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Abenteuer

Eigentlich hätte ich von Ostereiern, Jesuslebt! und PlastikDinos schreiben können. Darum ging es bei uns in den vergangenen fünf Tagen. Aber es ging auch um Abenteuer. Große Abenteuer, kleine Abenteuer. Angst vor Abenteuern und die Vorfreude auf sie.

Ich fang mal bei Ostern an. Ostern ist jedes Jahr eines der Feste, bei denen ich innerlich das Gefühl habe zu zerreißen. Für mich ist Ostern in der Tat wichtiger als Weihnachten. Natürlich liegt das an der Bedeutung, die ich diesem Fest zuweise. Die Sache mit der OsterEierSuche finde ich wirklich schön. Der ein oder die andere mag das nicht verstehen und nicht nachvollziehen können. Aber, ich färbe gerne Eier. Dieses Jahr das erste Mal mit BioÖkoFarben – wie sollte es anders sein. Unsere Eier sahen großartig aus! Sie in der Früh zu verstecken, die Kerle aus den Betten zu werfen und wie ein aufgescheuchtes Huhn (Passt doch, oder?!) in der Wohnung herumzulaufen, weil unsere gefärbten Eier verschwunden seien,… das hat Spaß gemacht. Zu erleben, wie die Kerle begeistert durch den Garten laufen, die Eier suchen, finden und wie kostbare Schätze ins Körbchen legen – das erste werfen – , war toll. Wir hatten jede Menge Spaß. Als ich meinem großen kleinen Kerl dann Frohe Ostern wünschte, bekam ich zur Antwort eine feste Umarmung und ein fröhliches, aber bestimmtes Gesicht sah mich an und meinte: „Frohe Ostern, Mama! Jesus lebt.“ Mich hat das ziemlich umgehauen. Ich wusste darauf nichts zu sagen. Ein so kleiner Mensch, der die eigentliche, ursprüngliche Bedeutung von Ostern ohne Wenn und Aber, ohne jedes Nachfragen, wie ich es von mir kenne, aussprechen kann. Das finde ich umwerfend.

In dem Zuge musste ich viel über Abenteuer nachdenken. Die Erziehung meiner Kinder. Sie ist und bleibt ein Abenteuer. Ich habe letztendlich keine Ahnung, was dabei herumkommen wird. Ich bete und hoffe, nur das Beste. So, wie jede andere Mama vermutlich auch. Ich treffe den Großteil meiner Entscheidungen im Hinblick auf meine Kinder. Meinen Einstieg ins BerufsLeben, unsere Routinen, unsere FreizeitBeschäftigungen, die MahlZeiten. Vieles schauen sie sich ab. Einiges schnappen sie auf, kriegen mit, wie ich das Abenteuer Leben angehe und probieren aus.

Ich finde das Abenteuer Leben aufregend. Oft frage ich mich, wohin es gehen wird. Oft denke ich darüber nach, wie ich mein Leben gelebt haben will. Was will ich erreicht haben? Dann kommen die typischen Fragen, die ein Coach, Supervisor oder Mentor fragen könnte: Wo will ich in 5 oder 10 oder auch in 20 Jahren stehen? Was will ich, das die Menschen in meinem Umkreis von mir sagen? Wie soll die GrabesRede klingen?

Versteht mich nicht falsch. Es geht nicht darum zu leben, wie andere sich das von mir wünschen. Es geht mehr um die Frage, wer will ich sein und wie will ich leben? Nicht: Was will ich sein? Die Frage was will ich sein, ändert sich fortlaufend und bringt keinen inneren Frieden. Mein Auto. Mein Haus. Mein Boot. Mein noch größeres Auto. Mein noch schnelleres Boot… Da ist irgendwie kein Ende in Sicht. Für mich persönlich passt es sowieso gar nicht, wenn ich auf die vergangenen zwei Jahre zurückschaue und beobachte, wie sich einiges reduziert und dadurch viel stabiler geworden ist. Ich will nicht mein Besitz sein.

Ich mag das Leben leben. Das ist abenteuerlich genug. Denn auf das, was mir vor die Füße gelegt wird, will ich mich einlassen. Erinnert ihr euch? Mein JahresMotto. Es ist unglaublich, was ich dieses Jahr schon alles vor meinen Füßen gefunden habe. Diese Dinge haben vieles intensiver und lebendiger sein lassen.

Wir haben unsere Wohnung gekündigt – ohne die Aussicht ein Dach nach unserem Trip über dem Kopf zu haben.
Wir werden uns aufs WWOOFen einlassen – einige Zeit nur mit Englisch oder uns fremden Sprachen klar kommen (müssen).
Ich habe getauscht.
Geschenke angenommen.
Wir haben das langfristige Planen erstmal sein lassen.

Einen Schritt nach dem anderen zu setzen, das reicht völlig aus. Für mich sind das alles viele kleine Abenteuer. Abenteuer, die in sich schon herausfordernd genug sind. Unsere Umwelt geht mit diesen Abenteuern sehr unterschiedlich um.

Manche hören zu und warten ab. „Mal schauen, wie das bei denen weitergeht.“
Andere raten ab: „Da habt ihr euch aber ganz schön viel vorgenommen…“
Wieder andere ermutigen: „Wenn ihr damit euren SeelenFrieden (Was auch immer das sein mag?) bekommt, macht das.“

Und ich? Ich sitze dann hier und frage mich, was mach ich jetzt mit all diesen Reaktionen. Mal kommt der Wunsch, es einfach genau so zu machen, wie mein jeweiliges Gegenüber es für richtig hält. Doch dann, … dann stelle ich fest, dass jedeR es anders machen würde und ich dann ja theoretisch auch.

Der eine würde sich nicht auf das Abenteuer einlassen.
Der andere würde sich hineinstürzen und weg wäre er.
Wieder andere würden ein Abenteuer nach dem anderen angehen und alles ganz genau durchplanen. Denn so sind sie. Gut durchgeplant.

Und ich? Ich mache mir Gedanken über das Ende. Über das Ende des Lebens. Das Ende der Dinge. Ostern. Wozu ist mein Leben da?
Meine Antwort? Ich will das Leben leben, wie es kommt. Und wenn ich Dinge vor die Füße gelegt bekomme, nach denen sich mein Herz sehnt, durch die mein Herz zu klingen beginnt, dann lasse ich mich auf sie ein. Nur so bin ich in dieses BlogAbenteuer gestolpert. Habe viele von euch mehr oder weniger gut kennengelernt. Ich würde mich nie auf ein Abenteuer einlassen, das nicht meiner Sehnsucht entspricht. Aber wenn eins anklopft, auf das ich schon lange gewartet habe, dann öffne ich ein Stückchen die Tür und warte ab, wie es sich verhält. Ist es höflich? Ist es achtsam? Oder fällt es erschlagend mit der Tür ins Haus hinein?

Magst du Abenteuer? Oder umgehst du sie lieber? Was machst du, wenn Menschen dir davon abraten? Weil es unbequem werden könnte? Vielleicht sogar falsch?

14 Gedanken zu „Abenteuer“

  1. Liebe Rage,

    ich denke, dass Du eine gute Einstellung gegenüber den Abenteuern hast, die so auch dich (und uns alle) warten. Es ist auch wichtig, zu begreifen, was einem selber wichtig ist und welche Bedürfnisse man hat.
    Jeder Mensch ist sehr unterschiedlich und ich habe auch oft unterschiedliche Reaktionen auf meine eigenen kleinen Abenteuer gehört: „Du solltest das auf jeden Fall machen, denn ich hatte nie die Möglichkeit, soetwas zu tun.“, „Ich würde mich gar nicht trauen, sowas zu machen…“, „Ich bin eher der häusliche Typ, ich muss bei meiner Familie sein“, oder „Krass, wie hast du das gemacht? Und wie hat dein Freund reagiert? War das für ihn in Ordnung?“.
    Manchmal fragen Freunde nach Rat und ich kann nicht helfen, da wir einen ganz unterschiedlichen Charakter haben und unterschiedlich auf Probleme und Gegebenheiten reagieren.
    Ich denke, man muss auf sein Herz hören und versuchen, Chancen zu ergreifen, wenn man sich bereit dazu fühlt – auch wenn es nur eine ganz kleine Veränderung mit sich bringt. Niemand sollte gezwungen werden, aber Ermutigung (z.B. durch Vorleben), kann so manch einem dabei helfen, über sich hinauszuwachsen.

    Ich bin sehr gespannt, wie es mit deinen Abenteuern weitergeht!! Sei mutig!

    1. Du hast Recht! Jeder ist so unterschiedlich. Danke für das Mut zusprechen! Echt. Ich glaube halt, diese Abenteuer sind dran. Wenn sich schon Türen öffnen…

      Aber ich merke auch, ähnlich wie du, ich kann nur noch schwer antworten. Oder mich in Gesprächen beteiligen, weil ich merke, da würden plötzlich Welten aufeinander stoßen. Es würde voneinander distanzieren. Also schweige ich inzwischen viel mehr, als vorgesehen. Das macht mich manchmal ein wenig unglücklich. Über und für die Beziehung. Aber so kann wenigstens etwas Beziehung bleiben und ich kann mir meinen Mut erhalten. ;) Schwierig zu erklären. Aber wir werden bestimmt berichten, wie es uns ergeht und erging und sowas. Dauert ja auch noch was.

      Nochmal: Danke!

      1. Nochmals: Bitte! ;)

        Ich denke, ich weiß, was du meinst… man muss nicht alle seine persönlichen Entscheidungen und Gedanken mit jedem ausdiskutieren. Man kann sich mitteilen und den anderen daran teilhaben lassen (wenn der Wunsch da ist), aber es ergibt auch nicht wirklich Sinn, alles in eine Grundsatzdiskussion auslaufen zu lassen. Weder für die Beziehung noch für sich selbst.

  2. Wow! Also das mit dem wwoofen… Ich find das furchtbar spannend, schon überhaupt mit Kindern, ich kenn das nur von kinderlosen Studenten. Ich glaube, das wird eine eurer geilsten Erfahrungen die ihr niemals missen wollt!
    Ich würd mich das glaub ich nicht trauen. Vielleicht mit einer Freundin zusammen, keine Ahnung. Ich hätte die Sorge, als leicht Introvertierte zu wenig Allein-Zeit zum Auftanken zu haben. Ich bin auch ein furchtbar unpraktischer Mensch, ich würd nur nachdenklich im Weg herumstehen *schäm* nein, das wär nix für mich. Aber ich find das Konzept toll und bin echt voll gespannt auf eure Erlebnisse, bitte ganz viel davon erzählen!

    1. Oh und wenn mir Menschen davon abraten, dann lass ich sie reden, wenn es sich für mich richtig anfühlt. Man muss lernen, zu merken, wann Zweifel von außen und wann von innen kommen. Menschen ticken auch so sehr unterschiedlich. Manchmal muss man sich einfach mal was trauen. Und was wäre für dich das schlimmste, was passieren könnte? Ihr seid doch trotzdem immer noch auf der sicheren Seite, könnt jederzeit abbrechen, habt in D ein Netzwerk, das euch auffängt. Das Risiko fühlt sich sicher größer an, als es ist.

      1. Ich freu mich schon sehr drauf. Auch wenn ich echt gespannt bin, wie das werden wird. Es gibt so viele Gründe es zu tun und so wenige, sich nicht drauf einzulassen.
        Ich hoffe sehr, dass ich viel lerne und viel helfen kann. Mal schauen.

  3. Körperliche Arbeit, Leben in einer Gemeinschaft und Natur sind schon 3 Dinge, mit denen ich lieber nichts zu tun habe. :) Klingt romantisch. Ich weiß aber, dass mich das nicht erfüllen würde. Abenteuer mag ich tatsächlich nicht. Warum? Ich mag mittlerweile Alltag und Routine lieber. Wenn ich etwas wirklich will, kann mir aber keiner abraten. Ich schaue mir gerne alle möglichen Lebensformen an. Finde ich spannend. Reicht mir aber im Internet. Muss ich nicht selbst erleben. Liest sich ja ziemlich schrecklich. :(

    1. Das ist auch ein schöner Punkt. Ich mag es auch, mich manchmal in Alltag und Routine zurückziehen zu können. An einem Ort zu leben, wo man alles kennt und ohne nachzudenken handeln kann (Wo fährt der Bus? Wann kommt die Bahn? Muss ich vor dem Überqueren der Straße nach links oder nach rechts gucken?). Kleinigkeiten können auf Dauer anstrengend sein.
      Man sollte die Spannung im Leben nur nicht ganz verkümmern lassen, auch wenns nur die Spannung im Internet ist. :)

      1. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es wunderschön sein wird, endlich wieder Zuhause anzukommen. Das Reisen hinter sich zu lassen und in Alltag und Struktur abzutauchen. Aber Abenteuer erlebt man nur, wenn man sich drauf einlässt. Und ja, ich mag sie einfach sehr.

  4. Langfristige Planung aufzugeben ist super. Haben wir auch vor einigen Jahren angefangen. Ein halbes Jahr im Voraus reicht völlig aus und selbst das ist manchmal zu lang.
    Ich genieße es, die Möglichkeiten zu Abenteuern, die sich durch andere Menschen in meinem/unserem Leben eröffnen, abzuwägen und evtl. anzunehmen (ein Arbeitskollege läd uns ein, bei einem Imkerworkshop mitzumachen und würde uns sogar Honigschleuder etc. leihen falls wir uns für Bienen entscheiden. Freunde gründen eine Lebensgemeinschaft – warum nicht ihnen anschließen? Ein Freund beendet sein Studium in Schweden – wir holen ihn ab, verbinden es mit einem Urlaub und fahren sein Zeug nach Deutschland. …)
    Einige dieser Menschen werden uns dieses Jahr wieder durch Wegzug verlassen. Das ist für mich sehr traurig.
    (Da kann man froh sein, dass Du Rage, zwar in Deinem physischen Leben wegziehst, aber vorraussichtlich an einen Ort, wo es Internet gibt ;-) )
    Und dieses Wegziehen unserer Freunde bringt mich zu einem anderen Punkt: Abenteuer sind das eine. Die mag man im Allgemeinen.
    Aber was ist mit Herausforderungen? Mit ihnen kann ich mich oft nicht so gut anfreunden.

    1. Stimmt. Herausforderungen können echt nochmal was anderes sein. In der Fremde klarkommen. Mit dem Wegzug liebgewonnener Menschen klarkommen. Mit der Entfremdung, die durch Distanz zu anderen guten Freunden entstehen kann.
      Herausforderungen mag ich auch. In der Regel. Sie machen das Leben bunt und vielschichtig. Nicht nur ErdbeerRosa, sondern auch NovemberGrau.
      Ich plane echt nicht mehr. Sechs Monate sind mir manchmal echt zu lang. Arzttermine für dann auszumachen, ist in der Regel erforderlich. Praktisch aber nicht. Aber wenns die einzigen festen Termine sind…
      Hahaha! Yay, Internet ist überall. Deswegen mag ich’s eigentlich auch ganz gern. Ich halt euch auf dem Laufenden. ;)

  5. Cool! Wwoofen klingt toll, das mache ich vielleicht auch bald. Magst Du verraten wo es hingehen wird?
    Ich bin sehr für Abenteuer und wünsche euch viel Erfolg! Ich bin mir sicher, dass es toll werden wird.

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