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Lernen und lernen lassen

Hört er oder hört er nicht? Das ist die Frage, die ich mir bei dem Thema ‚Lernen und lernen lassen‚ noch immer als erstes stelle. Die Zeitleiste mal eben zurückgespult:

Damals stand der U7 Termin dick im Kalender. Diese Vorsorgeuntersuchung endete mit der Diagnose ‚late talker‚; was auch immer dieser Begriff heißen sollte. Aber, ja, ‚late talker‘ meint nichts anderes als ‚Spätsprecher‘. Sollte der Zweijährige schon einen (Mindest-) Sprachschatz von 50 Wörtern aufweisen,… so kamen wir bei peinlichst genauem Zählen höchstens auf 30-35. Über Zweiwortsätze brauchten wir uns erstmal keine Gedanken machen. Um sicherzugehen und möglichst schnell die bestmögliche Förderung in die Wege zu leiten, sollten wir erstmal die Frage klären, ob ein HNO-spezifisches Problem vorlag. Mmmh.

Da das SPZ (Sozialpädiatrische Zentrum) kurz davor war, ein neues Programm zu starten, um Kinder mit Sprachverzögerungen und ihre Eltern zu begleiten, musste alles sehr schnell gehen. Bevor wir also beim HNO abklären konnten, dass er hört, stellten wir uns bei der Logopädin vor. Anfangs war mir echt mulmig bei der ganzen Sache. Der Knirps war damals zwei. Und meines Erachtens war es kein Problem, wenn er sich beim Sprechen Zeit ließ. Schließlich waren alle anderen Entwicklungsbereiche optimal ausgebildet. Ich wollte ihn nach seinem Tempo lernen lassen und keinen Druck ausüben. Recherchieren musste ich trotzdem. Und schon nach ein paar Tagen merkte ich, dass der Druck ‚jetzt-endlich-des-Sprechens-fähig-zu-sein‘ bei uns allen wuchs.

Der Termin bei der Logopädin war super. Sie bestätigte nichts anderes, als wir gehofft und vermutet hatten: Der Kleine hat nicht nur ein sehr gutes, sondern ein ausgezeichnetes Sprachverständnis. Dafür stagnierte allerdings die Entwicklung des eigentlichen Sprechens. Die Logopädin machte Mut uns keine Sorgen zu machen, unser Kind nicht unter Druck zu setzen und an dem Programm ‚Heidelberger Elterntraining teilzunehmen.

Das Programm war richtig gut. Zugegeben: Ich war mir nicht sicher, ob wir tatsächlich etwas lernen würden. Wir sprechen viel mit unseren Kindern, sind ihnen zugewandt, lesen Bücher und Geschichten vor, hören zu, wenn sie uns etwas erzählen wollen. Was konnten wir lernen, damit unser Großer sprechen lernte? Was mussten wir lernen, um ihn das Sprechen lernen zu lassen?

Insgesamt lagen wir mit unseren Vermutungen gar nicht mal so falsch. Wir machten schon ziemlich viel richtig. Also ging es nun um den Feinschliff. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Programm die Eigenreflexion im Umgang mit dem Kind stark sensibilisiert wird. Schließlich passt man sich seinem Kind an. Mit einem Kind, dass kaum spricht und wenn überhaupt Mama und Papa sprechen lässt, wird schnell weniger gesprochen. Genau das ist jedoch fatal. Denn wie soll es anders als über uns, seinen Sprachschatz erweitern?!

Außerdem gibt es immer Brocken an Wissen, die sich unheimlich gut für die Kommunikation im Alltag anwenden lassen. Beispielsweise habe ich nochmal bewusst gemacht bekommen, dass von den Kleinen zunächst das letzte Wort wiederholt wird. Von der Begriffszusammenstellung ‚das blaue Auto‘ wird natürlicherweise erstmal nur ‚Auto‘ wiederholt und nachgeplappert. Möchte ich also das Wort ‚blau‘ näher bringen, würde ich sagen ‚Das Auto ist blau.‘ Würde es um das Wort ‚Auto‘ gehen, müsste ich sagen ‚das blaue Auto‘. Ebenso bekommt Mama nochmal einen Einblick in förderliches Spielzeug, Bücher, die sprachentwicklungsfördernd sein können (eigentlich jedes Bilderbuch, für das sich das Kind interessiert) oder was für eine Unmenge an verschiedenen Fingerspielen und Reimliedern es doch gibt.

Das Programm ist noch immer nicht vorüber, da es in regelmäßigen Abständen Reflexions- und Feedbacktreffen gibt.

Bisher hat sich die Teilnahme wirklich gelohnt. Jeder, der einen kleinen ‚late talker‘ at home sitzen hat, kann die Gelegenheit guten Gewissens nutzen und hingehen. Dinge, die wir oft von uns aus unbewusst anwenden, werden offengelegt und wir dadurch befähigt sie bewusst einzusetzen, damit das Lernen unserer Sprache für die Kids einfacher und zugänglicher wird. Das finde ich großartig, wenn es darum geht ohne Druck lernen zu lassen.

Ach ja. Den Artikel hier habe ich im Rahmen der Eltern-Kind-Blogparade verfasst. Netter Blog, nette Bloggerin, deren Themen aktuell und nachdenkenswert sind. Zur Blogparade gehören monatlich wechselnde Sponsoren. Hier mal ein Blick auf die drei von diesem Monat: http://www.schulranzen.com/, http://www.rucksack-spezialist.de/, http://benundbella.de/

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