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Laufen. ProjektNr#2.1. Minimalismus

Ich muss gerade wieder viel übers Reduzieren und den dahinter liegenden Drang des Minimalismus nachdenken. Beim Laufen komme ich in der Regel dazu, meinen Gedanken nachzuhängen, sie baumeln zu lassen (erinnert ihr euch? ‚zwinker‘). Jedenfalls kam mir auf dem Laufband die Frage in den Sinn, wo fängt reduzieren, bewusst:er leben und das alles überhaupt an?

Sollten wir nicht auch endlich dieses Laufband loswerden? Aber wo gehe ich dann laufen, wenn die Kerle schlafen und ich keinen Babysitter habe? Grundsätzlich betrifft Minimalismus jeden meiner aktuellen Lebensbereiche. Angefangen beim GewürzRegal über die Stoffwindeln, BadArtikel oder das iPad, bis hin zu einem geringen EnergieVerbrauch, eine bewusstere Ernährung oder der Entscheidung nur noch ÖkoFairTrade-Klamotten zu kaufen. Die Sache mit dem Laufband… Ist ein Prozess. Ich brauche erst noch eine Alternative oder muss irgendetwas in unserem Alltag umorganisieren. Aber nicht jetzt sofort. Und das, das ist meines Erachtens der Punkt.

Als Familie befinden wir uns auf einem Weg. Seit drei Jahren reduzieren wir fleißig vor uns hin. Manchmal frage ich mich, ob es Freunden und Bekannten tatsächlich so geht, wie mir, wenn ich aus dem Urlaub komme und durch unsere Haustür trete. Ich kann durchatmen, weil alles immer üversichtlicher wird. Allein dafür lohnt es sich. Aber in irgendwelchen DesignerAteliers ist es vielleicht schon viel reduzierter? Egal. Es geht um unseren Weg und unser Ziel bewusster und ein bisschen mehr Wesentlichkeit in unser Leben zu bringen. Die geht uns durch all die Dinge nämlich schnell verloren.

Und was macht das mit meinen Kindern? Geht es mir darum, sie Verzicht zu lehren? Nein, nicht wirklich. Dafür verlassen wir an vielen Stellen ganz bewusst nicht unsere KomfortZone. Es geht auch gar nicht um ein Leben in Askese. Verzicht kann gut sein. Denn schließlich erlebt man plötzlich den Wert, den Dinge, Menschen und Möglichkeiten im Leben haben können. Aber in erster Linie geht es mir darum, dass sie das Leben bewusst:er leben. Dazu gehört Spielzeug, dazu gehört Schokolade, dazu gehört das RunterRutschen von steilen SchneePisten wie das Bemalen eines Blatt Papiers oder das Beobachten der dicken Amseln vor dem Fenster, die sich wieder mal um einen der sieben Äpfel zanken. bewusst:er leben, das ist vielleicht das Zauberwort der Stunde. Ich muss mal Haare fönen gehen.

Was bedeutet für euch bewusst:er leben? Ganz konkret? Eine Idee was wir mit unserem Laufband machen sollen?

12 Gedanken zu „Laufen. ProjektNr#2.1. Minimalismus“

  1. Nö, Laufband loswerden nicht nötig. So mein spontaner Gedanke und
    ich bin oft spontan – falls man mir rechtzeitig Bescheid gibt.

    Mein Minimalismus „hat sich so ergeben“. Für Außenstehende bin ich
    sicher in vielen Dingen Asket, selbst empfinde ich das nicht so. Mir
    fehlt nichts, es gab nie ein „Ziel“ Mimalist zu werden. Nachdem ich
    ab und zu Blogs zum Thema gelesen habe, hat sich so ergeben, dachte
    ich: ne du, kuck mal, ich *bin* ja einer ;)

    Das Blog hier muss ich allerdings irgendwann aus dem Newsreader
    entfernen. Es schmerzt doch manchmal zu sehr.. ..neulich, hat sich so
    ergeben, habe ich die Haare geschnitten. Sehr Minimalistisch – „mit
    Ohne“ dem Aufsatz. Nicht ganz Glatze, nur beinahe.

    Und dann steht, als letzer Satz, in Deinem Artikel -> „Ich muss mal
    Haare fönen gehen.“

    Grenzt an seelische Grausamkeit!

    (LG)

    1. Puh! Danke mit deinem Votum fürs Laufband. ;) Sagt mir mein Bauch vorerst auch.
      Aus dem NewsReader entfernen?!?!?? Bitte nicht! Ich werde versuchen kein Wort mehr über Haare zu verlieren – es sei denn es geht um HaarPflege, ok?! – und du reduzierst vielleicht nicht den Aufsatz der HaarSchneideMaschine weg?!? ;)

  2. Ich stehe noch am Anfang des Weges den Du schon seit drei Jahren gehst und kann noch nicht vorhersagen, wohin die Reise geht. Mir fällt nur auf, wie lange ich mich schon mit diesem Thema beschäftigt habe. Mir war es nur nicht bewusst.
    Nur eine Sache ist mir schon jetzt klar: Alle Entscheidungen haben ihre Zeit. Sachen von den ich mich heute noch nicht trennen kann oder Veränderungen mit denen ich jetzt noch nicht leben will, sind halt noch nicht reif. Oft kann ich nach einigen Wochen nicht mehr verstehen, was mir vorher so schwer gefallen ist. Da ich mit mir nicht besonders geduldig bin, werde ich das noch lernen müssen :D

    Vielleicht braucht Dein Laufband noch einige Kilometer unter deinen Füßen bis es für Dich eine gute Lösung gibt.

    1. Flockes letzten Satz finde ich entscheidend: Manchmal habe ich auch Dinge im Visier, von denen ich im Grunde schon weiß, dass sie eigentlich keinen Platz mehr in meinem Leben haben. Aber irgendwie ist manchmal eben auch (noch) nicht der richtige Moment, um sie gehen zu lassen.

      Variante eins: Die Dinge bekommen eine „faire zweite Chance“.
      Variante zwei: Die Zeit zieht – in unterschiedlicher Länge – ins Land. Und eines Tages spürt man: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, „Adieu“ zu sagen.

      Fazit: ongoing process :-).

  3. @Flocke: Oh ja! Das hört sich gut an! Vermutlich, weil ich mich in deinen Worten wiederfinde. „…sind halt noch nicht reif.“ oder „nach einigen Wochen nicht mehr verstehen, was mir vorher so schwer gefallen ist.“ sind beides Erfahrungen, die ich genauso auch schon gemacht habe. Mal schauen, wie viele Kilometer es noch werden. ;) Danke!
    Wenn ich fragen darf, wann wurde die bewusst, dass das dein Thema ist? Womit hast du angefangen? Dinge zu verändern?

    @M21: Danke für die Varianten! ‚ongoing process‘. Eigentlich ist das, das Gebot der Stunde. Manchmal frage ich mich dennoch, ob man irgendwann an den Punkt kommt und sich fragt: „So, fertig. Alles wegreduziert. Und was kommt jetzt?“ Gibt’s dann immer noch nen process?

    1. Oh, das ist eine gute Frage.

      Mein persönliches Gefühl: Das Leben ist ein ständiger/ im ständigen Fluss – kombiniert mit einer Form von Sozialisation, die (hoffentlich) bis zum letzten Tag dauert.

      Ich kann mir vorstellen, dass der Begriff „wegreduziert“ nach diesem Verständnis immer wieder neu aufgeladen wird. Mal geht es ums Loslassen von Konsum, mal um die Variation von Handlungsmustern, mal wird vielleicht sogar Altes wiederentdeckt und eneut liebgewonnen.

      Oft erkennt man das alles ja auch erst im Nachhinein.

      Also lass uns in ein paar Jahren noch einmal darüber sprechen ;-).

  4. Wie gesagt, ich bin beim Thema Minimalismus noch ein Neuling. Die Wende hat das letzte Jahr gebracht. Ich habe auf einmal angefangen Dinge, die immer gut und richtig für mich waren, zu hinterfragen. War und ist manchmal echt unbequem. Und dann habe ich durch einen Zeitungsartikel festgestellt, dass meine Veränderung einen Namen hat! Seitdem stelle ich fest, dass viele Gedanken schon Jahre da sind.

    Von Beginn an beschäftigen mich besonders die Themen Ernährung, Konsum und die Frage, welche meiner Dinge für mich über die Jahre zum Balast geworden sind. Ich habe wohl noch viele Baustellen vor mir. Da kann ich das mit der Geduld dann ja noch weiter üben :) .

    1. @Flocke: Irgendwie erkenne ich mich in deinen Worten. Ich bin auch ein Minimalismusneuling, ich stehe ganz ganz am Anfang einer langen Reise.
      Ich habe angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen, als ich nach meinem letzten Umzug noch eine längere Zeit auf einer Baustelle leben musste, da die Wohnung gleichzeitig renoviert/saniert wurde. Dafür wurde nur das Nötigste aus den Kartons geholt und irgendwie, auch wenn es manchmal ein bisschen umständlich war, habe ich nichts wirklich vermisst. Nun rückt das Auspacken aller Kartons näher und ich habe nur einen Gedanken im Kopf: Ich muss gründlich aussortieren und zusehen, dass es nie mehr so viel wird!

      1. Das mit den Kartons kenn ich!! Es ist so krass, oder?

        Die letzten beiden Male als wir im Urlaub waren, habe ich gedacht, dass wir eigentlich alles dabei haben, was nötig ist. Sprich, das Zeug, das noch Zuhause ist, brauchen wir doch eigentlich nicht mehr… Oder? Oder doch? Mhm…?? Heute ging mir durch den Kopf, wenn irgendjemand mal unsere Wohnung ausräumen wollen würde… da ist nichts mehr. Zumindest nichts Wertvolles zum Weiterverticken. Ich glaub ich muss darüber mal noch was nachdenken. Denn je weniger das alles wird, desto wertvoller wird der Besitz. Könnte man meinen. Aber das Gefühl den eigenen Besitz beschützen zu müssen und Angst drum zu haben, stellt sich nicht ein. Mhm… Muss das echt mal noch was sortieren.

  5. @M21: Ja, die Sache mit dem Nachhinein. Hat Flocke ja auch schon angeschnitten. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal von meinen Büchern loslösen würde können. Tja, ‚Schulterzucken‘, läuft. Mit dem Laufband wird’s bestimmt ähnlich. Ich hoffe, ich denk dran, dich in 5 Jahren mal wieder zu fragen. :D Darf ich? Das wird bestimmt witzig.
    Bis dahin hab ich auf jeden Fall noch genügend Dinge ‚wegzureduzieren‘ oder aber auf lange Zeit zu verändern.

    @Flocke: Der Ballast. Das war bei uns mit der entscheidende Aspekt. Noch immer, wenn ein bisschen rum gealbert wird, fällt der Satz: „Wenn wir nochmal umziehen, dann passt alles in einen PKW-Hänger. Davon sind wir noch weit entfernt. 3 Jahre sind nicht wirklich viel Zeit, wenn man es, so wie wir, Schritt für Schritt angeht. Es kommt das weg, worauf man verzichten kann und möchte, weil es einem dann plötzlich viel besser geht. In manchen Situationen bemerkt man den Verlust noch gar nicht mal. Höchstens im Hinblick auf Zeit-, Platz-, Instandhaltungs- und KostenErsparnis. Ich bin gespannt, was du erlebst. Dokumentierst du es in irgendeiner Form?

    1. Ich bitte darum :-).

      Apropos Bücher: Früher wollte ich immer eine Bibliothek haben – Leseentwicklung und so ;-). Mittlerweile gehört der Lesestoff zu den Dingen, die am häufigsten mein Leben verlassen (haben).

      Ein minimalistisches Wochenende wünscht
      Petra :-D.

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