Draußen ist es trüb. Das Thermometer hat gerade so den zweistelligen Bereich erklommen und der Wind weht zügig um die Häuserecken. Den Vormittag über hat es entweder genieselt oder kräftige Regenschauer geschüttet. Überbleibsel davon sind zahlreiche Pfützen auf den Landwirtschaftswegen und Bürgersteigen, die fabelhafte LaufradHindernisRennStrecken abgeben.
So oder ähnlich sah das Wetter und unsere Umgebung in den vergangenen Wochen aus. Trotzdem haben wir, wenn keiner wirklich krank war, jeden Tag Zeit draußen verbracht. Bei Wind und Wetter. Warum? Na ja, nicht nur ich, auch die Winzlinge brauchen die Bewegung an der frischen Luft. Das SichAuspowern. Außerdem gibt es ja bekanntlich nicht das schlechte Wetter, sondern nur die falsche, unpassende und ’schlechte‘ Regenkleidung. Also: Raus. Egal wann. Dann kommt noch hinzu, dass ich nach der Geburt des ersten Babys ein Buch gelesen habe, in dem ich meine Bestätigung fand: Raus, wann immer es geht! Ein Schnupfen oder Halsschmerzen stellen keinen Grund dar, OutdoorAbstinenz an den Tag zu legen; solange weder Fieber oder richtig furchtbares Unwohlsein dazukommen. Wenn dann auch noch der Kinderarzt im SmallTalk darauf hinweist, dass frische Luft gerade beim InfektLoswerden nicht das Schlechteste ist… als DraußenLiebhaberin reicht mir das.
Anders wird das von Nachbarn der älteren Generation oder auch anderen Mamas gesehen. Oft bin ich gerade mal um die erste Hausecke gebogen und muss mir anhören: „Ach, hallo! Bei dem Wetter mit dem Kinde draußen? (entsetztes AugenAufreißen) Pass bloß auf, dass es sich keine Lungenentzündung holt.“ Oder: „Da seid ihr ja schon wieder. Ist das dem kleinen Ding nicht viel zu kalt? Noch nicht mal im Kinderwagen fährst du es! Das kriegt doch allen Zug ab!“
Wohlgemerkt, ich habe unsere Kinder überwiegend getragen. Auf die Weise konnte ich meine FleeceJacke über sie werfen, so dass sie es immer warm hatten. Und windig… ja, das stimmt. Hier ist es windig. Gerade in der Straße, in der erwähnte ältere Dame lebt, zieht es wie Hechtsuppe. Aber eben nur in dieser Straße, vor ihrem Haus, für etwa 50Meter.
Mich an der Stelle abzugrenzen, fällt mir nicht immer leicht. Vor allem dann nicht, wenn einige Tage nach so einer Ansprache plötzlich einer der 12 Infekte des Jahres bei uns Einzug halten würde. Glücklicherweise ist das noch nicht vorgekommen. Aber vermutlich müsste ich an mir die größte Überzeugungsarbeit leisten, um mir klar zu machen, dass es nicht mit unserer vielen Zeit draußen zusammenhängt.
Warum ich das alles schreibe?
Auch in den letzten Wochen bin ich mit dieser Thematik, gerade weil das Wetter oft nass war, konfrontiert worden. Verbunden mit dem Hinweis, dass das ja kein richtiger Sommer wäre… Der ein oder andere mag wirklich leiden an den Wetterumständen der vergangenen Zeit. Das tut mir auch leid. Mir hat das Wetter nicht so viel ausgemacht. Diese liebgemeinten RatSchläge wiesen irgendwie schon darauf hin, dass ich als Mama irgendwas nicht ganz so richtig mache. Zumindest nicht so, wie früher. Oder, wie erwartet. … Denn: Früher war alles anders.
Seitdem ich Mama bin fällt mir immer wieder auf, dass es neben der Dinge, die ich unbedingt anders machen möchte als meine Eltern, zig davon gibt, die ich ganz automatisch anders handhabe.
Zum Beispiel das Rausgehen bei Wind und Wetter. Wie das bei mir mit meiner Mutter war, weiß ich gar nicht so recht. Ich weiß, dass wir viel draußen waren. Ob schon als vier Wochen altes Baby? So weit geht mein Erinnerungsvermögen nicht zurück. Aber die Kinder dieser älteren Dame waren scheinbar nicht bei solchem Wetter vor der Tür.
Das Rumhüpfen auf Sofas. Ich weiß, dass wir das als Kinder früher nicht durften. Mir ist es relativ egal, wie meine Couch aussieht. Solange ich außerdem in erreichbarer Nähe stehe und meine Kids auffangen kann, dürfen sie auch erstmal überall herumklettern. Witzig ist, wie sich die Einstellung der eigenen Eltern, die jetzt ja Großeltern sind, in solchen Dingen ebenfalls wandeln kann. Das muss schon ein glückselig machendes Gefühl sein, sich plötzlich als Oma und Opa mit all den Privilegien und Pflichten wiederzufinden. Auf SofasRumhüpfenLassen ist auf jeden Fall eines der großen Rechte. ‚zwinker‘
Den Teller nicht leer essen müssen. Versteht mich nicht falsch. Ich halte viel davon, sich nur so viel auf den Teller zu schippen, wie sich auch essen lässt. Absolut! Aber ich weiß noch, wie ich in meiner Kindheit mal etwas probieren sollte, bei dem ich wusste, dass ich es nicht mag. Ich sollte doch einfach mal versuchen, ob es schmeckt. Es hat mir nicht geschmeckt. Dennoch hieß es dann: Teller leer machen! Das wird es bei mir nicht geben. Dafür fand ich das Erlebnis zu furchtbar und ich möchte, dass unsre Kinder ein gesundes Essverhalten entwickeln.
Mit dem Essen nicht spielen. Warum denn nicht? Essen soll doch Spaß machen und hat etwas mit Genuss zu tun. Spielen ist doch eigentlich nichts anderes, oder?!? Natürlich unterscheide ich dabei zwischen matschen|dem Essen seinen Wert nicht zumessen und spielen|Freude am Essen haben. Als Babys dürfen die Kids doch wirklich alles mit dem Essen machen und außer der putzenden Mama finden es alle entzückend, wenn das sechs Monate alte Baby den Brei an der Küchenwand verteilt. Mit zwei Jahren treiben wir es ihnen dann wieder aus? Ich habe für mich persönlich einen Mittelweg gesucht, der bei uns ganz gut funktioniert. Essen ist wertvoll und ich versuche meinen Kindern zu zeigen, wie toll man diesen Teil des Lebens zelebrieren kann; auch durch Spiel. Die ein oder andere Anregung findet ihr auch auf MamaDenkt’s FacebookFanseite. Zu unseren Geburtstagen gibts es daher immer auch einen Kuchen, der abgegrast werden darf… (DerAbgraser)
So ist das eben. Früher war vieles anders… Heute eben auch. Das ist in Ordnung. (mein Veto) Fällt dir noch was ein? Irgendetwas, was im Umgang mit unseren Kids wirklich anders zu damals ist? Was euch immer wieder vor Augen geführt und unter die Nase gehalten wird?