Jetzt wirklich? Unser Projekt LebensmittelLuftlinie ≤ 50km nähert sich seinem Ende. Und was ich feststelle? In den vergangenen zwei Wochen sind tausend Gedankenanstöße gesetzt worden. Manchmal weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll mit zuende denken. (Aber ein Fazit aus dieser Zeit hätte ich schon gerne. … Na ja, noch läuft das Projekt ein paar Stunden.)
Wie schon an anderer Stelle erwähnt oder zumindest gedacht: Es ist ein bisschen beschämend, ein solches Projekt bzw. Experiment zu starten und dann plötzlich zu erleben, dass viele andere aus dem eigenen Umfeld schon so oder zumindest so ähnlich leben. Dennoch: Das macht demütig und bescheiden. ‚zwinker‘ Das Experiment lief keine drei Tage und wir stellten fest, wie viele von unseren Bekannten, Freunden oder Kollegen schon ähnliche Gedanken umzusetzen versuchen. Da gibt es die Frau mit dem Bioladen, die scheinbar schon immer nur die Dinge isst, die sie selber verkauft und ein sympathisches Verkaufskonzept fährt. Oder die Schwester, die mit ihrer Familie jedes Jahr mehrere Zentner Äpfel auf einer eigenen StreuobstWiese sammelt und zig Liter Saft herstellt. Dann ist da noch die Familie, die auch Teil der Probanden ist und schon immer eigene Kartoffeln, Salat, Möhren und Tomaten anbaut. Über ein paar Ecken erfährt man dann von Freunden, die ihren Joghurt oder ihre Seife selber herstellen oder eben ihr Brot selber backen. Eine Getreidemühle würde noch fehlen, um sich das Getreide für Frischkornmüsli zu schroten. Aber da ist dann ja noch der Chef, der solche Gerätschaften alle hat und der Arbeitskollege, der seinen ökologischen Fussabdruck zunächst im Hinblick auf seinen Heizöltank zu minimieren versucht (Das Ding abschaffen und mit Alternativen das Haus warm kriegen).
Ja, es war beschämend. Aber schon zu dem Zeitpunkt hatte ich für mich beschlossen, mich dadurch nicht runterziehen zu lassen. (Außerdem macht es bescheiden und es geht nicht mehr darum, was besonderes zu machen) Schließlich kommt es darauf an, überhaupt mal mit irgendetwas anzufangen, oder?! Anfangen ganz bewusst Verantwortung für die Tiere zu übernehmen, die auf meinem Essensteller landen. Ganz bewusst Gutes zu mit zu nehmen, weil ich es mir wert bin. Und nicht unentwegt diesen süssen Fruktose-Glukose-Sirup-Schrott in mir verschwinden lassen. Jetzt rutsche ich schon in Gedanken, die ich erst in den kommenden Tagen niederschreiben möchte. (Wenn das Experiment vorüber ist und es darum geht Bilanz zu ziehen und einen klitzekleinen Ausblick zu wagen.)
Daher nochmal zur Überschrift: Reduziert leben auf ganzer Linie.
Reduziert essen: Nein, wir haben keine zwei Wochen Heilfasten gemacht. Das traue ich mir nicht zu. Und ich weiß auch noch nicht, was ich davon halte. Muss ich erst noch wannanders drüber nachdenken. Aber wir haben es weitestgehend geschafft und uns zwei Wochen lang tatsächlich nur von regionalen Produkten ernährt. Ich habe tatsächlich keine Schokolade gegessen. Noch nichtmal versucht sie durch Schokoaufstrich zu ersetzen. Schließlich habe ich niemanden gefunden, der eine kleine KakaoPlantage im Hinterhof angelegt hat.
Reduziert kaufen: Erst hatten wir die Befürchtung am Ende dieser zwei Wochen arm zu sein. Der Preis des Päckchen Nudelns … der war schon ziemlich hoch. Die Kartoffeln hingegen oder der Salat oder die rote Beete, die man geschenkt bekommen hat, hingegen nicht. Da wir außerdem auf alle anderen Dinge verzichtet haben, sind wir unterm Strich tatsächlich günstiger weggekommen. Um nicht zu schreiben: Wir haben richtig gespart in den vergangenen 14 Tagen.
Reduziert aufbewahren: Unser Kühlschrank war noch nie so leer, wie in diesen zwei Wochen. Und das war toll. Nicht, dass wir nichts zu essen gehabt hätten. Wir hatten immer für drei bis vier Tage im Voraus Aufschnitt und auch die Mittagsmahlzeiten im Haus. Aber der Kühlschrank war die letzten zwei Wochen tatsächlich nicht mehr das Vorzimmer des Abfalleimers (,um mal im Wortlaut von Taste the Waste zu bleiben. Ein Film, den wir gestern zum FastAbschluss unseres Experiments gemeinsam geschaut haben. Ich kann ihn nur empfehlen!). Wir haben kaum was wegwerfen müssen, weil man einfach den Überblick behalten hat.
Reduziert kochen: Zwar habe ich mir keinen Menüplan wie unsere Mitstreiter erstellt. Aber ungefähr überlegt, was man die Zeit denn mal ausprobieren könnte, das hat das Kochen nach den ersten drei Tagen doch etwas erleichtert. Ein paar ausprobierte Rezepte wurden abgelichtet. Bilder findet ihr auf einem anderen Blog: milchbrot.net. Wer da mal was genauer nachlesen mag, ist herzlich willkommen. Diese Überlegungen hinsichtlich des Kochens, haben den Vorgang selbst dann wie gesagt ungemein vereinfacht. Sehr schön!
Reduziert entsorgen: Und dann haben wir unsern Müll massiv reduziert! Kein Wunder. Die Milch und der Joghurt kamen in Pfandbehältern. Saft gab es aus der Flasche und das Wasser aus dem Hahn. Das Gemüse gibt es in einer GemüseKiste und das Fleisch vom Metzger aus der Region ist in so Packpapier gewickelt gewesen. Die Behälter sind größtenteils wieder zurück bei den Produzenten und die nächste Fuhre steht an. Die Kartoffelschalen landeten auf dem Kompost. Der einzige Verpackungsmüll ergab sich aus dem einen Päckchen Nudeln.
Also. Reduziert leben auf breiter Linie. Auf ganzer Linie trifft es irgendwie doch nicht so ganz. Du weißt schon, die Sache mit dem Heilfasten. Hast du das schon mal gemacht? Was hältst du von dem Experiment? Wie achtsam bist du in der Wahl deiner Lebensmittel?
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Toll geschrieben!
Besser in kleinen Schritten etwas in Bewegung setzen, als gar nicht :-).
Jo, schöner Artikel.
Heilfasten habe ich schon gemacht – war halb so schwer. Jedenfalls gaukelt mir das mein Gedächtnis vor, ob ich’s sofort nochmal probieren würde (Fastenzeit), hm, weiß nich…
Bin auch ein bisschen drüber erstaunt, wie viele „bewusste“ Menschen du in der Zeit erkannt hast. Muss auch ein bisschen genauer hinsehen, vielleicht geht’s mir ähnlich. Das Vorzimmer des Abfalleimers, den Kühlschrank, habe ich nicht. Also, haben schon – aber nicht in Betrieb. Was allerdings das eine oder andere Tütchen von den Nudeln für den Müll liefert :(
Ach, noch was: „5 Paar“. Von den Dingern mit Sohlen :)
Auch an dieser Stelle nochmal die Entschuldigung: Ich hänge noch immer recht erschöpft in den Seilen. Mein Kopf ist voll von Ideen und FeundeSprüngen über euer Feedback, aber der Körper nicht willig. ‚grrrrh‘
@Maja: Danke für deinen motivierenden Beitrag! Ich habe mich riesig gefreut, dass es jemandem ähnlich geht!!
@waelti: Ich muss mich revidieren. Dann bist wohl du der Rekordhalter im MinimalenSchuhbesitz. Herzlichen Glückwunsch! ‚zwinker‘ Echt, du hast schon mal Heilfasten gemacht? Ganz ehrlich, jetzt gerade könnte ich mir das auch durchaus vorstellen; wenn der Hunger und Appetit so gänzlich fehlen. Aber das gilt wohl nicht. Und keinen Kühlschrank? Oh man, das kann ich mir gerade auch nicht vorstellen. Wie machst du das mit Aufschnitt? Milch? Oder bist du Veganer? Ob es realistisch ist, unseren Kühlschrank wegzureduzieren?? Muss ich noch drüber nachdenken. Wie immer. ;) Vielen Dank für dein positives Feedback.
No, kein Veganer. Aufschnitt – sehr sehr sehr selten. Wenn, dann Mini-Portion (und weg iss‘ es). Milchprodukte vermisse ich nicht, auch die Kinder müssen seit mehr als 25 Jahren nicht mehr gestillt oder zugefüttert werden… Ich vermisse den Kühlschrank nicht – ist so geworden, wie viele andere Dinge auch. Der „Minimalist“ hat sich einfach so ergeben, das war nie geplant.
Zum Fasten:
„Ganz ehrlich, jetzt gerade könnte ich mir das auch durchaus vorstellen; wenn der Hunger und Appetit so gänzlich fehlen.“
Nun, nach 72 Stunden fasten hört das Hungegefühl auf. Bis dahin – durchhalten, dann wird es leichter. In angeschlagenem Zustand würde ich das nicht empfehlen, diese Woche selbst nicht ganz fit. Also, körperlich – geistig ist das der Normalfall ;)
LG
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