Heute Morgen lese ich in meinem Adventskalender weiter. Es ist ein Kalender, der über den 24.12. hinausgeht und bis ins Neue Jahr zum 06.01.2014 führen wird.
Es geht um einen Zettel, der aus einem geschenkten Hemd fällt. Ein Näher, der eine Nachricht an einen potentiellen Käufer hinterlässt und um Hilfe bittet. Denn: Er ist arm. Der Mann hält es für einen schlechten Scherz. Die Frau lässt dieser Zettel nicht los… Sie sucht den Näher. Es gibt ihn tatsächlich. Er ist tatsächlich arm. Sie tauscht 20€ in 20$ um und lässt sie dem Näher und seiner Familie zukommen. (aus: Andere Zeiten Adventskalender) Als ich die Geschichte lese, frage ich mich, ob sie echt ist. Ich laufe in die Küche und sage meinem Mann, „Lies mal.“
Wir kommen ins Gespräch. Ich kann mir das Ganze gar nicht vorstellen, finde es fast schon zu romantisch für das Leben auf dieser Erde. Mein Mann, er sucht im Netz und findet die Geschichte noch woanders. Ob sie wahr ist oder nicht, ist für mich noch nicht bewiesen. Darauf kommt es vielleicht auch gar nicht an. Denn trotzdem stelle ich fest: Jemandem zu helfen, den man „kennt“ geht sehr viel einfacher von der Hand als einer riesigen HilfsOrganisation, deren finanzielle Aufwendungen schwer einsehbar und nachvollziehbar sind. Das soll nicht gegen deren Unterstützung sprechen. Absolut gar nicht! Es ist halt eben anders.
Aus der Geschichte ziehe ich für mich persönlich jedoch die ein oder andere Konsequenz:
1. Die Sache mit dem KlamottenKauf… Ich kann und will mir nur noch was kaufen, wenn ich was brauche. Nicht weil es doch so schön ist. Oder so angesagt oder so trendy oder so stylisch. Angesagt eben.
2. Die gesparten 20 – 150€ (das ist wohl abhängig von dem bisherigen Konsum eines Verbrauchers) ließen sich gut in so eine persönliche Bekanntschaft investieren. Oder?
3. Es gibt aktuelle Nachrichten über die verheerenden Brände in TextilFabriken vor über einem Jahr und die laufenden Anklagen. Damit haben wir ja nichts weiter zu tun. …
Die letzten Erlebnisse meines Jahres machen mich nachdenklich. Ich frage mich, was das fürs vor mir liegende 2014 bedeuten könnte? Könnt ihr euch noch an Bangladesh erinnern? Fühlt ihr euch verantwortlich? Oder ist das zu weit weg? Wie positioniert ihr euch in diesem „globalen Spiel“?
Es fällt mir leider schwer, positiv und hoffnungsvoll auf das „globale Spiel“ zu blicken. Ich habe das Gefühl, dass die Menschheit diese Maschinerie mit dem Namen „Zivilisation“ gerade direkt auf eine Mauer zusteuert. Aber ich weiß zumindest, dass ich mich daran nicht beteiligen möchte.
Kauft Frau Dingdong nicht bereits nur noch Second Hand, wenn Einkaufen wirklich sein muss?
Solche Menschen inspirieren mich. Und solche Geschichten motivieren mich immer wieder aufs Neue.
Mittlerweile muss ich nur noch den Geruch von neuer Kleidung wahrnehmen und sofort denke ich an Bangladesh, an Chemie, an Kinderarbeit. Meine Gewohnheiten haben sich geändert – ich „shoppe“ nicht mehr wie früher.
Mein Ziel für die nahe Zukunft wird es sein, eine bessere Infrastruktur in Bezug auf Kleidung aus Second Hand, Bio-Baumwolle und Fair Trade aufzubauen. Ich möchte so ressourcenschonend wie möglich einkaufen und dabei habe ich natürlich Glück, dass ich nur an meine Bedürfnisse denken muss und noch keine Kinder habe, die stündlich zu wachsen scheinen. Vermutlich würde mich das – jetzt im Anfangsstadium – überfordern. Ich wünsche dir daher viel Erfolg, rage, und viel Unterstützung von deinen Liebsten!
Meine Stiefel fallen langsam auseinander und ich hoffe, dass sie diese Saison noch überleben. Wie ist es bei Schuhen? Sollte man sich da besser neue kaufen, oder sind gebrauchte Schuhe ok für den Rücken?
Wie wahrscheinlich ist, dass der Näher aus Bangladesh lesen und schreiben in einer Fremdsprache (englisch) beherrscht?
Dass die Modefirma ihr verrät, wo die Fabrik steht?
Ok… Stimmt, du hast recht. Soweit habe ich die Information nicht bedacht. Aber mal angenommen, das Ganze hat sich wieder nur irgendjemand aus den Finger gezogen, um eine Story zu verbreiten. Was ändert das an den Konsequenzen, die eine solche Geschichte haben sollte?!?
Es macht die Arbeitsbedingungen von Näherinnen und Nähern in Südostasien weder besser noch harmloser als sie tatsächlich sind.
Menschen geraten ins Grübeln, hinterfragen ihren Konsum, im Idealfall. Seit dem ersten Unglück in Bangladesh, das durch die Medien ging, habe ich für mich nur noch ein einziges Mal ein Kleidungsstück auf dem konventionellen Markt der TextilSupermärkte erstanden. Aus Prinzip. Und weil ich es anders machen will. Weil es eben geht.