Vor kurzem verabredeten Susanne von ichlebe!jetzt! und ich einen Gastbeitrag, der ursprünglich im Rahmen von Mamadenkts Blogjubiläum erscheinen sollte. Jetzt waren in dem Zeitrahmen die Termine so eng gelegt, dass ich euch ihren Text über ihre Erfahrungen einer Radreise mit Familie heute präsentiere. Dafür passt es perfekt zu dem großartigen Wetter und vielleicht werdet ihr ja inspiriert, schwingt euch aufs Rad oder in den Fahrradanhänger und los geht’s. Aber denkt an Sonnenschutz und ausreichend Wasser, ihr Lieben!
Als Familie eine Radreise machen
Vor einiger Zeit radelten wir mit unseren Kindern und einer befreundeten Familie zum nächstgelegenen Bahnhof. Der Plan war gemeinsam in den Urlaub zu starten. Ein Urlaub mit Zug, Rad und im Zelt. Wir waren wohl ein ziemlich lustiger Trupp, der dort am Bahnhof neun Fahrräder und vier Fahrradanhänger die Treppen zum Gleis hochhievten. Es gibt tatsächlich noch Bahnhöfe mit Barrieren. Dies war unser Start in eine Woche Urlaub um die Ecke und doch ganz weit weg.
Wir hatten Zelte dabei und fuhren jeden Tag eine vorher ungefähr festgelegte Etappe. Jeden Abend bauten wir unsere Zelte auf und am darauf folgenden Morgen wieder ab.
Warum mit dem Rad in den Urlaub fahren?
Diese Frage kam unterwegs immer mal wieder auf. Die meisten Menschen, die danach fragten taten dies sehr erstaunt. Gerade wenn sie realisierten, wie viele Kinder wir dabeihatten. Zunächst wollten wir gemeinsam mit den Kindern und Freunden zusammen Zeit verbringen, ganz ohne Ablenkungen von außen. Ohne „ich komm gleich“ und „ich muss nur noch schnell den Text fertig schreiben“. Wir wollten weg aus der gewohnten Umgebung, aber der Weg sollte das Ziel sein.
Das Gute liegt so nah
Der Donauradweg oder eine Tour rund um den Bodensee erschienen uns auch sehr reizvoll. Aber der Gedanke erst einmal viele Stunden mit dem Auto oder Zug irgendwo hin zu fahren war sehr abschreckend. Wir wollten aufs Rad steigen und genau in dieser Sekunde den Urlaub genießen.
Und seien wir mal ehrlich. Welche Region kennt man meist am wenigsten? Genau, die eigene Heimat. Wir lebten schon zehn Jahre in der Gegend, waren aber selten dort unterwegs. Das wollten wir ändern und mal genauer erforschen wo es uns hin verschlagen hatte.
Am weitesten Punkt waren wir knapp 80km von zu Hause entfernt. Und doch hat es sich angefühlt wie auf einem anderen Planeten. Ich fühlte mich als beobachtete ich die Menschen in ihrem Alltag, mit dem ich nichts zu tun hatte: den Bäcker, der den Coffee to go in die Becher füllte und die Semmeln für die Handwerker schmierte. Oder den Museumswärter, der Eintrittskarten verkaufte und gleichzeitig Kuchen im Museumshop portionierte. Und das alles, während ich einfach umherfuhr, ohne konkrete Pläne. Außer den ganzen Tag zu radeln, zu sprechen, zu schweigen, die Natur zu genießen und mein Zelt auf- und ab zu bauen.
Entschleunigung pur
Nicht die Erwachsenen bestimmten das Tempo, sondern das jüngste und schwächste Mitglied der Reisegruppe. Unsere Jüngste war auch die Jüngste der Truppe und hatte drei Monate vor der Tour erst Radfahren gelernt. Eigentlich hatten wir für sie einen Platz im Hänger frei gehalten doch den nutzte sie kaum. Sie radelte mit ihren damals vier Jahren als hätte sie nie etwas Anderes gemacht. Und beteiligte sich voller Inbrunst am täglichen Streit, wer an welcher Stelle des Konvois fahren durfte. Wurde es ihr doch mal zu viel, halfen aufmunternde Worte der anderen Kinder mehr als die der Erwachsenen. Ich persönlich genoss den Platz als Schlusslicht – wenn ich ihn denn mal innehatte. An dieser Stelle hatte man nämlich alles im Blick und konnte vor sich hinträumen. Ohne Gefahr zu laufen einen Auffahrunfall zu verursachen.
Unmittelbarer Kontakt mit den Elementen
Die meiste Zeit hatten wir während der Fahrt recht angenehmes Wetter: Sonne mit einem lauen Lüftchen, das der Fahrtwind noch verstärkte. Doch zwischendurch schwankte es auch hin und wieder zwischen den Extremen: Gewitter und brütende Hitze. Wenn man bei Regen einfach weiter strampelt ist das Wetter gut zu ertragen. Kommen allerdings böige Winde und heftiges Gewitter dazu sollte man sich schleunigst sicher unterstellen. Gar nicht so einfach mit einer so großen Gruppe.
Worauf ich bei der nächsten Radreise achten werde
Rückblickend war die Radreise richtig gut. Selten kam ich so entspannt und erholt nach Hause wie nach dieser einen Woche durchs Altmühltal. Und sicherlich werden wir das bald einmal wiederholen. Und doch habe ich mir Gedanken gemacht, wie man den Urlaub noch optimieren könnte.
Minimalistisches Gepäck spart Gewicht und Kraft
Wir hatten pro Person nur ein Gepäckstück und doch fühlte es sich für mich an, als hätte ich viel zu viel Ballast dabei. Zu viele Klamotten auf jeden Fall. Tagsüber fährt man eh immer mit Radloutfit und braucht nicht viel mehr als das. Bei den anderen Dingen habe ich festgestellt, dass man aus wenig viel machen kann. Improvisation ist alles.
Ich habe nämlich das Gefühl, dass zu viel Gepäck auf reisen genauso bremst wie ein unaufgeräumter, chaotischer Keller zu Hause.
Information ist alles
Vor der nächsten Tour werde ich mich noch mehr informieren, was es alles am Weg zu sehen und zu entdecken gibt. Dieses Mal haben wir uns eher treiben lassen und nur durch Zufall wunderbare Entdeckungen gemacht. Besser informiert können wir sicherlich noch viel mehr tolle Dinge gemeinsam entdecken. Oder bewusst sagen, dass wir heute mal gar nichts machen.
Man muss nicht jeden Tag weiterziehen
Kinder sind Spießer und lieben Rituale und sich wiederholende Abläufe. Unsere Kinder waren vom täglichen Ortswechsel teilweise überfordert. Kaum hatten sie sich den Weg vom Zelt zur Toilette eingeprägt, zogen wir weiter. Für die nächste Reise mit dem Rad werde ich Zeit zum Einleben an den verschiedenen Stationen einplanen und stattdessen die Strecke lieber verkürzen. Das entschleunigt eine solche Reise noch mal und die Kinder haben noch mehr Spaß.
Liebe Susanne, vielen Dank für deinen Einblick. Ich freu mich schon auf unsere nächste Radreise als Familie. Die kommt bestimmt und du hast uns durch deinen Bericht und deine Erfahrungen nochmal neu ganz große Lust darauf gemacht, loszuziehen. Der Weg ist das Ziel.
Genau unser Thema :-).
Aber: Wo habt ihr denn geschlafen, wenn ihr euch habt treiben lassen? Zeltplätze sind doch (zumindest bei uns) nicht so dicht gesät. Oder funktioniert Wildccampen mit Kindern?
Die Frage gebe ich mal an Susanne weiter. Wie gesagt, mir kribbelt es in den Füßen und wir waren schon einige Mal kurz davor einen Küstenradweg abzufahren. So weit wie wir kommen. In der Hoffnung, dass wir schon irgendwas finden werden, weil es eben ein Radwander weg ist…
Ich geb die Frage bei twitter mal weiter, meine Liebe.
Hallo Bettina,
wir waren tatsächlich jeden Tag auf einem Campingplatz. Im Altmühltal gibt es unzählige davon. Im Vorfeld haben wir uns alle auf unserer Karte markiert und konnten dann dort einkehren, wenn wir müde waren. Woanders funktioniert das wahrscheinlich nicht so gut. Es sei denn, Du befindest Dich in Skandinavien wo das Jedermannsrecht gilt.
Viele Grüße
Suse
Hallo Suse,
dankeschön für deine schnelle Antwort! Ja, wir liebäugeln auch mit so einer Tour in der näheren Umgebung, aber Campingplätze sind hier sehr rar und wildcampen mit Kindern würde ich mich nicht so ohne weiteres trauen.
Wie viele Kilometer sind denn mit Kindern realistisch? Klar, ich weiß, wie viel unsere Kinder jetzt auf Tagestouren schaffen. Aber bei einer Woche?!
Viele Grüße
Bettina