Aktuell fallen meine Erfahrungen und Konfrontationen mit der Thematik viel intensiver aus als damals.
Attila Hildmanns Kochbuch „Vegan for fit“ zum Beispiel, das ich unbedingt nachkochen wollte, war nur ein Startschuss. Ein Versuch auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten. Mir ging es zwei Tage schlecht und im Rahmen unserer damaligen Situation lief das Projekt miserabel, so dass ich das Ganze nochmal etwas weiter von mir wegschob. Inzwischen, insbesondere durch die Diskussionen der letzten Wochen, finde ich es nötig, eben keine Tiere zu essen und größten Teils auf ihre Produkte zu verzichten. Allerdings nicht dogmatisch. Das macht das alles für uns als Familie viel, viel einfacher und durchaus zufriedener.
Diese Feststellung ist jedoch gekoppelt an die Erkenntnis, dass Essen so viel mehr ist. Es ist nicht nur Energieaufnahme. Nicht nur Tradition. Nicht nur nettes Ritual. Eine Leserin von euch meinte, „dass Ernährung etwas sehr individuelles und intimes ist.“ (Nikuscha) Dass sich an dieser Stelle viele Themen überschneiden: „Moral und Ethik, Gesundheit, Tierrechte und Tierschutz, Erziehung, Konsumkritik, Politik und Wirtschaft, Globalisierung… auch Minimalismus“ (s.ebda) Ich kann mich dem nur anschließen. Für mich sind diese beiden Gedanken momentan Gründe dafür, weshalb das Thema sich vielleicht schnell aufheizt und einen ideologischen Nachhall gewinnt. Weshalb ich diese Entscheidung für mich und anteilig für meine Kinder treffe. Ich will nicht durch meine Entscheidung irgendwem ein schlechtes Gewissen bereiten. Ein Überdenken, ja. Aber in absoluter Wertschätzung dessen, was als DenkErgebnis herauskommt. Wie gesagt, für uns als Familie finden wir dbzgl gerade unseren Weg.
Dennoch hat uns unsere nächste große Feierlichkeit nachdenklich gemacht. Bislang haben wir uns nur mit unserem eigenen Tiere essen auseinandergesetzt. Der Fleischkonsum anderer war interessant, aber mehr erstmal nicht. Doch was macht man mit den HochzeitsGästen, die sich auf das Stück Fleisch beim Abendessen freuen? Auf der letzten Feierlichkeit löste das Wissen, dass es abends ein HochzeitsBuffet mit Fleischgeben würde, bei meinem Mann noch EndorphinSchübe allererster Güte aus. Sollten wir unsere Gäste auf das VeggieMenü vorbereiten? Es einfach darauf ankommen lassen? Was, wenn deswegen geliebte Menschen absagen? Lieber nicht kommen? Früher fahren? Sich ihr Abendessen selber mitbringen? Klar, es geht um uns als BrautPaar und Familie. Meine Gäste sind mir jedoch auch wichtig und ich wünsche mir, dass sie sich wohlfühlen. Any suggestions? Es hört sich schräg an, solche Gedanken beschäftigen uns derzeit intensiv.
Ich habe die Befürchtung, dass sich das „TiereEssen“ der anderen wohlmöglich nicht ganz von unserem persönlichen EssVerhalten trennen lässt. Es ist irgendwie immer ein BalanceAkt. Einerseits sein Ding machen, für das man steht, weil man davon überzeugt ist. Andererseits die anderen ebenso machen lassen und in ihren Entscheidungen akzeptieren. Einerseits der Wunsch, dass noch mehr Menschen sich über Tierfabriken informieren und sich ihren romantischen SchlachtVorstellungen stellen. Andererseits akzeptieren, wenn es nicht dieselben Entscheidungen nach sich zieht, wie bei uns.
Letzte Woche gab es eine ThemenWoche auf arte. Da ging’s auch ums Fleisch essen und Vegetarismus. Eine Doku haben wir uns auch anschauen können und es bestätigt mich in unseren derzeitigen Entscheidungen. Dazu an anderer Stelle mehr.
Wo in eurem persönlichen Alltag werdet ihr mit Vegetarismus konfrontiert? Was macht das mit euch (als Vegetarier oder Fleischesser)? Könnt ihr das ernstnehmen? Oder eher nicht? Findet ihr es nervig oder nötig? Wie erlebt ihr die Thematik?
Same here xD
Eine Position (meine – kurz):
Kein Fleisch auf meiner Hochzeit. Wer an der Wahl zwischen drei vegetarischen und einem veganen Gericht schwierigkeiten hat, was passendes zu finden, hat Pech.
Ich finde das fair – war leider schon auf Hochzeiten, wo es KEIN EINZIGES fleischloses Gericht gab! Ich meine jemand der kein Fleisch isst, hat ein Problem damit – klar. Aber jemand der Fleisch isst, ist meistens auch Beilagen&Co, so dass der bei vegetarischen Gerichten nicht raus fliegt, sondern ganz normal mitessen kann. Andersrum geht das einfach nicht.
Andere Position (bessere Haelfte – kurz):
Es ist nicht gastfreundlich, den Leuten erwartetes Essen vorzuenthalten. Das ist dann auch das Kerngegenargument, gegen obige Position. Ich mache es nicht genauso aber vergleichbar wie die Leute die nur Fleisch anbieten.
Das Gegenargument hiergegen, das imho wirklich zieht: Was das an Umweltkosten verursacht eine Hochzeit mit 50 Leuten, von denen 90% Fleisch essen! Das ist nicht richtig.
Klar steht da noch die soziale Konvention im Hintergrund. Aber ehrlich: Als die entstand war die Hochzeit wahrscheinlich das einzige Mal in Wochen, wo es Fleisch gab – Bauernstand und Adel mal abgesehen. Heute kann man mit einem zwangs Veggie Day viel gutes tun. Und bei der eigenen Hochzeit hat man immerhin Hausrecht. Bester Ort und beste Zeit, um mit Traditionen zu brechen!
IMHO! Ich meine es muss sich keiner rechtfertigen, der Fleisch isst. Dann ist es nur fair, wenn ich mich nicht rechtfertigen muss, dass ich keines esse und keines essen lasse.
Hi Rage,
wir haben ein Haus gebaut und dazu gehörte dann auch ein Richtfest. Dort waren alle Handwerker, unsere neuen Nachbarn, Freunde und Familie.
Was gibt es auf einem Richtfest zu essen? Keine Ahnung, aber vielleicht Gulasch, oder im Sommer Würstchen und Salate,..?
Wir haben das besprochen und schnell war für mich klar, dass ich die Gastgeberin bin, mein Mann der Gastgeber, wir nunmal keine Tiere essen und es daher seltsam ist, nur der Konventionen wegen Fleisch anzubieten. Also habe ich veganes Chili sin Carne gemacht mit viel Baguette dazu, außerdem vegane Nußecken. (YUM). Alle waren zufrieden und als wir hinterher sagten, dass die Speisen vegan waren, hat uns keiner geglaubt.
In welchem Rahmen soll den bei euch das Essen stattfinden? Catering? Restaurant? Selbst kochen? Es gibt da so geniale vegane Möglichkeiten inzwischen. Ich liebe Hochzeiten, hach, unsere war so schön, ich wünschte, wir könnten nochmal ;-)))
Finde es ganz toll, dass du dir (jetzt) so viele Gedanken machst. Beste Grüße von Nina
Hast du das Rezept zur Hand? *neugierig*
Ich habe mal (Für Freunde) veganes Gulasch gemacht – Mit Sojaschnetzeln. Da merkt man dass es kein Fleisch ist sehr schnell an der Konsistenz finde ich.
Nervig finde ich Leute, die lange Vorträge darüber halten, weshalb sie jetzt unbedingt ein Schnitzel essen müssen, nur weil ich gerade veggi bestellt habe. Nervig fand ich auch den mitgebrachten Veganer neulich, der Theater gemacht hat, weil ich ihm kein Besteck anbieten konnte, dass garantiert noch nie mit tierischen Produkten in Berührung gekommen ist. Die Kommilitonin, die viel über ‚ich esse nichts mit Augen‘ palavert hat aber alle zwei Wochen einen Döner ‚brauchte‘. Meinen Ex-Freund, der nicht zur angekündigt Fleisch-und-Alkohol-freien Hochzeit meiner Freundin mitwollte weil ihm das zu ’spaßfrei‘ war. Es ging aber eigentlich um den fehlenden Alkohol, er aß eh nur Hühnchen und Burger, aber davon viel. (Das Essen auf besagter Hochzeit war übrigens ..einmalig großartig!)
Essen sollte Ernährung sein und nicht Religion (ganz unabhängig von rel. Trad.), und auch kein Wettstreit. Es ist eine sehr persönliche Entscheidung. Oder vielmehr, es sollte eine sehr persönliche Entscheidung sein, auch wenn viele diese Entscheidung für sich vermutlich noch nicht getroffen, wenn denn überhaupt darüber nachgedacht haben (Warum ich katholisch bin? Sind meine Eltern auch. Und meine Großeltern……..).
Was ich momentan nicht so richtig ernst nehmen kann, sind diese Grabenkämpfe im WWW. Das verhärtet nur die Fronten und bringt nichts. Das nervt richtig. Leider habe ich den Eindruck, dass dadurch eine Menge Leute aufgeschreckt werden und das Gefühl haben, ihnen sollte etwas weggenommen werden. Früher mußte ich nur das Vollkornmehl im Kuchen verteidigen, heute alles. Zur einen Seite hin, dass ich auch mal Eier, Milch/produkte, Fleisch und Fisch esse und Wein trinke und zur anderen, dass ich zuwenig davon ässe. Insgesamt täte eine pragmatischere Diskussion auf gesellschaftlicher Ebene not. Sonst wird der Status quo sich nur mässig und (zu) langsam ändern.
Ich bin schon so lange Vegetarier, daß mein Umfeld das weiss und wir mittlerweile auch ein ziemlich vegeatrisches Umfeld haben. Deshalb werde ich selten mit dem Thema noch wirklich konfrontiert. Es gehört zu uns einfach schon so dazu. Ich würde (m)eine Hochzeit nicht den Gästen anpassen. Es ist meine Feier und wenn ein Gast wegen des Essens nicht kommen möchte, dann ist es mir auch nicht wichtig, daß er überhaupt kommt. Wir feiern, um beisammen zu sein. Wenn ich woanders hinkomme, wo ich weiss, daß mir mein Essen fehlen wird, dann bringe ich mir was mit. Und das ist ok so. Keine Kritik am Gastgeber. Man kann auch sehr lecker vegan kochen ohne daß Fleisch als Zutat vermisst wird. Dann sollte man halt von vorn herein nicht versuchen Fleischgerichte zu kopieren. Es gibt ganz viele Speisen, wo Fleisch nie vorgesehen ist. Da vermisst das auch keiner. nur weil es nicht das Label „vegan“ trägt. ich glaube, bei dem Vegetarier-Schubladen-Kram, da passiert viel im Kopf.
Aber ich fange an abzuschweifen :-)
Also. Wir leben unser vegetarisches Leben. Wer zu uns kommt, wird vegetarisch bewirtet oder bringt sein extra Zeugs mit, wenn er unserer Küche nicht traut (kam aber noch nie vor. Die Schwiegereltern bringen ihren kaffee, milch und kuchen mit, sonst passen sich alle an).
Danke für eure Kommentare. @Nina: Über das Rezept würde ich mich auch sehr freuen. (WinkmitdemZaunpfahl…)
@Ramona: Das mit dem EssenMitbringen kenne ich so auch. Aber auf einer Hochzeit fände ich es schon irgendwie seltsam. Es sei denn, wir würden ein FingerFoodBuffet gemeinsam mit der Hochzeitsgesellschaft zusammenstellen.
@maybee: Das mit dem Rechtfertigen… Die Situation bei uns ist ja irgendwie nochmal speziell, da wir eben bislang auch Fleisch gegessen haben. Das fällt halt irgendwie einfach auf. Ich stelle fest, manche interessiert der HIntergrund, das find ich super. Manche schütteln nur den Kopf, denken sich ihren Teil und wieder andere fragen zwar auch nach, aber eben weil sie’s einfach so gar nicht nachvollziehen können. „Der Mensch braucht Fleisch halt eben doch.“ Ich finde das ganze Thema total seltsam.
In dem Zuge auch diesen VeggieDay. Diese verhärteten Fronten im www, das finde ich total krass. Wie du schon sagst, @kate, es scheint eine Art Religion zu sein. Kalte Fronten. Das schreckt auf und verhärtet. Wohlgemerkt: Bei manchen.
Für mich persönlich hat meine Entscheidung nach der Auseinandersetzung mit der Thematik nichts mit Religion zu tun. Halt: Also, ich frage mich schon, weil ich eben an Gott glaube, wie er sich das gedacht hat. Das frage ich mich auch immer noch. Was hat Jesus gegessen? Was hält er von diesen „Kämpfen“? Zwischen Vegetariern und Fleischessern. Zwischen Menschen und Tieren in den Fabriken? Zwischen Bauer und Rind? Ich komme immer, wirklich immer an den Punkt, dass es ihm egal ist, was ich, ich als rage, esse. Es gibt größere und wichtigere Dinge, um die es ihm geht. Aber, und dieses ist ein dickes Aber: Die Art und Weise, wie wir mit Tieren umgehen, uns ihres Fleisches habhaft machen, wie wir auf Kosten anderer Menschen, auf der anderen ErdHalbkugel oder aber mit denen anderer Generationen, Entscheidungen für MassentierHaltung treffen, das kann nicht in seinem Sinne sein… denk ich. Für mich.
An der Hochzeit gibt’s vegetarisch. Das Menü wird gerade zusammengestellt. Ich bin gespannt!