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BrautKleid in gute Hände abzugeben…

… Oder vielleicht lieber doch nicht? Das ging mir die letzten beiden Wochen immer und immer wieder durch den Kopf. Davor eigentlich nicht. Davor war ich mir ganz, ganz sicher, dass ich es loswerden wollte. Wenn nicht verkaufen, dann doch zumindest als umgeändertes BrautKleid. Ich war ja sogar bei der Schneiderin. Auf Empfehlung von einigen Leserinnen habe ich es gewagt und mich auf die Suche nach ÄnderungsSchneidereien in meiner Umgebung gemacht.

Ich habe zwei gefunden. Die erste Schneiderei hat mich etwas skeptisch sein lassen. Ich war danach nicht mehr sicher, ob ich mein BrautKleid wirklich dort abgeben sollte? Oder wollte? Ich wurde von einem türkischen Mann bedient, bei dem ich davon ausgehe, dass er der Inhaber der Schneiderei ist und seine Frau die eigentliche Schneiderin. Jedenfalls hat es mich gewundert, wie günstig die Änderung scheinbar sein sollte. Und auf meine Frage, ob er eine Idee habe, wie ich das Kleid einfärben könnte, kam als Antwort: „Kein Problem.“ Bitte wie? Ich habe dann nochmal erklärt, dass ich das Kleid ja nicht in die Waschmaschine stopfen könnte und wie sie das denn machen würden? Daraufhin sah er mich mit großen Augen erstaunt an, wies mit seiner Hand hinter sich und schüttelte den Kopf: „Wir keine Waschmaschine.“ Daraufhin machte ich große Augen und fragte mich, ob er verstanden hatte, dass es um MEIN HochzeitsKleid ging?!? Ich sollte nochmal vorbeikommen…

hochzeitskleidBei der zweiten hat mich die Schneiderin letztlich davon abgebracht das Kleid zu kürzen, abzuändern und einzufärben. Es wäre zu schade… (Hm, wie sie das bloß geschafft hat?) Sie hat das Kleid aus seiner SchutzFolie gezogen und vor mir an einen Haken gehängt. Mit einem Blick darauf hat sie mir gezeigt, wie und was sie machen könnte. Aber färben? Davon hat sie mir ganz klar abgeraten. Und während wir uns so unterhalten, die verschiedenen Möglichkeiten überdenken und durchsprechen, fällt mein Blick immer und immer wieder auf mein Kleid, dass da hängt… So schön reduziert. Ohne viel SchnickSchnack. Schlicht. Cremefarben. Keine Rüschen. Edel…

Ihr könnt es euch vielleicht denken. Ich finde es nach zehn Jahren Ehe immer noch genauso schön wie damals! Und ich überlege wirklich den 10. HochzeitsTag irgendwie so zu beprosten, dass ich dieses Kleid nochmal anziehen kann. Denn wenn mich keiner mehr davon überzeugt, werde ich es tatsächlich behalten. Schließlich habe ich mich gefragt, was ist so schlimm an ein bisschen stuff? Und dann: Wann werde ich mir nochmal sowas kaufen? Also könnte ich doch mit diesem hier Prinzessin sein? Es wird vermutlich das einzige Kleid mit ReifRock bleiben, das ich je besitzen werde bzw. besessen habe.

Irgendwelche Gedanken hierzu, meine Lieben – weiblichen, aber gerne auch männlichen MitLeser?

13 Gedanken zu „BrautKleid in gute Hände abzugeben…“

  1. ich habe mein, auch sehr schlichtes und extra für mich genähtes brautkleid, damals weiterverkauft. aber ich mag den gedanken, wieder prinzessin zu sein. und als kind mochte ich sehr, dass meine mutter ihres noch hatte und ich mir sie als braut darin vorstellen konnte. oder das kleid auch mal anziehen.

  2. Ich hatte mich damals für die Hochzeit (mehr aus Geldnöten) zu einem sehr sehr schlichten und kurzen Trägerkleid in altrosé entschieden (ich gebe zu: es war von H&M). Seither habe ich es auch schon mehrmals getragen, somit fällt für mich die Entscheidung, ob ich es verkaufe oder verschenke, weg.
    Trotzdem habe ich Kleidung, die für mich etwas sehr Besonderes ist aber gleichzeitig nicht im Alltag oder zu festlichen Einladungen getragen werden kann. Diese Klamotten lagern im Kellern… Ja, sie nehmen dort Platz weg. Ja, eigentlich sollte ich sie entsorgen, weil ich sie höchstens wenige Male im Jahr rauskrame und an alte Zeiten denke. Trotzdem werde ich mich nicht davon trennen.
    Ich konzentriere mich beim Reduzieren auf Dinge, die ich jederzeit ersetzen könnte und die ich nicht wirklich brauche. Alles, was für mich einen großen Wert hat, bleibt! Denn mein Ziel ist es nicht, nur 100 Dinge zu besitzen, sondern mich von unnötigem Balast zu befreien.
    Nebenbei fände ich ein großes Treffen aller Bräute (zusammen mit ihren Männern) in ihren original Hochzeitoutfits sehr witzig. Dabei könnte man mehrere Preise vergeben für das älteste, das schlichteste, das längste, das farbigste Kleid usw. und einfach für einen Tag wieder Braut/Prinzessin sein.

  3. Ich weiß nicht, ich kenn aufgehobene Brautkleider einfach immer nur als Selbstgeißelung.
    Nach ein paar Jahren und ein paar Kindern passen einfach die meisten nicht mehr hinein.
    Ich kenn das Ritual. Kleiderkasten aufmachen, ganz an den Rand grabbeln und das Hochzeitskleid aus dem Staubsack fummeln. Herzeigen, angreifen, bestaunen, an den Körper halten… Selbsthass. Vorzugsweise der altersentsprechend schlankeren Tochter, Schwester, Freundin dranhalten und selbstmitleidig seufzen, dass man auch mal so schlank war wie sie.
    Selbst meine minimalistische Mutter hat ihr Kleid aufgehoben, zu vermutlich genau diesem Zweck (vielleicht aber auch, weil sies selbstgenäht hat). So sehr kann ich gar nicht mit den Augen rollen, dass sie mir nicht rausfallen :D (Aber vielleicht versteh ich das als unverheiratete Frau einfach noch nicht)

    Als Tochter einer Schneiderin möchte ich dir außerdem auch sehr vom Abändern und Umfärben abraten. Das wird nix. Abändern wird noch eher was, aber umfärben vergiss. Das geht nur, wenn ALLES Baumwolle oder Seide ist. Alles aus zB Polyester (die Nähte sind das für gewöhnlich) bleibt weiß. Manche Materialien werden fleckig-pastellig. Und weiße Nähte schauen wirklich wirklich scheiße aus. Bei einer Hose bin ich da einfach mit schwarzem Textilmarker drübergegangen, das wird aber nicht sehr ordentlich und schaut auf dem Kleid sicher noch mülliger aus.

    Warum reichen dir denn die Hochzeitsfotos nicht? Was wäre, wenn in der Zwischenzeit die Motten oder der Schimmel in der Kleid gekommen wären? Wäre das denn wirklich schlimm?
    Wieso spendest du es nicht einer Frau, die kein Geld für ihr Hochzeitskleid hat?

    Denn behalten ist derzeit scheinbar nicht mehr die logische Option, sonst würdest du ja nicht so herumüberlegen.

  4. Warum wäre das denn „schade“ wenn man da was umändern würde??
    Schade ist es, dass es ungenutzt im Schrank herumhängt und dir Kopfzerbrechen verursacht. Warum geht färben nicht? Wegen Kunstseide?
    Wenn es Seide ist, dann kann man es färben. Ein schönes Mitternachtsblau und schon hat man ein edles Kleid für den Abend oder als Hochzeitsgast ;)
    Kann man es nicht einfach kürzen und man hat ein edles Sommerkleid?

    Ansonsten stimme ich Tordis zu: Weg damit – eine andere Braut würde sich bestimmt sehr darüber freuen.

  5. Ich habe mein Brautkleid vor bald zwei Jahren bei einer Maßschneiderin nähen lassen und werde es weder umändern lassen noch verkaufen: http://amberlight-label.blogspot.de/2011/06/hochzeit-brautkleid-und-brautstrau.html Als ständig drohendes, schlechtes Figurgewissen sehe ich es auch nicht an, sondern freue mich einfach daran, dass es damals genau so geworden ist, wie ich es mir gewünscht hatte und das unser Weg, nur das zu machen, was mit unserem Bauchgefühl gepasst hat, der richtige war. Sogar die Hochzeitsspuren mit Schokodessert, Märchenerzählerstaub und Rotwein sind noch dran und ich glaube, so soll es auch bleiben …

  6. Färben geht deswegen nicht, weil herkömmliche Textilfarbe (Simplicol zB) nur auf Naturmaterialien greift. Das Garn, das für die Nähte verwendet wird, ist üblicherweise ein Polyestergemisch, weil es haltbarer ist (Nähte müssen oft einen ziemlichen Zug aushalten). Also selbst wenn das Hochzeitskleid 100% Seide ist oder 100% Baumwolle (was ich bezweifle, allerdings machen Beimischungen bis 10% nix, alles darüber wird meliert), zumindest die Nähte sind mit 99%iger Wahrscheinlichkeit aus Polyester oder einem Polyestergemisch, was sich mit Simplicol de facto nicht einfärben lässt.
    Meines Wissens nach sind die meisten Brautkleider aus Synthetikstoffen/gemischen und das von rage schaut mir auch sehr danach aus.
    Textilfarben, die auf synthetischen Fasern greifen sind mir so für den privaten Gebrauch nicht bekannt. Vielleicht gibts ja eine Firma, die sowas macht?
    Mitternachtsblau oder Mohnrot kann noch so hübsch sein, weiße Nähte dazu schauen kacke aus.

    Das Kürzen find ich ja nicht so ein Problem (vielleicht ist aber auch der Zauber verloren, wenn der Stoff durch die Kürze anders fließt, sich anders bewegt?). Aber wenn mans nicht einfärben kann, hat man ein weißes kurzes Hochzeitskleid. Man sieht einfach, dass es ein gekürztes oder kurzes Hochzeitskleid ist.

    Für mich persönlich ist einfach die Gefahr zu groß, dass das Kleid völlig verhunzt wird, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ich persönlich würde das Kleid lieber unverändert lassen und verschenken, statt dass ich am Ende des Experiments einen teuren (und schlecht saugenden) Putzfetzen hab…
    Oder halt auch erstmal doch einfach behalten und verräumen und gelegentlich herausnehmen und bestaunen ;)

    Aber bitte nicht falsch verstehen, grundsätzlich bin ich absolut für kreatives Verändern, Umschneidern, Einfärben! Nur bei einem solchen Brautkleid bin ich skeptisch, ob das Ergebnis überzeugen würde.

  7. @all: … Genau das, was ihr allesamt schreibt, ist das, was mich in echte Handlungsunfähigkeit stürzt.

    Auf der einen Seite würde ich mich gerne lösen, habe erlebt, wie befreiend das ganze Reduzieren ist und habe wirklich den Wunsch, jemandem bei seiner Hochzeit was Gutes zu tun. Wer sich das Kleid ausleihen mag: Sofort. Es ist gereinigt und hängt seit zehn Jahren im Schrank.

    Auf der anderen Seite: Es ist so unglaublich schön! Und es besitzt tatsächlich Erinnerungen, die ausgelöst, aber nicht von Fotos hervorgerufen werden.

    Vermutlich würde ich gerade nicht mehr ganz hineinpassen. Aber Selbsthass habe ich deswegen nun wirklich nicht. Abändern lassen, aber nicht einfärben, kommt nicht in Frage. Man glaubt es vielleicht nicht. Doch so ein Kleid ist wirklich nicht leicht. Zumindest nicht so leicht, wie man sich ein herrlich luftiges Sommerkleid vorstellt. Wenn Schimmel dran kommt, dann ist das so. Wenn sich eine das Kleid ausleiht und es hat danach Flecken oder andere GebrauchsSpuren, dann ist das so.

    Ich habe das Kleid zu einem Zeitpunkt gekauft, da habe ich nicht darüber nachgedacht, was reduziert-leben bedeutet. Ich habe für dieses Kleid gespart. Es war seinen Preis wert. Heute würde ich es vielleicht, wahrscheinlich, anders machen. Mir ein Kleid nähen lassen, das sich danach einfärben und gut abändern lässt. Mit BaumwollstoffFaden oder Seide… (ich hab noch keine Ahnung vom Nähen), wie Tordis so toll erklärt hat. Aber so ist es nun einmal nicht. Damals habe ich dieses Kleid gekauft. Es fühlt sich aber nicht nur als Altlast an. Ich würde mir nie nie niemals nochmal so eins kaufen. Aber jetzt habe ich es hier. … Mhm.

    Daher… Wer von euch mal ein Kleid benötigt, sich eins ausleihen mag… Vorerst kann ich euch noch eins anbieten. Wie gesagt, wenn was dran kommt, dann ist das so. Wenn nicht, nehme ich es dankend nach eurem Tag zurück.

    Danke für eure Gedanken! Ich bin nur etwas beunruhigt, dass ich all eure Gedanken schonmal durch mein Hirn hab blitzen sehen… schluck

  8. Ich finde es als Mann sehr spannend, wie das Brautkleid für eine Frau einen solchen Stellenwert haben kann. Nachvollziehen kann ich es nicht :-) Es ist doch nur ein Kleid, ein Stück Stoff, das du an deinem Fest getragen hast. Sicher, es war für dich ein ganz besonderer Tag. Aber hat dieses Stück weisser Stoff irgend etwas mit deiner Beziehung zu deinem Mann zu tun? Verändert es etwas an deiner Beziehung zu Ihm, wenn du das Kleid nicht mehr hast? Hätten es die Motten gefressen, wäre es auch weg. Hättest du es gemietet (wie es meine Frau tat), wäre es schon längst ausser Sichtweite.
    Mein Hochzeitsanzug ist schon längst weg, würde mir wohl auch nicht mehr perfekt passen.
    Glaub mir, wenn das Kleid weg ist, wirst du es nicht vermissen – warum auch, du kannst es sowieso nie mehr tragen.
    Es ist doch wie bei vielen Sachen, die man auf dem Weg zum Minimalismus aufgibt, will oder muss oder denkt zu müssen. Weg damit, damit du wieder offene Gedanken an anderes hast als an ein Stück weissen Stoff, dass dieses Kleid nun mal ist. Einfach ein bisschen Stoff, dass deinen Körper umhüllte an einem schönen Tag in deinem Leben.
    Aber wie immer, auch meine Gedanken sind relativ :-)

    1. Boar, ich glaube, das ist auch nicht nachvollziehbar. Mich nervt’s ja auch. Ja, es ist nur ein Stück Stoff… argh! Danke für deine Sicht! Habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie sich das für Männer anhören mag. Ja, deine Gedanken sind relativ. Doch du hast recht: offene Gedanken und ein Stück weißer Stoff. Das sind die Dinge, die mir hängen geblieben sind. … mhm.

  9. Über dieses Thema mache ich mir gerade auch meine Gedanken. Bei mir ist es nur etwas einfacher, denn mein Kleid fand ich zwar sehr schön, aber es war für mich ein Kompromiss, weil ich für meine Größe kein schöneres finden konnte. Ein Kompromiss für 500 Euro! Ich werde es die Tage für 1 Euro Startpreis bei Ebay einstellen.
    Meine Schwägerin hat ihres einfärben lassen. Selbermachen würde ich NIEMALS! Guck mal hier, es gibt richtige Dienste, die das professionell machen:
    http://www.textilreinigung-faerberei.de/Brautkleider/brautkleider.html
    http://www.faerberei-holtmann.de/index.php/dienstleistungen/wir-faerben-ihr-brautkleid.html

    Jedenfalls sah sie traumhaft in ihrem olivgrünen Abendkleid aus, als wir zusammen auf der letzten Hochzeit waren! Das kann ich dir sehr empfehlen. Wo sie das allerdings hat machen lassen, weiß ich nicht genau.

    Falls du dir weiterhin so viele Gedanken darum machst, dann werde es lieber los. Ich denke, auf Dauer wird es bei dir sowieso darauf hinauslaufen?! Bei mir ist es jedenfalls so, dass wenn ich noch hadere, es einfach nur noch ein bisschen dauert bis ich mich komplett gelöst habe – der Prozess ist dann aber immer schon in Gang.

    Erzähl uns, wie du dich entschieden hast ;-).

    1. Michaela!! Danke. Nach sowas hatte ich gesucht. Aber nicht gefunden. Na ja, und nach der trocken realistischen Einschätzung Martins war ich dem Verkauf oder dem Verschenken eigentlich schon wieder was näher gerückt…
      Ja, du könntest recht haben. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen… Mhm… Aber wenn ich dann wirklich den Kopf frei hab. Von einer Sache mehr. Es muss echt mal eine Entscheidung her…

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