… ja, die gibt es. Auch in Deutschland. Einfach mal im Netz suchen. „Für Mädchen, junge Prinzessinnen und solche, die es werden wollen.“ Fünfjährige Mädchen haben hier die Möglichkeit sich schön machen zu lassen. (Schließlich ist das nötig.) Einen Tag lang Prinzessin sein. Pediküre, Maniküre oder eine PrinzessinnenFrisur (Hochsteckfrisur), damit die Kurzen ein bisschen länger ausschauen? Beauty, Wellness und Entspannnug. Bei dem vollen Terminkalender, der von Schule, Klarinettenunterricht, Ballett, Turnverein, Reiten und Nachhilfe bestimmt wird, vielleicht gar keine so schlechte Idee?!?
Mamas, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ja, ich oute mich mal an dieser Stelle: Meine Lieblingsfarbe ist lila – derzeit. Früher war es pink und ich liebte meinen pinkfarbenen TellerRock, der so weit hochging beim Drehen. Bunt mag ich allerdings noch ein bisschen mehr. Saftiges Grün, peppiges LondonGelb, knalliges Rot und ein tiefes Blau. Aber, ich schweife ab… Ich habe früher mit Barbies gespielt. Und: Ja, ich wollte immer eine Prinzessin sein. Früher mit entsprechendem weiten Kleid. Heute werde ich natürlich gerne als solche behandelt. Ja, ich möchte mich hübsch machen, schön anzusehen. Die Haare mal hochstecken (lassen), mein Brautkleid nochmal anziehen, die Schönste unter allen sein. Aber natürlich weiß ich, dass mir das nicht gelingen wird, denn ihr seid ja noch viel schöner als ich… ‚zwinker‘ Ich weiß noch ganz genau, wie mein PrinzessinnenKleid ausgesehen hat. Früher. Mit dem ich bestimmt drei, wenn nicht sogar vier oder fünf Jahre an Karneval durch die Straßen gezogen bin: rosa glänzend, mit einem roten Glitzerherz an der rechten Seite und einem goldenen Krönchen auf dem Kopf.
Aber das war was anderes, möchte ich schreiben. Doch war es das wirklich?
Ich glaube schon. Es ist doch irgendwie was anderes, als 5-Jährige Prinzessin zu spielen oder aber professionell, für viel Geld die Fingernägel gemacht zu bekommen, um schön zu sein. Es ist was anderes, sich als erwachsene Frau zu wünschen, vom eigenen Mann ab und an als Prinzessin auf Händen getragen zu werden als mit fünf Jahren schön gemacht zu werden und mit 13 eine manifeste EssStörung aufgrund pathologischer SchönheitsIdeale entwickelt zu haben.
Ja, ich habe mit Barbie gespielt. Aber nicht nur. Wir haben SchlumpfFiguren, Kuscheltiere, Plastiktierchen und MatchboxAutos für unsere Rollenspiele verwendet. Viel entscheidender als das PrinzessinSein, war das HeldinSein. Entweder durch eine Superkraft oder ein besonderes Talent oder die guten Freunde. Oder, weil man von einem Geheimnis wusste, das alle anderen gerettet hat. Wir waren Robin Hood und haben für Gerechtigkeit gesorgt. Ähnlich, wenn wir mit schwingenden ZweigenSchwertern als D’Artagnan und die drei Musketiere durch den Garten gesprungen sind. Wir haben das, was wir gesehen, gehört und uns vorgestellt haben nachgespielt. Wenn ich diesen Gedanken weiterspinne und feststelle, dass TalentShows einen großen Teil unserer Unterhaltungskultur ausmachen… Dann werden auch die nachgespielt. Diese komischen Kussgesichter und das Stolzieren auf einem Laufsteg.
Die Frage ist doch, wie tief sowas ins (Unter)Bewusstsein sickert, wenn man schon im frühesten Kindesalter diese Verhaltensmuster als normal vermittelt bekommt? Ja, wir haben mit Sicherheit auch mal Modenschau gespielt. Mit dem ausrangierten Badeanzug meiner Mutter und den dazu passenden Stöckelschuhen. Aber genauso haben wir uns Buden gezimmert, Baumhäuser erobert oder Städte für kleine LegoMännchen gebaut.
Was mich am allermeisten an diesem SchönheitsDing stört, sind die völlig verquerten SchönheitsIdeale in Kombination mit ihrer Vermarktung und Deklarierung als Normalzustand. Parallel dazu nimmt der Teil an jungen Menschen, die an Magersucht und Co. erkranken besorgniserregend zu. Ich habe die Befürchtung, wir machen uns unsere Kinder krank. Wir tragen dazu bei Stereotype zu verfestigen, die nicht gesund und eben nicht normal sind. Gestern habe ich ein WerbeBanner gesehen, auf dem fürs Impfen und die nötigen Infos geworben wird. Auf dem Bild ist der knackige Po einer Frau zu sehen, der natürlich weit in die Luft gestreckt wird, während sie unter ihrem Bett nach etwas sucht. So ist Werbung.
„Ob kleine schöne Erwachsene, große glückliche Erwachsene werden, das verrät unser Märchen nicht.“
Wenn mein Kind pink mag… Bitte schön. Aber mein Kind muss nicht schön gemacht werden. Mein Kind ist schön! Und wenn meine Töchter sich die Fingernägel anmalen wollen, dann weil das so schön bunt ist, die Fingernägel auf diese Weise schön anzusehen. (Man sieht dann gar nicht mehr den Matsch unter den Nägeln.) Aber meine Kinder sollen als glückliche Menschen das Haus verlassen. Wenn es in den Kindergarten geht gleichermaßen, wie wenn es zur Schule oder in die eigene Wohnung geht. Glückliche selbstbewusste Persönlichkeiten. Die wünsch ich mir.
Entschuldigung, aber den SchönheitsSalon für ab 5Jährige brauchen wir dazu nicht. Und ihr?