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Beikost, Zufüttern oder Nahrungsumstellung

Wieder mal ist es soweit: Milch allein reicht nicht aus und Brei steht auf der Tagesordnung. Beim ersten ging’s mit Kartoffelbrei los. Irgendwann habe ich dann entdeckt, dass es sowas wie Baby Led Weaning gibt. Du kochst die Kartoffeln. Natürlich ohne Salz, nimmst nach dem Kochen eine beiseite und drückst sie erkaltet dem Baby beim Mittagessen in die Hand. Es soll selbst entdecken, was Essen ist. Wenn möglich mit allen Sinnen. Das war der Plan.

Hilfreiche Tipps hatte ich zuvor auch gelesen: Das Kind sollte sitzen können. Also mindestens sechs Monate alt sein. Denn: Verschlucken ist bei dieser Art des EssenLernens vorprogrammiert. Außerdem macht sich ein großes Badetuch oder auch ein sauberer Duschvorhang unter dem Stuhl des Babys recht gut. Dann muss man nicht jedem Kartoffelstück hinterherhechten, während das Baby sich verschluckt und die Großen die Gelegenheit des UnbeaufsichtigtSeins nutzen und diverse andere EssensSpielchen ausprobieren.

Ich hab’s versucht. An Tag Eins. Dann war Schluss. Ja, ja, ich weiß. Krümmel gehören dazu, sie machen das Leben mit Kindern charakeristisch. Vom Fußboden mal ganz abgesehen. Entschuldigung, das war mir dann jedoch zuviel des Guten. Diese stärkehaltige PappPampe lässt sich nur mühselig vom Tisch und vom Kind abkratzen. Ich habe noch andere Dinge zu tun oder wünsche mir andere Beschäftigungen als das SauberMachen von Wohnung und Kind. Außerdem hatte das Baby die halbe Kartoffel im Mund. Verschlucken ja, aber das war doch ein bisschen viel. Ich vermute, dass es gar nicht zum Verschlucken gekommen wäre. Daher: Zurück zu Altbewährtem. Beim ersten hatte das Zufüttern so viel Spaß gemacht.

Begleitet hat uns dabei damals das Buch: Babyfutter: 120 gesunde Rezepte, die Kind und Mutter schmecken von Carenco Jenny und Dr. Jean Lalau. Es ist großartig, deswegen muss ich es euch vorstellen. Bevor wir Kinder bekommen haben, stand für mich fest, ich werde keine ErziehungsRatgeber und auch keine typischen Bücher wie ‚Babys erstes Jahr‘ lesen, mir wünschen oder im Buchladen aufschlagen. Ich hatte einfach die Befürchtung durch diese ganzen Ratgeber total verunsichert zu werden. Ich mag keine Verunsicherung. Die hatte ich so schon beim ersten Kind zu Genüge. Dennoch landete nach ein paar Monaten dieses Buch als Geschenk auf unserem Mittagstisch. Da dachte sich jemand, es sei dran. War es dann zwar noch nicht. Als es jedoch losging und ich dann doch mal hineinlinste… Genial! So viel Wissenswertes, Pragmatisches und Einfaches in einem Buch! Genau mein Ding. Und das alles in einem sehr entspannten Ton geschrieben. Yes.

Bevor ich das Buch aufgeschlagen habe, war mir wichtig:
1. Wir leben in einem Allergie und Unverträglichkeiten vorbelasteten Haushalt. Ich will wissen, worauf mein Kind negativ reagiert, was das Essen angeht. Irgendwie müssen es daher Gemüsebreis werden und nicht die aus dem DrogerieRegal.
2. Es muss einfach bleiben: Ich habe einfach keine Zeit Mandelmilch oder Kastanienmilch herzustellen.
3. Unsere Kinder sollen Essen als etwas entdecken, das Freude macht. Es darf gematscht werden. (An dem Punkt sind wir dann gerade mal wieder. Und auch ohne Baby Led Weaning sehen Tisch, Stuhl und Fußboden zu meiner Rechten wie ein Kartoffel-, Kürbis- oder PastinakenSchlachtfeld aus.)

Das Tolle: Das Buch hat allen drei Vorsätzen Raum gegeben und sie ließen sich mit den wertvollen Ideen der Autorin verbinden.

Das Buch ist von einer schwedischen Mama verfasst worden. Natürlich in Zusammenarbeit mit einem Kinderarzt. Es ist anschaulich bebildert, so dass man gar nicht abwarten kann fürs Baby loszukochen. Praktisch fürs Kochen ist der abnehmbare durchsichtige Umschlag des Buches, der Kleckse beim Projekt Kochen mit Baby auf dem Arm und Kleinkind zwischen den Füßen absolut irrelevant macht.

Das Buch selber besteht aus sieben Kapiteln und jedes enthält eigene wichtige Informationen. (Mir ist sowas immer wichtig, um nicht andauernd schon Gelesenes erneut ‚vorgekaut‘ zu bekommen.) Nach einem motivierenden Vorwort, das unter dem Motto „Keine Angst vor den Supermamas“ steht, folgt ein mit viel interessantem Wissen zusammengestellter Beitrag eines Facharztes für Kinderheilkunde, Kinderernährung und Endokrinologie. Daran schließt sich der Rat der Autorin als Mutter, der aus fünf Regeln besteht und wertvolle Tipps liefert, um nicht nur noch in der Küche zu stehen, Essen zu kochen, Geschirr und Töpfe zu schrubben und Küchenutensilien aufzuräumen. (DAS, find ich gut!) Auf vier Seiten siehst du also auf einen Blick, was du an Grundzutaten, Küchenwerkzeug, Obst und Gemüse und welche Milchprodukte am besten möglichst immer Zuhause hast. (Danke!)

Und schon geht’s los mit den verschiedenen BeikostGerichten, die sich ein wenig an den Lebensmonaten des Kindes orientieren. Dabei wird jeweils erst auf einer Doppelseite ein Überblick über die anstehende Phase der Ernährungsumstellung gegeben. Dann folgen Rezepte. Was mir wichtig dabei gewesen ist: Ich habe mich sehr ernstgenommen gefühlt. Wie kann man das von einem Buch erwarten? Ratschläge können Schläge sein. Je nachdem wie der Ratschlag „Das Kind erhält ab dem 4. vollendeten Lebensmonat seine ersten Frucht- und Gemüsepürees.“, formuliert ist, fühle ich mich unter Druck gesetzt oder aber bestätigt. Da uns wichtig war den Kurzen das Tempo zu überlassen und außerdem (u.a. aufgrund der Impfproblematik) möglichst lange voll zu stillen, fand ich es gut, dass in dem Buch an vielen Stellen betont wird, dass es absolut in Ordnung ist, sein Kind relativ lange zu stillen.

Es geht weiter über die ersten Mittagsgerichte und Desserts zu den ersten Abendmahlzeiten und schließlich zu den Mittagsgerichten, die für Groß und Klein wirklich lecker sind. Wie ein roter Faden zieht sich das Ziel durch das Buch, dem Tempo des Kindes entsprechend zuzufüttern und gleichzeitig das Baby an das gemeinsame Essen der Familie heranzuführen.

Der einzige Punkt, der mir schwierig erschien: Ich hatte den Eindruck, dass das Supermarktangebot in Schweden scheinbar doch noch was größer ist als hier in Deutschland. Im Hinblick aufs Fleisch, den Fisch und auch verschiedene Gewürze fiel mir das auf. Es kann aber durchaus auch an der Tatsache liegen, dass wir wirklich, wirklich richtig auf dem Land leben. ‚zwinker‘

Ja. So schaut’s aus. Ich könnte mich im Loben und Erzählen von diesem Buch jetzt völlig verlieren … Aber dann liest das hier keiner mehr von euch. Daher: Das Buch ist toll! Ich spiele mit dem Gedanken, es im Dezember unter einer von euch als WeihnachtsGeschenk zu verlosen. Dann könnt ihr euch selber ein Bild von Jenny Carencos Rezepten machen: Pflaumen-Birnen-Püree, Süsskartoffel-Kabeljau-Flan, HimbeerCoulis, Fusilli mit Sommergemüse und Basilikum, Bœuf bourguignon speziell für Babys, BohnenPüree, HaferflockenCookies mit Rosinen oder Fruchtlutschern! (Ich lass mir was einfallen.)

Jetzt würde mich interessieren, wie ihr das Zufüttern gestaltet habt? Wie ihr es macht, wenn der Nachwuchs erstmal da ist? Was sind eure Pläne? Was eure Erfahrungen?

6 Gedanken zu „Beikost, Zufüttern oder Nahrungsumstellung“

    1. Respekt! Ich glaube, ich verwende vorerst noch den Pürierstab. Und wenn es dann mal isst, dann versuchen wir es zwischendrin mal mit einem Stück Banane oder ähnlichem… Wie verlief das bei dir mit Verschluckern?

  1. DANKE :-)

    Unsere Maus ist ja jetzt 4 Monate jung. Ich möchte sicher noch warten mit zufüttern, d.h. irgendwann im 6. Lebensmonat damit anfangen. Aber ein paar Gedanken mache ich mir eben jetzt schon und so auch, welches ein gutes und hilfreiches Buch sein könnte. Deshalb bin ich über froh über deinen Beitrag :-)

    Über BLW habe ich auch schon nachgedacht, aber vermutlich werde ich das einfach ab und zu zusätzlich zum Brei machen. So kann sie dann ihr Essen auch entdecken. Mal sehen wie das Ganze dann bei uns verläuft… ;-)

    1. Schön! Das freut mich! Ähnlich sieht unser Plan aus. Wir kochen und probieren uns durch die verschiedenen Gemüse- und Obstbreis. Und wenn sich das Baby erstmal dran gewöhnt hat, dann gibt es auch mal wieder was Unpüriertes ins Händchen.
      Aber auch Brei in seiner unterschiedlichen Konsistenz lässt Spielraum zum Entdecken. ;)

  2. Hallöchen,

    ach supr, wunderbar geschrieben.
    beim große gabs klassisch brei…nachdem wir 6mmonate voll gestillt haben nahm er den brei super an und mit 10monaten war er (leider und ungeplant schon) komplett abgestillt. ich weiß noch das ich es kaum erwarten konte das er „endliich“ isst. so als neue Etappe,etwas neues das wir gemeinsam beginnen
    Und nun bei nummer 2? mist sie ist ja schon 6monate, müsste man ja mal langsam mit was festem anfangen, och ich mag noch gar nicht( sie aber schon sehr deutlich).
    über Facebook zu Baby-lead-wenning gefunden..nunja, ich find die gruppe sehr „radikal“(manchmal).
    insiwschen hab ich so ne mischform( gibts ja eigentlich bei blw nicht).
    aber shit happens ,wir werden ja nicht „kontroliert“. sie liebt es mit ihren inzwischen 9monaten frisches obst zu futtern, wiener am liebsten( ist wohl von der Hand-mund konsistenz am besten), probiert sich an Nudeln, erbesn etc aus. und verlangt bei hunger latstark nach nem helfenden Löffel. sei es mit brei, dem enstprechend schon klein gearbeitetem obst oder nem stück brot.
    im übrigen stillen wir auch noch ziemlich viel, und ich bin nicht ganz so „exakt“ wie beim großen. es wird gegessen was grad da ist. und wenn ich vergesse ne brei-portion aufzutauen, na dann essen wir ebend obst zum mittag…;)
    Nun ich denke die mischung machts. Die mischung aus was will ich mir als mama „zumuten“ und „was will/muss mein Baby lernen. “
    mein großer hat trotz brei mit 2jahren supr am tisch gegesssen,sauber und „ordentlich“. lehnt aber (abgesehen von Banane und apfel und spinat) jegliches obst und gemüse ab.(ok, quetschies gehen immer..grins). mal schauen wie das bei der kleinen wird.

    ich find deinen blog klasse, obwohl ich erst am anfangen mit durchstöber bin. ;)

    liebe grüße Franzi

    1. Oh hallo! Bin jedes Mal fasziniert, wenn ein Kommentar zu einem der älteren Beiträge reinfliegt. Musste mich daher erst nochmal zurückerinnern… Ach ja. Ja, komisch die Sache mit dem Essen. Ich glaube, man wird grundsätzlich auch was entspannter, oder? Der große Kerl hat noch so einen Schutz unter seinem Stuhl gehabt – für rollende SchreibtischStühle. Bei einem Holzboden schon praktisch. Der kleine Kerl? Der matscht alles auf den Holzboden. Grrrh. Ich musste mich an diese Zumutung erst gewöhnen… Aber es klappt erstaunlich gut. ;)

      Bei deinem Satz „Nun ich denke die mischung machts. Die mischung aus was will ich mir als mama “zumuten” und “was will/muss mein Baby lernen.” “ musste ich an Montessori denken. Gedanklich hänge ich gerade sehr in der SelbständigkeitsKiste für meine Kerle. Nun ja, und ich merke, dass ich an vielen Stellen mir echt zumuten muss, ihnen etwas zuzumuten. Verständlich? Sie machen zu lassen. Sie klettern zu lassen. Sie laufen zu lassen. Seine Sorge. Unsre Kids dürfen sich bewegen. Aber sie fallen grundsätzlich auf den Kopf oder das Gesicht. Es ist unglaublich. Sie sind so wild. Ich frage mich manchmal wirklich, ob das vielleicht doch ein Jungen-/MädchenDing ist.
      Oder auch so Sachen wie, den Kakao aus der Küche ins Esszimmer tragen. Will ich das Risiko eingehen? Mir zumuten?

      Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass wir, oder ich schreibe lieber mal nur von mir, unsere Kinder viel zu schnell viel zu vieler eigener Erfahrungen berauben. Aus fadenscheinigen Gründen: Meine Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung. Sie könnten sich verletzten. Es geht viel schneller, wenn ich es gerade mache…
      Wobei ich auch überzeugt bin, dass GrundOrdnung Kindern gut tut. Und mir auch. Meine Psyche ist ja auch für die Kerle wichtig…

      Ach, du siehst, ich bin an vielen Stellen noch nicht ganz durch mit dem Denken. Umso mehr freue ich mich, von anderen, in diesem Fall deinen Gedanken zu lesen! Vielen Dank!

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