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cogito, ergo sum.

Ich denke, also bin ich.

Aber ist das tatsächlich so? Ich denke viel! Aber jedes Mal, wenn ich meinen Mann frage, was er gerade denkt, ist die Antwort dieselbe: Nichts. Ich weiß auch nicht, ist es ihm einfach nicht bewusst? Oder gibt es tatsächlich einen Zustand im Hirn, den man als luft- und gedankenleer beschreiben könnte?

Den Zustand des ‚NichtDenkens‘ kenne ich nicht. Selbst in meinen Tag- oder Nachtträumen wird gedacht, was das Zeug hält. Letztendlich ist auch nur so, der Titel dieses Blogs entstanden. Mama denkt… viel, vernetzt, durch, manchmal auch durcheinander, lange, bewusst, im Bad, beim Staubsaugen, beim Einkaufswagen schieben, beim Fernsehen, bei einer Tasse Tee, beim Laufen, beim Hecke schneiden, beim BabyPo wickeln, …

Manchmal ist die Fülle an Gedanken so unermesslich groß, dass ich mich echt erschlagen fühle. Manchmal komme ich in meinem Denken nicht weiter, weil mir ein klitzekleiner Teil fehlt. DAS ist meines Erachtens der anstrengendste Teil des Denkens: Trotz des scheinbaren Stillstandes, ‚NichtWeiterkommens‘ bei der Stange zu bleiben, weiterzudenken und irgendwie versuchen das Problem zu lösen und abzuhaken.

Erst kürzlich wurde mir nochmal bewusst, wir erdrückend nicht beendete Gedanken sein können. Immer und immer wieder wird man damit konfrontiert, dass da ja noch was ist. Die Sache. Das Eine. Das, was man unbedingt noch klären wollte. Sollte. Müsste. Doch statt zu einem Schlussgedanken zu finden, dreht sich das Gedankenkarussell, mit all den immer wiederkehrenden Pferdchen und Feuerwehrautos weiter und weiter. Und wenn das Durchdenken nicht gelingt, weil ein Teil fehlt… Mir kam der Teil nach Tagen, Wochen, Monaten in den Sinn. Die Last, nachdem der Gedanke endlich ein Ende gefunden hatte, war nicht mehr da. In dem Moment wurde mir klar, wie belastend das ‚Denken, Festhalten und nochmal Durchdenken‘ sein kann. Doch so belastend es war, war es nun befreiend. Außerdem habe ich für mich drei Dinge festgestellt:

1. Ein Leben = eine Woche Frankfurter Allgemeine lesen.
Wusstet ihr schon: Früher sammelte ein Mensch in einem Leben so viel Wissen an, wie heute in einer Woche eine TagesZeitung wie die Frankfurter Allgemeine zusammenträgt und veröffentlicht? Wenn das so ist, dann wissen wir ganz schön viel. Tagtäglich jonglieren wir mit allerlei Fakten, Annahmen, Theorien, Widersprüchen, Halbwahrheiten, Daten, Beweisen, Erkenntnissen und versuchen sie zu bedenken und durchzudenken.

2. Alles ist so unübersichtlich geworden.
Unser Fortschritt, unser Wissen ist also unheimlich angewachsen. Wie soll ich das als Mama bloß ordnen? Wie soll ich das als rage sortieren? Ich stelle fest, dass ich gar nicht über alles Bescheid wissen kann. Denn nicht nur mein Denken, sondern auch die Dinge, Geschehnisse und Umstände stehen in gegenseitiger Wechselbeziehung zueinander. Das Wort systemisch findet hier seinen Ursprung, könnte man meinen. Jedenfalls: Als rage will ich Dinge verstehen. Als Mama muss ich Dinge verstehen, um Entscheidungen zu treffen, die gut für meine Kinder sind. Wie gut, dass sich dann immer auch mal mein Bauch einstellt. Die weibliche Intuition. Wenn’s brodelt, dann weiß ich, ‚Ich bin noch nicht fertig mit denken!‘

3. Denken, was für ein Schatz.
Dennoch. Selbst wenn das Denken nicht so einfach ist, weil unser Wissen übermäßig angewachsen. Selbst wenn es uns ab und an schwerer fällt zu sortieren und klar zu haben, was denn nun genau angesagt und wie zu ordnen ist. Blau oder gelb? Rosa oder lila? WeltraumTechnologie oder HungerBekämpfung? Impfen oder stillen? Teddy oder Spielzeugauto? Latte oder Espresso? Laufen oder Biken? Dehnen oder Duschen? Manchmal rutschen sogar die Wahlmöglichkeiten durcheinander. Kant würde sagen: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Trotz aller Schwierigkeiten. Gerade deshalb.

Vielleicht ist dieser Post zu philosophisch? Mag sein. Aber DenkenDenken ist mir gerade unsagbar wichtig. Nicht selten verlassen wir uns auf Halbwahrheiten, Theorien oder Aussagen, die irgendjemand irgendwann einmal ausgesprochen hat. Aber nur, weil mal etwas gesagt wurde, ist es nicht zwangsläufig richtig oder durchdacht. Das wisst ihr selber zu Genüge. Als Mama will ich das Beste für meine Kinder. Ich kann es mir nicht leisten, halbes Wissen anzunehmen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich auch Fehler machen darf! Ich mache sie. Aber in purer Liebe. Und nicht, weil mir das Denken nicht einfiel.

Was denkt ihr? Zu philosophisch? Zu theoretisch? Über welche Dinge denkt ihr nach? Was lässt euch gedanklich nicht in Ruhe? Oder überfällt euch immer und immer wieder? Das Stillen? Das Trockenwerden? Das nächste Abendbrot? Das anstehende Bewerbungsgespräch?

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