Heute gibt es wie angekündigt mal das Denken einer anderen Mama in Form eines Tagebucheintrages. Nicol ist HerzensMama (von Herzen ja aber nicht immer von Herzen gern), MitBeidenBeinenFestImLebenStehende (ein bisschen Sein, ein bisschen Schein und ein bisschen Schwein), GuteWorteFinderin (wenn ich erst denke und dann rede), SarkasmusLady (Sarkasmusliebend und dabei weniger ladylike), StrukturTalent (und kann andere damit ziemlich auf die Nerven gehen), KöstlichkeitenLiebhaberin (ja, das basst scho) und KönigsKind (ist mir zu verträumt, aber der König mag mich vielleicht trotzdem).
6:07 Das Babyphone brüllt mich an. Ich sitze senkrecht im Bett. Soviel zum Thema „alleine duschen“… Ich raffe mich auf, bevor der Rest der Familie erwacht und bemühe mich meine 1,5jährige Tochter mit einem Lächeln zu begrüßen.
6:30 Das sonst so geliebte Käsebrot wird vom Tisch gefegt. Alle Bemühungen den Wauwau und die Puppe mit zu füttern werden mit wildem Geschrei quittiert. Nach weiteren 30 Minuten haben Mutter und Tochter ein aggressiv-genervtes Stimmungstief.
8:00 Wir sind beide gewaschen. Mein Pflegesohn ist pünktlich aus dem Haus gegangen. Mein Mann sagt mir im Vorbeigehen, dass es heute Abend später wird. Mist! Wo bekomme ich kurzfristig einen Babysitter her – ich muss um 18:30 zu einer Sitzung.
9:00 Supermarkt. Meine Tochter möchte rum laufen und Regale ausräumen. Ich bin dagegen und oute mich als Spielverderber, indem ich sie im Buggy anschnalle. Sie lässt daraufhin den ganzen Laden wissen, dass sie unsagbar leidet und von der schlimmsten Mami der Welt durch die Gänge geschoben wird. Besonders besorgte Kunden sprechen meiner Tochter Trost zu und geben mir hilfreiche Erziehungsratschläge. Natürlich bin ich dankbar.
10:00 Es gilt das Abendessen vorzubereiten. Meine Tochter hilft dabei. Einmal kurz weggeguckt und die Salatsauce ergießt sich auf dem Küchenfußboden. Ich bin etwas ratlos, wen oder was ich zuerst vom Öl befreien soll.
11:00 Halbzeit. Meine Tochter macht ihren Mittagsschlaf. Ich stürze an den Schreibtisch. Mein Job wartet. Zum Glück kann ich mir meine Vorbereitungszeit selbst einteilen. Die Veranstaltungen sind meist abends oder am Wochenende. So jongliere ich mit meinen Arbeitszeiten, um die Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder herum.
11:45 Das Telefon klingelt. Mein Pflegesohn will abgeholt werden, da er sonst über 2 Std auf den nächsten Bus warten müsse. Ich wecke meine Tochter und fahre los. Die Arbeit bleibt liegen und wartet auf eine romantische Nachtschicht mit mir.
13:00 Der Pflegesohn macht es sich auf der Couch mit seinem Laptop bequem und hält dabei einen stundenlangen Monolog über die Unsinnigkeit von Berufsschulen. Der Monolog meiner Tochter ist etwas lauter. Der fehlende Mittagsschlaf ist ihrer Laune nicht zuträglich und sie will Kekse statt Gemüse zum Mittagessen. Ich schreibe SMS und versuche einen Babysitter für den Abend zu bekommen.
14:30 Da sämtliche Spielversuche auf Grund übelster Laune gescheitert sind, widme ich mich dem Haushalt. Wäsche falten – die Tochter schreit. Staubsaugen – sie schreit. Spülmaschine ausräumen – sie schreit. Nachdem ich, begleitet von zornigem Geschrei, das Bad sauber habe, gebe ich auf.
16:30 SMS. Die ersehnte Babysitterzusage. Eine Freundin schmeißt ihr Abendprogramm um und wird um 18:00Uhr zur Stelle sein. Ein Glück.
17:00 Essen kochen – der zweite Versuch. Meine Tochter beschließt, dass sie nur auf meinem Arm zufrieden ist und dass Mami das Kochen einhändig erledigen kann. Mein Pflegesohn schleicht um mich herum. Sein Umkreis wird mit Kekskrümeln abgesteckt. Als er sieht, was ich koche, isst er lieber auch noch die gesamte Schokolade aus dem Kühlschrank leer. Nebenher erklärt er mir aufgeregt die Zusammenhänge seines neuesten Computerspiels.
17:45 Mein Mann ruft an. Gute Nachrichten. Er ist bis 18:15 zu Hause. Ich könne dem Babysitter absagen…
18:20 Ich habe meine Tochter ins Bett gepackt, da ihr Schlafdefizit mich sonst in den Wahnsinn getrieben hätte. Ich bin bereit für die Sitzung. Das Essen steht fertig auf dem Herd. Mein Mann kommt rein.
18:27 Ich weiß jetzt, dass er einen sch… Tag hatte. Er fragt warum ich nicht ein anderes Essen gekocht hätte. Dabei fegt er aufgeregt den Boden, weil bei uns ja noch die Hühner satt werden würden.
18:35 Komme total abgehetzt und zu spät zur Sitzung. Meine Beiträge werden ignoriert oder nicht für gut befunden. Nebenher bekomme ich weitere Aufgaben, die noch diese Woche erledigt werden müssen.
22:10 Ich kümmer mich um die liegengebliebene Arbeit vom Vormittag.
23:30 Ich räume die Küche auf und falle ins Bett. Mein Versuch noch ein paar Seiten in meinem Roman zu lesen wird verhindert: „Hoch man, mach bitte das Licht aus. Ich muss morgen früh raus und habe einen harten Tag vor mir.“
Das alles beruht auf Tatsachen, die natürlich nicht alle an einem Tag passiert sind. So gemein ist das Leben (bis jetzt) nicht…
Fortsetzung folgt…