Der Tisch ist fast fertig gedeckt. Den einen Kerl auf dem Arm trage ich die letzten Behälter mit Käse, Marmelade und CurryLinsenAufstrich ins Esszimmer, während ich mich mit dem anderen über Ritter und deren schweren Kämpfe gegen MonsterTrucks unterhalte. (Ihr lest richtig. Denn in der kindlichen Fantasie ist alles, aber auch wirklich alles möglich. Ich liebe es.) Die Kerle sitzen am Tisch und auch der Papa kommt mit einer Pfanne gebratener Nudeln und Gemüse endlich hinterher. Wir sitzen gerade, da fällt mir auf: das Brotmesser fehlt! Und Gläser für die Kurzen auch. Ach ja, und mein Tee. Also nochmal aufstehen. Im anstrengenden Fall mit Kerl auf dem Arm. Im entspannten setzt sich Papa für einen Moment auf Mamas Platz. Ich habe Glück. Denn Variante Zwei kommt zum Tragen.
Gegensatz: Wir kommen gerade von einem wunderbaren, aber auch sehr anstrengenden Wochenende. Ein HochzeitsWochenende. Erst gab es diverse Unvorhersehbarkeiten und Unfälle, bevor wir überhaupt unser Zuhause hinter uns liegen lassen konnten. Dann wollte das Wetter nicht so richtig. Oder vielleicht wollte es doch, denn es lief fortwährend nass auf uns herab. (Jedem das Wetter, das er verdient…) Eine 90%-ige NiederschlagsWahrscheinlichkeit hatte das BrautPaar scheinbar doch nicht verdient, so dass es nach der Kirche sonnig und trocken mit schwarzen Wolken am Himmel zur Feier auf einen alten GutsHof ging. Kein Regen mehr. Gesegnet.
Und dann war es halt einfach so, wie es ist, wenn man mit kleinen Kerlen auf solch große Festivitäten fährt. Das ganze Wochenende war geprägt von Spontaneität, Chaos, Improvisation und Keksen. Hier ein Keks, da ein Keks. Denn zum Mittagsessen kamen wir Samstag schon mal nicht, da war Kirche um 14h angesagt. Das geniale HochzeitsBuffet lieferte außerdem nicht den sättigenden gewohnten BananenHaferbrei und der große Kerl hatte bald raus, dass er durchs „Ich hab aber noch Hunger.“ die BettGehzeit um einiges nach hinten verzögern konnte.
Ich betone: Alles in allem, war es eine wunderschöne und zauberhafte Hochzeit mit einem beeindruckenden BrautPaar! Dennoch weiß ich einmal mehr vier Dinge:
1. Auch ich bin ein GewohnheitsTier. Es gibt Momente, in denen ich meinen „langweiligen“ vollgepackten Alltag liebe.
2. Minimalismus lohnt sich. Auf jeder Fahrt, die wir als Familie unternehmen, lerne ich etwas dazu, um unser familiäres UnterwegsSein noch etwas einfacher und handhabbarer zu gestalten; vor allem mit weniger Zeug im Gepäck.
3. Jeder ‚erzieht‘ seine Kinder anders. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten das Leben mit seinen Kindern zu gestalten… Ich merke, dass ich nie fertig bin. Es kommt immer, aber auch wirklich immer ein wertvoller Gedanke dazu. Eine Anregung. Eine Idee. Ein Abgucken. Aber auch ein „FrohSein,-dass-ich-es-anders-mache!“
4. Unsere Rituale bzgl unserer Mahlzeiten tuen uns gut. Nicht nur mir. Auch den Kerlen ist auf diese Weise klar: Es gibt 3+1 Mahlzeiten am Tag. Der Anfang und das Ende sind deutlich abgegrenzt zu anderen Aktivitäten. Dazwischen ist Zeit sich zu unterhalten, Essen zu genießen, auch mal herumzualbern oder festzustellen „Mama, du hast lecker gekocht.“ oder „Ich hab dich lieb, Süsser/Mama/Kerl.“ oder zu erörtern „Mama, bist du verheiratet?“
Ich stelle fest: Hochzeiten sind großartig! U.a. um ReiseGepäck zu reduzieren und auf das Wesentliche zu komprimieren. Mindestens genauso liebe ich unser MahlzeitenRitual!
Was isn das fürn Papa, der nicht so lange zwischen Küche und Esszimmer hin und herläuft, bis alle Sachen an Ort und Stelle sind? ;)