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Wenn Bienen schwärmen

kann es mitunter ganz schön laut werden. Gestern Nachmittag landete ein Bienenschwarm mitten auf unseren Kamin. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll und gestehe, dass ich schon mehrere Gefühlsphasen und Gedankenspiralen durchlaufen bin.

Wir waren gerade dabei einen der zig Schuppen auf dem Grundstück zu leeren. Bekannte waren mit ihrem Traktor angerückt und hatten die erste Fuhre Holz aufgeladen als sie wohl alle ein lautes Brummen hörten. Ein Bienensummen hätte es sein können, wenn es nicht so furchtbar laut gewesen wäre. Dann sahen es mehrere gleichzeitig. Ein riesiger Schwamr Insekten schien auf unserem Schornstein zu landen. Ich selber war nicht zugegen, da ich mit dem Jüngsten das Weite gesucht hatte und vor dem Haus die Straße hoch und runter lief – immer im Gänsemarsch den Babyfüßchen hinterher. Als mein Mann mich mit gefrorenem Gesichtsausdruck zu sich winkte.

„Wir haben ein Problem!“

Mit entsetztem Gesicht wies er auf den Schornstein und ich sah, selbst von der anderen Hausseite, dass da oben auf dem Dach irgendwas nicht stimmte. Eine kleine dunkle Wolke, die immer größer zu werden schien, schwirrte laut brummend um die Kaminzüge.

Die Kinder! Sie waren hinterm Haus und die Wolke schien sich zu vergrößern und am Haus abzusenken. Als ich gerade loslaufen wollte, kam die Bekannte aus der Haustür und meinte, sie habe die versandeten Kinder mal im Wohnzimmer geparkt. Ich schnappte mir den Mini und trat ebenfalls ins Haus.

Nachdem ich alle Fenster geschlossen hatte, war auch die Insektenwolke bis fast nach unten abgesackt. Das hört sich an, wie in einem Horrorfilm und ich muss sagen, so habe ich mich auch gefühlt. Nur nicht vor der Mattscheibe, sondern als Protagonistin.

Feuerwehr, Imker oder Schädlingsbekämpfung?

Sofort klickte ich mich durchs Internet und suchte nach der Telefonnummer der Feuerwehr. Nachdem ich sie endlich gefunden hatte, hieß es: „Wir sind für sowas nicht mehr zuständig. Wenden Sie sich an die Schädlingsbekämpfung.“ – Danke auch. Aber ich fühle mich gerade in einer Notsituation und habe fünf oder sechs Kinder im und am Haus herumhüpfen. Wir kommen hier gerade gar nicht mehr raus. – „Wir sind trotzdem nicht mehr zuständig. Ich kann Ihnen nicht helfen.“ – Ok, haben Sie eine Nummer für die Schädlingsbekämpfung? – „Da kann ich Ihnen gerade leider auch nicht weiterhelfen. In Pusemuckel sitzt einer. Vermutlich der nächste.“ – Ok, für sowas hab ich jetzt echt keine Zeit. Auf Wiedersehen.

(Hoffentlich nicht! Ich weiß, in meiner Angst und Aufregung mag ich überreagiert haben. Doch das Hilfsangebot dieses Feuerwehr… werksleiters war einfach unter aller Sau. Feuerwehrmänner, Sanitäter und Polizisten sind in meinen Augen ganz oft Helden. Dieser Mann nicht. Er hat es gar nicht in Erwägung gezogen mir zu helfen, sondern mich regelrecht abgewimmelt. Nicht seine Zuständigkeit. Nicht sein Problem. Fertig! Ich finde, das geht gar nicht.)

Kurzerhand rief ich bei einer Hotline für Schädlingsbekämpfung an. Ich war mir inzwischen ziemlich sicher, dass das Wespen sein mussten und schilderte auch hier der Dame meine Situation. Ihre Reaktion: „Das werden keine Wespen sein, sondern ein Bienenschwarm.“ – Nein, nein, nein! Das sind ganz bestimmt Wespen. Sie fliegen um unser Haus und ich habe fünf oder sechs Kinder hier. (Ich wusste in dem Moment wirklich gerade nicht, wie viele Kinder hier spielten…) – „Wo befinden sich die Tier denn?“ – Sie sind irgendwo auf dem Dach in etwa 12-15m Höhe am Kamin gelandet. Aber die Wolke hat sich abgesenkt und wir kommen hier nicht mehr aus dem Haus… – „Hören Sie zu, wir haben derzeit mehrere solcher Anrufe. Es wird sich um Bienen handeln, die ausgeschwärmt sind. Das ist genau die Zeit, in der Bienenschwärme unterwegs sind. Sie sollten sich Hilfe bei einem Imker holen.“ – Ok… (leicht resigniert) – „Ich kann natürlich jemanden rausschicken. Aber erstens wird er bei Bienen nichts machen, dafür ist ein Imker zuständig und erforderlich. Und zweitens haben wir gar keine Geräte, um die Tiere von dort wegzuholen. Wir haben entweder Köder, die ins Nest gesprüht werden oder aber Geräte zum Absaugen. Doch selbst für dieses Absaugen, muss man irgendwie an die Tiere herankommen.“ – Aber was mache ich denn jetzt? Woher soll ich wissen, was das sind? Bienen oder Wespen. – „Rufen Sie einen Imker in ihrer Nähe an, der wird das sagen und einschätzen können.“ – Vielen Dank. – „Ansonsten melden Sie sich einfach nochmal und ich schicke Ihnen jemanden raus.“

Zu meiner Entschuldigung: Ich hatte wirklich Angst um unsere Kinder. Ein Bienenschwarm hat etwa um die 10 000 Tiere. Ihr könnt euch den ohrenbetäubenden Lärm, die diese Tiere beim Schwärmen machen, gar nicht vorstellen.

Die Frau von der Schädlingsbekämpfung hat mich erstmals ein wenig beruhigt. Sie hatte Interesse an unserer „Notlage“ bekundet und mir zugesichert, dass ich mich nochmal hätte melden können. Ihre Einschätzung war richtig und meine Bekannte hat eine Imkerin aus dem Nachbardorf angerufen. Das seien mit Sicherheit keine Wespen, die würden erst im September ausschwärmen. Wir sollten abwarten, bis sich die Bienen beruhigt hätten, sie würde ihre Arbeitsklamotten zusammensuchen und vorbeikommen. 15 Minuten später war sie da und ja, wir hatten ein Bienenvolk auf dem Dach, das irgendeinem Imker abgehauen ist, der wohl eine zweite Königin im Volk gehabt haben wird.

Bienenvolk im Kamin

So, inzwischen hat sich die Situation beruhigt. Leider habe ich kein einziges Bild von dem Szenario gemacht. Ich war eher damit beschäftigt schnellstens möglichst viele Informationen über dieses Naturereignis zusammen zu sammeln, um zu entscheiden, wie fortgefahren wird.

Eigentlich bestehen nur drei Optionen:

  1. abwarten. Nistet sich das Volk ein oder sind wir nur eine Haltestation und der Bienenschwarm macht sich wieder auf den Weg? Bleibt die Frage, innerhalb welchen zeitlichen Fensters sie wohl losfliegen, sprich, ab wann wir davon ausgehen müssen, sie bleiben.
  2. ausräuchern. Die Imker meinten, ein zweiter warf auch noch einen Blick darauf, dass man versuchen könnte, sie auszuräuchern, indem wir im Keller ein bisschen Papier im Kaminzug verbrennen lassen. Abwarten was passiert?
  3. einsammeln. Da das Haus jedoch 12-15m hoch ist, gestaltet sich diese Option schwieriger. Denn welcher Imker klettert mit einer Hebebühne auf unser Dach, um dann den Schwarm aus dem Kaminzug zu angeln?

Ja, jetzt stehen wir da und ich mache mir fortwährend Gedanken über diese Tiere. Denn zum einen würde ich mir wünschen, dass das Volk da oben nicht ausstirbt. Spätestens im Winter könnte das passieren, meinte die Imkerin. Wenn nicht an der Kälte, dann irgendwann an der Varroamilbe. Bei unserer gegenwärtigen Umweltsituation denke ich immer, dass wir jedes Tier, jeden Nützling ganz unbedingt schützen müssen. (Ausgenommen Zecken…)

Um unsere Sicherheit mache ich mir außerdem Gedanken. Denn
a) wenn die Bienen wieder ausschwärmen, möchte ich keines meiner Kinder draußen wissen. Die Tiere scheinen dann doch auch sehr aufgeregt zu sein.b) wenn das Bienennest nach unten in den Kamin abbricht, zum Beispiel beim nächsten Sturm, könnte ich wild gewordene Bienen im Keller haben oder aber einen verstopften Kamin und in dem Zuge einen Kaminbrand und damit ein abgebranntes Haus?

Fazit

Bienen beim Schwärmen zuzuschauen ist unglaublich aufregend und mitunter sehr ängstigend, wenn man wie ich sowas noch nie gesehen geschweige denn gehört hat. Es ist total faszinierend. Zudem haben wir innerhalb weniger Stunden so viele Informationen und Wissen über ein Tier zusammengetragen, das nicht nur nützlich ist, sondern auch wunderschön aussieht und unglaublich laut werden kann. Unglaublich! Empfehlen möchte ich an dieser Stelle meise3, der mir über twitter in der Tat noch ein wenig mehr Ruhe vermittelt hat und auch all den anderen Twitterianern, die fleißig RTet oder selber Ideen und Erfahrungen weitergegeben haben: DANKE!

Trotzdem hoffe und bete ich, dass sie weiterfliegen. Für sie und für uns.

Was denkt ihr? Imker unter euch? Meldet euch, sollte euch ein Volk abhanden gekommen sein.

8 Gedanken zu „Wenn Bienen schwärmen“

  1. Oje. Da heißt es immer man soll Insektenhotels bauen. :) Vielleicht auch mal den Schornsteinfeger fragen. Der kennt ja die Region, die Viecher da und die Frage wäre auch ob das Haus vor euch länger leer stand und diese Stämme sogar schon älter sein können? Und beschwer dich noch über den Typ, der da Dienst hatte. Ich hatte auch mal so ein Erlebnis. Sah nur Rauch im Tal, die Feuerwehr angerufen und der Typ meinte, ob ich die Löschung nicht sehe? Nein, ich sehe nur Rauch. Ein Feuerwehrleiter sagte mir mal, dass man Bestätigungsanrufe unbedingt tätigen soll, also anrufen auch wenn vielleicht der Brand schon gemeldet wurde. Besser als wenn niemand anruft. So ein Idiot!

  2. Erst mal: kein Grund zur Panik! Bienen sind friedlich und ein Schwarm sowieso. Die haben nichts zu verteidigen, keine Vorräte, keine Brut, kein Heim.
    Es ist schon vorgekommen, dass sich Schwärme in Schornsteinen einnisten, ist eine Folge mangelnder natürlicher Höhlen. Ihr könntet probieren, sie durch viel (kalten) Rauch von unten zu vergrämen. Aber wenn sie erst einmal angefangen haben, Wabenwerk zu bauen, dann werden sie den Platz nicht mehr verlassen. Je länger sie dort oben hocken, um so wahrscheinlicher wird das. Dann muss jemand aufs Dach klettern und versuchen, von oben an die bereits gebauten Waben heranzukommen. Vielleicht kann man sie noch mit einer Wabe mit sog. offener Brut (aus einem anderen Volk), von oben durch den Schornstein bis zum Sitz des Volks herabgelassen, locken.
    Frag vielleicht mal im Imkerforum http://www.imkerforum.de, vielleicht ist einer der Forianer in Eurer Nähe.

    1. Liebe Imkerin, vielen Dank!! Wie schnell bauen Bienen denn? Sie sitzen jetzt seit gestern Nachmittag da oben. Wir probieren das morgen mal mit dem Rauch aus. Werden sie dann angriffslustig und fliegen den Rauch an?

  3. Sitzen sie außen als Traube am Schornstein oder innen? Im Schornstein nutzen sie häufig Äste, die dort drinnen klemmen oder verlassene Vogelnester, um den Wabenbau darunter aufzuhängen. Wenn der Schwarm dort eingezogen ist, weil ihm der Ort vielversprechend vorkam, dann könnte er seit gestern schon so eine handgroße Wabe angelegt haben. Innerhalb einer Woche werden es dann so fünf bis sechs Waben, später mehr und größer.

    Probiert es am besten gleich morgen mit dem Rauch. Entweder direkt im Ofen oder in so einer Revisionsklappe (z.B. häufig auf dem Dachboden vorhanden). Kein großes Feuer anfachen, sondern nur ein ganz kleines und das dann zügig mit Grasschnitt, einem dicken Packen Heu oder frischen Zweigen abdecken, so dass es ordentlich qualmt. Draußen sollte jemand schauen, ob sich was tut und ob der Qualm auch rauskommt. Es könnte passieren, dass die Bienen den Abzug verstopfen oder sogar den Rauch nach unten zurück fächeln. In diesem Fall könntet Ihr mit einem Fön o.ä. den Rauch nach oben „drücken“.
    Die Bienen greifen den Rauch nicht an, es könnten aber vielleicht miteinander verkettete Bienen aus der Traube, die gerade bauen wollen, in Klümpchen abstürzen und die wären in diesem Fall wahrscheinlich nur mäßig begeistert bei der Landung. Also zügig arbeiten und im Fall des Falles Klappe schließen. Nimmt der Schwarm wirklich Reißaus, dann genießt den Anblick, es besteht keine Gefahr. Er wird sich vielleicht erst mal irgendwo auf dem Grundstück in einen Baum oder so setzen, bis er was besseres hat. Dann macht vorsichtig (wg möglicher Verstopfung des Schornsteins) richtig Feuer, damit der Schwarm nicht zurückkehrt. Eure Imkerin könnte ihn dann einfangen, denn dem Schwarm werden die Nahrungsreserven ausgehen. Der muss dringend in Obhut.
    Ich wünsche Euch und dem Schwarm viel Erfolg!

  4. Pingback: LeseStoff: Schau, was machen die Bienen? von Katarzyna Bajerowicz | MamaDenkt.de

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