mund, deine schönen weißen Zähne …“
– kurze Pause –
Griesgram fährt fort: „Dein rotes, glänzendes Zahnfleisch.“
Sie prusten.
Regina: „Danke.“