In den vergangenen Wochen habe ich euch teilhaben lassen an dem, was hier gerade so passiert. Vielleicht habt ihr dadurch so großes Verständnis für nur unregelmäßige Blogbeiträge. Dafür danke ich euch sehr!!
Heute öffnet der Papa einen Spalt weit die Tür zu seinen Gedanken und gewährt Einblick in sein Erleben von Momenten und seine Versuche Wege aus der Erschöpfung zu finden.
Morgenroutine: Unterbrochen
Montag Morgen. Die Last der vor mir liegenden Woche scheint mich bereits jetzt erdrücken zu wollen. Auf dem Weg zur Haustür greif ich mir ein gutes Buch und beschließe spontan vor der Arbeit irgendwo ein paar Minuten Ruhe zu tanken und zu lesen. Ich lenke unseren kleinen Zweitwagen, eine vorübergehende Leihgabe unserer Eltern, durch zwei abseits gelegene Dörfer und parke schließlich auf einem kleinen Wanderparkplatz. Noch bin ich der Einzige, der sich früh am Morgen hierher verirrt hat. Ich wähle aus dem Bauch heraus eine Richtung und marschiere die asphaltierte Straße entlang. Links und rechts neben dem kleinen Wirtschaftsweg wuchern Gräser, Sträucher und dank der hohen Bäume ist es noch angenehm kühl. Die Schuhe drücken, nicht fürs Spazieren gehen gemacht. Also nehm ich sie in die Hand und gehe barfuß weiter.
Ich frage mich wie lange die Natur wohl benötigen würde, um diese Teerdecke zurückzuerobern. Wie würde dieser Weg aussehen, wenn sich hundert Jahre lang niemand um den Wald links und rechts bemühen würde? Das erinnert mich an meine Diagnose. Psychovegetatives Erschöpfungssyndrom, in manchen Kreisen gerne auch als (Beinahe-)BurnOut bezeichnet. Seit Monaten reiße ich nun schon an allen, sich mir in den Weg streckenden Hebeln. In der Hoffnung einen zu erwischen, der mir den Weg zurück in die Normalität weist.
Ich biege ab und gehe nun über einen geschotterten Waldweg. Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich bereits ihren Weg durch die Baumwipfel. Ich weiß, dass an der nächsten Kreuzung eine Bank steht, von der aus man einen herrlichen Blick hat. Aber soll ich wirklich noch so weit gehen? Eigentlich wartet das Büro auf mich… Ich erkenne, dass sich auf dem Waldweg erste kleine Pflanzen durch den Schotter kämpfen. Und die Natur ist doch stärker, denke ich. Ich nehme mir vor darauf zu hoffen, dass sich meine Erschöpfung auf ähnliche Weise durchbrechen lässt und sich irgendwann wieder Kraft und Lebensenergie zurück an die Oberfläche kämpfen.
Ich schaffe es bis zur Bank, setze mich hin und schlage mein Buch auf. Nach etwa 10 Minuten höre ich die ersten Stimmen, was mich veranlasst wieder zurückzukehren.
Eine Situation wie diese, habe ich seit Jahren nicht zugelassen. Ich habe meinen allmorgendlichen Start in den Tag unterbrochen und etwas außergewöhnliches getan, weil ich das Gefühl hatte, dass es mir gut tun könnte. (Der Zweitwagen hat hier einen Großteil dazu beigetragen.) Ich suche Wege aus der Erschöpfung. Dabei bin ich heute der Angst vor der kommenden Woche offen begegnet. Ich habe nicht versucht eine Situation auszuhalten und zu funktionieren. Stattdessen habe ich innegehalten und versucht wahrzunehmen, was mir in dieser Situation helfen könnte. Die Natur, das Innehalten, das Spazieren gehen an der frischen Luft, das Erden, die Straße unter den Füßen zu spüren. All das hätte ich nicht gehabt ohne ein Durchbrechen der Routine.
Hallo PapaDenkt!
Ich gratuliere dir zu diesem Schritt!!! Es ist ein langer Weg bis zu diesem Punkt (der Erschöpfung) und mindestens ein genau so langer Weg zurück. Wenn du es noch nicht gemacht hast, hol dir professionelle Hilfe.
Bau dir weiter diese „Unterbrechungen der Routine“ ein. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!!
Ich habe mir übrigens eine halbe Stunde progressive Muskelentspannung nach dem Feierabend angewöhnt. Das lässt mich ganz gut runterfahren. Nach 1 Jahr Behandlung und Selbstdisziplin kann ich nun wieder ganz gut schlafen.
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