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BetreuungsGeld oder Herdprämie?

Puh! Ja, ich lasse mich hinreißen. Ich lasse mich hinreißen über ein Thema zu schreiben, zu dem ich mir bisher nur wenig Gedanken gemacht habe. Warum? Na ja, irgendwie ist es an mir vorbeigerauscht, da ich viel mit Entertainen, Kuscheln, Trösten, Umhertragen, Organisieren, Wickeln, Planen und GesundPflegen beschäftigt bin. Ob ich nun 100€ oder 150€ für meinen Einsatz, unter anderem am Herd, bekomme, das war nicht vordringliches Gedankengut.

In den vergangenen Tagen ist mir jedoch vermehrt aufgefallen, dass dieses BetreuungsGeld scheinbar immer wieder für Furore und erhitzte Gemüter sorgt. Entrüstete Mütter, die sich nicht abspeisen lassen wollen und lieber einen Ausbau der Kindertagesstätten sehen würden. Denn: Sie würden gerne wieder ins Berufsleben einsteigen. Oder aber: Müssen, um finanziell über die Runden zu kommen.

Gestern las ich einen Artikel, um überhaupt mal ein bisschen über den Stand der Diskussion, ihre Ausläufer und vor allem über die Entstehung des Begriffs zu erfahren. Der Artikel ist lang, aber zeichnet ein interessantes Bild von der Auseinandersetzung und über die Rechtfertigung der Namenswahl.

In meinem BlogArtikel werde ich fortan nur das Wort BetreuungsGeld verwenden. Ich stehe hier gerade in meiner Küche an der Arbeitsplatte, habe eine Tasse Tee neben mir stehen und schreibe diese Worte. Ich mache es mir nicht am Herd gemütlich, weil es hier so warm ist. Ich darf den Teig im Kühlschrank nicht vergessen. Das Mittagessen muss vorbereitet werden, damit gleich alles, nachdem der Kindergarten vorbei ist, reibungslos abläuft und hier nicht das Chaos ausbricht. Denn: Das kleinste Kerlchen wird dann Hunger haben. Der große Kerl auch. Allerdings hat der dann außerdem ganz viel zu erzählen, zu zeigen und muss erst ‚runterfahren‘. Stillen ist dann erstmal nicht möglich. Kochen schon gar nicht. Ich muss mich vorbereiten. (Mal abgesehen davon, dass der Begriff so nicht passt: Wenn ihr den Artikel gelesen oder auch nur überflogen habt, werdet ihr euch vermutlich ebenfalls durch euer persönliches Bauchgefühl geleitet, ähnlich entscheiden und lieber vom BetreuungsGeld sprechen.)

Aber was halte ich nun von diesem BetreuungsGeld?

Wenn es nur um mich gehen würde: Eigentlich total emanzipiert, weil gutes Abitur gemacht, Theologie und Soziale Arbeit studiert und tatsächlich den Job gewählt, den ich wirklich machen wollte, war die Vorstellung als Mama und Hausfrau Zuhause zu bleiben das Letzte, was für mich in Frage kam. Jetzt sitze ich hier und weiß, dass es für mich die beste Entscheidung war, als Mama bei meinen Kleinkindern zu sein. Ich bin glücklich hier Zuhause. Ich darf meine Kinder die Welt entdecken sehen, sie stärken, ihnen Sicherheit geben, mit ihnen spielen und was sonst noch so zum Leben und zur Vorbereitung darauf dazu gehört. Dafür bin ich meinem Mann dankbar. Dass das geht. Auch dass ich, wenn mein MamaSein es mal zulässt, schreiben darf. Hier auf diesem Blog, mein Buch, meine Artikel woanders. Ohne das oder die Option neuer Ziele – wie einen Halbmarathon oder eine Sprache lernen – würde ich (zwar vollbeschäftigt sein, aber …) manchmal ein bisschen unterfordert, was den Einsatz meiner grauen Hirnzellen angeht. Dank also an meinen Mann.

Dennoch: Manchmal wünsche ich mir von Herzen, dass mein Einsatz hier Zuhause mehr wertgeschätzt würde. Es fällt doch zu leicht hinten runter. Und all meine Arbeit wird manchmal erst dann sichtbar, wenn ich krank bin. Oder mich weigere. Oder einfach total erschöpft und der Arbeit überdrüssig. Wenn man mir diese Arbeit vergüten wollte, schließlich mache ich den wichtigsten Job, um diese Gesellschaft in der BRD zahlenmäßig zu unterstützen und gleichzeitig noch zivilisiertes und kultiviertes Benehmen zu erhalten, dann würde ich einer Vergütung auf jeden Fall zustimmen. Allerdings in einer Höhe, die vermutlich jede und jeder als utopisch ansehen würde. Das volle Gehalt eines Sozialarbeiters für die Arbeit einer Mutter?!? Mindestens? Ja. Manchmal wünschte ich mir das.

Ich bin kein Heimchen. Und zum Ausruhen komme ich schon gar nicht. Es gibt Zeiten, da schlafe ich nachts vier Stunden. Wenn’s hochkommt. Wer kann das schon von sich sagen? Warum ich nur so wenig schlafe? Weil ich arbeite. Ich wickel, ich tröste, ich fütter oder halte im Arm. Mamas wissen, was da nachts mitunter auf einen zukommen kann. Natürlich, die Zeiten ändern sich. Wenn sie groß sind. Aber jetzt eben noch nicht. Ich mache den Job gerne. Ich wollte immer Kinder haben. Deswegen kann ich auch darüber hinweg sehen, dass ich das Geld nicht bekomme. Aber der Staat wünscht sich doch auch Kinder. Als Konsumenten, als Wirtschaftsankurbler, als Arbeiter oder Akademiker. 100€. Sie schmecken so komisch, wenn man sie ausspricht. Versteht mich nicht falsch. Ich würde sie nehmen. Aber von ihnen hängt nun wirklich nicht ab, ob ich mein Kind im Kindergarten, in der Kindertagesstätte oder bei der Tagesmutter abgebe. Von daher bin ich mir über den Nutzen dieses Geld einfach sehr unschlüssig. Denn da sind ja noch die anderen Mütter.

Die Mütter, die einen Kindertagesstättenplatz brauchen, um arbeiten gehen zu können. Eine Mama, die halbtags arbeiten gehen muss, um wenigstens ein bisschen dazuzuverdienen, für die sind 100€ wohlmöglich ein Schlag ins Gesicht. Zumindest dann, wenn davon ausgegangen wird: „Es gibt ja Betreuungsgeld. Wir haben unsere Schuldigkeit getan. Ein Ausbau der Kindertagesstätte kommt erstmal nicht in Frage.“ Und wenn das Thema damit abgehakt ist. Politisch. Gesellschaftlich. (Letzteres wahrscheinlich nicht. Zum Glück?)

Dann kommt wieder die Frage auf: Muss der Staat das denn tun? Geld geben für Familien. Erstmal nicht, oder?! Aber es gibt da ja noch den gewissen Eigennutz, den auch der Staat von dieser Unterstützungsmaßnahme hat.

Ihr merkt, ich kann mich nicht entscheiden. Ich weiß einfach nicht, was ich von dieser Maßnahme halten soll. Andere sind sich da gleich sehr sicher. Wieder andere haben gar keine Meinung. Ich höre momentan auf mein Bauchgefühl. Die 100€ würde ich nehmen. Aber als volle Wertschätzung meines Betreuens und MamaSeins, kann ich sie nicht sehen. Ob das Geld mitunter für andere Frauen eine wirkliche Lösung darstellt, kann ich nicht ermessen. Was sagst du dazu?

Sollte ich einen gravierenden Punkt nicht bedacht haben … Klärt mich auf. Ich bin euch sehr dankbar für eure Überlegungen, Hinweise und Einschätzungen. (Schließlich hätte ich auch gerne eine fundierte Meinung.)

2 Gedanken zu „BetreuungsGeld oder Herdprämie?“

  1. Hallo liebe Mitmama,

    ich war sehr gespannt auf den Artikel, denn ich habe keine richtige Meinung dazu und wollte mir unbedingt auch (mal) eine bilden. Nun,ich kann dir zustimmen. Ich weiss auch absolut nicht, was ich davon halten soll. Ich habe auch den Luxus, daheim bleiben zu können und natürlich sind 100,- Euro mehr monatlich im Geldbeutel ne schöne Sache. Aber als Bezahlung für all das, was ich hier leiste, viel zu wenig.
    Ich weiss es leider ebenso wenig wie du, schöner Mist.
    Grüße aus dem Wunderland von Nina

    1. Hallo Nina Wunder.
      Ja blöd, oder?!? Und irgendwie komm ich da auch nicht weiter. Ich bin gespannt. Werde mir weiter versuchen eine Meinung zu bilden. Und hoffe natürlich, dass sich hier noch der ein oder andere Kommentar finden wird. Wenn du eine Meinung finden solltest … dann sag mir Bescheid! Oder schreib nen BlogArtikel in deinem Wunderland, ja?!?
      Liebe Grüße, rage

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