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Sandmann, Katz und Maus und der liebe Kapitalismus… oder …

Vor ein paar Tagen habe ich mich (mal wieder) dem BücherSchrank der Kerle gewidmet. Alles muss raus, war die Devise. Lange hat sie nicht gedauert, denn irgendwann kam der Gedanke: „Ach, vielleicht lesen wir das ja nochmal. Oder: „Ach! Das Buch haben wir auch? Könnten wir ja nochmal anschauen.“ … und so weiter und sofort. Das läuft jedes Mal sehr ähnlich ab und ich schaffe es mit Glück mich von zwei, drei Büchern zu trennen. Dann liegt der Stapel allerdings noch zwei Tage im Flur und wenn einer der Kleinen den dann sieht, wird direkt „Nur eins, Mama.“ mit in die Bude genommen. So ist das bei uns.

Dabei habe ich das letzte Mal ein dickes MärchenBuch entdeckt, dass ich mir mal irgendwann bei meinen Eltern ausgeliehen habe. Das Tolle: Es sind ganz andere Märchen, als ich sie bislang kenne. Gebrüder Grimm und Hans Christian Andersen, das sind die Namen, die ich mit gängiger MärchenLiteratur verbinde. Bei diesen Märchen steht in der Regel nur, ob sie aus Deutschland, Österreich, Bulgarien oder Finnland kommen. In der Einleitung wird beschrieben, dass sich die Sandmänner der Länder einmal im Jahr treffen, um die schönsten miteinander auszutauschen.

Eines der deutschen Märchen hat mich die letzten Tage sehr, sehr nachdenklich gemacht. Es geht um eine Katze und eine Maus. Die beiden beschließen den Winter einen gemeinsamen Haushalt zu führen, um gut durchzukommen. Irgendwann findet die Maus einen Topf Schmalz, sagt der Katze Bescheid und beschließen diesen Schatz für die harten Zeiten in der Kirche unter dem Altar zu verstecken. Recht bald wird dem Leser klar, dass die Katze es nicht gut mit der Maus meint. Sie erzählt ihr von der Taufe irgendeines KatzenKindes, zu dem sie müsse. Als sie wiederkommt, will das Mäuschen wissen, wie es denn gewesen sei. Die Katze antwortet dann (so in etwa), dass „Nureinbisschen“ ein ganz süsses KatzenKind sei. Das geht dann zwei weitere Mal so, bis der Topf leer ist. Die Maus bemerkt nichts, obwohl es bei den Namen, die die Katze den Kätzchen gibt jedes Mal eindeutig ist, wie es um den SchmalzTopf steht. Am Ende steht das Mäuschen vor dem leeren SchmalzTopf, weil sie entschieden haben, ihn jetzt zu nutzen, da fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Und die Katze? Die frisst das Mäuschen gleich auch noch auf.

Mich hat dieses Märchen ein wenig geschockt.
Erstens: (Mal wieder stelle ich fest, ) Märchen sind ganz schön grausam. Darauf war ich (wieder mal) nicht vorbereitet.
Zweitens: Ich frage mich, was das Märchen eigentlich besagen will? Und erschreckenderweise sehe ich jedes Mal mich und die Wirtschaft. Oder mich und die Politik. Oder mich und den Konsum. Oder mich und… und… und…
Ich die Maus und die Katze das, was Kompromisse von mir einfordert, mich hinterrücks über den Tisch zieht und schließlich auch auffressen wird. Gefährlich falsche (und in letzter Instanz dumme) Kompromisse sind das Thema, das mir bei diesem Märchen immer durch den Kopf geht. Wie blauäugig bin ich eigentlich? Oder wir?

Kennt wer von euch das Märchen? Mag mir mal jemand seine Interpretation dazu bieten? Geht’s um noch mehr als BlauÄugigkeit?

3 Gedanken zu „Sandmann, Katz und Maus und der liebe Kapitalismus… oder …“

  1. Das Märchen ist von den Gebrüdern Grimm „Katz und Maus in Gesellschaft“. Erzählt wurde es ihnen von Gretchen Wild. Die Grimms mochten wohl diese Geschichte, die sie Anfang 1800 mit einigen anderen an Brentano schickten. Mit einer gehörigen Portion Zynismus wird einem gezeigt, das der Stärkere auch meist raffinierter vorgeht, um es sich selbst wohlgehen zu lassen. Das die Maus am Ende gefressen wurde, war wohl nicht zuerst geplant. Es zeigt mir aber, das ich zum Schluß wieder im Schlamassel stehe, weil ich über die Stränge geschlagen habe, zu großzügig war oder einfach zu gutmütig. Vielleicht sollte man Katze sein, es sieht immer so aus als würde sie den Überblick behalten. Wäre ich allein, könnte ich ohne weiteres meine Ideale leben und bei anderen Katze sein. Da ich aber eine große Familie habe und abhängig vom Wohlwollen der Gesellschaft bin, gehöre zu eine der vielen grauen Mäusen.
    Ich wünsch Dir eine schöne Weihnachtszeit, vielleicht liest Du wieder mal ein Märchen und findest Antworten für Dich.

  2. Mich erinnert das Märchen spontan an eine Freundin, die heiratete und seitdem macht ihr Mann ihren Papierkram. Es geht um einen einzigen Ordner. Wieso? Gibt man mit der Hochzeit sein Gehirn ab? Die Selbständigkeit? Den Überblick? Sein Leben? Damit sind schon viele gescheitert, die vertraut haben. Nix gegen den Mann. Rückwärtssuche könne sie auch nicht. Im Online-Telefonbuch. Das macht immer ihr Mann. Ist ja auch so schwer. Bin ich froh, dass ich auf mich selbst gestellt bin.

    Meine Nachbarin war dran mit Rasenmähen. Sie weiß nicht, wie das geht. Ich auch nicht. Ich mach’s einfach. Langsam nerven mich so Leute. Erlernte Hilflosigkeit. Kennst du den Begriff, Rage?

  3. @Inga: Wow!! Da bin ich aber platt, ob so viel Wissen über Historie von Märchen… Vielen Dank fürs HintergrundWissen! Ich werde das Buch weiterlesen. Da sind noch so viele unbekannte Märchen aus aller Welt drin. Ich finde, das gehört irgendwie zum AllgemeinWissen dazu… Das basiert an dieser Stelle bei mir noch bei Null. urgs.
    @Tanja: phew… Ja ‚erlernte Hilflosigkeit‘ kenne ich. Ich mag sie nicht, musste mich auch davon freikämpfen. als Schülerin und nachher als Studentin und als Hausfrau… Ich glaube, es ist ok, wenn man sich, ist man zu zweit, Dinge teilt. Es erleichtert. Aber vollkommen auf Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit verzichten… Das kann ich nicht (mehr). Will ich auch nicht! Ich tue gerade sehr viel dafür, dass Selbständigkeit schon früh gelegt ist. Auch in der Erziehung. Vielleicht gefällt mir deswegen auch MontessoriPädagogik so gut.

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