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WWOOFen. Station Drei. (4) Ein anderes FamilienLeben mit gelebt

Wie anders das FamilienLeben anderer eigentlich aussieht erlebt man erst, wenn man mit den Differenzen konfrontiert wird oder in dieses „fremde“ FamilienLeben einsteigt. Im Sommer haben wir das viel gemacht. Mehrmals sind wir in das FamilienLeben der anderen eingestiegen. Es war spannend die Unterschiede zu entdecken, aber auch Gemeinsamkeiten – und seien sie noch so klein – festzustellen.

Der Umgang mit diesen erlebten Unterschieden kann sehr verschieden aussehen.

a) Man sieht sich das an und hakt es unter: „Ok, muss ich so nicht machen.“ ab.
b) Man distanziert sich davon sehr schnell, sehr resolut, aus welchen Gründen auch immer. Die Palette an Gründen ist groß und vielfältig. Außerdem stehen einige dieser Gründen nicht selten in Wechselwirkungen zueinander. (Wenn ich da an den Abbruch der einen WWOOFing-Station denke… Das FamilienLeben dort fand ich zwar aufregend, hatte aber neben diverser anderer Verhältnisse das Bedürfnis, mich genau deswegen zu distanzieren.)
c) Man erlebt und findet toll. Entweder werden bestimmte Dinge direkt komplett übernommen oder aber genauer in den Blick genommen, was davon man modifizieren und adaptieren möchte.
d) Man findet toll und ändert eigene Verhaltensweisen, weil man sie für fehlgeleitet hält, zugunsten des neu Entdeckten und Erlebten.

Wie sieht unser Leben aus? Wie das jeder anderer Familie auch. Das wäre meine spontane Antwort. Aber dann sitzt mir unser Freund gegenüber und sagt: „Nein, rage. Ihr seid nicht wie jeder andere.“ Mal abgesehen davon, dass er ähnlich wie ich jedes Individuum und auch jede Familie als Unikat sieht, hält er plötzlich ein Plädoyer für unsere „minimalistische“ Andersartigkeit. „Ihr geht Sachen ganz anders an, als das ein Großteil der „Anderen“ machen würde. Ihr kauft als Familie ein uraltes Haus. Ihr übernehmt uralte Möbelstücke. Ihr werft nicht alles einfach nur weg. Ihr macht euch Gedanken darüber, was an eure Wände kommt. Gips oder Lehmputz? Tapete oder Farbe? So viele Gedanken macht sich nicht jeder. Du bleibst Zuhause. Er geht arbeiten. Ich macht vieles anders. Ich weiß das…“ Ok, denke ich. Lasse ich das einfach mal so stehen. Irgendwas wird vielleicht dran sein.

Wie sieht unser Leben denn nun aus? Mal abgesehen von der Baustelle nebenan? Der Mann geht arbeiten und ich sitze Zuhause. (Wenn ich könnte, wäre an diese Stelle eine karikierte ComicFaust zu sehen.) Denn: Ich arbeite auch. Und das ganz schön hart. Ohne Geld dafür zu bekommen. Ich verhelfe unseren Kindern zur Selbständigkeit, mache mir Gedanken übers Fordern und Fördern, treffe dbzgl Entscheidungen, bereite ihnen regelmäßige Mahlzeiten zu und kümmere mich darum, dass sie wettertechnisch anständig gekleidet auf die Straße gehen. Ich vereinbare Termine mit Kindergarten, Schule, Kinderarzt, Therapeut und Freunden. Den Sportverein habe ich dabei auch immer auf der Liste, um meinen Kindern Bewegung zu ermöglichen, die neben dem Gekletter und Fahrradgefahre, strukturierter angeleitet werden. Ich begleite meine Kinder durch die Jahreszeiten, versuche unserer Familie einen Alltag zu bieten, der einen roten Faden hat, sich jedoch nicht in Terminflut verliert und genügend Raum für Freigeist, Kreativität, Bildung und Ehrenamt bietet. Abends lassen wir den Tag in der Regel gemeinsam ausklingen. Alle Mann. Es wird erzählt und eine Geschichte, wie der Hobbit oder Narnia findet im Schlafzimmer seinen Raum. Danach kommt die Baustelle oder die geliebte Zweisamkeit, um nicht vollends am Rad zu drehen. Unsere Situation aktuell… ja, die ist momentan einfach so. Vieles davon findet sich auch in unserem geordneten Alltag von vorher wieder.

Die Familie beim WWOOFen. In Schweden wird grundsätzlich auch unterschiedlich gelebt. Aber das FamilienLeben dort hat mehr Möglichkeiten, weil Kommune und Staat die Rahmenbedingungen anders gestalten. Ich will nicht beurteilen, ob besser oder schlechter. Aber in unserer Familie dort oben sind alle von morgens bis nachmittags um 17h beschäftigt. Die Frau geht einem VollzeitJob nach. Der Vater arbeitet als Selbständiger, wenngleich oft von Zuhause aus der eigenen Werkstatt und bringt die Kinder morgens in die Kindertagesstätte. Sie werden gegen 16:30h abgeholt und um 17h sind alle wieder miteinander vereint. Wenn der Mann gut vorangekommen ist, beginnt jetzt das FamilienLeben. Zeit zum Spielen, Zeit für Haushalt – sofern keine WWOOFer da sind, die diese Arbeiten tagsüber verrichtet haben – Zeit fürs Abendbrot und Zeit für einen „Keks“ – eine Folge Fritz Fuchs. Wer weiterhin Löwenzahn schaut, weiß wovon ich schreibe.

Dieser bewusste Ausklang des FamilienLebens hat mir sehr, sehr gut gefallen. Daher haben wir zurück in Deutschland nochmal mehr Wert genau darauf gelegt. Gerade weil unsere Lebenssituation so neu war. Wir hatten vorher auch unsere Rituale, aber wir haben sie ausgebaut und genießen sie heute alle sehr.

Was ich schwierig finde und zunehmend kritischer sehe, ist diese Situation, in der wir als Frauen uns meist immer wieder finden. Dieses Spagat zwischen Job und Familie. In Schweden scheint das ganz einfach. Klar, da sind einige Rahmenbedingungen anders zusammengestellt. Doch fast täglich sehe ich mich mit der Auffassung konfrontiert, ich würde nicht arbeiten. Zuhause rumsitzen. Ich kriege kein Geld für meine Leistungen. Und beides stört mich wirklich sehr. Denn ich glaube, dass ich meinen Job gut mache. Besser noch als so manch anderer seinen BüroJob.

Auch in Bezug auf das Bindungsverhalten der Kinder ist mir das Konzept der Kindertagesstätte nicht so ganz geheuer. Ich will keine Lanze für oder gegen Kindertagesstätten brechen. Zumal viele Eltern es sich heute gar nicht leisten könnten, ihre Kinder bis zum 3. Lebensjahr bei sich zu halten und nicht (beide oder alleine) arbeiten zu gehen. Dennoch halte ich die ersten drei Lebensjahre für die Entwicklung von weiterem Urvertrauen zu einer selbständigen und selbstbewussten kleinen Persönlichkeit für immens wichtig. Wichtiger als die Förderung und Forderung motorischer Fähigkeiten, Sprachverständnis und geometrisches Formenverständnis. Das ist alles auch total wichtig. Doch diese Dinge kann ich Zuhause sehr gut ebenfalls umsetzen. Und die Mütter, die darin Schwierigkeiten haben sollten, könnten doch in diesen personalen und sozialen Kompetenzen für ihr Kind geschult werden. Wenn wir ein Gehalt bekämen, würde das als Fort- oder Weiterbildung laufen – was weiß ich. Aber von einer Erzieherin zu verlangen, dass sie für 3-5 Kinder in 8h an 5 Tagen die Woche eine Bezugsperson wird, in der sich das bilden kann, was sich in den drei Jahren Zuhause entwickelt… Ich bezweifle, dass sie das auffangen kann. (Aber das ist eindeutig meine persönliche Meinung, die sich die vergangenen Jahre herausgeschält hat.)

Vielleicht sagt ihr jetzt: Ach komm, rage. Unser FamilienLeben sieht genau so aus, wie von deiner WWOOFing-Familie. Da gibt’s keine oder kaum Unterschiede. Das wird dann so sein. Aber für mich, war das alles doch nochmal sehr ernüchternd.

Wie sieht euer FamilienLeben denn aus? Magst du’s mal beschreiben? Oder ist es dir zu intim und gehört nicht auf diesen Blog? Was denkst du?

30 Gedanken zu „WWOOFen. Station Drei. (4) Ein anderes FamilienLeben mit gelebt“

  1. Ich finde dieses Thema unglaublich spannend und vergleiche gerne und immer wieder Situationen anderer Familien. „Wäre das was für uns?“ – ist immer eine Frage, die ich mir/uns tagtäglich stelle und beantworte.
    Unser Familien-/ Arbeitskonzept sieht so aus, dass ich mich für das Teilzeitarbeiten entschieden habe. Es tut mir gut und wenn es mir tut gut, dann haben auch meine Kinder (2 und 5) viel davon. Und auch die Kinderbetreuung in der Kita klappt sehr gut. So sind wir in Balance, auch für das Familienleben und Haushalt bleibt noch genug Zeit. Abstriche gibt es nur bei der Arbeit – es ist aber ein anderes Thema. Aber auch dieses Modell ist im Wandel und Weiterentwicklung. Man wächst mit den Aufgaben.

    LG Julia

  2. Im Idealfall: Vollzeiterwerbstätig von Zuhause aus, und gleichzeitig Vollzeit die Kinder optimal fördern, und in unserer Wohnung stehen immer frische Blumen, und es sieht aus wie in „Schöner Wohnen“.
    Ich setze mich da ziemlich unter Druck. Was, wenn die Rahmenbedingungen stimmten?
    Wenn die „Rahmenbedingungen“ stimmen sind wir dann alle gut funktionierende Mitglieder des kapitalistischen Systems? In dem schon Babies lernen, zu spuren und sich einzufügen; dass sie ihre Jacke Drinnen anziehen müssen, weil das im Kindergarten eben nur so funktioniert. Von der Erzieherin gelobt werden, wenn sie dabei brav still stehen.
    Rausgehen, merken, dass es kalt ist, dann nach der Jacke fragen geht nur zu Hause bei Mama.

    Mich nervt zunehmend die geringe Wertschätzung für meine Tätigkeit als Mutter (auch meine eigene, internalisierte).

    Liebe rage, ich weiss, das war nicht ganz Deine Frage – die beantworte ich vielleicht mal in einem Post…

  3. Oh wie gut sich das liest. Ich bin gerade, nach zwei Jahren überwiegend zu Hause an einem großen Zweifelpunkt. Ich weiß nichtmal warum ich gerade jetzt an dem Beschluss zweifel zu Hause zu bleiben.
    Vielleicht wegen der „Vorgaben“ von aussen? Vielleicht weil ich kein Vollzeit-Mütter-Umfeld habe, sondern scheinbar nur „schwedische Familien“ sehe? Wegen mangelnder Wertschätzung? Muss das nicht einfach nur meine Familie zu schätzen wissen. Fragen – die nagen.
    Danke für Deine Worte hier!

  4. @Julia: Danke für deinen Einblick. Weiterwachsen finde ich gut. So, dass es für uns passt. Oder aber für euch. Je nach Familie.
    @Dina: Ich glaube, ich muss mich nochmal erklären. Habe zumindest den Drang. Ich glaube nicht, dass allein die Umstellung der Rahmenbedingungen das Problem lösen, in dem wir, es sind nun einmal meistens die Frauen, uns häufig wiederfinden. Ich lese gerade ein Buch über die Alles-ist-möglich-Lüge. Darin geht es auch um diese scheinbare (Un)Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn ich mir meinen und unseren Tagesablauf ansehe… ich weiß einfach nicht, wie ich da guten Gewissens noch einen Job einfügen soll. Denn ich habe ja schon einen, für den ich nicht bezahlt werde, aber 15h Std am Tag arbeite.
    Und genau das, was du beschreibst, diese geringe Wertschätzung, stört mich wahnsinnig.

    Immer wieder stelle ich mir Fragen wie @Fräulein Rucksack. Wertschätzung. Von meiner Familie völlig ausreichend, oder? Ich weiß nicht. Ich bekomme immer mal wieder von außen gespiegelt, dass ich Zuhause sitze. Wortwörtlich. Vielleicht noch ein bisschen kochen und Haushalt. Ein Kind, das krank wird, eine Woche lang 40°Grad Fieber hat oder eine Tochter, die Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme in der Feinmotorik oder aber sozialen Anpassung hat… die kommen in diesem ZuhauseBild einfach nicht vor. Ich weiß, dass meine Kinder froh sind, dass ich da bin für sie. Ich weiß, dass mein Mann meine Arbeit zu schätzen weiß und oft genug den Kopf schüttelt, „Wie schaffst du das bloß alles?!!?“ Doch ich wünschte, dass wir Frauen untereinander mehr Wertschätzung für unsere Leistungen hätten. Egal, wie unsere FamilienLeben aussehen. Ich wünschte, dass mütterliche Leistungen gesellschaftlich mehr anerkannt wären. Und die finanzielle Wertschätzung ist nun einmal eine große. Aber ich bin da mit meiner Denkerei noch lange nicht fertig. Ich brauch da noch was.

    1. Nee, brauchste garnicht erklären. Ich habe Dich schon verstanden – dass es auch, aber nicht nur, um Rahmenbedingungen geht und die Lügen, die damit einhergehen in Punkto Management. Auch um das Wohl des/der Kinder, Dein eigenes. Ich musste das nur mal loswerden :-)
      Ich bin mit dem Denken auch noch nicht fertig, wenn es um Vereinbarkeit geht, aber finde sehr inspirierend, was Du dazu schreibst.

    2. Hallo,
      also ich bin auch Mama von drei Kindern und bin ebebfalls zu Hause. Ich bekomme regelmäßig die Krise wenn ich höre: „Das wäre mir aber zu langweilig den ganzen Tag zu Hause zu sein“. Keine Ahnung was andere zu Hause machen aber die Wäsche von fünf Personen nebst Haushalt und dann die ganzen Termine am Nachmittag das würde ich alles garnicht hinbekommen wenn ich arbeiten würde.
      Dann habe ich halt auch nochmal eine ganz andere Einstellung zum Geld. Ich will nicht arbeiten gehen um mir teure Urlaube zu leisten oder ewig Klamotten shoppen zu gehen. Mir ist die Zeit mit der Familie die ich ja bewusst haben wollte viel wichtiger. Unsere Kinder sind auch total glücklich darüber das ich immer für sie da bin und viel mit ihnen mache.

      Ich fänd es schön wenn man etwas anerkennung dafür bekommen würde und die Leute toleranter wären und jeden mal sein Leben so leben lassen wie er es möchte. Ich verurteile ja auch niemanden weil seinen Kinder bis 16 Uhr in der Kita sind und sie lieber arbeiten gehen statt zu Hause zu bleiben.

      Ich freu mich auf deine weiteren Beiträge es macht spass an deinen Gedanken teil zu haben.

      Lieben Gruß
      Steffi

  5. So, bin ja schon länger stiller Mitleser, heut schreib ich mal was ;-)

    War 10! Jahre bei meinen 3 Jungs zuhause, mittlerweile sind die Jungs: 20, 17 und 13 Jahre alt und ich gehe seit 2 Jahren 10 Stunden in der Woche arbeiten ( an 2 Vormittagen), ich will auch heute noch Mittag zuhause sein wenn mein Jüngster von der Schule nach Hause kommt und genieße es mit ihm gemeinsam Mittag zu Essen und über“ Gott und die Welt“ zu reden. Und NEIN ich möchte nicht mehr Stunden auswärts arbeiten, ich habe genug zu tun mit Haus, Garten, Wäsche , Kochen etc……In den 10 Jahren zuhause waren wir nicht viel auf Urlaub und Luxus gabs auch keinen aber es fehlte an nichts, ich möchte diese Zeit nicht in Millionen von Euros eintauschen. Ich bin jetzt 37 Jahre, stehe voll im Leben und bin mir über jeden Tag bewusst wie schön wir es haben und wie glücklich ich mich schätzen kann so zu leben und die Zeit mit den Kindern so verbracht zu haben . Ich fühl mich auch nicht als Hausmütterchen, ich bin einfach froh das ich meine Zeit so verbringen und einteilen kann wie ich es will,…anders wär ich total unglücklich. Ich kann mich mit Themen beschäftigen die mich interessieren ( Veganismus, Ökologie, Psychologie…..) und die mich weiterbringen, ich brauch keine 50 StundenWoche um mich als vollwertige, gleichberechtigte Super-Frau zu fühlen. Mein Mann sieht das zum Glück auch so und weiß genau das wir als Team funktionieren und einen Patriarchen würd ich neben mir sowieso nicht dulden ;-) Alles in allem, ich hab es nie bereut NICHT arbeiten gegangen zu sein ;-) Lg Sandra

    1. Aja, noch was zum Thema Wertigkeit und was andere meinen,…lass dir deinen Wert nicht von außen geben sondern nur von dir selbst, dann stahlst du was ganz anderes aus und bist nicht so leicht „angreifbar“. Ich denke auch das bei vielen ( gerade von denen die blöde Kommentare zu deinem Zuhause-sein ablassen) der Neid eine große Rolle spielt. Die trauen sich nicht „nur“ zuhause bei den Kids zu bleiben aus den unterschiedlichsten Gründen. Oft werden finanzielle Gründe davorgeschoben,….aber 4 Mal im Jahr auf Urlaub fahren, mind. 2 Autos in der Garage , 30 Paar Schuhe etc…… Ist halt eine Prioritäten-sache ;-) Ich finde es super wie du das machst!! Bleib dir bitte selbst treu und lass dich von anderen nicht verunsichern!! Lg Sandra

  6. Ihr leistet großartiges!

    Hab mal gelesen, Kleinkinderziehung kann man mit Pflegestufe 3 gleichstellen und müsste so bezahlt werden.

    Ich kenne diese 15-Stunden-Tage von früher. Alleinerziehende (nur die Frauen natürlich!) haben mir dann DEN Superpapa vorgehalten. Ich hätte das Kind ja nur die halbe Woche und dürfte nach 15 Stunden nicht erschöpft sein. Ach egal! Wir waren glücklich! Ich hab jeden Augenblick genossen und die Supermamas reden lassen! Wenn ich auf Party war, hieß es („Keine gute Mutter.“) Wenn ich zuhause blieb („Ist ja nur noch für ihr Kind da.“) Wenn ich keinen Mann hatte („Die kriegt ja keinen mehr ab“). Zu viele Männer („Die nutzt die nur aus.“) Kein Buch gelesen. („Die verblödet!“) Buch gelesen („Will die jetzt Karriere machen?“)

  7. Es lässt mich nicht los, das Thema. Wie gesagt, es nagt schon seit einigen Tagen an mir. Ist es momentan das Richtige für meine Familie. Und vor allem für mich.
    Und nachdem hier öfters das Wort „Wertschätzung“ fiel musste ich mich gerade fragen: Schätze ich was ich tue. Bisher habe ich meine Situation, mein Familienglück geschätzt.
    Ich glaube in diesem Moment muss ich mir selbst mal sagen: Es ist gut was ich mache! Wie ich es mache. Und dass ich es hinterfrage. Um auf dem Bestmöglichen Weg zu bleiben.
    Das ist jetzt nicht ganz Deine Richtung, rage. Aber auch mal erwähnenswert, finde ich.
    Herzlich!

  8. Toll, wie du das, was wir Mütter zu Hause leisten beschrieben hast!
    Ich habe bis zur Geburt meiner ersten Tochter vollzeit als Erzieherin gearbeitet. Ich bin dann zu hause geblieben, weil mal ganz platt gesagt, soll ich mein Kind von anderen erziehen und begleiten lassen, während ich andere Kinder betreue? Da fehlt mir die Logik.
    Dann hat sich mein Mann selbstständig gemacht und ich bin auf minijob bei ihm angestellt. Ich mache die Buchhandlung, alle Einkäufe etc. Nun ist unser Sohn auch schon dreieinhalb und auch ihn habe ich selber betreut bis er in die Kita kam.
    So oft werde ich gefragt ob ich es vermisse arbeiten zu gehen. Und ich hin dann auch gerne ehrlich: nein. Ich genieße das ich meine Zeit am morgen selber frei einteilen kann, ich bin ausgeglichen wenn meine Tochter von der Schule nach Haus kommt.
    Ich bewundere alle Frauen, die Job, Kinder, Haushalt jnd Partnerschaft gemanagt bekommen. Die sind bestimmt oft besser organisiert oder strukturiert als ich. Aber ich kenne eben auch viele, die sind permanent gestresst, fühlen sich ausgelaugt und zerrisssen. Und bleiben am ehesten selber auf der Strecke.
    Ich empfinde es tatsächlich als Luxus zu hause sein zu dürfen. Dafür binnich sehr sehr ort dankbar.
    Gruß Sandra

  9. Mir fällt bei dem Thema Vereinbarkeit von Kindern und Beruf (es machen ja sowieso nicht alle Karriere, wieso auch, dann gibt es niemanden mehr, der eine „normale Arbeit“ macht) immer wieder auf, dass ich mir grundsätzlich flexiblere und sinnvollere Arbeitsbedingungen wünsche. Die gleiche Wertschätzung für jemanden mit einer 30 Stunden Teilzeitstelle wie jemand der freiwillig und gerne 50 Stunden arbeitet.
    Wieso soll man überhaupt immer Vollzeit arbeiten? Wieso ist Teilzeit für jemanden, der keine Kinder hat, so verpönt?

    Bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde ich mir einfach eine wirkliche Gleichberechtigung wünschen: Beide bleiben zu Hause und beide arbeiten. Also halb und halb oder später jeweils 30 Stunden – ich will schließlich auch, dass mein Mann eine feste Bezugsperson für meine Kinder ist und zwar auch tagsüber im Alltag. Ich will das die lernen, dass Papa und Mama beides machen. Nicht Mann = Arbeit, Frau = Zuhause (auch Arbeit, aber ich glaube es ist klar, was ich meine).
    Mich ärgert es, dass ich finanziell so benachteiligt werden, wenn ich zuhause bleibe (und meine finanzielle Unabhängigkeit aufgeben muss – finde ich ganz schlimm).
    Mich ärgert es aber genauso, dass mein Mann arbeiten gehen muss und diese besondere Zeit eben nicht mit (noch überhaupt nicht vorhandenen) Kindern verbringen kann. Schließlich hat er das gleiche Recht darauf wie ich.

    Eine gleichberechtigte Lösung können wir uns einfach nicht leisten (bzw. ich mag halt auch nicht in Armut leben und jeden Cent umdrehen müssen, mir geht es hier nicht mal um Urlaube, sondern um den stinknormalen Alltag).

    Wir sind jetzt abgesehen vom unterschiedlichen Gehalt ein völlig gleichberechtigtes Ehepaar. Wir teilen uns den Haushalt nach unseren Vorlieben auf. Sobald Kinder da wären, bedienen wir das alte Klischee – Mann -Versorger – Frau für Kinder und Haushalt da…
    Das regt mich echt auf.

    Das ist jetzt teilweise in eine andere Richtung, aber ich wünsche mir einfach Wertschätzung für die eigene Entscheidung, egal wie sie aussieht.
    Was ich noch feststelle, wir haben keine Wahlfreiheit…

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass es auch nicht immer nur positiv ist, wenn du Mutter dauerhaft zu Hause bleibt. Mir hat das nicht nur gut getan. Ich hätte mir gewünscht, dass meine Mutter wieder arbeiten gegangen wäre, spätestens als wir größer waren.
    Sorry, falls es etwas konfus ist, ich bin müde…
    Liebe Grüße
    Nanne

  10. Wenn man(n) das so alles liest, hat man den Eindruck, dass das jeweils sehr individuelle Zustände und Entscheidungen sind, nicht?

    Ich ziehe da gerade so für mich zwei Erkenntnisse raus:
    1) Es ist richtig, wie man es macht, wenn es einem (und der Familie) damit gut geht.
    2) Leute die der Meinung sind das sei falsch und man müsse es anders machen, dürfen das gerne a) für sich behalten und b) selbst für sich so machen.
    Und damit meine ich nicht, dass man sich vor Kritik verschließen sollte oder das man nicht kritisieren sollte. Mir geht es eher um diesen gesellschaftlichen Druck, der offensichtlich beide Seiten der Medallie betreffen kann. Den aufzubauen ist eine schlechte Idee. Ich meine wozu denn? Ich kann mir schwer vorstellen, warum Leute anderen zwanghaft das eigene Weltbild überstülpen wollen. Klar man kann das wissenschaftlich erklären und nachvollziehen, wieso Menschen das tun bzw. wie die ticken. Aber aufrichtige Empathie dafür fehlt mir einfach immer mehr.
    Diesen Druck am Ende zu vermeiden liegt wohl an jedem selbst. Vielleicht trägt man da an manchen stellen viel aktiver dazu bei, als man denkt? Mir fällt sowas auf subtilen Ebenen ganz oft auf inzwischen. Wirklich Kleinkram.
    Yet again mit gutem Beispiel voran, nicht wahr?

    Sehr spannend.

    1. Muss dir an dieser Stelle und vermutlich auch weiter unten zustimmen. Zunächst: Die Sorge mich subtil an diesem Druckaufbau zu beteiligen hat mich den Artikel erst ganz anders formulieren lassen. Denn ich weiß, dass allein die Art, wie wir es hier machen und nach außen vertreten, Druck erzeugen kann.
      Auch wenn das absolut nicht meine Absicht ist. Mir geht es darum, dass beide Seiten nebeneinander bestehen können. Gleichwertig. Oftmals habe ich den Eindruck, dass Frauen sich dazu gezwungen fühlen, arbeiten zu gehen, weil das doch alle so machen. Mit 2 das Kind in den Kindergarten, weil das heute so gehört. Genauso schlimm finde ich die Kehrseite. Ein Pärchen hat klar, wie sie Familie leben wollen, dass sie arbeiten gehen wird und er diesen HaushaltsJob und KindererziehungsJob trägt. Aber er kriegt dann ja 1. genausowenig Kohle für seine Arbeit und beide werden sich dafür nach außen rechtfertigen müssen. Was für eine Rabenmutter. Sie liebt ihr Kind nicht genug. Der Mann ist Zuhause doch total unterfordert… und und und… Mich stört beides wirklich sehr!

      1. Da kommt man aber auch nicht drum rum an der Stelle.

        Die Vorteile von der einen Entscheidung sind eben ziemlich deckungsgleich mit den Nachteilen der anderen Entscheidung.
        Klassisches dilemma. Nur richtig gibt es nicht. Da gibt es keinen Königsweg, sondern nur Optionen und für irgendeine muss Mensch sich eben entscheiden.
        Das ist auch gar nicht das doofe. Das Problem ist, dass, ob dieser verworrenen Ausgangslage, viele Leute sich gerne für eine Seite entscheiden, damit sie mit sich selbst besser können. Ich kenne nicht viele Leute, die mit so halbrichtigen Entscheidungen gut können im eigenen Leben.
        Und dann wird es doof, wenn die ihre eigenen Probleme, mangels Verarbeitung, in die Weltgeschichte tragen, mit der üblichen Inbrunst, die Leute haben, die eigentlich total unsicher sind.

        Die Auseinandersetzungen die ich zu dem Thema erlebe sind meistens sehr schnell endlos emotional und ziellos agressiv. Dann haben wir noch mehr Verletzte als vorher. Und dann sind wir mitten drin in der Abwärtsspirale.

        Just my 2 cents zu dieser Situation und meine Erfahrung soweit.

      2. “ Oftmals habe ich den Eindruck, dass Frauen sich dazu gezwungen fühlen, arbeiten zu gehen, weil das doch alle so machen. Mit 2 das Kind in den Kindergarten, weil das heute so gehört. “

        So ist es mir gegangen. Ich habe mich total unter Druck gefühlt und konnte die frühe Kindheit überhaupt nicht geniessen – weil ich nicht im hier und jetzt war, sondern mich schlecht fühlte weil „ich nur zu Hause saß“ (als ob das jemals der Fall wäre mit kleinen Kindern) anstatt „im Beruf“ zu sein, sprich: dort auch Anerkennung für die Leistung zu bekommen. Ich denke, das Hauptproblem ist, dass wir wenig Anerkennung für die Leistung als Eltern bekommen. Belohnt, nicht nur finanziell, wird nur der Brotberuf.
        Ich habe lange über diese Themen nachgedacht. Ich bin dann erst mal wieder in den Beruf eingestiegen, habe dann aber einige Jahre später reduziert und nochmal reduziert, weil ich tatsächlich wirklich „zu Hause“ sein wollte, unerschöpft und ansprechbar. Die Zeit mit den Kindern geht ja auch so schnell vorbei und ich wollte sie dann doch geniessen. Sie ist durch den Schulzwang ja dann ohnehin begrenzt. Wenn die Kindern dann älter sind, bekommst Du nachmittags erschöpfte Kinder nach Hause… Auch da war für mich die Entscheidung, genau dann zu Hause sein zu können (oder wechselweise mein Mann, wir waren da immer ein Team und konnten das auch so einrichten) enorm wichtig.
        Wir hatten es ja an andere Stelle in Deinem Blog schon über die finanzielle Vergütung der Erziehungs- bzw. Hausarbeit – ich weiss nicht, ob das Problem auf die Weise in einer so patriarchalen, an männlichen Leistungsnormen orientierten Gesellschaft so lösbar ist.
        Wir können, wenn wir es uns leisten können, individuell Entscheidungen treffen, die dahin gehen, dass wir uns von Bezahlung als Wertschätzung unabhänging machen und uns aus uns heraus wertschätzen für alles, was wir tun.
        Ansonsten ist das Ganze ein globales, grosses Problem, das individuell vermutlich nicht in der Breite lösbar ist, denn es gibt einfach genug Familien, wo beide Partner einfach arbeiten gehen MÜSSEN, weil sonst die Kasse überhaupt nicht stimmt…

  11. Meine zwei Vorrednerinnen sprechen mir aus der Seele, was die gleichberechtigte Aufteilung von Aufgaben in einer Partnerschaft angeht als auch das Akzeptieren, dass es auch andere Familienmodelle gibt als die eigene, jede mit ihren Vor- und Nachteilen. Als Vollzeit-berufstätige Mutter würde ich mir auch mehr Verständnis wünschen. Wie oft wurde ich gefragt, ob es meine Firma nicht mitmacht, dass ich Teilzeit arbeite. Allein die Idee, dass ich gerne Vollzeit arbeite, kam eigentlich niemandem in den Sinn und inzwischen traue ich mich auch, das so zu sagen und nicht Ausflüchte zu suchen. Das ist übrigens eine Frage, die meinem Partner noch nie gestellt wurde.

    1. Sooo absord, oder?

      Wir (als Gesellschaft) machen jedem Druck, der irgendwie auf „einer Seite“ steht und da sein Ding macht. Die Zu-Hause-Mamis kriegen ihn, weil sie nicht arbeiten; die Unterwegs-Mamis kriegen ihn, weil sie nicht zu Hause sind.
      Wenn man da mal drüber nachdenkt, ergibt das schlicht keinerlei Sinn.

      Übrigens kenne ich einige Leute, die in der DDR Familienleben gelebt haben – da war die Unterwegs-Mami die absolute (unhinterfragte) Regel – und es war tatsächlich relativ stressfrei machbar, weil es wohl sowas wie eine funktionierende Kinderbetreuung gab.

      Mir geht diese Form unseres Verhaltens einfach nicht in den Kopf. I just don’t get it. :D An der Stelle ist es so gut möglich, es allen recht zu machen. An der Stelle hat (wie üblich) nichts nur gute oder nur schlechte Seiten. Es gibt also eigentlich keinen Grund hier einen auf Missionar zu machen und einer Seite den Krieg zu erklären, weil man gerade (zufällig) auf der anderen steht.
      Wiedermal naives Geschreibsel mit integrierter Realitätsverweigerung :D gtg

      Schönes WE@all

      1. Naja, der Mensch ist eben ein Herdentier. Wir möchten sehr gerne, dass die Herde mit uns läuft… vielleicht liegts dann daran, dass wir die Krise bekommen, wenn ein paar von den Schäfchen ausscheren und es ganz anders machen.

        Das mit der DDR-Mami sehe ich kritisch, soweit ich weiss, war da auch Druck dabei, die Kinder in die Krippe zu geben, und arbeiten zu gehen. Vielleicht kann da aber eher jemand was dazu sagen, der das erfahren hat.

        Das Wichtigste ist vermutlich, zu lernen, bei sich zu bleiben – dann fällt das Beurteilen von anderen (was – die arbeitet garnicht, was- die arbeitet Vollzeit!) völlig weg.

        1. Klar war das auch ein staatliches Interesse, das die Krippenplaetze geschaffen hat. Das streitet hoffentlich niemand ab.
          Auch gab es den Druck durchaus. Finanzieller Art oft. Manchmal auch, weil man die Frau einfach als Arbeitskraft brauchte.

          Aber wir hatten Krippenplaetze. Fuer alle. Und bei uns hat keiner gejault, dass das Geld kostet und den Staat in den Ruin treibt.
          Das ist nicht schlecht, nur weil man dazu gebracht wurde, die auch zu benutzen.

    2. Und genau das, ist doch total krass, oder? Ich meine, dass dir diese Frage wie selbstverständlich gestellt wird und dem Partner nicht. Ich empfinde das … ich weiß gar nicht, wie ich das empfinden soll. Es nervt mich unglaublich. Ich wollte nach der Geburt unseres ersten Kindes immer arbeiten gehen. Für uns war das völlig klar, dass ich zurück in den Job gehe.
      Erst mein eigenes Empfinden, meine innere Gemütslage hat mich dazu bewegt, doch nochmal zu tauschen. Und ich bin froh und dankbar, dass mein Mann beides mitmachen würde.
      Für uns passt es so. Wir schätzen unseren Einsatz wert. Gegenseitig.
      Nichtsdestotrotz stört mich dieses permanente öffentliche Geschimpfe, Herabwerten und vorgeben von „So muss es sein.“ Dabei ist dieses „So muss es sein“ dann noch nicht mal definitiv. Haaargh! Ich richte mich da gar nicht mal in erster Linie gegen die Männerwelt oder Karrierefrauen oder ZuhauseMamis, die mit allem glücklich sind, so wie es ist. Ich finde einfach, dass derjenige, der „Zuhause bleibt“ einen krassen Job leistet. Unbezahlt, in der Regel 24h oder um es ganz genau zu nehmen 15h-16h. Ohne Verdienst.
      Außer der strahlenden Augen der eigenen Kinder…

      Vielleicht sollte mir letzteres wirklich das Wichtigste an all dem sein. Aber gerecht – ist das nicht.

  12. Ich schätze das Engagement aller Mütter, die ihre Kinder zu hause liebevoll betreuen. Doch leider kann es dafür keine Bezahlung geben. Denn Geld gibt es im job nur für geleistete und gute arbeit. Viele erfüllen das als Mutter nicht. Eine Mutter, die Zigarette rauchend vor dem trash-tv sitzend ihre Kinder verwahrlosen lässt, dürfte nicht das Gehalt/Zuschuss/Steuervergünstigung bekommen, wie eine engagierte mutter. Wie will man das prüfen. Weiter gesponnen: jedes Unternehmen hat Unternehmensziele für dessen Erreichung sich die Mitarbeiter einsetzen und für das sie Gehalt bekommen. Was wäre das im falle einer „Bezahlung“ von Müttern? Steuer und Rentenzahler produzieren? Wenn mein kind das aber nicht schafft, arbeitslos, Schulabbrecher oder krank ist/wird.

    Ich habe abuch ein kind und arbeite zu 60%. Wir sind alle glücklich. Geld möchte ich für meine Mutterleistung nicht. Kinder sind für mich Verwirklichungen privater Lebensziele.

    1. „Denn Geld gibt es im job nur für geleistete und gute arbeit.“
      Tschuldigung, aber die Aussage lässt sich mit meiner Realität wirklich überhaupt nicht in Übereinstimmung bringen. Welcher Job soll das sein, in dem alle NUR für geleistete und GUTE Arbeit Geld bekommen?

      btw: Rauchende trash-tv mamis die ihre Kinder verwahrlosen lassen brauchen am ehsten Hilfe und keine Gehässigkeiten im Internet :D Wenn man das nicht der Eltern zu liebe will, dann doch wenigstens wegen der Kinder.
      Das sind auch keines Falls die einzigen Menschen, die Kinder verwahrlosen lassen. Meine bessere Hälfte kann davon ein Lied singe, wo es überall Rabeneltern gibt. Die rauchenden mit dem Trash TV kommen darin allerdings gar nicht vor. Die gibts vielmehr primär im Trash TV selbst imho und afaik.

      Yet again life ain’t no b/w story.

    2. Na ja, dass es nicht einfach werden wird, sich dahin gehend ein gerechtes oder zumindest gutes System der Anerkennung zu überlegen, stelle ich nicht in Frage. In der momentanen bezahlten Arbeitswelt erscheint mit diese Überprüfung guter Arbeit auch mehr schlecht als recht stattzufinden.
      Ich kenne diese Mütter vor dem TrashTV nicht persönlich. Ich kenne aus meinem Umfeld meist nur die, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern – egal welcher Bildungsstandard vorliegt. Dass es sie nicht gibt, will ich gar nicht ausschließen. Dennoch: Ich würde es gerade an der Stelle für noch viel notwendiger halten, dass diesen Müttern geholfen wird. Im Sinne der Kinder.

      Vielleicht müssen wir an der Stelle ein wenig kreativer werden, was die Umsetzung dieser Anerkennung angeht.
      Ich kenne viele Mütter und lese hier auch von vielen, die sich mit der wertvollen Zeit, die sie eben mit ihnen haben, begnügen. Ich finde das äußerst demütig und wünschte manchmal das auch immer sagen und denken zu können. Zu 70% gelingt es mir. Aber dann gibt es da diese 30%, die mich immer und immer wieder an die Decke fahren lassen. Ich mag mich nicht immer rechtfertigen müssen oder mir anhören müssen, ich „sitze Zuhause“. Es gibt Tage, da komme ich erst um 17:30h dazu, mal 5Minuten Luft zu holen. Wie gut, dass ich das Atmen nicht ganz vergessen habe… Vielleicht ist es dreist oder „rabenmutterartig“, dass ich mir manchmal das Gehalt des Managers für meinen Einsatz wünsche. Vielleicht.

      Nebenbei bemerkt, ich finde, dass der Staat, zu dem ich doch eigentlich auch irgendwie zähle, sehr viel von unserer Reproduktion in Form von Kindern hat, oder etwa nicht?!!?!

  13. Er arbeitet, sie ist zuhause. Ihre Kinder werden nicht fremdbetreut, nicht wegorganisiert.
    So sieht es bei uns aus.
    Ich habe studiert & mich nach dem Studium direkt aufs Mamasein fokussiert. Ich werde von Gleichaltrigen belächelt & für faul gehalten, da ich ja noch nie richtig gearbeitet hätte. Das stimmt so nicht. Ich habe mein Studium durch diverse Jobs finanziert.
    Wenn ich am Vormittag mit den Kindern auf dem Spielplatz bin, dann bin ich die einzige Mutter unter vielen Tagesmüttern. „Wie, das sind DEINE Kinder? Ihr müsst aber reich sein, dass du nicht arbeiten musst.“ So was bekomme ich zu hören.
    Ja, es sind MEINE Kinder, weshalb ICH ihre Kindheit erleben, gestalten & prägen will. Nein, wir sind NICHT reich. Wir haben genug, um alles zu finanzieren, was wir brauchen. Wir haben kein Auto, kein Haus oder eine riesige Wohnung & wir kaufen uns z.B. nur Kleidung, wenn sie wirklich benötigt wird. Wir machen keine teuren Urlaube, sondern sind zufrieden, wenn wir zusammen ins Schwimmbad fahren oder im Wald spazieren. Wir sind sehr genügsam, denn für uns zählen das Wir am meisten.
    Den Tag strukturiere ich für uns, gehe mit den Kindern zum Tanzen, Musizieren oder die Oma besuchen. Wir basteln, singen, lesen, backen, kaufen gemeinsam ein. „Das ist doch langweilig für die Kinder, in einer Spielgruppe hätten sie mehr Spaß.“ Natürlich haben sie nicht immer Lust aufs Einkaufen, aber es gehört dazu. Sie lernen, was getan werden muss & helfen, wo sie können. Ich lerne, alles zu entschleunigen, meinen Perfektionismus abzulegen, kindgerechte Aufgaben zu verteilen und vor allem Geduld.
    Kommt mein Mann nach Hause, verschwinde ich oft in die Küche, dann hat er intensive Spiel-Zeit mit seinen Töchtern. Nach dem Essen begleiten wir unsere Kinder in den Schlaf, das dauert mal 1 oder auch zwei Stunden, bevor unsere Erwachsenenzeit beginnt.
    Das klingt alles sehr idyllisch, ist es aber nicht tagtäglich. Oft bringt es mich an meine Grenzen, noch nie in meinem Leben war ich so gefordert, eingespannt und müde. Ich bin froh, dass mein Mann dieses Familienmodell mitträgt, denn ich hätte nicht die Energie, auch noch etwas zusätzlich zum Lebensunterhalt beizutragen. Momentan möchte ich das auch nicht. Das Großwerden passiert so so so schnell, ich will nichts verpassen.

    1. Mir geht es um diese Tage, die eben nicht so idyllisch und harmonisch sind. Diese anderen Punkte, oh ja, ich kenne sie und liebe sie. Dafür bin ich auch gerne Zuhause. Aber was für ein Akt der Motivation ist es, wenn diese Tage herrschen, an denen es wirklich, wirklich hart ist. Und die zwar nicht immer vorkommen, aber fest dazu gehören?

  14. „Ich habe studiert & mich nach dem Studium direkt aufs Mamasein fokussiert. Ich werde von Gleichaltrigen belächelt & für faul gehalten, da ich ja noch nie richtig gearbeitet hätte.“

    Ich stamme aus einer Kultur, in der Kinder so ziemlich das Wichtigste sind, was man haben kann. Es ist sehr traurig, wenn man keine Kinder bekommen kann und sehr merkwürdig, wenn man keine möchte, ja fast defizitär.
    Ich denke in Deutschland/ Europa/ DEM Westen ist der Blick auf die Kinder ein komplett anderer. Beruf und Karriere stehen an erster Stelle, erst dann kommt die Familie, und das auch nur, weil man festegestellt hat, dass die Deutschen ohne eine Veränderung in der Einstellung zu Kindern „aussterben“ werden (ich möchte nicht darauf eingehen, wie lächerlich ich das grundsätzlich finde). Jahrzehntelang stand Berufsausbildung und Beruf an erster Stelle. Da Kinder haben vor allem für Frauen damit verbunden war – faktisch-praktisch und auch vom Ansehen her – als stets übermüdete, nur für Kind und Mann kochende in der Arbeitsschürze am Herd stehende Mami zu fungieren, starb die Lust am Kinder haben natürlich ziemlich aus. In Deutschland gibt es wohl Mehrkindfamilien prozentual gesehen eher selten und Einkindfamilien auch nicht so viele… auf’s Gesamt betrachtet. Kinder sichern heute nicht mehr das Alter, und anders können viele Leute das Zusammensein mit Kindern wohl nicht sehen als aus einem ökonomischen Blickwinkel.
    Die traditionelle Rolle, dass der Mann die Frau ernährt, ist noch fest in den Köpfen veranktert. Darum wird es vermutlich nicht so schnell dazu kommen, dass Hausarbeit und Kindererziehung vergütet werden wird… Eher werden die Menschen nach wie vor auf Kinder verzichten, zumal (s.o.) seit mehreren Generationen eher kein echter Wunsch damit verbunden wird, sondern Verzicht, Mühsal, Karriereknick, Rentenverzicht etc.

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