Gestern saß ich im Bad und habe mich gefragt, was wohl meine Mama davon halten wird, dass ich mir meine Haare nicht mehr mit Shampoo waschen werde? Sobald mein jetziges aufgebraucht ist, werde ich es nämlich zumindest mal ausprobieren. An mein Haar kommen nur noch Wasser und KokosÖl. Oder Bier? Oder Joghurt? Vielleicht noch was Essig und Eier? Ich weiß es nicht, denn soweit bin ich noch nicht. Gedanklich schon gar nicht. Noch brauche ich wie gesagt das alte ÖkoShampoo auf. Tja, und mich beschäftigt die Frage, was wohl meine Mama sagen wird?
Ich war knapp 18, da hatte ich ein absolutes LieblingsShirt, das dummerweise unter den Armen schon lauter kleine Löcher hatte. Leider ließ es sich nicht flicken und sollte daher ausrangiert werden. Das ging damals gar nicht. Ich bin in Schlaghosen mit bunten Flicken rumgelaufen. Manche von den Hosen hatten Flicken benötigt, manche hatten noch nicht einmal ein winziges Loch und wurden dennoch mit bunten Stoffresten versehen. Meine Mutter wollte das Shirt nicht mehr an mir sehen. Ich wollte es weiter tragen. Ergebnis: Ich lief trotzdem damit rum. Denn meine Mutter hatte eingesehen, dass diskutieren sinnfrei war. Sie schonte ihre Nerven für weniger Unwichtiges. Vermutlich wird ihre Reaktion heute ähnlich ausfallen? Mit dem Unterschied dass vielleicht die kleine Sorge kurz aufkeimt, was andere Mütter und Väter über die Mutter ihrer Enkel denken werden? Aber so kleinlich wird sie dann doch nicht sein?!?
Ich weiß noch, wie sie mir als pubertierendes TeenieGirl erzählt hat, dass sie damals mit enger Jeans in die Badewanne gestiegen ist, um die Hose noch enger zu bekommen. Bitte was? Und ich darf keine Löcher unterm Arm haben? Ach egal, es ist wohl wirklich nicht dasselbe.
Dennoch frage ich mich häufig, was sagen wohl die eigenen Eltern dazu, wenn sie mitbekommen, was einem so durch den Kopf geht, was man entscheidet, was man tut. Was halten sie davon, dass man alle möglichen Gegenstände verschenkt, verkauft und wenn irgendwie reduziert? Was denken sie, wenn man nicht mit Spielzeug überhäuft werden mag und das so entschieden einfordert. Stattdessen hofft und wünscht: „Kommt uns doch besuchen! Verbringt Zeit mit uns!“ Was halten sie davon, dass frau plötzlich Vegetarierin wird oder auswandern will oder Zuhause bleibt, statt auch noch einem Job nachzugehen oder nur noch Stoffwindeln benutzt oder impfen kritisch sieht oder hier in die WeltÖffentlichkeit bloggt oder andere Entscheidungen einfach anders trifft?
Ich darf von Glück sagen, mit meinen Gedanken und Entscheidungen weitestgehend stehen gelassen zu werden. Nicht im Regen. Sondern als Tochter. Natürlich gibt es dann und wann ganz klar unterschiedliche Sichtweisen. Doch auch wenn sie anderer Meinung sind, auch wenn ich anderer Ansicht bin, sie und mein Vater, stehen sie trotzdem hinter mir. Meine Eltern sind mir gerade deswegen wichtig. Darauf kommt’s an, als Mama, wie ich finde. Dafür bin ich ungeheuer dankbar! Bedingunslose Liebe und Annahme als eigenständige Persönlichkeit. Das ist etwas, was ich bei meinen Kerlen auch so umsetzen möchte. Auf meine Art und daher etwas anders als früher, aber im Kern genau so.