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Inter:view mit Juramama

image1Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Aber ich habe ein Interview mit Nina von Juramama ergattert. Irgendwann in den vergangenen Wochen stolperte ich über ihren Blog, in dem sie zu dem Zeitpunkt über den #KiTaStreik schrieb. Sie hatte zusammengestellt, was eigentlich warum wie läuft und außerdem die ein oder andere Idee, wie wir Eltern die Menschen, die wir auf unsere kostbarsten Schätze Acht geben lassen, unterstützen können. Ihr letzter Artikel erschien vor etwa einer Woche in der Öffentlichkeit und rollte mit einer Kraft durchs Netz – oder zumindest durch meine SocialMediaKanäle – dass ich echt sprachlos meine TL’s beobachtete.

Und dann, dann entdeckte ich zum wiederholten Mal, dass sich da jemand auf mamadenkt zu einem längeren Artikel für eine etablierte Zeitschrift hat inspirieren lassen.  Ohne Hinweis an die Urheberin. Wieso auch? (Ich bin gespannt, was hieraus wird, nicht wahr?!?) Mit manchen Menschen kommt man auf diese Weise ins Gespräch und landet mitten in der Nacht vor einem Nutellaglas mit Smartphone neben dran.

Jedenfalls: Ich habe nachgefragt und Juramama hat geantwortet.

Nina, kannst du dich schnell entscheiden? Zeig mal.

Tee oder Kaffee?
Kaffee
Kälte oder Hitze?
Hitze
Berge oder Meer?
Berge
Schokolade oder Fruchtgummi?
Fruchtgummi
Minnie Mouse oder Miss Piggy?
Miss Piggy
Joggen oder Pilates?
Fruchtgummi
Lego oder Playmobil?
Playmobil

Welche Farbe hat deine Zahnbürste?
Glitzerblau mit Erdbeerzahnpastaresten

Was tut dir gut? Welche Situationen, Dinge, Menschen? Und warum?
Meine Bücher sind nach Farben sortiert. Allein deren Anblick sortiert mich und bringt eine äußerliche Struktur in das Chaos zwischen Beruf und Kindern und dem Schreiben. Und ich fahre sehr gerne Auto. Die Kinder in Kiel fahren in einem Alter schon Fahrrad, da haben andere gerade gelernt, wie man einen Gummistiefel alleine anzieht. Ich dagegen hab nicht mal ein Fahrrad. Beim Autofahren kann ich gut nachdenken, in Ruhe telefonieren und die Kinder sind festgeschnallt. Geradezu ideal.

Was kannst du so gar nicht leiden?
Abgesehen von Fensterputzen? Sand und Sonnencreme an den Händen und wenn mein Handyakku leer ist. Ohne mein Telefon bin ich quasi amputiert. Mein Mann findet, ich sollte auf meinem Personalausweis mit Handy am Ohr abgebildet sein, damit man mich wiedererkennt.

Das hört sich ein bisschen nach GoodWife an, schießt es mir durch den Kopf. Meine nächste Frage, um ein Bild von der Frau zu gewinnen, die sich hinter Juramama verbirgt: Über welches Spielzeug bist du zuletzt bei dir Zuhause gestolpert?
Über unsere Katze, die meine Kinder auf den Namen „Interessant“ getauft haben.

Manchmal passiert es, da ist der eine Blogartikel so gut, spricht so vielen Menschen aus tiefster Seele an und gewinnt so eine gigantische Eigendynamik, dass alle Welt davon spricht. Mit deinem letzten und auch mit deinem vorletzten ist das passiert. Hättest du beim Schreiben damit gerechnet?

Den letzten Artikel über breite Brüste und Geburtenraten schrieb ich innerhalb von 3 Stunden nach einer tollen Diskussion mit einer schwangeren Freundin und deren Probleme mit der Elternzeit und ihrem Beruf als Kinderzahnärztin. Der KiTa Streik hatte mich selbst tagelang lahmgelegt. Da flossen die Worte und Emotionen wie von selbst. Vielleicht merkt man das beim Lesen. Das ich damit so vielen Menschen aus dem Herzen spreche hat mich unheimlich gefreut und gleichzeitig aber auch bedrückt. Ich wünschte, es hätte sich keiner darin wiedergefunden. Noch mehr freue ich mich, wenn sich dadurch etwas bewegt, auch wenn es nur die Wahrnehmung mancher Sachverhalte ist. Der stete Tropfen höhlt den Stein.

Was veranlasste dich – neben dieser einen Zeitschrift – zum Schreiben dieses Artikels?
Ich bin Arbeitsrechtlerin, mein Mann ebenfalls. Wir haben beruflich täglich unter Anderem mit den Drahtseilakten der jungen Paare und Familien zu tun. Es wühlt auf, wenn man sieht, wie wir selbst und alle Anderen strampeln und dennoch so oft unverschuldet scheitern. Männer wie Frauen. Alle so zwischen 20 und 45 Jahre alt.

Wir selbst wollten unbedingt Kinder haben und nichts konnte uns damals davon abhalten, welche zu bekommen. Sie sind emotional nach wie vor unser größtes Glück, finanziell aber eine ungeahnte Belastung. Die Erkenntnis, dass ausgerechnet die Vollzeitmutter von drei Kindern die Einzige ist, die keine Rente von ihren eigenen Kindern bekommt, hat mich fundamental schockiert. Was für ein Fehler im System. Nur wer eines Tages Vermögen erbt, kann sich mehrere Kinder erlauben. Dabei brauchen nicht nur diejenigen dringend Kinder, die selbst welche haben wollen, sondern auch diejenigen, die keine haben wollen. Hier ist eine Schieflage entstanden, die so nicht bleiben kann, im Interesse aller. Hach.

Was ist deine grundsätzliche Intention beim Bloggen? Schließlich bist du Juristin und weist in deinem ersten Blogpost ganz eindrücklich daraufhin hier keine Rechtsberatung zu geben. Warum bloggst du? Was ist dein Herzensanliegen?

Viele juristische Fragen des Alltags sind für mich leicht zu verstehen, viele politische Zusammenhänge aus diesem Blickwinkel nachvollziehbar. Für andere sind sie so schwer zu durchschauen, wie für mich die Logik des Zitronensäurezyklus, Bruchrechnen oder das ewige Rätsel, wie die bunten Bilder in meinen Fernseher kommen. Ich möchte mein Wissen teilen und das möglichst auch so, dass man es lieber lesen mag, als ich meine eigene Fachliteratur. Das alleine ist schon Ansporn genug.

Wie gelingt es dir Familie und Beruf zu vereinen bzw. zu vereinbaren? Hast du das Gefühl, dass es dir gelingt? Wenn ja, wie machst du das? Wenn nein, woran liegt das?image2Es gelingt, solange alles glatt läuft. Sobald ein Auto morgens nicht anspringt, ein Gerichtstermin spontan verlegt wird, die KiTa Betriebsausflug macht oder mein Mann Männerschnupfen hat, ist sofort Sand im Getriebe. Ich räume auch einfach nicht mehr auf. Alles was wir brauchen, fahre ich im Auto mit mir herum. Man kann beispielsweise ganze Mahlzeiten aus den Resten im Fußraum unter den Kindersitzen zubereiten.

„Es ist alles nur eine Frage der Organisation“ ist Bullshit. Sowas sagt nur jemand, der sich eine Haushaltshilfe leisten kann.

Du selber bloggst. Bist du auch auf anderen Blogs unterwegs? Wenn ja, was sind deine drei Blogempfehlungen und warum?
Ich lese gerne „Nieselpriem„, weil ich ihre schlauen Wortkreationen, Satzpyramiden und Themen liebe.
Terrorpüppi ist auch immer gut zu lesen und oft wird mir dadurch klar, wo es auch mal außerhalb von meiner Welt brennt.
Mother Hood ist zwar kein Blog, aber ein Zusammenschluss von engagierten Frauen, die für die Generation die Hebammenversorgung und selbstbestimmte Geburt retten wollen, die noch gar nicht kapieren kann, was da auf dem Spiel steht.

Liebe Juramama, ich danke dir sehr für deine Zeit, dieses Interview und deine ernüchternden und mitreißenden Worte deiner Artikel. Ich freu mich schon auf die nächsten. Danke schön!!

 

Ein Gedanke zu „Inter:view mit Juramama“

  1. Ich bewundere mederne frauen sehr. Vielen von ihnen ist es gelungen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Ich schätze sie hoch, aber denke machmal darüber nach, ob sie nicht überlastet sind…

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