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Muttertag

IMG_9348Seit etwa zwei Wochen frage ich mich, was ich von diesem Tag halten soll? Überall, in den Geschäften, Zeitschriften und im Internet wird dieser Tag wie Valentinstag, Ostern, Weihnachten oder Sankt Martin in Aussicht gestellt. In Zeitschriften gibt es jedes Jahr neu „die schönsten MuttertagsIdeen“. Im Kindergarten und in der Schule wird fleißig gebastelt und gewerkelt, um Mama eine Freude zu machen. Bilder werden gemalt, Blumen und Pralinen gekauft bzw. verkauft, Kekse gebacken, Karten geschrieben, Mütter mit der gesamten Familie ausgeführt oder aber allein ins Wellness und SPA geschickt.

„Entspann mal.“ – „Tu dir mal was Gutes.“ – „…“

Ich weiß einfach nicht, ob ich das toll finde oder nicht. Und dann zur Krönung landet auf meinem Bildschirm eine Seite, auf der mal „Klartext“ gesprochen wird. Was Mütter sich wirklich wünschen… (Am Muttertag, versteht sich!) Was war das denn noch gleich? Ach ja, einmal in Ruhe aufessen oder einen ganzen Tag eine saubere Bluse tragen können. Einmal im Jahr mal weder Frühstückstisch decken noch abräumen müssen und den Tatort von Anfang bis Ende ungestört sehen können?

Meine Wünsche waren nicht dabei. Das mit dem in Ruhe aufessen, kann ich noch verstehen. Ich verschiebe mein Essen manchmal einfach anderthalb Stunden nach hinten – zumindest abends. Das ist vollkommen in Ordnung – für mich. Aber das mit der Bluse? Was machen Kinder bloß mit anderen Müttern? Vielleicht liegt’s aber auch an meiner enorm hohen FrustrationsToleranz was saubere bzw. schmutzige Bekleidung angeht. Das mit dem Frühstückstisch kann ich so gar nicht nachvollziehen. Denn: Bei uns ist das ein gleichberechtigter Vorgang. Es gibt Tage, da wird zusammen gedeckt und abgeräumt und es gibt Tage, da macht der Mann das alleine. Oder eben die Frau. Ich scheine wirklich großes Glück in meiner Partnerschaft zu haben.

Was ich mir denn nun tatsächlich wünsche? Als Mutter? Nicht als rage? Das ist schwer voneinander zu trennen. Aber was ich mir wirklich wünsche? Mal nachdenken. Als Mutter.

1. Ein ManagerGehalt. Dafür, dass ich den krassesten Job ausübe, fände ich es toll, wenigstens an einem Tag im Jahr das Gehalt eines Managers auf mein GiroKonto überwiesen zu bekommen. Warum? Warum ausgerechnet das eines Managers? Warum geht es hier schon wieder um Geld? Es wird mir manchmal auch schon peinlich, Leute. Aber Geld ist in unserer Gesellschaft, nicht in unserer Familie, aber in den gesellschaftlichen Kontexten, in denen ich mich bewege, das WertMittel schlechthin. Mit Geld leisten wir unserem Gegenüber Anerkennung. Beruflich, an Weihnachten oder Geburtstagen mit Geschenken. „Du verdienst nur 400€.“ – Dann kann deine Arbeit gesellschaftlich nicht von großer Bedeutung sein. Erzieher, AltenPflegerInnen, Pflegepersonal grundsätzlich…  Mütter.

2. ehm…

3. … Ok.

4. … Phew.

Versteht mich nicht falsch. Ich freue mich über Geschenke. Der ein oder andere wird schon bemerkt haben, wie groß meine Liebe für GlückseeligkeitsDinge ist. Liebevoll Selbstgebackenes oder -gebasteltes. Ich weiß, was für eine Mühe, Zeit, Geschick oder schlichtweg Gedanken an mich in eines dieser Dinge geflossen sind. Daher liebe ich solche Sachen. Postkarten mit BlumenSamen gehören genauso dazu, wie liebevoll erstellte ÜberraschungsPäckchen vor der Haustür.

Aber mit dem Muttertag, der mir mittels SchnittBlumen Anerkennung für meine Mutterschaft zukommen lassen soll, kann ich nichts anfangen. Muttertag ist ja auch kein gesetzlicher Feiertag, sondern ein von WirtschaftsVerbänden festgelegter Tag. Wozu wohl? Ein paar zusätzliche Blumen und Pralinen an den Mann bringen, der dann wiederum, ihr wisst schon.

Ich mag diesen Tag nicht. Ich mag HerzensDinge. Das ganze Jahr über. Ich mag auch Anerkennung. Für meinen Job. Gerne durch den eines entsprechend hohen Gehalts. Von mir aus nur für einen Tag im Jahr. Vielleicht mag ja auch einer dieser BesserVerdiener mal mit mir tauschen? Gehalt gegen Blumen, Bild und gedeckten FrühstücksTisch?

12 Gedanken zu „Muttertag“

  1. Liebe Rage,

    danke, dass Du dieses Thema so offen ansprichst.
    Nicht nur, dass Muttertag, genau wie ValentinsTag und Halloween und und und… ein absolut kommerziell behafteter Tag ist, sondern auch, dass das Mama-Sein ein harter Job ist, der kaum Anerkennung in unserer Gesellschaft findet.
    Mal angesehen davon, dass Du natürlich kein Manager-Gehalt für Deinen 24-Stunden-Job erhältst…. am besten wäre es doch in den Augen unserer Gesellschaft, wenn Mama zumindest halbtags arbeiten geht und ihren Beitrag leistet.

    Mir macht das wirklich Angst. Ich sehe mich dem nicht gewachsen und verzichte mit 33 Jahren lieber (vorerst?) darauf „meinen“ ersten Muttertag zu feiern.

    Viele Mamas sind überglücklich, erzählen jedoch gleichzeitig von diesen (gerne eingegangenen) Strapazen… ohne die berechtigte Anerkennung dafür zu erfahren. Da reicht ein Blümchen-Tag im Jahr nun wirklich nicht aus…

    Was ist das nun? Ein Fehler im System?

    Liebe Grüße
    Emi

  2. Das mit diesen „Tagen“ empfinde ich irgendwie als einen Konzeptfehler.

    Wer ernsthaft einen besonderen Tag braucht, um einem Menschen zu zeigen wie wichtig und toll er ist, hat imho die letzten 364 Tage was ganz grundlegend falsch gemacht. Das gilt aber imho für jeden dieser „Tage“. Völlig gleich ob das ein Geburtstag ist oder sonstige Feiertage sind.
    Ich mag aber gar nicht gegen Traditionen wettern an der Stelle. Ich mag vielmehr darauf hinweisen, dass es neben diesem „Tag“ 364 weitere Tage gibt, die gleichwertig sind. Ich kann jeden anderen Tag das gleiche leben. Und wenn einem Menschen oder immaterielle Dinge wirklich wichtig sind, reduziert man die nicht auf „Tage“, finde ich.

    Just my two cents dazu.

    Geld für Mütter. Geld von Managern dafür hernehmen. Das Umlagekonzept überzeugt mich :D Ich glaube selbst eine wirklich schlechte Mutter tut mehr für die Gesellschaft, als ein wirklich guter Manager.

    Andererseits ist es vielleicht nicht unbedingt gut, diesem gesellschaftlichen Anerkennungsfaktor Geld hinterher zu rennen.
    Weil: Stell dir vor, dann gäbe es Frauen, die an sich gute Mütter wären, aber dann wegen des Geldes Mütter werden. So ein Motivwechsel, von „ich will ’n Kind“ zu „ich will Geld“, ist vielleicht nicht das beste für die Kinder oder die Gesellschaft.
    Vielleicht sollten wir einfach mal einen ernsthaften Streik anzetteln von allem, was wenig verdient und geringgeschätzte Tätigkeiten ausübt.
    Putzfrauen, Müllmänner (neulichst habe ich eine Müllfrau und einen Putzmann gesehen ;)), Pflegekräfte, Krankenschwestern, Kassierer im Supermarkt. Für sagen wir einen Monat.
    Und dann zum vergleich lassen wir das gleiche mit Managern und allen sonstigen leitenden angestellten machen.
    Mal kucken, was heftigeres Chaos in unserem Leben verursacht. das wäre doch ein viel schönerer Maßstab als Geld. Lebensnäher imho.

    Wetten die Manager vermisst keiner :D

    Again just my two cents dazu.

    1. Oups. Das hatte ich nicht bedacht. Das mit dem Kinder kriegen wegen Geld. Phew. Das war irgendwie Grundvoraussetzung, dass frau Kinder wegen Kinder bekommt. Ok…

  3. Boah dann sei froh dass bei euch nicht auch noch das üblich ist, was bei uns in Oberösterreich, wo ich aufgewachsen bin, Brauch ist: Am Muttertag zieht um 6 in der Früh die Blasmusikkapelle um die Häuser, stehen auch extra vor den Häusern und erhoffen sich – was? Geld, Kuchen, faule Eier? Wenn meine Mutter keine so schüchterne Person wäre, dann wären die faulen Eier tatsächlich die beste Gabe gewesen. So hat sie sich einfach nur sehr geärgert und zerknittert ihren Muttertagskaffee entgegengenommen.
    Muttertag wurde bei uns gefeiert mit selbstgepflückten Blumen von uns Kindern und gar nicht mal so schlechten Erdbeerkuchen für 10jährige (inkl. Küche putzen!), da unsere Mutter immer hauptberuflich Hausfrau und Mutter war und wirklich geschuftet hat für uns. Natürlich haben wir das das ganze Jahr über geschätzt, aber ich finde die Idee immer noch gut. Was Mütter leisten ist enorm und gesellschaftlich unsichtbare Arbeit. Auch wenn Muttertag ein ökonomisches Konstrukt ist, kann man es immer noch subversiv für sich selbst nutzen. (Ist nur gerecht, wenn man bedenkt, was die Wirtschaft sich alles aneignet, was vorher Subversion, Rebellion, Subkultur etc war – also dann einfach wieder Rückaneignen). Besser würd es mir gefallen, wenn es ein Wochentag wäre… Man kann ja auch einfach seinen familieninternen eigenen Muttertag einführen. Jedes Monat. jeden zweiten Tag. Wie mans gut findet. Die Grundidee ist die Wertschätzung unsichtbarer Arbeit, wir mans umsetzt sei jeder Familie selbst überlassen hätt ich mal gesagt.

    1. Was ich noch sagen wollte: Natürlich ist es theoretisch lächerlich, so einen Tag zu feiern, wenn es eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass das jeden Tag bewusst geschätzt wird. Aber erstens wird von Religiösen auch das ganze Jahr über dran gedacht, was ihre Propheten, Götter, Vorfahren und Heilige für sie gemacht haben, und trotzdem wird das extra nochmal an religiösen Feiertagen bedacht, diskutiert, gefeiert. Und zweitens ist der Alltag ein Hund, da wird schnell einmal vergessen, wie wertvoll fürs Gemeinwohl etc. die täglichen Taten der anderen sind, Mütter, Väter, Kinder, Geschwister. Ein Gedenktag hat da finde ich was Gutes. Schließlich gibts ja auch internationale Tage von Sache X, Aids oder Frauenbeschneidung, was dafür sorgt, dass sich regelmäßig Gedanken drum gemacht wird, Demos, Konferenzen, Spezialausgaben, Zeitungsschwerpunkte etc. Das hat schon so seinen Sinn. Ist doch egal, wer den Muttertag erfunden hat, solang wir ihn nicht der Wirtschaft überlassen ;)

  4. Ich finds gut, dass es solche Tage gibt, auch wenn es sie von der Industrie erfunden worden sind. Man muss ja nicht auf den Zug aufspringen und Blumen und Pralinen kaufen. Und ja, die Mütter reissen sich Tag für Tag ca. 18 Jahre lang den Arsch für uns auf, tja und richtig dankbar wird man erst, wenn man alt genug ist, alles zu begreifen.
    Als Kind wird das alles so ritualisiert: Im Kindergarten und in der Schule wird gebastelt, in der Pubertät kauft man aus Höflichkeit Pralinen oder Blumen und erst wenn man Erwachsen ist und ausser Haus ist merkt man: Oh, ups, bis hierher hab ich es nicht allein geschafft.
    Wenn es den Muttertag nicht geben würde, würde das alles noch selbstverständlicher ablaufen. Als Kind ist das ja normal, dass da jemand ist, der sich kümmert.

    Klingt vermutlich alles sehr wirr, aber äh,…ich hoffe du verstehst :D

    Ich bin nach wie vor für ein Grundeinkommen!

    1. Ich bin auch fürs Bedingungslose Grundeinkommen. Ich sehe aber die Gefahr, dass Frauen dann wieder verstärkt aus den sichtbaren Bereichen (Erwerbsarbeit) in die unsichtbaren Bereiche Familie, Haushalt, Ehrenamt zurückgedrängt werden. Nur weil man nicht verhungert und weniger abhängig ist, hat das noch lange nichts mit Wertschätzung und Sichtbarkeit zu tun :(

  5. Ich glaube ganz abschaffen wollte ich diesen Tag auch nicht. Ich finde es gut, als Mama ab und an diese Anerkennung für all die ungesehene Arbeit zu bekommen. Mein Pensum wird erst in dem Moment sichtbar, in dem ich es liegen lasse. Das ist eine undankbare Arbeit. Egal ob als Mama oder Papa. Je nachdem, wer eben Zuhause den Laden schmeißt.
    Ich finde nur die Art und Weise, wie sich die Wirtschaft diesen Tag zu Nutze macht lächerlich, dreist und tatsächlich etwas erniedrigend. Gesellschaftlich wird so wenig über die Art nachgedacht. Ich musste aber an deine Tweeds vom 14.Februar denken, @FrauDingDong. Ein Kuchen, … all diese SeeligkeitsDinge, die du damals getweetet hast.
    Dass Banken dann so unterstützt werden… ach, das geht mir einfach nicht in den Kopf. Nicht mehr. Ich hätte auch gerne ein bedingungsloses Grundeinkommen. Und ich hätte gerne einen Job als Bloggerin oder Redakteurin oder irgendwie sowas. Vielleicht sollte ich doch nochmal umschulen. Habt einen guten Abend und nen schönen Start in die Woche.

    1. Wieso umschulen?
      Das ist doch grade ein Bereich, indem mit auch mit anderen Ausbildungen gut Fuß fassen kann. Und deine passt ja mal ganz gut dieser Tage dieser Lande.

      Allerdings ist das immer so eine Sache. Das was man gerne tut gegen Geld zu machen. Finde das verliert viel an „gerne tu“-Qualität dadurch. Sehr viel. Zumindest bei mir ist das durchaus so. Ich arbeite lieber für die Sache als für’s Geld. Viel lieber.
      Hast du da keine Bedenken?

      1. Doch. Total! Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Anfragen ich hier wöchentlich und manchmal täglich im Posteingang liegen habe… Durch meine Freiheit und „fehlende Professionalität“, was die finanzielle Seite dieses Blogs betrifft, kann ich mir aussuchen für wen ich schreibe, was ich schreibe. Es ist toll mit mamadenkt.de kein Geld verdienen zu müssen.
        „Sponsored Posts“ müssen erst durch meine persönliche Go- oder NoGo-Liste durchkommen. Wenn sie das geschafft haben, wird in der Regel getauscht. Das kam jetzt dreimal vor, wenn ich mich recht erinnere. Und in beiden Fällen hätte ich früher oder später eh über das jeweilige Produkt geschrieben. Das sind dann für beide Seiten inzwischen Win-Win-Situationen. Wenn ich mit meinem Blog Geld verdienen wollte, müsste ich vermutlich Akquise betreiben und viel mehr von diesen Anfragen zumindest in Erwägung ziehen und dann vielleicht auch zulassen. Ein Teil dieser Freiheit würde verloren gehen und… dann kommt der Punkt mit der Qualität. Damit ich uns davon auch nur annähernd ernähren könnte, müsste ich vermutlich QualitätsEinbußen hinnehmen, um mehr zu schreiben. Vielleicht. Wahrscheinlich.
        Trotzdem würde ich gerne was in diesem Bereich machen. Schreiben – Nachhaltigkeit – die Welt verändern – Umsetzen. Ich denk mal weiter drüber nach. ;) Mail hab ich bekommen. Danke.

  6. Pingback: 12 von 12 im Februar. Wir feiern Valentinstag einfach was früher | MamaDenkt.de

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