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SocialMedia, Datenschutz und Snowden

Erst kürzlich passiert: Ich telefoniere mit einem Unternehmen. Mit einem großen Unternehmen. Bei der Begrüßung nenne ich meinen Vor- und Zunamen und den Grund meines Anrufs. Die Antwort meines TelefonatTeilnehmers: „Ah. Sie sind aus Pussemuckel. Wohnhaft in Buxtehude.“ – „Äh… ja.“ …

In solchen Situationen werde ich leicht paranoid. Ich finde es seltsam, wenn mein Gesprächspartner, bei dem ja nicht nur ich Kunde bin, mich gleich einzuordnen weiß, indem er mir meine Adresse nennt. Dasselbe geht mir im Hinblick auf mein Wirken und Walten im Internet ganz, ganz oft so.

Mich nervt es, wenn ich auf der Suche nach einem Blog oder der Recherche zu einer Thematik auf vielen Seiten mit von mir zuletzt erworbenen Produkten und solchen, die diesen ähnlich sein sollen, beworben werde.

Ich tue mir schwer mit ImpressumsPflicht und halte sie aufgrund der DatenSpeicherung von wem auch immer, fast schon für unnötig. „Wozu dient die nochmal?“ – „Damit zurückverfolgt werden kann, von wem dieses Gedankengut verfasst worden ist.“ – „Ach so.“ Als wenn das nicht schon längst anders gemacht würde?

Die Fanpage von mamadenkt habe ich aus einem unguten BauchGefühl rausgenommen. Für mamadenkt nutze ich an SocialMedia eigentlich nur noch twitter. Und das manchmal auch mit keinem guten BauchGefühl.

Als vor einigen Wochen dann noch der „Fall“ Snowden öffentlich wurde, ist mir die Kinnlade vollends runter gekippt. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass meine „HirnGespinste“ tatsächlich RealitätsAnteile haben sollten?!? Wenn ich mich bislang gefragt habe, ob mich jemand mittels Satellit rundum beschatten könnte/würde, dann diente bislang meine „Mich-Selber-Beruhigungs-Rede“: „Dein Konsum von Fernsehserien wie 24h oder NCIS oder dergleichen ist zu hoch.“ Aber nein. Jedes onlineGehen mit dem SmartPhone kann oder wird wahrgenommen und gespeichert?! Und diese EnthüllungsKiste scheint ja bei weitem noch kein Ende gefunden zu haben.

Aber was macht das jetzt mit mir? Hat das Konsequenzen auf mein Handeln, Entscheiden und Verhalten im Leben? Im realen? Im virtuellen? Im öffentlichen? Im privaten?

Über twitter bekam ich von einer der vielen latenight-TalkShows zum Thema mit; wir haben ja kein FernsehGerät. Jedenfalls eine DiskussionsRunde, in der auch Anke Domscheit-Berg zu Gast war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich mit dem Gedanken beruhigt „Ich habe ja nichts zu verbergen.“ Ein Satz von ihr enthebelte dieses Sich-In-Sicherheit-Wiegen mit einem Schlag. „Es kommt auf den über die Daten gelegten Filter an. Und der kann auch erst sehr viel später entwickelt und entsprechend genutzt werden.“ (So ungefähr. Das wörtliche Zitat finde ich nicht mehr.) Wenn ich das richtig verstanden habe, bedeutet das nichts anderes als:

1. Meine Daten von heute und gestern werden umfassend gespeichert. Jedes Wort. Vermutlich sogar einmal geschriebenes, dann wieder gelöschtes Wort. Vermutlich nicht nur das. Sondern auch jedes „like“, jeder Klick, jeder EC-KartenEinkauf.
2. Wenn sich in 20 Jahren die Rechtslage ändert, dann könnte das Gesagte von heute mehr als nur als anmaßend empfunden werden. (Vielleicht ja sogar schon dieser Text?)
3. Wenn dann jemand einen speziellen Filter entwickelt, einzelne Aussagen meinerseits in einen verdrehten Zusammenhang bringt… Toll! Ganz großes Kino! (Und das vermutlich sogar im wahrsten Sinne des Wortes – inklusive viel Realität.)
4. Mögliches Resultat: Ich sag gar nichts mehr. Kauf nichts mehr (mit EC-Karte). Telefonier nicht mehr. Kommentiere nicht mehr. Teile nicht mehr. Schreibe keine Emails mehr. (Das nennt man dann gemeinhin als Schere im Kopf. Könnt ihr im Netz bestimmt mal nach suchen. Über duckduckgo.com zum Beispiel.)

In einem meiner anderen BlogArtikel habe ich die Problematik nur leicht angerissen. Ich weiß nicht, wie sehr ihr euch mit dieser ganzen ÜberwachungsAktion schon beschäftigt habt, wie sehr das für euch, euer Leben und euren Alltag überhaupt Thema ist. Mich lässt das nicht ganz kalt und  ich habe begonnen darüber nachzudenken, was das für mich bedeutet. Wie schaut’s mit verschlüsseln aus? Wie kann ich an dieser Stelle Standpunkt beziehen?

Ihr habt in den kommenden Wochen die Möglichkeit mal zu lesen, was jemand dazu denkt, der sich schon länger als ich mit der Thematik auseinandersetzt. Es wird normale Artikel geben, die bei weiterem, tieferen Interesse im Lesekreis fortgeführt und vertieft werden. Ich bin gespannt, was ihr davon denkt und haltet. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle an meinen GastAutor! Ich bin gespannt auf eure GedankenVielfalt dazu.

9 Gedanken zu „SocialMedia, Datenschutz und Snowden“

  1. Ja der liebe Datenschutz. Ein netter Artikel, nur wenn ich bedenke das Snowden vor 12 Wochen begonnen hat darauf aufmerksam zu machen. Bin ich manchmal verwundert wann da viele erstmal richtig erreicht werden. Haben die großen Interessierten an den Nutzerdaten ja inzwischen begonnen alles unter den Teppich zu kehren damit Ruhe einkehrt.
    Wenn du dir allerdings wegen der von dir genannten Punkte Gedanken machst. Dann sage ich mal ein einfaches, ah ja. Denn das Ausmaß was da wirklich schon läuft und was dich auch betrifft hast du noch nicht einmal annähernd gesehen. Und die Idee das Gesetze in Zukunft zugriffe in dein Leben erlauben. Na ja, du bist eben nicht im Thema. Ich sage dazu hier und heute ist es möglich aus einer aus den Zusammenhang gerissenen Äußerung dies zu tun!!!
    Tja, ich denke wenn dir ein Sachkundiger nur die jetzt frei zugänglichen Informationen gebe. Dann wären statt bedenken ein paar Punkte für eine helle Aufregung da. Lese nur mal in gutjahrs Blog über das Thema dann wird dir schon anders, dieser Journalist weckt aber ein wenig auf. Und nimmt deiner „Lebensbrille“ ein wenig rosa weg.

    1. Vorschlag: Poste doch links zu Artikeln, auf die du dich beziehst. Nicht jeder weiß wer dieser mysteriöse Gutjahr ist ;) Ich gehe mal ganz naiv davon aus, dass du den hier meinst https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Gutjahr.
      Wer den Guardian im Abo hat, braucht den Blogartikel übrigens nicht lesen, das wäre redundant, oder habe ich was überlesen?

      Und ob die Erkenntnis im ersten Moment nur zu Bedenken oder schon zu Aufregung führt, ist doch egal. Wichtig ist, dass im zweiten dann die Handlung folgt, nicht wahr?

    2. Ja… Ich mag lila. :) Und ja, meine Lebensbrille scheint nicht nur, sondern ist leicht rosa. Aber sie ist real. Und mit großer Wahrscheinlichkeit eines der am häufigsten getragenen Accessoires unserer derzeitigen Gesellschaft. Ein paar wenige, wie du, mal ausgenommen.

      Ich bin nicht im Thema. Das ist richtig. Nicht wie du. Aber dennoch so tief, dass ich mir in meinem Alltag Gedanken mache und mich freue und dankbar bin, wenn mir jemand hilft; es zu verstehen, einen Überblick zu gewinnen und mich entsprechend einzurichten. Ich bin auf ExpertenWissen angewiesen. Und freue mich, mit meinen Bedenken und Sorgen (zumindest) ernst genommen zu werden.

      Die Tatsache, dass ich mich erst 12 Wochen nach diesen Enthüllungen zu Wort melde, heißt ja nun nicht, dass mir die Thematik erst gestern zu Ohren gekommen ist. Ich finde es beängstigend und verstörend, wenn ich beobachte, wie kalt das mein Umfeld lässt und wie sehr es in mir Unverständnis hervorruft. Ich mache mir schon immer Gedanken darum, wie ich mich im Netz und in der Realität verhalte. Wie viel ich preisgebe und und und. Du magst denken, dass es schwach ist, dass ich erst Snowden gebraucht habe, um einen Artikel hierzu zu verfassen. Stimmt. Weiterhilft mir das jedoch nicht.

  2. Das Thema lässt mich auch nicht mehr los und ich freue mich über jeden, der sich damit länger als 10 Sekunden gedanklich beschäftigt. Meine Argumentation seit vielen Jahren ist folgende und nur meine um das vorneweg zu sagen.
    1.) Von mir aus können google/apple/amazon etc. so viele Daten von mir haben wie sie wollen. Das schlimmste was die mir antuen können und wollen ist: Die wollen mir was verkaufen! Das kriege ich selbst noch unter Kontrolle.
    2.) Meine Sorge war bisher: Sobald die Daten aber dazu führen, dass ich keine oder nur eine teure Versicherung bekomme, hört der Spaß auf. Ich will keine Welt, in dem meine Zahnversicherung weiß, wie oft ich mir die Zähne geputzt habe, ob ich Ski fahre, Sport treibe oder nicht. Da hört der Spaß auf. Soweit meine Meinung bis vor kurzem.
    3.) Seitdem wir wissen, dass der größte Internetverkehr, E-Mails, Chats etc. in Echtzeit mitgelesen werden können und vermutlich entsprechend große Datenmengen bereits existieren, habe ich ein echtes Problem. Es gibt einen schönen Satz dazu aus der Serie „the unit“, der ungefähr so geht. Wenn du verhört wirst, dann hast du hoffentlich etwas zu gestehen, denn wenn du nichts zu gestehen hast, hast du ein echtes Problem, wenn man dir nicht glaubt.
    Ein echtes Beispiel aus meinem Leben: Ich habe vor vielen Jahren mal Blumen und Pflanzendünger, den ich noch im Keller rumstehen hatte, bei ebay verkauft (Aufräumphase Minimalismus). Ca. 2 Wochen später erhielt ich Post (ja, einen Brief) vom Landwirtschaftsministerium. Man schrieb mir, ich sollte es doch bitte unterlassen Sprengstofffähige Flüssigkeiten auf ebay zu verkaufen. Wow, dachte ich, Moment mal, das Zeug kann jeder im Baumarkt kaufen. Aber ich mache mich verdächtig ein Bombenbauer zu sein, wenn ich eine halb volle Flasche davon bei ebay verkaufe, anstatt sie im Klo runter zu spülen.
    Etwa einen Monat später verkaufte ich für einen Bekannten ein paar alte Bücher aus seinem Keller. Das Buch war irgendwann vor 1914 erschienen und handelte von einem Wanderburschen, der in die Welt hinauszog. Was ich leider nicht wissen konnte, war: Das Buch war eines der Lieblingsbücher Adolf Hitlers und stand entsprechend auf irgendeinem Index. Diesmal bekam ich einen Brief von ebay selbst: Ich sollte es doch bitte unterlassen nationalsozialistisches Material bei ebay anzubieten, das Angebot wurde gelöscht.

    So, muss ich noch mehr sagen? Der Filter auf meinen Daten muss gar nicht mal so kompliziert sein und man kommt ganz schnell auf die Idee, dass ich vielleicht ein Bombenbauender Nazi bin.

    Was ich damit sagen will: Es müssen nur einige wirklich dumme Zufälle zusammentreffen, die zusammen ein seltsames Bild abgeben und schon gerät man in eine arge Erklärungsnot.

    Kurz: Ich habe keine Angst vor Unternehmen, die mir mehr verkaufen wollen, aber ich fürchte Angst vor einem Staat haben zu müssen, der aufgrund von zu vielen Daten zum Schluss kommt, ich sei ein Terrorist. Also ein Gedanken an alle, die meinen sie haben ja nichts zu verbergen. Vielleicht nicht, aber wisst ihr, was eure besten Freunde, Arbeitskollegen oder entfernte Bekannte zu verbergen haben mit denen ihr zusammenarbeitet, weil ihr jeden Morgen mit ihnen zur Arbeit fahrt, jeden Tag vielleicht einen Umweg fahrt, etwas irrationales tut, was den Anschein erweckt, ihr könntet Feinde des Systems sein?

    Aber eine Sache hat mir am meisten Angst gemacht (und dann ist auch Schluss): Kaum jemanden scheint es zu stören: Die Wirtschaft wird ausgehorcht, die Quellen von Journalisten sind nicht mehr sicher, die neue Idee eurer Firma ist nicht mehr sicher, euer heimlicher Gang ins Fittnesstudio um euren Partner zu überraschen ist nicht mehr geheim, sondern verdächtig. Dieser Kommentar ist verdächtig. Wie viel Wut hat dieser Mark Ritter (und ist das überhaupt sein echter Name?). Könnte er gefährlich werden? Wir sollten uns mal mit ihm unterhalten. Nur um sicher zu gehen.

    Ich weiß nicht wohin das alles führt und kann nur hoffen, dass unser Rechtssystem stärker ist als der Wunsch Sicherheit dadurch zu erzeugen, dass wir alle verdächtig sind.

    Das ist meine Meinung zu dem Thema.

    1. Echt jetzt? BlumenDünger und ein Buch. Pfffh. Ich kann die Angst verstehen. Aber dann doch vor beiden Lagern. Ich glaube Unternehmen haben einfach noch viel viel mehr HandlungsOptionen und vor allem Handlungsbereitschaft und -willen. Natürlich, es geht ums Verkaufen. Aber eben nicht nur. Um Fleisch zu produzieren, leiden halt eben doch Menschen, Tiere und Klima auf der anderen ErdHalbKugel … Ihr wisst, was ich meine, oder?!? Ethische Werte finde ich selten.

  3. Ich kann dir im Wesentliche nur zustimmen.

    Nur eine Ergänzung:
    „keine Angst vor Unternehmen“ + „Das schlimmste was die mir antuen können und wollen ist: Die wollen mir was verkaufen!“ + „Sobald die Daten aber dazu führen, dass ich keine oder nur eine teure Versicherung bekomme, hört der Spaß auf.“
    Wem meinst du verkaufen die Unternehmen die Daten denn?

    Ich meine man kann durchaus differenzieren zwischen der Gefährlichkeit von Staat und Unternehmen in Bezug auf – weit verstehen bitte – Big Data.
    Aber (theoretisch) haben wir beim Staat immerhin die Möglichkeit einzugreifen – warum wir das nicht machen ist eine andere Frage.
    Aber hast du schon mal versucht ein Unternehmen für sein Tun verantwortlich zu machen? Nestlé? Monsanto? Juristisch haben die ziemlich einwandfrei weiße Westen. Die Ethische beurteilung dieser weißen Weste hier hin schreiben, darf ich aus juristischen Gründen nicht, weil das strafbar ist ;)

    Ich finde es vertretbar vor dem Staat weniger Angst zu haben als vor Unternehmen. Aber umgekehrt?! Da bin ich doch überrascht.

    Noch ein paar fun facts: Die Hauptquelle (in der NSA Debatte) für staatliche Datensammelei sind – richtig – Unternehmen.
    Es gibt keine erwähnenswerte Anzahl von Unternehmen, die deine Daten vor Staaten schützen. Wenn doch, dann passiert sowas:
    http://www.golem.de/news/verschluesselte-e-mail-lavabit-gruender-droht-anklage-wegen-schutz-der-nutzerdaten-1308-101142.html

    Essenz: Das Problem an der Datensammelei sind nicht die Akteure, sondern die unkontrollierte intransparente Datensammelei.

  4. http://gutjahr.biz/2013/04/bestandsdatenauskunft/

    http://gutjahr.biz/2013/06/mollath-polizei/

    http://gutjahr.biz/2013/04/polizei-blog/

    Hier mal die Links auf die ich mich beziehe. Und wenn wundert es es ist alles in Deutschland passiert! Und die Amerikaner haben nichts damit zu tun. Das war auch der Bezug zur „Lebensbrille“. Denn längst must du nicht darauf warten das sich Gesetze ändern. Sondern nur wann du in eins der vielen Raster passt.
    Lustig finde ich aktuell auch noch die Idee das Benutzer ihr Facebook Konto löschen. Weil der einzige der die Chats und Nachrichten nicht mehr hat, ist der Konto Nutzer. Die löschen gewonnene Daten nicht! Aber viele glauben das. Und wie aus den links zu ersehen ist, kann ein tweet bei Twitter einen das Leben ganz schön versalzen für ein oder etliche Tage.
    Ich bezog mich auch nicht wegen der Spähaffäre auf Gutjahr. Sondern damit die Menschen schneller quer lesen. Hier bekommen rein von der Statistik täglich Besuch durch die Ordnunghüter wegen der Daten die sich aus den oben genannten Quellen ergeben. Und ja manchmal reicht es siehe Link oben bei Google gefunden zu werden.

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