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Kampf gegen die Klimakrise. Was bedeutet Fuck?!

Kampf gegen die Klimakrise FUCK MamaDenkt

Während ich versuche meine Gedanken zu sortieren, die Worte zu Sätzen zusammen zu bauen und irgendwie einen roten Faden zu spinnen, ergreift mich Hilflosigkeit. Wo soll ich bitte schön anfangen, um den Kampf gegen die Klimakrise einzuordnen und unsere noch bestehenden Möglichkeiten Mut machend zu skizzieren? An welchem Punkt kann ich meine Leser:innen gut mitnehmen? Was braucht es, um zu verstehen, dass wir auf einen FUCK Moment zusteuern, wenn wir jetzt nicht Änderungen schaffen?

Welche Informationen sind nötig, um zu erkennen, dass es beim Kampf gegen die Klimakatastrophe nicht darum geht, ob ich eher FDP oder SPD, CDU oder Die Grünen bin, sondern um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen? Welche wissenschaftlichen Zahlen und Fakten braucht es, die verdeutlichen, dass das Pariser Klimaabkommen ganz wesentlich dazu beitragen soll, das Leben aller auf dieser Erde zu erhalten?

Der Kampf gegen die Klimakrise ist überlebenswichtig

Es geht nicht um ein bisschen weniger Plastik im Alltag und auch nicht um E-Bike oder E-Auto. Es geht um wirklich alles. Der Klimawandel läuft schon lange und wurde begünstigt und vorangetrieben durch unser menschliches Verhalten. Inzwischen befinden wir uns am Anfang der letzten Dekade, innerhalb der Richtungen überhaupt verändert und eine Aneinanderreihung von Klimakatastrophen (siehe Artikel Kippelemente) vermieden werden können. Für die einen erschreckend, für die anderen vielleicht irrelevant, zu weit weg, nicht vorstellbar oder schlichtweg „zu dramatisch“.

Alle für 1,5 Grad

Ich schreibe diese Sätze nicht, um Angst zu machen, sondern möglichst klar und einfach wiederzugeben, was Wissenschaftler:innen schon seit Jahrzehnten vorhersagen und mit immer größerer Dringlichkeit an Politiker:innen weitergeben: Alle Entscheidungen, die wir heute treffen, müssen am 1,5-Grad-Ziel ausgerichtet sein. Sind sie das nicht, sind sie schlichtweg nicht zu treffen. Regierungen, Staaten, Unternehmen und Organisationen müssen ihr Handeln und Wirtschaften an der Klimakrise, ihrer Verschärfung oder aber ihrem Abfedern messen lassen.

Klimaschutz ist Klimagerechtigkeit

Schon öfters bin ich mit Meinungen konfrontiert worden, wie „Was scherrt mich die Zukunft? Du schreibst doch auch immer wieder vom Hier und Jetzt, Rachel?“ oder „Wieso soll ich mich selbstkasteien und Verzicht leben, wenn Wirtschaft und Politik mein Überleben bzw meine Person doch eh nicht interessiert?“ – Ich kann diese Gedanken verstehen. Bis zu einem gewissen Punkt. Die drei reichsten Menschen dieses Planeten besitzen immerhin in etwa so viel, wie 48% der ärmsten Menschen.

Das Wissen für meine Entscheidungen Verantwortung gegenüber mir, meinen Mitmenschen und nachfolgenden Generationen zu tragen, lässt mich laut werden, Informationen teilen und Veränderungen einfordern. So gestaltet sich mein aktueller kampf gegen die Klimakrise. Hinzukommt die Erkenntnis: Ich bin jetzt Ende 30. Sofern mich keine Krankheit trifft könnte es sein, noch drei bis vier Jahrzehnte auf dieser Erde leben zu können.

Vorausgesetzt, dass

  • ich mit 50 oder 60 an keiner Hitzewelle verstorben bin,
  • ich mir die aufgrund von Dürren und Missernten gestiegenen Lebensmittelpreise auch weiterhin leisten kann,
  • das Grundwasser reicht, um nicht zu dehydrieren
  • meine Kinder nicht in irgendwelche kriegerischen Auseinandersetzungen eingezogen wurden und
  • wir als Familie nicht flüchten müssen…

Diese Veränderungen werden auch UNS betreffen. Diejenigen, die sich jetzt zurückhalten, erstmal abwarten, sich nicht äußern und aus einer – ich betone: noch – privilegierten Situation heraus meinen, der Klimawandel beträfe sie nicht.

Die Klimakrise hat mich schon oft an meine Grenzen gebracht

In den vergangenen zwei Jahren bin ich im Kampf gegen die Klimakrise mit einer Menge Einstellungen, Meinungen, Gedanken und Lebensentwürfen konfrontiert worden, die mich schockiert haben, weil ich sie so gar nicht nachvollziehen konnte: Überzogen, völlig an der Realität vorbei, dekadent und rücksichtslos. Auf der anderen Seite bin ich selbst mit unseren Entscheidungen und wie wir unser Leben als Familie aufgebaut haben, oft in Frage gestellt worden, kämpfe immer wieder mit Herausforderungen den eigenen Alltag betreffend und beobachte mit ein bisschen Entsetzen, gepaart mit einem Funken Hoffnung Politik und Gesellschaft.

Die Auseinandersetzung mit der Klimakrise und den mit ihr einhergehenden nötigen Veränderungen hat mich insbesondere im vergangenen Jahr an meine persönlichen Grenzen gebracht. Es gab Situationen, in denen ich gemerkt habe, dass diese Sache mit der gesunden Akzeptanz und Abgrenzung mir nicht mehr gelungen ist. Meine vermeintliche Resilienz war wir weggefegt. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich mein Bloggen massiv zurückgefahren habe. Ich wollte einfach nicht mehr mit den Unausweichlichkeiten konfrontiert sein. Wollte nicht länger lesen auf welche Katastrophe wir, nicht die Menschheit, WIR zusteuern. Blogartikel, wie dieser hier, haben mir immer viel Energie abverlangt, weil ich versucht habe, den Ton zu treffen. Irgendwann war da keine Luft mehr. Keine Luft, um überhaupt irgendeinen Ton von mir zu geben.

Ich gebe zu: Die Corona-Pandemie, dieser ganze Social Media „Kampf“ um Stimme, um tatsächlich auch gehört zu werden, war mir zu laut. Plus das Gefühl: Es passiert nichts. Was ändert sich denn tatsächlich und offensichtlich an meinem Alltag? An unserem Leben? An den vorherrschenden Ungerechtigkeiten? Wenig. DOCH dann wurde mir plötzlich klar: Ich bin nicht allein! Inzwischen sind wir ganz schön viele. Viele Menschen, die sich diesem aufreibenden Kampf stellen. Mütter und Väter, die auf die Straßen gehen. Großeltern, die sich für ihre Enkel:innen einsetzen. Eine Jugend, die coronakonform weiter in Bewegung bleibt. Ich bin nicht allein und sie nicht allein.

Was bedeutet Kampf gegen die Klimakrise?

Deswegen habe ich wieder begonnen zu schreiben. Vermutlich werden sich Inhalte und Gedanken doppeln. Aber das ist ok. Ich brauche meinen Blog, um meine Gedanken zu sortieren. Und auch, um meine Stimme hörbar sein zu lassen.

Auf meinen Social Media Kanälen spreche und schreibe ich immer von dem guten Leben für alle. Doch wenn wir ehrlich sind, ist das schon lange nicht mehr gegeben. Die Schere zwischen arm und reich, mächtig und hilflos wird von Tag zu Tag größer. Vielleicht ist es diese allgemeine Hilflosigkeit, die dazu führt, dass Menschen einfach schweigen und ihr Ding durchziehen. Entweder in Form von: Egal, nach mir die Sintflut. Wieso sollte ich auf irgendwas verzichten? Der Karren ist doch eh schon in den Dreck gefahren. Oder: Die kleinen Schritte zählen. Das wird schon. Hauptsache ich habe jetzt meinen nachfüllbaren To-Go-Becher immer dabei.

Das Pariser Klimaabkommen beinhaltet die 1,5° Grad-Grenze und ist die erste umfassende und rechtsverbindliche Klimaschutzvereinbarung – weltweit. Das Eindämmen des Temperaturanstieg auf diese 1,5° Grad ist ein völkerrechtliches Ziel, das damals festgelegt wurde und absolut notwendig ist, um diesen Planeten für die nächsten Jahre belebbar zu erhalten. Jedes Zehntelgrad hat Auswirkungen auf die Bedingungen, in denen wir auf diesem Planeten leben. Es macht einen Unterschied, ob wir das 1,5- oder das 2-Grad-Limit einhalten werden. Die mit diesen Grad-Grenzen einhergehenden Veränderungen werden gravierend unterschiedlich sein. Die Intensität des Waldsterbens, die Zahl möglicher Hitzetote, die (Un-)Sicherheit der Trinkwasserversorgung oder Ernteausfälle in Deutschland.

Viele kleine Schritte von vielen „kleinen“ Menschen

Natürlich ist es gut und wünschenswert, dass Einzelne damit beginnen, ihr persönliches Leben umzustellen. Hier liegen die Hebel, die wir am ehesten betätigen können und die sich relativ leicht umschalten lassen:

Diese vermeintlich kleinen Veränderungen im Kampf gegen die Klimakrise tragen ganz wesentlich dazu bei, dass

  • sich ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft etabliert. Ein Bewusstsein, das dazu beiträgt, dass politische Entscheidungen, wie eine CO2-Steuer oder ein Plastikverpackungsverbot oder ein Tempolimit oder whatever von einer Gesellschaft gut getragen werden können.
  • ein Diskurs über neue Wege und alternative Lösungen geführt wird. Wieso sollte ein komplett kostenfreier ÖPNV nicht möglich sein? Oft liegt es doch daran, dass wir uns Neues nur so schwer vorstellen können. Doch je häufiger wir gemeinsam über solche Ideen diskutieren, nach Lösungen und Möglichkeiten suchen und Umstrukturierungen einfach mal beim Namen nennen, werden Innovationen plötzlich vorstellbar. Sie können gedanklich durchgespielt und ausprobiert werden, bis sie sich in der Realität umsetzen lassen.

Es braucht politische Umsetzung im Kampf gegen die Klimakrise

Inzwischen befinden wir uns in einem klimakritischen Moment, da gibt es nichts mehr zu diskutieren. Politische Entscheidungen unserer Regierungen müssen sich daran messen lassen, wie zukunftsfähig sie sind, wie viel wirksamen Klimaschutz sie auf den Weg bringen.

Sara Schurmann schrieb in einem ihrer letzten Tweets, dass in jedem Beitrag zur Bundestagswahl 2021 erwähnt werden sollte, „dass die kommende Regierung die letzte ist, die ausreichende & sozialverträgliche Maßnahmen einleiten kann, um evtl. noch auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen.“ Die Betonung liegt auf evtl. noch.

Vielleicht können wir soweit gehen und sagen, dass die jetzige Bundesregierung schon immer in jeder Pressemitteilung, jedem Paper, jedem Beschluss darauf hinweist, dass sie die vorletzte Regierung ist, die mit all ihren Entscheidungen ausreichende & sozialverträgliche Maßnahmen einleiten sollte, müsste, könnte; es ganz offensichtlich jedoch nicht tut.

Wir müssen uns gegenseitig aufrütteln und ermutigen, Klimaschutz zu leben und die gemeinsamen Grundlagen zu schaffen, kein weiteres Aussterben zuzulassen. Egal, ob uns das nervt oder es anstrengend wird. Es ist Unrecht und leider bezeichnend, dass die Ärmsten, egal wo auf diesem Planeten, die Ersten sein werden, die unter den Katastrophen der Klimakrise zusammenbrechen und zugrunde gehen werden.

Ich habe eine Hoffnung …

… und wünsche mir, dass wir in zwanzig Jahren zurückblicken und sagen können, „Wow, das ist nochmal gut gegangen. Es bleibt noch viel zu tun auf dem gemeinsamen Weg nach sozialer Gerechtigkeit, sicherer Rechtsstaatlichkeit und einer Freiheit schützenden Demokratie – ABER wir sind weiter als 2021!“

Ich habe die Hoffnung, dass wir den Tod von Millionen von Hitzetoten vermeiden können, dass wir neue Lösungen für ein Zusammenleben mit aus ihrer Heimat geflüchteten Menschen finden und wir das Kapitalismus-Problem lösen werden.

Und damit schreibe ich wieder auf meinem Blog. Here we go.

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