(erschienen und freundlicher Weise zur Verfügung gestellt vom NordSüd Verlag) „Ich will aber Elsa sein!“ – „DU bist aber nicht Elsa. Du bist ein Junge.“ – „Gar nicht war. Ich bin Elsa.“ – „Du bist ein Junge und das ist Mädchenkram.“ – „Nein! Das ist so gemein. Nie darf ich sein, was ich will.“
„Ich will ein Einhorn sein. Ich WILL ein EINHORN sein!“ (aus: Graciella will ein Einhorn sein)
Das Buch
Annette Langen und Anne-Kathrin Behl haben ein entzückendes Bilderbuch kreiert, das mich sehr daran erinnert, was und wie ich Kinder und Eltern heute im Alltag erlebe.
Worum es geht:
Ein kleines Nashorn mit Namen Graciella liebt Einhörner. Ein Zimmer voller Einhornbilder und ein kleines rosapinkes Kuscheleinhorn sind der Beweis. Mit viel Liebe und Herzenssehnsucht, sagt es seiner Mama, dass es ein Einhorn sein will. Die Mama verneint. Graciella gibt nicht auf. Die Mama wird ärgerlich und verneint vehementer. Graciella ist zutiefst verzweifelt und fragt: „Wieso denn nicht?“ Eine Reaktion, wie sie vielen von uns nur allzu bekannt sein wird. Schließlich lenkt Mama vom Thema ab, lässt Graciella stehen und geht angestrengt und erschöpft aus dem Zimmer.
Graciella fasst für sich einen Entschluss und zieht los…
Wie es ausschaut:
Dieses rosa Bilderbuch enthält zauberhaft illustrierte Bilder, die sich mal über die gesamte Doppelseite erstrecken und mal Collagenartig auf einer Seite zusammengestellt sind. Auf 32 Seiten ist liebevoll mitzuverfolgen, wie das Nashorn sich fühlt und zu seinen jeweiligen Verhaltensweisen kommt. Es macht Freude Graciella zu begleiten. Gefühle, wie Liebe, Zuneigung, Verzweiflung, Frustration oder auch Wut und Ärger sind dem kleinen Nashorn deutlich anzusehen. Auch ihr daraus resultierendes Handeln ist gut nachvollziehbar.
Meine Likes für dieses Buch
Perspektivwechsel
Was mir wirklich gut an diesem Buch gefällt, ist der Perspektivwechsel, der vor allem den Eltern durch dieses Buch angeboten wird. Die Situation von Graciella, ihren Wunsch ernstzunehmen, ein Einhorn zu sein, mag einem Erwachsenen dumm oder unmöglich erscheinen. Die Frage ist aber doch, wie gehen wir mit solchen Träumen, Wünschen und Vorstellungen unserer Kinder um? Denn meistens konfrontieren sie uns genau in den Momenten mit ihren Herzenswünschen, wenn wir „beschäftigt“ sind. Meistens mit Dingen, die wie wir für wichtig, dringlich und unabdingbar halten: Das Staubsaugen oder das Einräumen der Geschirrspülmaschine. Vielleicht auch das Bettenmachen.
Spiegel vor halten
Das Buch hält uns den Spiegel vor, wie wir oftmals reagieren und zeigt gleichzeitig auf, wie das Kind damit umgehen könnte. Wie es ihm damit geht, von uns stehen gelassen zu werden. Warum es dann plötzlich die Wäscheleine herunterreißt und sich gegen die frisch gestrichene Fassade drückt. Es zeigt auf, dass alle Handlungen und Verhaltensweisen sehr, sehr häufig aus Ungeschicklichkeit aufgrund Graciellas Alter resultieren. Ist das bei unseren Kindern wirklich anders?!
Dinge, die wir mit „Nein.“ oder „Du sollst nicht …“ oder mit Bestrafungen ahnden, haben nicht als Grund, uns zu ärgern oder uns absichtlich etwas kaputt zu machen. Unsere Kinder sehnen sich nach unserer elterlichen Anerkennung und Liebe. Sie handeln oftmals aus ihrem ureigenen konkreten Bedürfnis heraus, für das wir uns in unserem Alltag nicht immer Zeit nehmen.
Fazit
Ich liebe dieses Bilderbuch und freue mich schon darauf, es mit meinen Söhnen gemeinsam anzuschauen. Es birgt viel Freiheit und Leichtigkeit, trotz der doch ernstzunehmenden Thematik, die in ihm steckt. Ein wunderbares Buch! Vor allem einfach mal anders!
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