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Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Wieso nicht? Schließlich wurden und werden ganz viele Rahmenbedingungen geschaffen, um Frauen beides zu ermöglichen. Betreuung der Jüngsten in Kindertagesstätten. Lukrative Arbeitsbedingungen nach Vereinbarung und Absprache. Der Kombination von Familie und Beruf sind keine Grenzen gesetzt. In vielen Fällen. Ich meine, es gibt doch wirklich viele Frauen, die die KarriereLeiter trotz der drei „Elternzeitmonster“ emporklettern können. Die sich als attraktive Unternehmerinnen, Führungsfiguren und Karrierefrauen herausstellen.

Wer diesen Blog kennt, nimmt mit Sicherheit den leicht skeptischen Untergrund meiner Worte wahr. Aber lasst es euch gesagt sein: Ich meine die Sätze oben wirklich ernst. Genauso, wie ich der Meinung bin, dass es hier um zwei Paar Schuhe geht. Ich bestreite nicht, dass es JobAngebote gibt, die den Frauen in ihren familiären Kontexten entgegenkommen. Ich bezweifel auch nicht, dass jede Frau sehr individuell entscheiden sollte, welche Socken sie trägt, welche Zahnpasta sie benutzt und für welche familiären und beruflichen Aufgabenbereiche im Alltag sie sich entscheidet. By the way: Dasselbe gilt doch nicht weniger für den Mann; doch darum geht es hier gerade gar nicht.

Aber diese Stimmung, dass uns Frauen alles möglich sei, wenn wir nur wollen, empfinde ich persönlich als trügerisch. Sie setzt mich unter Druck. Klar, wenn ich wirklich meinen TraumJob ausüben möchte, weil ich es Zuhause nicht als „Muttchen“ aushalte, dann kann ich mir irgendwie den Weg dorthin bahnen. Allein dieses „wirklich“ impliziert doch, dass diejenigen, die es nicht schaffen, es „nicht wirklich“ wollen. Oder sie sind diesen Herausforderungen schlichtweg nicht gewachsen und dann bleibt man eben vorm Herd zwischen den bekackten Windeln stehen. Diese Frauen haben eben nicht das entsprechende Potential oder nutzen es schlichtweg falsch. Was für einem Druck wir Frauen uns damit aussetzen!?

Manchmal mal mehr, manchmal weniger einfach kommen viele irgendwie ans Ziel. Abhängig von meiner Familienkonstellation, dem ländlichen oder städtischen Bereich meines Wohnortes und nicht weniger von den Persönlichkeiten meiner Kinder, lassen sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren. So sagt man. So tönt es in unserer Gesellschaft.

Zwischendrin gehen wir Frauen uns dann noch gegenseitig an die Gurgel, pi*** uns an den Karren, weil wir es anders sehen und anders machen. „Stillschweigende“ Vorwürfe, die in InternetForen laut herausgeschrieen oder mittels KommentarFunktion verabreicht werden. Am Ende fühlt sich jede gedemütigt, weil sie entweder ihre Kinder vernachlässigt oder aber nicht-emanizpiert genug (= unselbständig), weil der Herausforderung nicht gewachsen auch die berufliche Komponente in ihren Alltag zu integrieren. Wir entscheiden uns dann irgendwann nur noch für das von uns als kleiner empfundene Übel und das nennt sich dann in der Regel Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ich weiß auch nicht.
Mich stört, dass wir Frauen uns das Leben gegenseitig so schwer machen. Wir greifen uns an, wenn wir unsere Kinder mit 1 Jahr im Kindergarten abgeben, um Geld zu verdienen. Wir belächeln uns, wenn wir unser Nähen oder Stricken ausbauen und von Zuhause aus bei dawanda verkaufen (statt arbeiten zu gehen).

Außerdem stört mich, dass mein Job als Mutter und Hausfrau nicht bezahlt wird. Ich kriege kein Gehalt für den Versuch das Potential dieses Staates aufzubauen, ihm Raum zu geben, sich zu entfalten und selber tagtäglich reflektiert in den Wogen des Alltages zu handeln und zu sprechen.

Und in diesem Zuge entdecke ich die kurze Vorstellung eines Buches, das den Titel „Die Alles ist möglich-Lüge. Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind.“ trägt. Am 16.10.2014 findet dazu ein Online-Autorenevent statt, das vom Pantheon Verlag in Kooperation mit der Elternzeitschrift Nido um 21h stattfindet und sich Webinar nennt. Ich habe damals die kurze Buchvorstellung im Netz entdeckt und finde die Gedanken durchaus bedenkenswert. Das Buch habe ich noch nicht gelesen – aber ich würde gerne. Und ich hoffe, es ist ein Buch, das sich nicht in die Reihe der Bücher einreiht, die über die andere Seite herfällt und urteilt. Ein konstruktives Diskutieren, das sich gegenseitig stehen lässt und ernst nimmt, wäre so viel sinnvoller. Vielleicht sehen wir uns morgen Abend ja im Netz.

Was wir brauchen ist m.E. jedenfalls nicht ein gegenseitiges Bekämpfen und SchlechtReden. Konstruktiv wäre ein StehenLassen und Stärken der verschiedenen Rollen im Sinne der Familie. Die Möglichkeit als reflektierte Mutter Zuhause die Arbeit finanziell anerkannt zu bekommen, ist für mich persönlich durchaus ein Brückenpfeiler, der fehlt, was den Brückenbau (= die Vereinbarkeit) zwischen Familie und Beruf für Frauen (und Männer) angeht. Wenngleich nicht der einzige. Und vermutlich auch der idealistischste und utopischste.

Wie seht ihr das mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? (Und bitte, nicht aufeinander losgehen.) Wofür habt ihr euch entschieden? Als Frau? Als Mann? Warum? Inwiefern habt ihr überhaupt das Gefühl euch entscheiden zu müssen? Oder ist dem gar nicht so?

19 Gedanken zu „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“

  1. Nur kurz, ich habe den Eintrag noch nicht komplett gelesen: Meine Freundin hat heute gerade erzählt, wie schwierig es für sie ist einen Krippenplatz für ihr dann einjähriges Kind zu bekommen. Sie ist selbst in Ostdeutschland aufgewachsen, und findet den Zustand in Bremen unglaublich, dabei ist das in Westdeutschland noch eher eine gute Situation.
    Für die normale Frau ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht wirklich gegeben. Für meinem Mann und mich, obwohl zu Hause gleichberechtigt (jetzt) ohne Kinder, ist klar, dass wir mit Kindern automatisch ins alte Rollenbild zurückfallen „müssen“. Was anderes können wir uns nicht leisten. Trotz Sparsamkeit.

    Und was ich auch schlimm finde: Es wird immer mehr ein Zwang seine Kinder abgegeben zu müssen, möglichst früh. Das finde ich auch schade.
    Die Idee der 32 Stundenwoche für alle, die finde ich gut!
    LG Nanne

  2. Was für ein Thema!
    Wo es früher klar war, dass Frauen mit den Kindern zu Hause bleiben, ist es heute schon seltsam wenn Frau nicht nach einem Jahr wieder im Berufsleben steht. So habe ich es jedenfalls in meinem Umfeld mitbekommen.
    Ich selber hatte da nie eine Wahl – zwei Wochen nach der Geburt war ich bereits wieder beruflich unterwegs. Ich habe bei beiden Kindern immer gearbeitet, arbeiten müssen (bei einer gut laufenden Selbständigkeit kann man sich keine Pausen leisten). Ich war immer stolz alles irgendwie zu schaffen und meine Kinder trotzdem erst mit drei Jahren in den Kindergarten zu geben aber zu welchem Preis?!
    Keine Pause, immer etwas zu erledigen, von einem Termin zum anderen hetzen, der Haushalt wartet erledigt zu werden auch wenn man von seinem Partner unterstützt wird, man hat das Gefühl nie alles zu schaffen, nie fertig zu werden…..das schlechte Gewissen ist immer mit dabei.
    Das Bild der „Supermama“ wird einem aber trotzdem jeden Tag vorgehalten! Vollzeit Arbeiten, Kinder versorgen und nebenbei die Socken selber stricken während der selbstgebackene Kuchen für die nächste Feier schon im Ofen ist….
    Ich wollte mich diesem Druck nie aussetzten aber was bleibt einem schon übrig?
    Weniger arbeiten ist zwar möglich aber damit verabschiede ich mich auch von vielen Träumen: Eine größere Wohnung oder das eigene Haus – bei den Preisen von heute geht das nur wenn beide etwas zu den Finanzen dazu steuern. Und wir haben wirklich wenig Platz momentan.
    Viele werden jetzt sagen: „Man kan sich auch einschränken.“ Nein, das möchte ich für meine Familie aber nicht ewig.
    Ein drittes Kind? Schön wäre es natürlich aber Nein!
    Es geht dabei nicht um Geld für Windel, Kleidung, Essen – es geht um das größere Auto, den Wohnraum, das Geld für den Kindergarten…ich müsste also weiterhin arbeiten und dabei hätte ich doch gerne mehr Zeit mit meinen Kindern…
    Ich denke, den Männern geht es dabei allerdings auch nicht anders!
    Traurig….aber wenige Mütter haben doch heute noch den Luxus nur „Hausfrau“ zu sein. Ich beneide die Mütter die es sich wirklich FREI aussuchen können und zu Hause bleiben – ich könnte es nicht.
    Liebe Grüße
    Vivien

  3. Ich freue mich, dass du dieses Thema aufgreifst. Für mich ist es eng verbunden mit dem Thema „bewusst, reduziert (oder gar) minimalistisch leben“.

    Ich selbst bin Mutter von drei Kindern, 10, 8 und knapp 2 Jahre alt, wir sind eine Patchwork-Familie. Ich arbeite nicht ausser Haus, da ich nicht nur drei Kinder, Haus und Gemüsegarten habe, sondern da das Leben mit drei Kindern und die Patchwork-Situation viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Präsenz brauchen. Sprich: es braucht einfach jemanden, der den Laden schmeisst, und das bin eben ich.

    In der ganzen Diskussion in den Medien stört mich ein wenig, dass alle Mütter über einen Kamm geschoren werden. Dabei gibt es nicht nur Mütter mit zwei Kindern im Zweijahres-Abstand, die sich spätestens, wenn das jüngste Kind im Schulalter ist, wieder recht mühelos ihrem Beruf widmen können. Es gibt eben auch Mütter mit drei, vier oder mehr Kindern oder Mütter mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder eben Patchwork-Gefüge, die für alle Beteiligten kompliziert sind. Mit jedem Kind mehr vervielfacht sich der organisatorische Aufwand, der für die vielgepriesene Vereinbarkeit betrieben werden muss, von den Betreuungskosten nicht zu reden. (Zugegeben sind die Kosten hier in der Schweiz, wo ich lebe, horrend und nicht zu vergleichen mit den Kosten für die Kinderbetreuung in Deutschland. Hier sind diese Kosten aber definitiv ein Stein mehr, der einem in den Weg gelegt wird…).
    Kinder lassen sich meiner Meinung nach nicht mal eben mit links so nebenbei erziehen und begleiten, da braucht es schon Vieles mehr.

    Aber nicht nur, weil ich meinen Kindern zurzeit viel Zeit widmen möchte, sondern auch aus einem anderen Gedanken heraus habe ich entschieden, zuhause zu bleiben:
    Wenn nämlich die berufliche Tätigkeit der Mutter nur dem Zweck dient, sich immer mehr leisten zu können, sprich im allgemeinen immer „Höher, Schneller, Weiter“ mithalten zu können, dann kommt das für mich nicht infrage.

    Da habe ich beschlossen, lieber einen Moment innezuhalten und mich zu fragen: „Was brauche ich wirklich? Was brauchen wir als Familie wirklich?“ Dazu möchte ich auch andere Mütter ermutigen. Es mag Mütter geben, denen ihre Arbeit tatsächlich sehr viel Freude macht, die sich voll und ganz in ihrem Beruf verwirklichen können. Ich verstehe gut, dass diese Frauen arbeiten möchten und dies auch tun.

    Wenn aber eine dauerhafte Dreifach – Belastung zulasten der persönlichen Interessen der Frau, auf Kosten von Freundschaften, Hobbys oder gar der mütterlichen Gesundheit gehen, dann doch lieber an anderer Stelle reduzieren, sprich an den eigenen Ansprüchen.

    Wer wenig braucht hat bestimmt auch weniger Stress…

    Herzliche Grüsse
    Yora

    PS: Ich finde deinen Blog super und freue mich immer über neue Beiträge. Es tut gut, zu wissen, dass es Leute gibt, die ähnlich denken wie ich und mich zu neuen Überlegungen inspirieren!

  4. Ich melde mich hier auch mal zu Wort.

    Ich habe vor meinen Kindern als Informatikerin gearbeitet, und dann einen Sohn bekommen. Danach hatte ich massive Probleme einen neuen Job in meinem Beruf zu finden, nachdem ich meinen Sohn 1,5 Jahre betreut hatte und mir wünschte, langsam zurück zu können in den Job. Ich habe dann Studiert und durch das Studium bin ich wieder in meinen Job reingerutscht, denn Studentische Mitarbeiter sind so günstig, da nimmt man auch Mütter.
    Dann wurde ich schwanger mit Nummer zwei und mein Vertag wurde natürlich nicht verlängert. Ich wollte für mein zweites Kind gerne länger da sein als für das erste, also habe ich einen Weg gesucht zuhause arbeiten zu können.
    Ich habe eine Umschulung zur Tagesmutter gemacht, und lange Zeit lief das gut. mit den Höhen und Tiefen, die eine Selbstständigkeit nunmal hat.

    Dann begann die Schule für den Großen, und es wurde klar, das wird kein „easy“ Ding dieses Kind glücklich und zufrieden duch diese Leistungsgesellschaft in der Schule zu schleusen. Er braucht Zeit. Und Unterstützung. Leider können wir es uns nicht leisten, dass ich wieder Hausfrau werde, auch wenn sowohl mein Mann als auch ich uns das wünschen würden. Eigentlich müssten wir nachmittags auf Tageskinder verzichten, damit ich mich so gut um meine Familie kümmern kann wie ich es möchte und wie es ideal ist. Aber: dann können wir uns das überleben leider nicht mehr leisten. Also muss ich weiter arbeiten. Mir einen besser bezahlten Job suchen, der trotzdem Teilzeit ist. Müsste wieder zurück in meinen alten Job. Nach 4 Jahren im Computer-Bereich ein Ding der Unmöglichkeit. Ich suche, aber ob ich fündig werde wage ich zu bezweifeln. Solange muss alles irgendwie mittelmäßig erledigt werden. kann mich nicht um Kinder und Haushalt kümmern wie ich es gerne würde, kann mich nicht um die Tageskinder kümmern damit es meinen eigenen Qualitätsansprüchen genügt, und hänge in der Luft.

    Beruf und Familie lassen sich meistens vereinbaren. irgendwie. Aber spätestens sobald eines der Kinder ein wenig „mehr“ Aufmerksamkeit braucht als üblich wird es quasi unmöglich.

  5. „Was wir brauchen ist m.E. jedenfalls nicht ein gegenseitiges Bekämpfen und SchlechtReden. Konstruktiv wäre ein StehenLassen und Stärken der verschiedenen Rollen […].“
    Das ist so wahr und darf wohl Gültigkeit auch weit jenseits des Themas beanspruchen.

    Ich kann aus meiner Perspektive sagen, dass ich nur Extreme erlebe. Die Mami, die „zu Hause“ ist (iSv 24/7-Mami, mit allen Konsequenzen) und die Karrierefrau, die halt irgendwann mal schnell ein paar Kinder in die Welt gesetzt hat, mit denen sie jetzt zusammen ab und zu Abend isst.
    Aus der Außenperspektive kenne ich diese „Vereinbarkeit“ von der unsere Gesellschaft da redet also jedenfalls überhaupt nicht.

  6. Ich versuche mir die ganze Zeit den Kopf darüber zu zerbrechen, merke aber dass ich zu keinem verwertbaren Ergebnis komme. Ich habe das Gefühl, in kein Modell wirklich zu passen. Ich arbeite selbständig von zu Hause aus, ich bin zu Hause, ich schmeisse den Haushalt und kümmere mich um die Kinder. Ich habe keinen Chef, aber Verpflichtungen gegenüber von Kunden. Ich hatte nie Elternzeit. ich jongliere täglich zwischen meinem Job als Grafikdesignerin, als Mutter und Familienmanagerin. Ich habe das so entschieden und die meiste Zeit geht es mir gut damit. Manchmal bin ich gefrustet, daß alles an mir hängenbleibt, meistens aber dankbar, daß es ist wie es ist.

  7. Hallo,
    ich war viele Jahre Tagesmutter. Ich hab gern die Kinder derer genommen, die aus der Not raus sofort wieder arbeiten mußten. Doch ich kenne auch Kinder, die „zu hause anstrengend waren“ und deshalb zur Tagesbetreuung gebracht wurden. Jetzt bin ich nicht mehr Tagesmutter, hab bei 2 Kindern sowieso fast nichts verdient – wollte nur nicht untätig sein in dieser Gesellschaft. Hab mir eine geringfügige Beschäftigung gesucht und so immer noch genügend Zeit für die eigenen Kids. Da wir relativ minimalistisch leben, kommt man schon damit aus. An meine Rente mag ich nicht denken. Aber die Ansprüche in diesem Land an den Einzelnen sind so hoch und die Möglichkeiten, die man hat, so klein. Als ich meinen Freunden erzählte, das ich wieder was arbeite, hieß es gleich: das ist aber schön, das du was tust! Ja tut man denn nichts als Mutter? Familie als Beruf – das wäre doch eine Alternative. Und auch gesund fürs Kind.

  8. Als ob Frau immer die Wahl hätte!! Mir reicht das Geld hinten und vorne nicht, da ich aus der Teilzeitfalle nicht herauskomme. Mit 30 Stunden könnte ich Kinder und Arbeit gut „unter einen Hut“ bekommen.
    Meine Kinder finden es aber OK, dass wir zur Zeit sehr wenig Geld habe, wenn ich dafür schon mittags zu Hause bin.

  9. Hey Rage, ich kann nur für unsere Familie sprechen, ich denke, ein Patentrezept gibt es nicht und ich kann und will andere Familien nicht bewerten.
    Wir leben das klassische Hausfrauen-Modell. Sehr bewusst. Mein Mann arbeitet als Lagerist. Viel Geld haben wir also nicht. Der Preis, den wir für die ersten drei Jahre in Kauf nehmen ist, das wir uns einschränken müssen. Jährlicher Urlaub geht nicht, eigenes Haus nicht drin. Essen gehen etc nur sehr begrenzt. Unser Auto ist elf Jahre alt. Wochenbudget ist bei 50€ für vier Personen, inkl. Windeln

    1. Halber Kommentar weg…
      Also, ich bin trotzdem froh und dankbar, das es so gelingt, die ersten drei Jahre zu Hause zu sein. Es gibt ja auch genug Familien, in denen beide schnell arbeiten (müssen) und die sich auch nicht mehr leisten können.
      Ein Vorteil ist auch der Wohnort, wir leben nahe Bremen, die Mieten sind erschwinglich. In München oder im Hamburger Speckgürtel hätten wir die Wahl auch nicht gehabt.

      Be blessed, Kim

  10. wir leben in berlin, ich habe sozialpädagogik studiert und bin direkt im anschluß schwanger geworden… mittlerweile sind es drei kinder, der abschluß schon 8 jahre her… es war sicher gut, das ich keinen job hatte, in den ich schnell zurückkehren musste/wollte. nun bin ich mit meiner jüngsten (gerade zwei geworden) noch zuhause, will die kinder nicht schon so früh in betreuung geben, nur um im job andere kinder zu betreuen… so genieße ich die zeit zuhause, bei drei kindern hat man immer viel zu tun… das geld ist natürlich knapp, die wohnung klein, das auto zu eng… aber was ist denn wichtiger?

  11. spannendes Thema! machen wir uns doch gegenseitig nicht verrückt – jede Familie ist anders, unterstützen wir uns doch lieber gegenseitig!

    Unsere Situation: Ich hatte während meinem bald 5 jährigen Muttersein schon verschiedene Varianten: 4 Monate nach der Geburt des ersten Kindes musste ich wieder Teilzeit als Redaktorin arbeiten, da mein Mann damals eine Zweitausbildung machte – knapp 2 Jahre später kam unsere Tochter zur Welt und ich habe gekündigt und hatten dann die „klassische“ Rollenteilung – jetzt arbeite ich wieder seit bald 1 Jahr freischaffend von zu Hause aus als Autorin. Für mich perfekt – wenn auch oft mit viel Planung verbunden. Der Grosse geht in den Kindergarten (nur Vormittags bis 11.30), die Kleine in die Kita an 2 ganzen Tagen die Woche – mit einer Kindergartenmutter wechseln wir uns ab und hüten gegenseitig die Jungs an einem Mittag+Nachmittag die Woche – so komme ich auf 1,5 kinderfreie Arbeitstage die Woche. Mein Mann arbeitet Schicht – wenn er frei hat, arbeite ich, er übernimmt dann nicht nur Kinder sondern auch den Haushalt. Und vor Abgabeterminen springen dann auch mal die Grosseltern ein … so klappt es – ob ich das für immer so machen möchte weiss ich nicht – es ist anstrengend und herausfordernd für alle – aber wenn alle an einem Strick ziehen dann klappt es!

  12. Ich bin Künstlerin und habe immer freiberuflich gearbeitet, zunächst in Honorarverhältnissen und inzwischen seit langer Zeit in eigener Werkstatt. Nebenbei war/ bin ich Ehefrau und Mutter. Ich habe immer Teilzeit gearbeitet (an meine Rente mag ich auch nicht denken). Einmal habe ich in einer Schule unterrichtet, da habe ich richtig gut verdient, aber dafür war es extrem stressig und das hat mir letztendlich dann nicht gefallen, weil mein Familienleben darunter gelitten hat… Geld ist irgendwie viel, aber doch nicht alles. Ich war gestresst, müde, hatte wenig Zeit für alle. Mein Mann hat zum Glück eine feste Stelle (dauerhaft). Er ist in der Frühkinderzeit in Teilzeit gegangen und zwischendurch auch immer mal wieder, um einfach als Papa mehr dabei zu sein.
    Ich trage durch die Selbständigkeit ein wenig zum Familieneinkommen bei, und das ist mir wichtig.
    Meine freie Arbeit als Künstlerin hat durch die Berufstätigkeit und das Projekt Familie ziemlich gelitten, ich habe diesbezüglich keine Karriere gemacht, ich hatte seit dem Studienende einfach keine Zeit für Bewerbungen und Ähnliches. Aber das tut mir nicht leid, letztendlich bin ich so froh und dankbar, dass ich eine Familie gründen konnte, auch wenn das eben einige Abstriche bedeutet hat.
    Seit etwa 2 Jahren komme ich auch wieder etwas mehr zum freien Arbeiten, aber es gibt immer wieder Strecken, wo ich einfach wenig Zeit und Muße dafür habe.
    So habe ich immer mindestens 3 „Baustellen“, aber es ist o.k.
    Hausarbeit wird bei uns geteilt, so gut wie es geht.

    Ich stimme mit Dir überein, was den Punkt angeht, dass Hausarbeit und Muttersein/ Vatersein nicht als „Beruf“ (Berufung) angesehen und entsprechend vergütet wird. Das finde ich extrem unfair und nicht einzusehen. Es gibt eben immer noch eine Hierarchie der Arbeit.

    Ich fände es sehr sinnvoll, wenn Mutterschaft/ Vaterschaft vergütet würde, so dass Menschen, die dies „hauptberuflich“ machen möchten, dies auch tun können. Und vor allem dass niemand sich mehr aus finanziellen Gründen gegen Kinder entscheiden muss.

    Als ich jünger war (vor ca. 20 Jahren), gab es noch weniger einen Kinderhype als jetzt, es war eher eine Ausnahmesituation, wenn jemand Kinder bekam. So haben dann auch von den Leuten, die mit uns studiert haben und auch im Familienkreis, die wenigsten eine eigene Familie mit Kindern gegründet und schon gar keine mit mehreren. Die Stimmung war ja eher, dass man zunächst Karriere machen sollte, und dann… ja, und dann ist das leider oft verloren gegangen.

    Ich bin schon sehr froh, dass sich das wieder etwas geändert hat, aber es könnte noch viel mehr werden:
    meiner Meinung nach müssen sich die Bedingungen noch erheblich ändern!

    LG
    Sh

  13. Zum Thema Rente: Da sieht es bei mir später auch eher schlecht aus, ABER mein 6-Jähriger hat nun von sich aus angeboten, mir wenn ich alt bin immer ein wenig Geld vorbeizubringen (mal abgesehen vom Kaffee und Kuchen), wenn seine Geschwister da noch mitziehen, habe ich meine eigene Rente schon zusammen. ;-)

    1. Also ich finde, so sollte es ja eigentlich auch sein… dass unser Verhältnis zu unseren Kindern so gut bleibt, dass sie uns, wenn wir es dann brauchen, auch unterstützen, eben auch finanziell, wenn es nötig ist.
      So wie wir es gemacht haben, als sie Kinder und Jugendliche waren.

  14. Hallo Rage,

    Familie löst sich in meinem Umfeld auf. Die letzten Paare mit Kindern trennen sich gerade. Ich hab mal durchgezählt und komme auf 11 Freundinnen von meiner Tochter, wo die Eltern getrennt sind. Dann kommt erst eine Freundin, wo die Eltern noch zusammen sind. Kinder und Beruf, wie lässt sich das vereinbaren? Wenn man alleinerziehend ist oder das Kind – wie bei uns – immer bei beiden Eltern jeweils die halbe Woche lebte. War immer doof, wenn es krank wurde. Keine Oma vor Ort. Ich bin froh, dass ich jeden Moment mit meiner Tochter genießen konnte und den Stresslevel von Arbeit und Kind nicht so hatte. Jetzt ist sie groß und die Zeit kommt nie wieder! Ihre Konsumansprüche kann sie sich mit 3 Jobs selbst finanzieren: Babysitten, Klavierstunden geben, modeln. Die wollen ja irgendwann unabhängig sein, jobben, reisen. Ich lebe nicht so. Meine Ausgaben sind gering. Ohne Auto. Kaufe nur noch, was ich brauche und das ist nicht viel. Was mir seit immer ein Rätsel ist: Kinder, die nebenbei aufwachsen. das war auch meine Vorstellung. Bitte – wo gibt’s die? Ich tausche. :) Meine Tochter kommt rein und dann ist sie präsent und will Aufmerksamkeit. Und die kriegt sie auch. Beruf war dann immer zweitrangig. Ich fände übrigens so 4-jährige Ausbildungen, halbtags gut für junge Mütter. Das müsste es flächendeckend geben. Nicht nur als einzelne Projekte. Damit Mütter auch eine Chance haben auf Beruf.

    Liebe Grüße – Tanja

  15. Spannend!! Total. Vielen Dank für all eure Einblicke! Ich bin so froh. Ich fühl mich nicht mehr allzu allein, finde eure Kommentare, eure Schilderungen zu eurem Alltag zwischen Familie und Beruf interessant und würde manchmal gerne – wie meine Mutter immer meinte – „Mäuschen sein“.
    Es ist gar nicht so, dass ich mich beschweren will. Denn schließlich habe ich mich sehr bewusst dazu entschieden, Zuhause bei meinen Kindern zu sein und mich darum zu kümmern, dass hier alles läuft. Eine Richtung vorzugeben, unserem Alltag eine Linie zu geben, die möglichst allen Mitgliedern gerecht wird und gut tut.
    Dennoch hält es mich nicht davon ab, von dem zu schreiben, was ich in diesem Rahmen als ungerecht empfinde. Es stimmt. Kein Kind läuft mal eben so nebenher. Es gibt vielleicht Tage, an denen läuft es besonders gut. Alle sind ausgeglichen und haben diesen „Flow“. Aber das sind nun einmal nicht alle Tage. Dazwischen gibt es viele Situationen, die wirklich herausfordernd sind.
    Ich habe vor ein paar Tage sehr, sehr konkret für mich beschlossen, dass mein Job ist, meine Kinder zu kleinen großwerdenden selbstbewussten Persönlichkeiten zu verhelfen. Ich mag sie begleiten und unterstützen, wo ich nur kann. Ich schaff das gerade nicht neben her. Und morgen vermutlich auch nicht.
    Das ist MEIN Job. Und ich finde es mehr als notwendig, diesen auch finanziell anerkannt zu bekommen, um nicht immer wieder das Gefühl vermittelt zu bekommen, keinen Beruf zu haben, dem ich nachgehe. Das nervt mich einfach ziemlich an. …

  16. Ich bin alleinerziehend (verwitwet) mit zwei Kindern im Grundschulalter und 2/3 berufstätig. Ich fühle mich insofern sehr privilegiert, als dass ich als Lehrerin erstens ideale Arbeitszeiten habe, um noch für die Kinder da zu sein, und das Geld trotz Teilzeit noch gut ausreicht. (Auch wenn ich, im Gegensatz zu früher, natürlich ganz anders rechnen muss.)

    Trotzdem fühle ich mich manchmal unzulänglich:
    – weil ich im Job z.B. nicht mehr sooo einsatzbereit bin wie früher: die ganzen Sondergeschichten werden oft von den kinderlosen Lehrerinnen erledigt
    – weil ich bei meinem Kindern in Kindergarten und jetzt in der Schule oft sagen muss: Da kann ich nicht mithelfen. Oft werden Eltern am Vormittag zum mithelfen gebraucht, obwohl es offiziell eine verlässliche Halbtagsschule ist. Aber dann kommen so Sätze wie: Wenn wir keine Eltern zum Gemüseschnippeln am Vormittag finden, können die Kinder eben nicht ihr gesundes Frühstück bekommen.
    – weil mein Haushalt im Vergleich irgendwie nicht besonders doll geführt ist, geschweige denn der Garten
    – weil ich nicht weiß, was ich machen soll, wenn die Kinder krank sind. Offiziell stehen mir als Beamte nur 4 Tage im Jahr für beide Kinder zusammen zu. Was darüber hinaus geht, muss man sich erlügen, indem man sich einfach selbst krank meldet. DAs ärgert mich.

    Trotzdem: Im Großen und Ganzen geht es mir wirklich gut.
    Aber ich finde auch, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie alles andere als einfach ist und man sich immer wie eine Art Problemfall fühlt. Ich habe das Gefühl, mich viel mehr anzustrengen als in jeder Lebensphase vorher und trotzdem nie richtig „glänzen“ zu können, immer irgendwie rumzuwurschteln. Und das, wie gesagt, trotz doch insgesamt recht guter Umstände, was den Job angeht.

    Einen schönen Gruß
    Bettina

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