Zum Inhalt springen

Mündigkeit

Immanuel Kants Definition von Aufklärung lautet: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.“

Im Zuge unserer ErnährungAufdenKopfstellAktion, unserem derzeitigen Reduzieren und den alltäglichen Entscheidungen fiel mir dieses Zitat aus der Oberstufe in den letzten Wochen irgendwann ein.
Ich fand das erstmal sehr erstaunlich. Schließlich liegt diese Unterrichtsthematik schon einige Jahre zurück. Abgesehen davon fand ich Kant damals nicht unbedingt einfach. Und heute auch nicht. Auch wenn ich damals wie heute feststelle: Er hatte Recht. Zumindest mit diesem Satz.

Was mich allerdings aktuell gefangen nimmt, ist die Vermutung, dass wir uns in die Unmündigkeit zurückbegeben. Oder immer noch in ihr befinden? Haben wir unsere Mündigkeit überhaupt jemals in Anspruch genommen? Ich mag die Schwarzmalerei nicht. Daher gehe ich davon aus, dass wir mal mündig gewesen sind. Wir uns also in sie zurückbegeben. Ein Teil unserer heutigen Gesellschaft bedient sich seiner Mündigkeit leider nicht. Sie lässt ihn sich abnehmen, delegiert sie an andere oder ist sich ihrer gar nicht bewusst. Das ist ein Problem. Denn oft glaube ich, dass wir mehr als je zuvor, dazu aufgerufen sind, mündig unserer Verantwortung für uns, unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und diesen Planeten nachzukommen. Der Verantwortung für uns persönlich und dem Schutz der Schwächeren, deren Stimme nicht gehört wird. Stattdessen begeben wir uns vielerorts in die Unmündigkeit.

Was folgt: Wir lassen Politiker für uns entscheiden und sind Politik verdrossen. Wir lassen uns von der Meinungsmache der Medien mitreißen und bilden uns keine eigene. Wir verfallen dem Hirngespinst, dass wir alleine doch eh nichts bewirken können. Wenn alle anderen nicht mitmachen, wieso sollte ich dann auf meinen Urlaubsflug verzichten? Wenn alle anderen nicht dazu in der Lage sind ihren Müll zu trennen, wieso ich? Wenn doch sowieso alles zusammengeschüttet wird, wieso soll ich den JoghurtBecher auseinandernehmen oder das Glas nicht in den RestMüll werfen? Wenn es doch nun einmal dieses „Fleisch“ aus der Massentierhaltung gibt, wieso soll ich auf DönerBurgerNuggets aus der Tierfabrik verzichten? Wenn ich überwacht werden kann, geht mich das doch nichts an. Ich habe nichts zu verbergen. Wieso sollte ich mich da beschweren? … Wieso sollte ich nachhaken? Nachfragen? Mich einsetzen? (Meist endet das Nachdenken allerdings schon bei den drei Pünktchen. Nicht nur schade! Sondern auch gefährlich!)

Wie gesagt: Wir sollten uns wieder unseres eigenen Verstandes bedienen. Wir sind dazu in der Lage grandiose Erfindungen zu machen, haben den technischen Fortschritt vorangetrieben und leben im Globalen Norden vielerorts in großem Reichtum. (Reichtum ist relativ…) Dürfte es dann nicht ein Leichtes sein, dass wir nicht mit uns machen lassen, was einigen wenigen die Konten weiter befüllt und dem Großteil unseres Planeten Verluste bringt, Existenzen raubt und unsere Erde zerstört? Zum Glück bin ich nicht die Einzige, die das so sieht und das Web ermöglicht es, die mündigen Gedanken und Aktionen vieler anderer nachzulesen, einzusehen und mitzumachen.

Nachfolgend findet ihr eine kurze LinkListe der Seiten, mit denen ich mich aktuell (ich betone: aktuell) immer mal wieder beschäftige, nachlese, aussortiere und recherchiere:

Ende der Märchenstunde – Ein Blog zum gleichnamigen Buch. Einfach mal reinschnuppern.
Georg Schramm auf YouTube – Systematische Volksverdummung durch die Medien. Ein paar Aspekte von der PostwachstumsÖkonomie schimmern auch hindurch.
FairBindung – Unter dem Titel „Endlich Wachstum?“ hat dieser Verein an einem Projekt mitgewirkt, bei dem u.a. eine Borschüre für die JugendbildungsArbeit rausgekommen ist. Sehr, sehr lesenswert! (Ich überlege schon seit längerem, wie ich auf irgendeine Weise in diesem Tätigkeistfeld aktiv werden könnte…)
Greenpeace-Magazin – Immer wieder hier.
BUND.net – Auch hier: Immer mal wieder da. Ob Penaten oder VeggieDay. Mündigkeit finde ich auch hier.
Ein Konsumenten NAVI – Die große Volksverarsche. Website zum Buch von Hannes Jaenicke. Bis zum 1.August lief hier ein interessanter Wettbewerb.
Ministerium für Glück und Wohlbefinden – Die Seite ist mir bei dem allen nochmal in den Kopf gekommen. Ich gestehe, hier muss ich mich noch einlesen und weiter umschauen. Aber der Gedanke, dass ein BIP einfach nicht ausreicht, um das Wohlbefinden eines Landes zu bewerten, finde ich einleuchtend.
Ein letzter LinkTipp noch: mundraub.org – Freies Obst für freie Bürger. MündigSein trägt zu Freiheit bei.

So, das reicht an dieser Stelle vorerst. Viel Spaß beim durchstöbern! Habt ihr noch einen lesenswerten LinkTipp auf dem Weg zur Mündigkeit?

5 Gedanken zu „Mündigkeit“

  1. „Wenn ich überwacht werden kann, geht mich das doch nichts an. Ich habe nichts zu verbergen. Wieso sollte ich mich da beschweren?“

    Es ist toll, dass Thema auch mal an Stellen zu lesen, an denen man es nie vermutet hat. Das war mein Motivationsschub der Woche den Leuten aufs Neue zu zeigen, wie sie ihre Emails, Chats und sonstige Daten verschluesseln, welche Services sie warum besser nicht benutzen und wie die tauglichen Alternativen aussehen.
    Das ist – nach der ganzen Berichterstattung in den letzten Wochen – leider nicht weniger anstregend als vorher. Im Gegenteil finde ich es viel unangenehmer, weil ich mich doch frage, was noch passieren muss, dass die Leute aufwachen und merken was da mit jedem von uns (inklusive ihnen) gemacht wird.

    1. Ach so, @maybee: Ich hätte großes Interesse daran mal einen Kurs in Sachen Verschlüsselung etcpp. zu bekommen. Muss aber auch gestehen, dass ich mich da bislang nur dürftigst, wirklich dürftigst drum gekümmert habe. Und ich finde es weiterhin auch irgendwie abstrus, dass das notwendig ist… Aber ich will da an dieser Stelle kein DiskussionsFass aufmachen. Mir ging’s um Mündigkeit in diesem Artikel. Vielleicht magst du ja mal einen GastArtikel zur Thematik schreiben? Würde mich freuen.

  2. Nun ja, wir wollten es wohl alle nicht anders.
    Wir lieben Handys, Smartphones und das ganze Internet – Facebook, Twitter, Blogs, E-Mails.
    Wir nutzen es, haben das Gefühl, dass wir ohne nicht können – übrigens die meisten Minimalisten hier im Netz ganz besonders.
    Und dann wundern wir uns, dass wir ausgesaugt, überwacht und spioniert werden? Das war doch von Anfang an klar. Bereits als das WWW am CERN in Genf erfunden wurde und seinen unvergleichlichen Siegeszug antrat, hörte man mahnende Stimmen. Aber niemand nahm es ernst. Nun ja, wir sind alle selber schuld.
    Und denkt dran, für alles Schlechte, Miese und Verbotene gibt es einen Markt. Eine rege genutzter Markt. Das wird sich nie, absolut nie ändern. Wer an das umfassend Gute im Menschen glaubt, der soll es tun. Ich sicher nicht. Aber schützen kann ich mich, soweit möglich und gewollt. Mit dem Rest versuche ich zu leben.

  3. Selbst wenn etwas von Anfang an klar ist, bedeutet es noch lange nicht, dass es in Ordnung ist.
    Ja, ich bin vielleicht naiv, idealistisch… Ich wünsche mir das umfassend Gute, auch wenn ich es nicht erwarte. Dennoch spricht das mich persönlich, mich, nicht davon frei, dem Markt fürs Schlechte, Fiese und Verbotene einfach so das Feld zu überlassen.

    Daher stelle ich sowas wie eine Liste von Beiträgen zusammen. Zum Nachlesen. Und ich freu mich, wenn ihr LeseTipps habt, um auszuwählen und durchdenken zu können. Mit dem Ziel mein Handeln zu modifizieren.

    Ja, ich mag das Netz. Für mich als jemanden, der sein Hab und Gut versucht zu reduzieren und Leben bewusst:er zu leben, ist es toll Leute zu treffen, denen es ähnlich zu gehen scheint. Denn vor meiner Haustüre werde ich in der Regel schräg angeschaut. „Wieso? Weshalb? Warum macht ihr das? Kopf schüttel. Kein Gespräch.“
    Natürlich ist es toll, dann ins Gespräch zu kommen. Aber es tut manchmal auch ganz gut festzustellen, dass man noch ganz richtig tickt. Vielleicht ein bisschen anders, aber richtig. Es nimmt einfach ein bisschen den Frust und das Gefühl, dass man nicht ernst oder für voll genommen wird. Vielleicht finden sich daher auch viele Minimalisten im Netz? …

    Wobei ich selber auch öfters mal denke, dass ich das gerne reduzieren mag. Die Zeit, die man sich in dieser virtuellen Welt befindet. Hast du selber ja schon an anderer Stelle erzählt und geschrieben. Der Sommer bietet sich dafür doch an… Auf Leute: geht in den Garten, geht wandern, schwimmen, pflanzt Gemüse, haltet Tiere, schleckt Eis… ;) Have a nice day!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert