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Das zieh‘ ich an. Das zieh‘ ich an. Damit ich…

… zu mir stehen kann. Die letzten Wochen haben so einige meiner UrAltTshirts ihr letztes gegeben. Unter den Armen durchgewetzt, hier und da ein kleines Motten- oder WaschmaschinenLoch und überhaupt, farblich sehr, verblichen.

Das zieh ich an

Oberteile, die ich schon seit über sieben bis neun Jahren trage. Unterhosen, die nicht ganz so lang, aber lang genug gehalten haben. Socken, die durchlöchert und nur noch ohne die bessere Hälfte bestehen. Mein Kleiderschrank, den ich auf ein gutes Maß reduziert hatte, hat noch ein bisschen mehr an verarbeitetem Stoff und Textilien verloren.

Ich stehe also vor der Frage, wie rüste ich wieder auf? Obwohl ich mir persönlich an dieser Stelle die vergangenen zwei Jahre sehr treu geblieben bin. Ich habe mir fast nichts mehr zugelegt, dass nicht fair und ökologisch einwandfrei hergestellt wurde; zumindest was meine Ansprüche der Recherche betrifft. Denn neben der Näherin habe ich nicht gestanden und über die Schulter des Färbers auch nicht schauen können.

Hiermal ein paar Fakten bzgl. meines KlamottenVerhaltens:
1. Insgesamt haben elf Kleidungsstücke in den letzten zwei Jahren ihren Weg in meinen Besitz gefunden.
2. Zehn davon habe ich geschenkt bekommen. (Weihnachten, Geburtstag, Nikolaus)
3. Eine Schlafanzughose und ein BH stammen leider nicht aus diesem ökologischen Hintergrund.
4. Bei letzterem gab es tatsächlich gar keine Auswahlmöglichkeit, obwohl ich danach gesucht habe.
5. Bei der SchlafanzugHose überzeugte mich lediglich das gute Aussehen und die Tatsache drei Hosen kaputt getragen zu haben – in fünfzehn Jahren.
6. Zwei Strumpfhosen habe ich geschenkt bekomme, wobei eine inzwischen aufgrund von LaufMaschen wiederverwertet wird.
7. Ein Bündel Socken befindet sich nicht in dieser Zählung, da ich mir nicht sicher bin, wann ich sie geschenkt bekommen habe. Aber ich meine, es liegt noch ein wenig länger zurück. zweieinhalb oder drei Jahre. Zumindest vor meinem damaligen Kaufentschluss.

Damals habe ich begonnen eine Liste all der Labels und Unternehmen anzufertigen, von denen ich weiß, dass sie ökologisch und fair hergestellte Mode anzubieten versuchen. Versuchen deshalb, weil ich mich schon immer wieder frage, wie sehr das ein Unternehmen gewährleisten kann, das nicht am anderen Ende der Welt sitzt und direkt über die Schulter schauen kann. Diesen Umstand halte ich weiterhin für eine Schwierigkeit, der man als Unternehmen ausgesetzt ist, und mit der unterschiedlich verfahren wird. Ähnlich wie wir eben unterschiedlich mit der TextilBranche generell umgehen.

Dennoch ergänze ich meine Liste von Unternehmen und Labels immer mal wieder. Dieses Jahr kommt www.grundstoff.net hinzu. Ich gestehe, ich habe mir bislang noch kein Kleidungsstück dort gekauft. Allerdings habe ich mir ja auch zum Ziel gesetzt, nur mit dem Nötigen auszukommen und ich mag Shoppen als Zeitvertreib einfach nicht. Dieses Unternehmen wirkt relativ groß, daher habe ich es bisher gemieden. Mein Mann hat jedoch schon häufiger dort eingekauft und ist total begeistert. Ein ganz schneller und freundlicher onlineService sowie schlichte und stylische Kleidung, die zu 75% mit entsprechenden Siegeln ausgestattet sind, die BioBaumwolle und hohe soziale Standards garantieren (sollen). Genau das, wonach er und wir die letzten zwei Jahre angefangen haben zu suchen.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Geschichte von Entstehung und Zielsetzung dieses Unternehmens. Die Bezahlbarkeit und das gleichzeitige Ernstnehmen, dass Kleidung nicht nur was kosten darf, ist nicht nur sympathisch, sondern in meinen Augen heute absolut erforderlich.

Vielleicht ist für den einen oder anderen ja was dabei. Kanntet ihr das Unternehmen schon und konntet ähnlich gute Erfahrungen machen? Wo geht ihr (inzwischen) einkaufen? 

 

28 Gedanken zu „Das zieh‘ ich an. Das zieh‘ ich an. Damit ich…“

  1. Eine tolle Bilanz. Ich finde es besonders gut, dass du wirklich nur das Nötigste kaufst. Hut ab.
    Wie ist es mit den Kindern? (Da brauche ich so viel, dass ich bisher die fairen Sachen gemieden habe, allerdings kaufe ich da viel Secondhand.)
    Ich habe noch nicht so viel Erfahrung mit nachhaltiger und fairer Mode, bisher habe ich nur ein paar Sachen von Hess Natur, die mich seitdem mit ständiger Werbepost überschwemmen, was ein bisschen nervt. Die Sachen selbst sind aber sehr schön. Auch im Secondhandshop habe ich für mich schon mal ein paar Hosen gekauft und überhaupt versuche ich auch, alles so lange wie möglich zu nutzen.

    1. Bei den Kindern wird ähnlich wie bei mir, erstmal aufgetragen. Für die ist das auch noch völlig in Ordnung. Es werden Wünsche geäußert, wie: eine enge Hose, statt einer weiten und das lässt sich ja recht gut über einen SecondHandLaden kontrollieren. Für mich und meine Größen (schwanger und nicht-schwanger) werde ich da bislang auch immer nur bedingt fündig. Trage eher die Sachen auf, de ich von Freundinnen oder Nachbarn angeboten bekomme. Oder werde beschenkt – an Weihnachten oder Geburtstag.

      Und dann wird getragen, bis es nicht mehr geht. Aktuell hat wirklich jede Hose ein Loch. Vom Großen. Also wird ne Strumpfhose drunter gezogen. Flicken sollte ich wohl auch endlich mal lernen… Aber nicht jetzt.

  2. Hab da auch nach Lösungen gesucht für mich. Die Sachen von vishes gefallen mir gut. In Nepal auf Augenhöhe hergestellt, mit Vor-Ort-Kontakt, Allerdings hab ich die neue Jacke noch nicht in der Maschine gewaschen. Es steht Kaltwäsche drauf, Doch das werde ich sicher nicht lange beibehalten. Ist mir zu mühsam. Hippielook kann man ja vermeiden, indem man mit schwarz kombiniert oder nur Samt oder asymmetrische Sachen kauft ohne Stickereien. Sonst ist das eine Verjüngungskur.

  3. Mein Problem ist leider, dass es meine Größe eher selten bis gar nicht gibt. In Bremen gibt es fair tragen und auch andere Läden mit fairer Mode, aber leider passe ich dort in die Frauensachen nie hinein.
    Momentan kaufe ich einfach nix, sondern benutze die Sachen, die ich habe. Jetzt gehen aber so langsam einige Strickjacken kaputt und ich brauche Nachschub… Ich habe schon mal den Gedanken des selber Strickens gehabt – ich bin mir nur unsicher, ob ich das packe.
    Wahrscheinlich wird es sonst in der Not erstmal ein fairer Männerpullover.
    manomama.de finde ich auch gut, auch wenn die schwarzen Sachen relativ schnell so ein bisschen verblichen aussehen.
    Grundsätzlich kaufe ich aber Kleidung auch einfach lieber im Geschäft und nicht im Internet. Ich musste schon öfter trotz Größentabelle Sachen wieder zurück senden. Das ist doof.
    lg Nanne

  4. Ich tu mich so sauschwer mit dem Fairtrade-(Klamotten)Gedanken. Klar, ist besser als das berühmte 3-Euro T-Shirt, was gerne zitiert wird. Aber trotzdem: Auch Fairtrade Neuware muss erstmal hergestellt werden. Und die Umwelt? Die leidet dann genauso wie auf normalem Wege, weil das Zeug auch erstmal zu uns transporiert werden muss.
    Ich versuch es daher mit SecondHand.
    Leider habe ich – egal ob bei Fairtrade oder SecondHand – wie Nanne das Problem mit der Größe. Gefühlt gibts da nur was für Kleidergröße 34-38 und wenn man mal ein paar Polster zu viel irgendwo hat, hat man verloren.
    Ich versuche also nun meine Klamotten so lange zu tragen, bis sie irreparabel beschädigt sind und aussortiert werden müssen.

    1. Stimmt, liebe Frau Dingdong, secondhand ist genauso gut eine Alternative – hatte ich auch als Ziel. Aber mir ist das ehrlich gestanden, momentan zu mühselig mich da durchzusuchen (zumal mit meiner Größe), wobei das vielleicht ein gutes Projekt für 2015 wäre. Es gibt schließlich in Bremen, wie bestimmt auch in HH, eine gute Auswahl an Secondhandläden.
      lg Nanne

        1. Ideal ist es sicher nicht. Gibt ja überall schwarze Schafe. Aber wenn man SecondHand mal ein Teil von Trigema oder LandsEnd geschossen hat, fühlt man sich wie ne Königin :D
          Mir gehts einfach nur darum, dass das Zeug schon mal hier auf Erden existiert und nicht extra für mich gemacht werden muss. Z.B. bei Oxfam werden die Klamotten gespendet und die Erlöse fließen u.a. den hauseigenen Projekten hinzu.
          Klar, bei hochpreisigen Second-Hand Läden, die sich auf Markenware spezialisiert haben und ankaufen kommt das Geld vllt. in die „falschen“ Hände, aber FriedeFreudeEierkuchen ist eh nich. Ich will diese Leute nicht verurteilen, ich muss es ja auch nicht kaufen.

          1. Ich kann die Gedanken nachvollziehen. Total! Vor allem nachdem ich dieses Buch „Ende der Märchenstunde“ von Katrin Hartmann gelesen habe. Da dachte ich auch nur: Phew, was mach ich denn jetzt? Am besten nackt. ;) Nee, Spaß. Aber:
            1. Ich sitz halt nicht vor Ort und kann den gesamten komplexen und komplizierten Weg der Herstellung einsehen.
            2. Ja, ich will meine ökoFußabdruck nicht hochtreiben. Lieber was tragen, was schon da ist.
            3. Hier gibt’s nicht so viele SecondHandLäden, wie in euren „Metropolen“. Ja, ihr lebt in Metropolen. ;) Und die einzigen zwei, die mir in den Sinn kommen, haben entweder nicht oft passendes Material oder aber gehören zu diesen NobelSecondHandSchuppen.
            4. Ich sehe den nicht mehr existenten KleidungsKauf aber auch nicht mehr als Verzicht an. Ich genieße es so sehr, mir darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen. Ich bin aus der ShoppingSzene raus und sowas von glücklich damit. Das glaubt mir vermutlich keiner. Genauso geht es mir mit Deko. :)

          2. Rage,
            da erinnere ich mich gerade an die Zeit nach dem Beschluss nur noch nachhaltig zu kaufen. Es gab einen Laden in der Stadt der das anbot. Und an den andern konnte ich von da an vorbeilaufen ohne zu denken, ich sollte mal gucken, da gibt es vielleicht grad was im Angebot… ich hatte nie Spaß daran, aber ich fühlte mich unter Schnäppchendruck (will dazu sagen, ich habe immer wenig im Schrank und auch schon vorher bis zum Verfall getragen). Wie Verzicht ist das ganz und gar nicht!

          3. Das ist schön und verwunderlich zugleich, oder nicht? Ich meine, genau das von dir beschriebene sehe ich in so vielen anderen Lebensbereichen ebenso. Sei es Kleidung, Lebensmitmittel, Schuhe, Kosmetika… Der Zeitungsjunge ist trotzdem traurig, dass ich ihn gebeten habe, keine WerbungsBlättchen mehr bei uns einzuwerfen… Der Nachteil an der Entscheidung. Wir wohnen eben auch in einem Dorf…

          4. ja, liebe rage, wir leben in Metropolen (ich in der Metropolregion Bremen/Oldenburg, nur Bremen ist scheinbar zu klein :o)) – und ich finde auch, dass jede Lösung irgendwie machbar sein muss.

            Das Ende der Märchenstunde kommt dann mal auf meine Leseliste.
            Lg Nanne

  5. Liebe rage,
    wieder so ein Thema!?
    In über zwei Jahren habe ich mir lediglich ein Paar Sandalen nagelneu gekauft, natürlich nachhaltig, was ich natürlich nicht prüfen konnte.
    Da ich nie gut im Shoppen war konnt ich nicht nur auftragen, sondern musste durch second hand ergänzen. Was mir allerdings, s.o., auch immer weniger ein gutes Gewissen lässt. Dann gibt es noch Selbermachen bzw. Recyceln, aber puh, das ist bei Kinderklamotten wesentlich einfacher.
    Ich muss gestehen, ich bin schlicht zu faul nach Firmen zu suchen. Und nachdem ich so lange nichts gekauft habe, fällt es mir umso schwerer viel Geld für einzelne Stücke zu lassen.
    Nachdem ich neulich nach einer nachhaltigen Umstandsjeans geschaut hab hab ich beschlossen, mir auch mal was billiges zu erlauben. Und bevor ich bestellen konnte ein Video darüber gesehen, wie used look bei Jeans erzeugt wird. Nun geht das eine finanziell nicht, das andere verbietet das Gewissen. Bald steh ich nackig da. Ist so viel Verzicht noch gesund?
    Leider kommt bei mir auch noch das Größenproblem wie bei Nanne dazu…
    Herzlich!

        1. Ach Quatsch!! Ich hab mich nur gefragt, ob ich irgendwo was zu provozierendes geschrieben haben könnte. Und da wären wir wieder an dem Punkt, dass uns unsre Umwelt ab und an doch spiegelt, wie … „seltsam“ wir sind. ;)

    1. Mich würde interessieren, welche Lösung du gefunden hast? Ich habe letztens auch nicht nachhaltige Leggins gekauft, einfach weil ich schnell eine brauchte und ohne schwanger zu sein, die lieber als Umstandsvariante nehmen, der Bequemlichkeit wegen.
      lg Nanne

  6. Ich kaufe seit längerer Zeit bei Trigema ein. Komplett in Deutschland produzierte Kleidung, färbt nichts, hält lange und das Wichtigste für mich: Es passt mir.
    Trigema hat natürlich auch nicht alles, wie ich das beispielsweise künftig mit Hosen (Jeans etc.) regele, weiß ich noch nicht. Ich habe recht lange Beine, so dass auch die langen Größen meistens noch etwas zu kurz sind. Vorläufig brauche ich da nichts. Wenn es mal so weit ist – na Mahlzeit. Ggf. muss ich dann mal was anfertigen lassen. – Schuhe sind ebf. ein Elend. Da passt wegen meiner schmalen und eher langen Füße nichts richtig. Da gehe ich inzwischen zur Orthopädiemechanikerin, die bastelt dann so lange an dem halbwegs besten Kompromiss rum, bist ein Paar Schuhe halbwegs passt. Alternative wären da auch Maßschuhe (wären dann ja auch in Deutschland gefertigt), geht aber absolut über mein Budget. An der Stelle sehe ich nicht, wo ich da derzeit noch was optimieren kann. Leider :-(

    1. Entscheidend ist doch, dass man, bei dem, wie man’s macht, es mit einem guten Gewissen macht. Und ich finde weiterhin, dass wir in einer Welt leben, in der wir tatsächlich nicht jede Entscheidung richtig treffen können, weil sie immer egal ob dafür oder dagegen auch Nachteile mit sich bringt. Das ist meine Erfahrung, von der ich mich immer weniger zu stressen versuchen lasse. Mal gelingt’s, mal nicht. Bei Klamotten klappt es doch inzwischen ganz gut…

  7. Hallo Rage,
    ich trage am liebsten ökologische Sachen.Sie fühlen sich meistens auch anders an,angenehmer.
    Ich kaufe entweder vor Ort,leider haben einige Geschäfte aufgegeben, oder sonst im Versandhandel.Für meine Tochter habe ich T-Shirts/Hoodys von Armed Angels.
    Für mich schaue ich bei den Klassikern wie Maas Natur,Hess Natur,Waschbär/vivanda,Assmus und Grüne Erde vorbei.
    Für nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen,mir etwas zu stricken oder eine Leinenhose zu nähen bzw zu
    üben.
    Kein einfaches Thema und bei den sozialen Bedingungen kann nur darauf vertrauen.

  8. Hallo Rage!

    Ich halte es jetzt seit fast 1 1/2 Jahren so, dass ich gar keine Kleidung kaufe sondern nur das trage, was andere gar nicht wollen.

    Ich bekomme diese Kleidung auf Tauschmärkten, in lokalen Verschenkportalen oder im Kostnixladen.

    Und es gibt überraschend viel „große“ Kleidung zu finden, das ist gar kein Problem.

    Für mich ist das die perfekte ökologische Lösung. Vor allem nehme ich Sachen, die kleine Fehler haben und nähe das dann um.

    lg
    Maria

    1. Machst du das überwiegend übers Netz oder im RealLife? Diese KostnixLäden… Hier gibt’s sowas einfach nicht… Die Lösung finde ich super. Dafür müsste ich mir endlich, endlich mal das Nähen aneignen…

      1. Im Nachbarort gibt es seit rund 1 1/2 Jahren einen Tauschmarkt, der 2 x im Jahr stattfindet (zum Saisonwechsel) und direkt am Ort gibt es seit Oktober 2014 einen Kostnixladen. Das ist nicht nur Glück, ich habe diese Projekte auch unterstützt, sodass sie entstehen bzw. fortgesetzt werden konnten.

        lg
        Maria

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