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Früher war alles anders (2) – Geburt

Die Geburt eines Kindes ist im Leben einer Frau doch das einschneidenste Erlebnis, das es gibt, oder?!? Jedenfalls berichtete mir meine Hebamme immer, dass, ‚Egal wohin ich komme. Ich brauche nur zu sagen, dass ich Hebamme bin. Wie auf Knopfdruck bekomme ich von den anwesenden Frauen ihre Geburten erzählt. Egal welchen Alters.‘ Das gilt für die 25-Jährige genauso wie für die 43-jährige, für die berufstätige Mama von zwei Kindern wie für die 90-jährige Oma. Jede Einzelne hat ihre Geschichte und Momente, die ihr ins Gedächtnis gebrannt sind. Ähnlich verhält es sich scheinbar,… wenn frau mit einem dicken Bauch ein Geschäft, eine Feier oder den Friseursalon betritt. Man sollte sich gut überlegen, ob und wo man sich hinsetzt. ‚zwinker‘

Genauso wusste ich jedenfalls von meiner Mutter, wie schlimm das ‚Kinder kriegen‚ sein kann. Ich wusste genau, dass ich unbedingt welche haben wollte. Aber nur, wenn es nicht so furchtbar würde, wie ich es mir bis dato ausmalte. Meine Hebamme hatte so einiges an mir abzuarbeiten und aufzulösen. Meine Ängste haben mich acht Wochen lang immer wieder krank werden lassen. Nie wirklich schlimm, aber der psychosomatische Zusammenhang ist im Nachhinein naheliegend.

Es ist schon seltsam. Aber am häufigsten habe ich bisher ängstigende Erlebnisse mitgeteilt bekommen. Als wenn ich ein Schild bei mir trüge, das dazu aufforderte, mir bitte genügend Angst vor der anstehenden Geburt zu machen. Deswegen habe ich mir Folgendes überlegt: Ja, jede Geburt kann schwierig verlaufen. (Immerhin drückt man da keinen Apfel und auch keine Zitrone heraus, sondern ein lebendes Geschöpf, das doch ein bisschen größer sein wird.) Aber erstmal ist es doch viel sinnvoller positiv in dieses Ereignis reinzugehen und sich nicht von allen möglichen Eventualitäten aus der Ruhe bringen zu lassen. Mal abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es nur schlimme Geburten gab. Meine waren anstrengend – JA! Absolut. Aber es war es wert. Und schön irgendwie auch.

Aber jetzt mal zu meinen vier Punkten, die mir im Hinblick auf Geburten von damals und heute besonders ins Auge stechen:

1. Spontan. – Als mich das erste Mal nach der Geburt jemand fragte, ob ich das Kind spontan bekommen hätte, war ich doch etwas vor den Kopf geschlagen. Spontan? Na ja, es hat sechs Stunden gedauert. Mag für das erste Kind nicht viel sein, aber spontan? Natürlich war gemeint, ob Saugglocke oder Co. zum Einsatz gekommen waren. Doch wirklich spontan waren Geburten früher vermutlich sehr viel häufiger. Und dementsprechend ist man auch in sie hineingegangen. Heute gibt’s die unterschiedlichsten Geburtsvorbereitungskurse, abhängig davon, ob es das erste oder das zweite Kind ist; nur für Frauen oder auch für Pärchen; morgens oder abends… Und ganz früher, wenn man als Schwangere auf dem Feld arbeitete, dann kam das Kind halt während der Arbeit und danach ging’s zurück aufs Feld. Ohne Vorbereitung auf DAS Ereignis. Das ist bestimmt anders.

2. Es wird viel mehr auf Frauen eingegangen. – Natürlich kann man als Frau nach einer Geburt das Gefühl haben, dass eben das nicht geschehen ist. Vielleicht kam ich mit der Hebamme nicht so gut zurecht? Wie waren die Ärzte? Belastet, unter Stress? Doch grundsätzlich gilt, dass ich als Frau mitentscheiden darf, wie lange ich im Krankenhaus bleibe. Ich muss keine vier Tage liegen, sondern kann auch schon am nächsten Tag oder vier Stunden nach der Geburt das Krankenhaus verlassen. Sofern die Geburt ohne Komplikationen verlaufen ist. Das empfinde ich als ungeheuren Vorteil zu damals.

3. Sanfte Geburt. – Wassergeburt, Aromatherapie, Lieblingsmusik, Lieblingsduft, angenehme Farben, Baby auf dem Arm halten, keinen Klapps auf den Po, nicht das Kind zum Schreien bringen, aber es gleich danach anlegen, warm halten, streicheln, mit aufs Zimmer nehmen. Als meine Mutter schwanger war, und das liegt jetzt schon einige Jahrzehnte zurück, da gab es das einfach noch nicht. Zumindest nicht in allen Krankenhäusern. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Dankbar, dass es anders ist.

4. Der Papa ist dabei. – DaddyIn tönt es von den Dächern. Und es ist eine hervorragende Erfindung, wenn man sich nicht traut, das Baby Zuhause zu bekommen. Ich weiß nicht, wie es den Männern damit wirklich geht, dass sie jetzt Teil dieses Ereignisses sind. Viele sagen, dass sei gut so und sie seien froh drüber. Trotzdem stelle ich mir das von ihnen erlebte äußerst krass vor. Erst erleben sie, wie die Frau, die sie lieben ungeheuer leidet, können mit der Situation vielleicht gar nicht umgehen oder machen sich Vorwürfe der Frau das angetan zu haben. ‚zwinker‘ Dann, im nächsten Moment ist das Baby da und die Frau tut so, als wenn nichts gewesen wäre. Das ist eine Herausforderung sondergleichen. Trotzdem sind sie heutzutage in der Regel dabei. Ich bin froh, nicht alleine mit Arzt und Hebamme im Kreißsaal zu verbringen und auch nicht alleine im Krankenhaus bleiben zu müssen. Der Papa kann dabei sein. Diese Änderung zu früher schätze ich sehr.

Mit welchen Unterschieden zu früher wurdet ihr schon konfrontiert? Was schätzt ihr an heute? Was an damals? Erzählt mal…

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