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wegwerfen oder wiederverwerten?

Manchmal komm ich mir vor wie ein Murmeltier. Nicht, dass ich Winterschlaf machen müsste – zumal es dieses Jahr ja irgendwie keinen Winter gegeben hat. Mal noch nicht. Aber der Klimawandel ist ja sowieso nur ein Hirngespinst einiger Wissenschaftler…

Jedenfalls sind wir mal wieder – und hier grüßt das Murmeltier täglich – dabei unser letztes verbliebenes Archiv zu reduzieren. Und immer wieder oder weiterhin stehe ich vor der Frage, was machen: Weg damit? Oder wiederverwerten? Das würde dann natürlich bedeuten, einen gewissen Teil an Kram weiterhin in Kisten und Schränken zu verwahren. Zerrissene Klamotten, wie zum Beispiel meine vorgestern aussortierte zweite Jeans. Ja, ich hab jetzt nur noch eine. (Das wird was werden.) Ich könnte daraus ja vielleicht was anderes nähen? Wenn ich das Nähen mit der alten Maschine meiner Oma mal gelernt habe… Upcycling betreiben. Wäre doch ne Idee, oder?! Vielleicht ließe sich aus der hässlichen PferdeDecke ja eine bunte T-ShirtJeansPatchworkDecke machen?
Oder kürzlich hat mir einer der Kerle alle Schüsseln und Auflaufformen aus dem Küchenregal gezogen. Zwei sind dabei zerbrochen, so dass ich nur noch eine hatte. Eine Schüssel für vier Personen und einen Haushalt, der gerne Menschen einlädt und bewirtet, das ist einfach zu wenig. Zufällig war ich an dem Tag im Archiv. Zufällig kam mir die FlohmarktKiste unter die Hände und ich habe eine GlasSchüssel wiederentdeckt. Zufällig. Eigentlich zum Verkauf bzw. Verschenken vorgesehen. Was nun?

Ihr seht: Allein zwei Erlebnisse, in denen sich der Besitz von Gegenständen, die ich eigentlich aussortieren wollte, gelohnt hat bzw. noch lohnen könnte.

Und dann sitze ich im Auto und höre davon, dass schwedische Einrichtungshäuser 600 Jahre alte Bäume verhackstückt haben. Vermutlich zu SperrholzPlatten, um damit „BelloRegale“ herzustellen, geht es mir durch den Kopf. Davon habe ich auch noch zwei, die ich mir während des Studiums zugelegt habe und eigentlich auch verschenken bzw. loswerden wollte. Um dann was zu machen? Mir ein neues aus MassivHolz zuzulegen? Wohlmöglich noch bio und fair und fsc und haste nicht gesehen? Wie kann ich diese MöbelStücke einfach aussortieren? Zum SperrMüll geben oder wegreduzieren? Wenn 600 Jahre alte Bäume… ihr wisst schon!

Ich weiß, das ist immer und immer wieder Thema. Ich finde da aber auch irgendwie keine Antwort für mich. Ich kann die Sachen nicht alle einfach einpacken und ab dafür. Ich zahle tatsächlich Lee(h)rGeld, indem ich mich mit dem Besitz dieser Gegenstände schon jetzt, schon so lange immer noch herumschlage.

Außerdem lese ich gerade „Die Befreiung vom Überfluss“ von Niko Paech. Das Buch wühlt mich noch mehr auf, weil es so viele meiner Gedanken und Empfindungen, die ich bislang nur schwer in Worte fassen konnte, formuliert. Die Sache mit dem kategorischen Imperativ, der nicht nur für meinen Nächsten hier, sondern auch für meine Nächsten in der Zukunft Bedeutung haben könnte oder sollte. Oder müsste. Oder die Frage, wie unser Leben denn realistischerweise aussehen könnte, wenn wir auf Fortschritt, Äpfel aus Neuseeland, Seltene Erden in unseren Handys oder ElektroAutos verzichteten? Was wäre denn bei einem Blackout? Wollen wir wirklich so abhängig sein, dass wir nach vier Wochen verhungerten? Das ist jetzt ein anderes Thema. Die Themen hängen jedoch eng miteinander zusammen.
Denn: Wer kann denn heute noch Kartoffeln anbauen? Weil er weiß wie es geht und eben die Ressourcen dazu hat (Garten, Stück Land, gute Erde, SaatKartoffeln)? Wer kann Möbelstücke herstellen, zimmern? Wer kann ElektroGeräte reparieren? Wer kann Körbe flechten? Wer kann Beutel nähen? Ja, ja. Jetzt kommt das Argument mit der Arbeitsteilung und dem Fortschritt und so. Werden wir irgendwann auch mal sagen, dass wir zwar nicht wissen, wie man einen Stift benutzt, aber zum Glück müssen wir das auch nicht mehr können, denn wir haben einen TouchScreen?

Mir ist das wirklich sehr suspekt nicht zu wissen, was ich an meinem PC machen müsste um… Oder an welcher Schraube der Waschmaschine ich mal drehen müsste, wenn was Bestimmtes nicht läuft. Oder wie ich mir eine Schüssel aus Holz selber herstellen könnte, weil ich sie eben nicht im Geschäft aus dem Regal nehmen kann.

Wiederverwerten ist für mich, als Mama mit minimalistisch-anmutenden DenkAnsätzen und LebensKonzept ein ganz großes Thema. Und bei dir? Wie machst du das, mit so Zeug? Wie denkst du übers Recyceln? Wie handhabst du wegwerfen und wiederverwerten? Was denkst du dazu?

11 Gedanken zu „wegwerfen oder wiederverwerten?“

  1. Hallo rage,

    also zum Thema TouchPad statt Stift sagte mir letzthin doch tatsächlich eine Grundschullehrerin, dass Rechtschreibung lernen heute nicht mehr so wichtig wäre – denn die Kinder würden ja später ohnehin nur mit dem Computer schreiben und der verbessert’s ja :-O. Tatsache!!! Unglaublich, oder???

    Liebe Grüße, Jessie

    1. Guten Abend Jessie. Huch, diesen Kommentar habe ich doch tatsächlich gerade erst entdeckt. Ohne Benachrichtigung darüber, dass es einen Kommentar gegeben hat… Seltsam. Vermutlich war die Blogosphäre oder mein PC oder was auch immer viel zu geschockt von dem Inhalt deines Kommentars.
      Das ist so krass! Aber ich lese gerade ein Buch und inzwischen bin ich mir erstmals nicht mehr sicher, ob das, was wir als Bildung bezeichnen, tatsächlich auch Bildung ist. Aber ich glaub, dazu brauch ich noch ein bisschen Bedenkzeit, bevor ich das so richtig formulieren kann. Bis dahin fall ich mal weiter aus allen Wolken…
      Unglaublich.

  2. Ich verwende die Verpackungen wie Bäckertüten oder die von Kaffeepads wieder als Mülltüten. Und sammle die Blumensamen im Garten fürs nächste Jahr. Und ich hab 100 Tulpen aus der Tonne gerettet. Die wachsen jetzt in unsrem Garten wieder. Von einer Gärtnerei. Taschen aus alten Luftmatratzen, Schmuck aus Skateboards – mir gefallen die Sachen einfach nicht. Ich kann das Material nicht anfassen von den Taschen. Und alt und abgenutzt sehen sie auch aus. Nur das Stück mit dem Stöpsel ist ja das Interessante. Die Preise finde ich übertrieben. Ich nähe nur von Hand. Und was ich unbedingt brauche wie Hosen kürzen. Wenn man die Zeit rechnet und das Material, lohnt sich nähen nicht. Ich schmeiße die überflüssigen Sachen einfach weg und fühle mich befreit. Material sammeln lehne ich ab. Sprossen züchten und Kosmetik selbst machen sind neue Projekte.

  3. Hallo rage,

    ich habe „nur“ noch zwei Jeans;-). Die alten Jeans habe ich in Rock und kurze Hosen verwandelt sowie zum „Flicken“ der bereits Benannten genutzt.

    Seitdem ich mich mit dieser Thematik auseinandersetze hat sich viel an meiner Einstellung zu den Dingen meines Besitzes geändert. Einerseits ist das natürlich gut, andererseits – und so entnehme ich das auch Deinen Ausführungen – verwirrt und verunsichert es einen, denn: So „richtig richtig“ kann man es einfach nicht machen.

    Einfach so wegschmeißen tue ich kaum mehr etwas, wenn es noch zu gebrauchen ist. Verkaufen oder an ein Sozialkaufhaus verschenken ist für mich die sinnvollere Alternative, wenn etwas für mich keinen Wert mehr besitzt (im Sinne von: nicht benutzt werden, doppelt bzw. mehrfach besitzen, zuviel).

    Ansonsten behalte ich das, was sich in absehbarer Zeit und in einem bestimmten Umfang „wiederverwerten“. Das sind zum Beispiel Gläser, alte Fotokalender, Wollreste, Toilettenpapierrollen.

    Soviel von mir.

    Viele Grüße aus Berlin,
    Anja

  4. Hallo Rage,

    Belloregale sind geklebte Krümel. Das Formaldehyd strömt aus dem Kleber, bis der Schrank wieder Krümel ist. Am besten zum Giftmüll? Schüssel würde ich behalten. Mir helfen immer die Regeln „Entscheide dich schnell und lebe mit den Konsequenzen“ und „Jetzt oder nie.“ Entweder näh ich dann die Decke sofort oder spende sie. Im Tierheim werden sie gebraucht. Wenn du da Dinge für Flohmärkte abgibst, zahlst du indirekt Kastrationen und unterstützt damit den Tierschutz aktiv. Hast du eins der Nähe? Manche haben auch ein Streichelzimmer mit Kaninchen und Meerschweinchen. Wäre doch auch toll für die Kleinen.

    Liebe Grüße
    Tanja

  5. Hallo, wir haben auch angefangen vieles wieder zuverwenden, meine alte jeans habe ich als klammersäckchen umgenäht (nur den oberen teil der hose, von einen alten t-shirt das innenfutter gemacht, und von einer alten tasche die halterung für die leine) , waswirselbst nichtmehr benötigen aer o noch in ordnunng ist , wird etweder verschekt oder für klines geld verkauft. Man kann eigentlich aus allen alten was neues machen , heut zutage ist janun auch der Vintage styl IN ;-).
    finde dieses thema ser interesant
    Lg Sebastian

  6. @Tanja Heller: Och Mann. Also doch nicht behalten und auf den Giftmüll?!!? Das macht mir das alles nicht einfacher. Ich freu mich auf meinen nächsten Umzug. Ich glaub, ich nehm da fast nichts mehr mit. Spätestens seit dem Buch „Blackout“ und seiner realistischen Inhalte lehne ich das mit dem Sammeln nicht mehr ganz so stark ab, wie davor. Ich muss da noch meinen Weg finden. Weiterhin. Aber das mit dem Entscheidungen treffen – schnell – und mit den Konsequenzen leben – alle drei Handlungen bewusst durchzuziehen… Das finde ich herausfordernd, aber erstrebenswert.
    @Anja: Ich hab jetzt aber doch nur noch eine… Und ja: So richtig richtig, geht gerade nicht. Oder vielleicht ist es auch das richtig richtig, das ich brauche?!?
    @Maria: Bitte gerne! Und was denkst du zu dem Thema? Gibt es schon einen Beitrag speziell dazu? Oder denkst du noch? Ich bin dankbar für alle Ideen und Gedanke dazu…
    @Sebastian: Stimmt. Man kann wirklich alles irgendwie wiederverwerten. KlammerSäckchen? Ja, das könnte gehen. Und sowas haben wir auch noch nicht. Danke für die Idee! ;)

  7. Hallo Rage!

    Ich versuche die Dinge zu verwenden bzw. so zu adaptieren, dass sie für mich wieder attraktiver werden.

    Im 3. Teil von typisch Frau nichts anzuziehen habe ich z.B. darüber geschrieben. Demnächst gibt es dazu mehr.

    Dr. Niko Paech finde ich auch genial, darüber schreibe ich gerade heute, bist Du schon fertig mit dem Buch? Würde mich auch sehr interessieren.

    lg
    Maria

  8. Hallo Rage,
    dieses Entrümpeln und wohin mit dem Kram beschäfftigt mich schon lange.Was behalten und was weggeben.Bei mir geht das immer wieder in Etappen.
    Einiges an Geschirr behalte ich trotzdem,obwohl ich genug habe.Da ich auch nicht gern wegwerfe,frage ich
    Freunde oder Arbeitskollegen,einiges geht zum Flohmarkt (mach ich nicht selber),Sozialkaufhaus oder Oxfarm.Ich habe auch schon gesehen,das Leute vor ihrem Haus eine Kiste oder Tisch aufgestellt haben und die Sachen zum verschenken darauf gestellt haben.Wenn genügend Leute vorbei kommen,wäre das auch noch eine Alternative.
    Bei mir kommt allerdings irgendwann auch der Punkt,wo Dinge in den Müll gehen oder in die Altkleidertonne.Einer Freundin habe ich geraten,die Sachen zu entsorgen,weil es sie heillos überfordern
    würde.Upcyceln finde ich wunderschön,kann es aber bislang nicht umsetzten.

    1. Hej Sabine. Danke für deine Erfahrungen. Ich sammel mir all die Ideen von euch und meine eigenen. Heute ging’s zum CaritasLaden, einen der letzten Kartons abgeben. Das. war. so. toll. !!
      Im Upcycling muss ich mich auch noch was üben.
      We’ll do it!

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