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Politik machen

Jetzt liegt die Bundestagswahl zwei Wochen zurück. Die Plakate wurden mehr oder weniger abgehängt und die Vision Politik kann sich fairändern, ist wieder mal mehr oder weniger versiegt.

Ich gebe zu, mein Leben dreht sich auch nicht nur um Politik. Es gibt da meinen Alltag. Meine ganz persönlichen Mount Everest’s, gedanklichen Koalitionsverhandlungen, Rücktritte und Wahllügen. Mein Leben ist in nur einer Woche auf den Kopf gestellt worden und ich suche meinen Boden. Unter den Füßen. Irgendwo da, wird er hoffentlich sein. Wenn ich nicht doch Kopf stehe. Ich weiß es aktuell manchmal einfach nicht.

Ja… Und inzwischen nervt es mich nur noch, dass nichts passiert. Es nervt mich so sehr, dass mein politisches Desinteresse viel größer geworden ist. Erschreckend. Denn über den Stand der Dinge habe ich gerade keine Ahnung. Ich weiß nicht, was für eine Regierung wir gerade haben. Oder welche sich abzeichnet. Oder schon längst zu regieren begonnen hat. Mitbekommen habe ich davon noch nichts. Weil es mich gerade auch echt nicht interessiert. Ich die Nachrichten nicht mehr verfolge, nicht mehr in der Tageszeitung nachschlage.

Dabei habe ich vor drei Wochen noch darüber nachgedacht, in die Politik einzusteigen. Es war mir ein Herzensanliegen, das was Gutes in diesem Land passiert. Ganz schön arrogant, nicht wahr?!? Da denkt eine Mama, sie könnte die Belange eines ganzen Landes politisch so mitbeeinflussen, dass alles viel, viel besser wird. Wie naiv und dumm sie doch sein kann. Denn hätte sie gewusst, dass sie nur zwei Wochen später keinen Schimmer darüber haben würde, was in ihrem Land in den politischen Sphären passiert, hätte sie den Gedanken im Nullkommanix ad acta gelegt. So, wie einige andere auch?!?

Was ich eigentlich sagen will: Ich suche noch nach meinem Weg politisch zu sein. Wie, das weiß ich noch nicht. Einer Partei beizutreten, kann ich mir nur schwer vorstellen. In welche denn? Eine Partei, deren positives Wirken zwischen den Wahlen auffällt… Die würd ich ja vielleicht noch nehmen. … Politik ist res publica. Politik ist Sache des Volkes, der Öffentlichkeit. Ich muss meinen Weg erst noch finden, politisch aktiv zu werden. Vielleicht ist ja eine Mitgliedschaft beim BUND ein erster Schritt in eine mögliche Richtung. Vielleicht beinhalten ja auch einige bisherige Artikel zum Thema Nachhaltigkeit, Minimalismus und Umweltschutz nicht nur konsumkritische, sondern auch politische Anteile? Ich denke drüber nach.

Wie schaut’s mit eurem politischen Interesse und Wirken aus? Findet ihr es überhaupt nötig? Oder ist es zu demotivierend, um sich da in welcher Form auch immer, einzubringen?

8 Gedanken zu „Politik machen“

  1. Hm.

    Bist du nicht schon politisch, dadurch, dass du dein Missfallen äußerst und andere de facto aufforderst nachzudenken?
    Ich meine jede Handlung ist, ob gewollt oder nicht, auch politisch.

    Kaufe ich X oder nicht? Kaufe ich statt X lieber Y? Leihe ich mir X lieber aus, weil ich’s nur einmal brauche? Schon in diesen einfachen Beispielen steckt viel Politik – Ökologie.
    Kindererziehung ist die Form der Politik, die am Erfolgversprechendsten ist. Ich meine nicht, seinen Kindern beizubringen Partei Z zu wählen.
    Ich meine seinen Kindern Werte, Empathie und kritisches Denken, Vernunft und die Fähigkeit der Selbstreflexion beibringen. Ich kenne nicht mehr viele Leute, die das alles in einem haben. Irgendwo fehlt immer ein mehr oder weniger großer Teil.

    Politik fängt für mich bei der Entscheidung an, ob ich in der früh beim Bäcker X augebackene Teigrohlinge kaufe oder 10 Minuten mehr investiere und beim Bäcker Y richtiges echtes Brot kaufe (mit richtigem echtem Mehl und Wasser und Hefe und Salz und sonst nichts).
    Genauso Obst und Gemüse aus dem Supermarkt oder doch lieber vom Markt und dem Bauern nebenan?

    Politik ist auch im Altag die Widersprüche aufzudecken, die die meisten Leute im Weltbild haben und nicht locker zu lassen, bis sie entweder einfache den Widerspruch zugeben und weitermachen wie bisher (kommt vor) oder tatsächlich das zugrundeliegene Problem erkennen. Beispiel hierzu sprengt den Kommentarrahmen definitiv :D

    Das ist Politik. Die effektivste Form, die ein Mensch betreiben kann. Es selbst besser machen. Vorbild sein.
    Gemessen an dem, was du so blogst, bist du politisch also schon ziemlich aktiv.

    Bevor du deine Zeit in Parteien verschwendest (hab ich schon hinter mir) empfehle ich dir gleichgesinnte vor Ort zu suchen und mit denen was auf die Beine zu stellen. Macht mehr Spass. Hat mehr Effekt. Und (das Beste!) du musst dich nicht mit dem Karrierepolitiker rumärgern, sondern hast meist vernünftige Menschen vor dir.

  2. Dein Desinteresse für die aktuelle Tagespolitik würde ich nicht allzu negativ betrachten. Mit Ausnahmen des ein oder anderen Teasers auf einer der großen Nachrichtenseiten bin ich momentan auch nicht informiert, finde das aber auch nicht weiter schlimm. Was jetzt in den Sondierungsgesprächen passiert ist mir persönlich egal. Am Ende gibts nen Koalitionsvertrag (oder auch nicht) und was da drinsteht, kann man sich anschauen. Wer wem auf dem letzten Treffen das Brötchen weggenommen hat, interessiert in 2 Wochen niemanden mehr.

    Ich kann maybee nur zustimmen, dass du mit deinen Denkanstößen, Gedanken, etc schon politisch agierst. Du beeinflusst andere Menschen… deine Kinder, mich und viele andere.
    Ich glaube, dass es viele Möglichkeiten gibt sich gewinnbringend einzubringen. Aber im Gegensatz zu unseren Ideen, die sich schnell niederschreiben lassen, wird jede einzelne noch so einfache Initiative in Wirklichkeit meist viel länger brauchen, um umgesetzt zu werden.

    Was Parteiarbeit angeht, bin ich zwiegespalten. Einerseits verabscheue ich die vielen Karrierepolitiker, deren Meinung sich alle zwei Wochen ändert, die bei jeder Abstimmung der Partei folgen, die vollkommen abgehoben scheinen. Andererseits ändert sich ja doch nichts, wenn wir uns abwenden.
    In jedem Fall muss sich eine große Menge zusammenfinden, die etwas zu ändern gedenkt. Als NGO-Mitglied wird deine eigene Stimme auch nicht sofort erhört werden. Die großen NGOs schätze ich in dieser Hinsicht mittlerweile so professionalisiert ein, wie die Parteien – mit einem kleinen aktiven Kern, der den Großteil der öffentlichkeitswirksamen Aktionen durchführt.

    1. „Andererseits ändert sich ja doch nichts, wenn wir uns abwenden.“

      Die spannende Frage ist doch: Ändert sich etwas, wenn wir uns dem zuwenden?

      [imho]Aufrichtig und nach einigen Jahren Parteimitgliedschaften: Nein.

      Warum: Parteien sind von Karrieretypen durchsetzt. Die sind ein zentrales Problem. Daneben ist auch an der Basis Parteimitgliedschaft oft in der selben Kategorie wie Mitgliedschaft im Gesangs-, Fußball-, Sonstwasverein. Selbst Parteimitglieder also sind durchaus nicht selten nur desinteressierte Egomanen.
      Demnach sollte der Zustand der Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft nicht wundern (Henne Ei Problem – ich weiß; aber ich bin tatsächlich überzeugt, dass der Fisch vom Kopf stinkt).

      Tragisch, dass ich das so sehe, in einer „Parteiendemokratie“. Aber ich habe mir das wirklich lange angesehen. Parteipolitik halte ich für eine Farce. Ein essentieller Teil von Brot und Spiele. Und eine gute Einkommensquelle für diejenigen, deren Ellenbogen anderswo nicht kräftig genug waren. Mehr nicht und weniger auch nicht. [/Imho]

      1. Aber ist es denn bei NGOs anders? Ändert eine einzelne Person dort etwas durch ihr Engagement?
        Wenn ich mich jetzt Greenpeace anschließe, dann geh ich einmal die Woche zum Stammtisch und bringe mich wie ein?

        Der größte Dienst, den ich der Bewegung leiste, sind meine Mitgliedszahlungen und, dass sie in wichtigen Verhandlungen behaupten können für eine größere Menschenmenge (quasi groß + 1 durch mich) zu sprechen.

        Ich bin absolut dafür sich einer NGO oder Partei anzuschließen, wenn man glaubt damit die Welt zum Besseren verändern zu können. Ich halte es in beiden Fällen nur für eine Illusion, wenn man sich vorstellt als Einzelperson sofort etwas ändern zu können.

        Natürlich ist es schwierig sich ohne feste Strukturen zu organisieren, aber man stelle sich vor rage würde 10 Bekannte sammeln und mit ihnen gemeinsam einer Partei beitreten. Zum nächsten Treffen der Kommunalgruppe tanzen die 11 dann an und sind als Block genauso groß wie die Alteingesessenen. Damit sitzt man dann schon in einer Position, die Einfluss verspricht.

        1. Nein glaube nicht, dass sich die NGOs von Parteien in Bezug auf die individuelle Einflussnahmemöglichkeit groß unterscheiden. Da sind wir ganz einer Meinung.

          Die Idee mit den 10 Leute finde ich spannend :D Das sollten wir mal ausprobieren xD? Treffen wir uns in einem Wahlkreis irgendwo in der Mitte *g*

          1. Die Idee find ich auch gut. Das wird spannend. Wir sollten dann eine wissenschaftliche Erhebung zu unseren Erfahrung machen. … Offen zugänglich für alle… und …

            Egal. Ich glaube, es würde wirklich witzig werden.

    2. „Die großen NGOs schätze ich in dieser Hinsicht mittlerweile so professionalisiert ein, wie die Parteien – mit einem kleinen aktiven Kern, der den Großteil der öffentlichkeitswirksamen Aktionen durchführt.“

      Ein wichtiger Unterschied dabei ist, dass eine NGO nie wirklich Regierungsmacht erlangt. Außerdem arbeiten NGOs immerhin in der öffentlichkeit (im Gegensatz zu Lobbyorganisationen) und sagen laut was sie denken und tun, damit es auch jeder hört. Bestes Beispiel Greenpeace.

      Insoweit sehe ich das, was das Mitwirkungspotential angeht, genauso.

      Allerdings finde ich es – im Gegensatz zu den Parteien – nicht wirklich bedenklich/gefährlich. Du?

      1. Weder bedenklich noch gefährlich, aber für ein Individuum, das sich einbringen möchte auch nicht weiter motivierend. Ich hab bisher einmal ein paar lokale Greenpeace-Mitglieder gesehen, die ein Foto vor einer Shell-Tankstelle gemacht haben. Mehr nicht.
        Wer sich politisch dauerhaft/regelmäßig einbringen möchte, der wird damit wohl kaum glücklich werden.

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