(erschienen und zur Verfügung gestellt vom oekom Verlag) Ich hatte im Sommer ja die Idee, dass ich mir mit den Kerlen ein bestimmtes Tier raussuchen wollte, dass wir uns eine Woche lang ganz besonders unter die Lupe nehmen. Da das mit den Tyrannosaurus Rex schwierig werden würde und die Zeit der Schmetterlinge, da sie sich ja nun einmal im Endstadium ihrer Entwicklung befinden, vorbei, entschieden wir uns für den Regenwurm. Na ja, ich entschied mich für den Regenwurm. Da ich vorbereitet sein wollte, begann ich zu recherchieren und das Buch „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ von Amy Stewart, passte wie die Faust aufs Auge. Daher hier eine Buchbesprechung.
Der Regenwurm ist immer der Gärtner
Ich hatte mir diese eine Woche schon ganz wunderbar vorgestellt. Wir würden einen riesigen Regenwurm malen und an die Wand im Kinderzimmer kleben. Wir könnten ein paar suchen und in einer eckigen schmalen Vase sammeln, um zu beobachten, wie sie kriechen und ihre Wurmröhrentunnel bauen oder Futter in ihre Höhlengänge zögen. Auf der Suche im Netz und in unserer Bücherei wurde ich nicht fündig. Es gab die Regenwürmer immer nur in Kombination mit anderen Tieren. Weichtieren, Muscheln, Schnecken und was weiß ich. Jetzt würde ich also erstmal richtig anfangen müssen zusammenzusuchen und bis ich genügend Informationen zusammen hätte, wären die Ferien vorüber und wir vermutlich schon im gemeinsamen Familienurlaub. Im Urlaub würde keiner mit mir Regenwürmer ausgraben, wenn die Alternative der kühle See nebenan sein würde. Also wusste ich erstmal nicht mehr über den Wurm als am Tag zuvor.
Denn obwohl er direkt unter meinen Füßen mit seinen Artgenossen „kreucht und fleucht“, Ahnung hab ich halt einfach keine von ihm. Schlafen sie? Wie alt werden sie? Wie viele Kinder bekommen sie? Legen sie Eier? Wenn ja, wie viele? Leben sie in „Herden“ oder anderen Verbundformen? Wie lebte eigentlich der Regenwurm?
Eingeschränktes Regenwurm-Wissen
Sie sind kühl und klitschig.
Kriechen meistens dann über der Erde, wenn es kurz zuvor geregnet hat.
weißlich bis rosalila
Diese kleinen Erdhäufchen sind ihr Kot. (Wir haben als Kinder immer damit geknetet. Ja, ja, ja…)
Buchentdeckung
Und dann, eine Woche später, steckt das greenpeace-magazin im Briefkasten. Beim Durchblättern lande ich auf der Seite mit den Buch- und Filmvorstellungen. Und welches schräge, aber so passende und unwissend herbeigesehnte Buch entdecke ich? „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ von Amy Stewart, erschienen im oekom-Verlag. Ihr könnt es euch hier direkt im Verlag anschauen.
Worum es geht?
Amy Stewart ist selber passionierte Gärtnerin und stellt sich irgendwann die Frage nach den Regenwürmern. Sie macht sich auf Entdeckungsreise und gewinnt während ihrer Recherche so einige erstaunliche Erkenntnisse über dieses so wenig erforschte Tier. 1881 veröffentlichte Darwin sein Werk „Über die Bildung der Ackererde“ und maß in diesem dem gewöhnlichen Regenwurm – für die damalige Zeit – überragende Intelligenz zu. (Was man sich heute jedoch als Otto-Normalverbrauch vermutlich immer noch nicht vorstellen kann.)
Was habe ich durch die Lektüre von „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ gelernt?
Mehr als ich mir hätte vorstellen können. Unterschieden wird beispielsweise in endogäische, anözische und epigäische Würmer. (Vgl. Stewart, Amy: Der Regenwurm ist immer der Gärtner, S.37.) Diese Namen werde ich mir nie merken können. Der Regenwurm zählt zu vorletzten und trägt den lateinischen Namen: Lumbricus terrestris. Einer der bekanntesten Kompostwürmer nennt sich Eisenia fetida, der außerdem im Hinblick auf unser Abfallproblem von herausragender Bedeutung geworden ist, wie sich gegen Ende des Buches herausstellt.
Wie sich diejenigen schimpfen, die Würmer erforschen? Das sind die Oligochaetologen. In InternetLexika konnte ich zu diesem Begriff nicht wirklich was finden. Bzw. habe ich ihn dort gesucht und wurde nicht fündig.
Das Buch „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ liefert unglaublich viele und interessante Informationen. Es werden Rechnungen und Vermutungen aufgestellt, wie viele Würmer denn nun unter unseren Füßen leben und wie viele Tonnen Erde sie umpflügen, wenn einer am Tag einen Teelöffel Wurmhumus produziert.
Erkenntnisse, wie
* Es leben bis zu 50 verschieden Bakterienarten im Darm eines Wurms oder aber, dass
* sie je nach Spezie ein bis fünf Paar Herzen haben, werden mit dem Leser geteilt.
Beim Lesen wird deutlich, dass Ergebnisse sich ändern. Darwin vermutete damals 50 000 Regenwürmer auf einem halben Hektar Land. Heute wird von sehr viel mehr Gewürm ausgegangen. Eine gesunde Regenwurmpopulation kann bis zu 20 Tonnen Erde pro halbem Hektar Land transportieren.
Außerdem verändern sie den Boden in seiner Substanz, weil sie in ihm unterwegs sind. Sie liefern ihm Nährstoffe, die nur durch chemische Düngeoptionen nicht in den Boden gelangen.
Fragen des Buches
Durch all dieses Wissen stellen sich auch Fragen, denen Stewart nachgeht und mehr oder weniger zufriedenstellende Antworten erhält.
- Sind Würmer wirklich nur Helferlinge im Garten oder auch Schädlinge?
- Können wir die erstaunliche Regeneration von Würmern für uns nutzen? (Diesen Teil des Buches fand ich arg anstrengend, weil mir einmal mehr bewusst wurde, zu was wir Menschen in der Lage sind und was wir außerdem meinen, versuchen zu dürfen…)
- Wie verhält es sich mit der Domestizierung von Würmern?
- Lässt sich unser Umweltproblem tatsächlich mit Würmern lösen? Schließlich scheint Regenwürmern DDT nicht allzu viel auszumachen.
Wozu hat mich Stewarts Buch inspiriert?
Ich freue mich schon jetzt aufs Frühjahr und hoffe mit den Jungs die eine Woche „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ dann umsetzen zu können. Der Plan wird sein, wie ursprünglich ausgedacht:
- Einen riesigen Regenwurm basteln und an die Kinderzimmerwand kleben.
- Viele Informationen beim Ausgraben der Tiere weitergeben und ausgegrabene Exemplare zwei, drei Tage in der besagten Vase zu beobachten, um sie dann wieder freizulassen.
- Das BlumentopfExperiment durchführen.
- Einen Wurmkomposter zulegen. ( – darüber muss ich einfach noch was nachdenken. Das wären dann unsere ersten Haustiere…)
Wenn ihr selber genauso viel von diesem bislang so wenig erforschten Tierchen wissen wollt, das es u.a. in Australien in bis zu 60cm-Länge gibt, dann kann ich euch nur die Lektüre dieses Buches empfehlen. Es macht Spaß Stewart bei ihrer Recherche durch Darwins Aufzeichnungen, während ihrer persönlichen Experimente und bei ihren Besuchen in Ohio und an anderen Orten zu begleiten.
Ein gelungenes und lehrreiches Buch! (Wer es sich mal ausleihen möchte, um reinzuschnuppern, der meldet sich bei mir.)
Weiteren Lesestoff findet ihr zum Beispiel hier, wenn es darum geht sich Berufe rund ums Meer mal näher anzuschauen. Ein schön aufbereitetes bebildertes Lexikon für Kinder.
Oder ihr wollt wissen, wie das Leben ohne Plastik noch besser funktioniert, dann schaut doch einmal hier vorbei.
Regenwürmer sind faszinierende Tierchen mit ganz erstaunlichen Eigenschaften (Zwitter, 10 Herzen, bis 150 Eierkokons, bis zu 8 Lebensjahre, …). Das Buch liest sich schön und erklärt viel über diese ökologisch so wichitgen und fleißigen Landarbeiter. Kann man empfehlen!
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