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Früher war alles anders (4) – Babypflege

Also… vermutlich bin ich nicht so das Paradebeispiel, was gängige Körperpflegerituale angeht… Keine Angst, ich wasche mich. Ich stinke nicht und bisher hat sich auch keiner unserer Freunde darüber beschwert, sich in meiner Gegenwart nicht aufhalten zu können. Es geht. Und doch hüpfe ich nicht jeden Tag grundsätzlich unter die Dusche. Aber das muss ich auch nicht. Ich fahre nicht täglich mit der U- oder S-Bahn irgendwohin. Ich bin kein Schwerstarbeiter auf der Autobahn. Ich bin kein Model, das sich durchweg über den Zustand ihrer Beinbehaarung, ihre Zehnägel oder die Feinporigkeit ihrer Haut Gedanken machen muss.

Mal abgesehen davon, dass ich das nicht bin… ich könnte es vermutlich auch nie sein. Denn schließlich mag ich es einfach nicht, jeden Tag unter die  Dusche zu steigen, mir zigmal die Haare am Tag zu bürsten… Ihr wisst schon was ich meine.

Was die Babypflege angeht, verhält es sich ähnlich. Nicht, dass ich meine Kinder nicht wasche und sauber halte. Allerdings hatte ich das Glück eine Hebamme zu haben, die der Auffassung war, dass alle diese Pflegeprodukte für Babys sanfte Haut erstmal nicht notwendig und in vielen Fällen nicht brauchbar sind. Entgegen der landläufigen Meinung (von Werbung, Drogerieregal und Gesellschaft stark propagiert) und ebenso wider der Erfahrungen meiner Mutter, ist es nicht nötig, das Baby jeden Tag zu baden, zu pudern und zu cremen. Das kommt mir, einem Körperpflegeminimalisten, ganz entgegen.

Dass das Babypflegethema nicht nur heute (manchmal) anders gesehen wird, sondern auch früher vieles ‚anders‘ war, habe ich erst beim zweiten Kind mitbekommen. (Das mag daran liegen, dass wir beim zweiten sehr viel mehr Hilfe angenommen haben…)

Hier mal drei der größten Unterschiede zu der Zeit, in der ich Baby meiner Mutter war:

1. IMMER pudern und cremen. Ich glaube, unsere Generation spiegelt den größten Vebrauch an Babypuder, Penaten und KaufmannskinderCreme wider. Es hat uns nicht geschadet, schließlich sind wir auch groß geworden und sitzen jetzt hier. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob uns nicht viele rote Pos und Pilzausschläge erspart hätten bleiben können. Meine damalige Hebamme: Die Haut erstmal selber machen lassen. Hat bei uns bisher prima funktioniert.

2. JEDEN Tag baden. Boar, das wäre mir viel zu anstrengend. Wenn die Kinder was größer sind, so ab vier Jahren, mag das recht entspannend sein: Frau packt sie abends nach dem Essen in die Wanne, lässt sie eine halbe Stunde einweichen, sie mit dem Badespielzeug alles unter Wasser setzen und sitzt selber in entsprechendem Abstand auf dem Klodeckel, ein Buch oder eine Zeitschrift in der Hand… Das fände vermutlich sogar ich entspannend. Doch solange frau das Baby über Wasser halten oder aufpassen muss, dass das große Kleinkind nicht kopfüber aus dem Badewäschekorb fällt… Also gibt es bei uns noch immer den einwöchigen Badetermin. Und es kann sogar mal sein, dass der sich um zwei, drei weitere Tage nach hinten verschiebt. Je nach StimmungsGrad, VerschmutzungsGrad und AlltagsChaos. Genauso wie es möglich ist, dass wir nach entsprechenden Kackorgien oder Sandkastenkämpfen an drei Tagen hintereinander das Bad aufsuchen müssen. Trotzdem werde ich den Blick der Krankenschwestern nicht vergessen als ich während meines 5-tägigen Klinikaufenthalts mein Kind nicht baden wollte… Babys schwitzen erstmal nicht und bringen auch keine 21km täglich hinter sich… Da reicht auch waschen.

3. Feuchttücher sind die Besten. (Achtung! Ironie.) Ganz, ganz früher wurde der Po mit einfachem lauwarmen Wasser gesäubert. Wir haben das heute ( in den 2000ern) so gehandhabt und alles wurde sauber. Beim ersten wollte ich noch alles richtig machen und habe diese leicht gebräuchlichen Pflegetücher besorgt. Nach Gebrauch werfe ich sie weg und habe nichts mehr mit feuchten Waschlappen und deren Aufbewahrung bis zur nächsten 60° oder 90° Wäsche zu tun. Außerdem wurde der Po immer ruckzuck sauber. Das Problem: Nach drei Tagen Dauernutzung hatte das Baby einen roten Pavianpo. Autsch! Seitdem gibt’s die Feuchttücher bei uns nur noch auf Reisen, unterwegs oder wenn die Babys was größer sind. Möglichst nicht in den ersten Lebensmonaten.

Ich könnte die Liste jetzt noch um einiges erweitern. Komisch, dabei bin ich doch wie gesagt eher ein Minimalist, was dieses Thema angeht. So kommt es zum Beispiel, dass wir nach drei Jahren das zweite Badetübchen des ersten Kindes geleert haben. Vorher wurde entweder Muttermilch oder Olivenöl dem Wasser zugegeben. Erst ab dem ersten Lebensjahr dachten wir, eins der Fläschchen mal aufzubrauchen, damit es das Haltbarkeitsdatum nicht übersteigt. Mittels zusätzlichem Gebrauch beim Händewaschen wurde es schließlich leer.

Wie schaut das bei euch aus? Habt ihr noch den ein oder anderen BabypflegeTipp für jemanden wie mich? Einen Körperpflegeminimalisten? Seid ihr auch schon befremdet angeschaut worden, weil ihr es anders handhabt (als früher)?

2 Gedanken zu „Früher war alles anders (4) – Babypflege“

  1. You are correct. In our society today, there is so much emphasis on being germ-free and too much washing with anti-bacterial soaps. We are not letting our children build stronger immune systems by letting them get dirty and get exposed to germs. So, a little dirt IS good. Some germs ARE good. We do not need harsh soaps and over-washing to clean. Just gentle, natural soaps when we do bathe our children. Yes, your midwife’s advice holds wisdom! ~heather

    1. Thank you for your post! Yeah, the harsh soaps and the over-washing could be a special topic for an article. In Germany you say ‚Dreck reinigt den Magen.‘ means something like: ‚crap cleans your stomache.‘ Everyday I’m confronted with that wisdom, because everyday my kids take stones, grass and sand from a to b and once one of their fingers is in their mouth… I don’t like it. But that sentence keeps me calm. ;)
      Btw: You have a really nice homepage! Like it.

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