Zum Inhalt springen

gutes unverpackt. Im Interview mit Judith Vogt

gutes unverpackt Interview MamaDenkt

Vor einigen Wochen durfte ich euch die SHIFT GmbH und Samuel, einen der Mitgründer dieses Unternehmens vorstellen. (Die Interview-Reihe könnt ihr hier nachlesen.) Heute habe ich wieder Gelegenheit euch einen Mensch vorzustellen, der sich auf besondere Weise für einen grünen Lifestyle einsetzt. Sie macht sich dafür stark, die Welt müllfreier und damit nachhaltiger zu gestalten und gründete kurzerhand den Unverpacktladen „gutes unverpackt“ mitten im Hunsrück.

gutes unverpackt im Hunsrück

Wer schon mal im Hunsrück war, weiß wie wunderschön und landschaftlich eindrucksvoll dieser Flecken Erde ist. Aber auch, dass er eine sehr „eigene“ Art hat. Ein so „neuartiges“ Geschäftsmodell, wie das eines Unverpacktladens in dieser Gegend umzusetzen, ist und bleibt eine Herausforderung – vermute ich.


Liebe Judith,
du bist die Inhaberin des neuen Unverpacktladens in Kirchberg, mitten im Hunsrück. Ein Jahr lang gibt es deinen „gutes unverpackt“  schon. Was hat dich dazu veranlasst gerade im Hunsrück ein so modernes Geschäftskonzept umzusetzen?

Nun ja, wir leben hier. Ich war in den ersten Berufsjahren in meinem ersten Beruf als PTA Pendlerin. Damals übrigens schon entgegen dem Pendlerstrom. Damals lebten mein Mann und ich noch in Mainz und ich fuhr nach Kirchberg zum arbeiten, übrigens genau hierher, wo ich heute noch bin, nur dass hier damals noch die Apotheke meiner Eltern war. Und ganz ehrlich- pendeln ist nicht mein Ding, aus vielen Gründen…

Tja, als wir anfingen, die Welt mit anderen Augen zu betrachten, das war vor etwas mehr als 3 Jahren, fanden wir ziemlich schnell heraus, dass wir gar nicht so einkaufen konnten, wie wir wollten. Wir fingen an, global zu denken und die einzig sinnvolle Konsequenz daraus war für uns das lokale Handeln. Aber es war anstrengend und umständlich. Überall haben wir gefragt, ob wir Dosen mitbringen dürfen, überall die Einkaufstüte abgelehnt, auf vieles verzichtet… Aber wir wollten so unbedingt unser Handeln ändern. Der erste Erfolg war schnell sichtbar, der Berg an gelben Säcken, die wir raustragen mussten wurde viel kleiner. So konnten wir von 5-6 gelben Säcken zuvor auf einen Sack reduzieren!!! Seit ich den Laden habe ist es noch etwas weniger geworden. Heute bekommen wir in den vier Wochen keinen gelben Sack mehr voll. Wobei wir konsequenterweise auch keinen gelben Sack mehr benutzen, sondern die Futtersäcke von unserem Hund. Mehr aus Trotz habe ich damals gesagt, dass ich dann wohl selbst dafür sorgen müsse, unverpackt einkaufen zu können. Wer hätte da gedacht, dass ich das echt machen würde??? Zu jedem Zeitpunkt der Planung hat sich diese Entscheidung für mich richtig und gut angefühlt, bis heute.

Wie funktioniert dieses „unverpackt einkaufen“?

Wir versuchen so regional, ökologisch sowie ökonomisch wie möglich einzukaufen. Das Müllsparen fängt also nicht erst beim Verkauf an unsere Kunden an. Es gibt Dinge, die wir dank der Nähe der Produzenten völlig müllfrei einkaufen können.

Ganz konsequent funktioniert es so, dass jeder seine Gefäße mitbringt. Das können Dosen, Gläser, Schalen, Taschen etc. sein. Übrigens entschuldigen sich Menschen immer wieder mal bei uns, wenn sie Plastikgefäße dabeihaben. Irgendwie süß, aber völlig unnötig. Jeder entscheidet selbst, wohinein er seine Einkäufe abfüllt.

Schritt 1: Gefäß leer und mit Deckel wiegen, Gewicht notieren, fertig.
Schritt 2: Füll deine Gefäße nach Bedarf und Herzenslust.
Schritt 3: An der Kasse wiegen wir die Gefäße, ziehen das Leergewicht ab und erhalten so das reine Produktgewicht. Fertig.

Welches sind die drei Lieblingsprodukte in deinem Unverpacktladen?

Aber ich liebe sie doch alle!!! Ok, ich reiß mich zusammen…

Die Lederfliegenklatsche, die ist echt extravagant, robust und ein extrem gutes Beispiel für ein Produkt, das aus Kunststoff schnell kaputt geht und das man, wenn man an Müllvermeidung denkt, vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat.

Unser FloraCola Sirup. Der ist zwar so gar nicht regional, aber genial. In unserem letzten Urlaub haben wir meine liebe Unverpackt-Kollegin Desirée in Villach, Kärnten besucht. Dort haben wir FloraCola Sirup für uns entdeckt und die Kinder haben mich angebettelt, dass ich den auch verkaufen muss. Sie dürfen nämlich keine Cola trinken. FloraCola Sirup hat weder Koffein, noch Farbstoffe oder andere fiese Zutaten, die ich meinen Kindern ersparen will. Aber FloraCola dürfen sie trinken. Das schmeckt echt toll!!!

Unsere Edelstahldosen. Die habe ich zur Eröffnung mit unserem Logo lasern lassen. Sie sehen richtig schick aus und wir verstauen einfach alles darin, Käse, Wurst, Obst, Gemüse und natürlich Brot.

Herausforderungen und dein Umgang damit

So ein Geschäftsmodell aufzuziehen ist sicherlich herausfordernd und anstrengend. Womit hast du immer wieder mal zu kämpfen?

Ach, mittlerweile kann ich vom ganz normalen Wahnsinn sprechen. Was aber immer wieder einmal vorkommt ist, dass ich Kundenwünsche (noch) nicht erfüllen kann. Dann finde ich es immer für die Menschen schade und bin mit ihnen enttäuscht, wenn etwas nicht möglich ist. Zum Glück ist aber gerade so viel in Bewegung, dass ich überzeugt bin, dass es in den nächsten Jahren viel bessere Möglichkeiten geben wird, unverpackt einzukaufen.

Aktionen, Kooperationen und GEBURTSTAG!

Wie gut, dass es zu jedem Schatten auch viel Sonne gibt. Worauf freust du dich in den kommenden Wochen und Monaten am meisten?

Ich freue mich unendlich auf unseren ersten Ladengeburtstag!!! Krass, schon ein Jahr, oder erst ein Jahr??? Manchmal fühlt es sich ganz komisch an…

Außerdem freue ich mich auf neue Kooperationen, Aktionen und Vorträge im Laden und darauf, dass es warm wird und unsere Gäste auch in unserem Garten ihr Mittagessen, ihren Kaffee und ihren Kuchen genießen können.

Und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich das alles erlebe, denn durch gutes unverpackt habe ich sehr sehr viele liebe Menschen kennengelernt.

Liebe Judith, ich danke dir sehr für deinen Einblick! Ich finde es großartig, was du zu erzählen hast, wofür du dich einsetzt und ja, ich freu mich, dir hier im Hunsrück über den Weg gelaufen zu sein.

Wer noch mehr von dem mitbekommen möchte, was bei gutes unverpackt passiert, der folgt Judith einfach via Instagram oder Facebook. Oder ihr schaut direkt mal auf ihrer Webseite vorbei, kommt den Hunsrück und eine seiner tollen Traumschleifen besuchen und macht dann genau HIER eine Rast, auf Kuchen und Kaffee. Ist ’ne Idee, die sich lohnt, oder?!

gutes unverpackt Interview MamaDenkt 07

Weitere tolle Ideen zum Wandern, zum zero waste – Gedanken findet ihr auch auf meinen Pinterest Pinnwänden. Oder ihr schaut in den ein oder anderen Artikel hier im Blog rein.

Wenn es zum Beispiel darum geht, Herr*in über das Plastikimperium zu werden, dann hier entlang.

Wir hatten im März auch eine tolle Aktion zum unverpackten Einkaufen, an der auch andere Blogger teilgenommen haben. Die findet ihr hier.

Auf meinen #5vor12 sammel ich Entdeckungen und eigene Links rund ums Thema Nachhaltigkeit. Die letzten fanden jetzt im April statt. Ihr seid herzlich eingeladen mitzumachen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert