Die zehn Tage sind inzwischen rum und es war… Ja, was war es denn eigentlich? Witzig, schön, nachdenklich stimmend, abenteuerlich, die Stirn in Falten legend, nervig, ärgerlich, erhellend, beruhigend, herausfordernd, fröhlich stimmend.
Was es nicht war: peinlich, verzweifelt, erdrückend, gewöhnlich, langweilig. Wir mussten Kekse gegen Wegwerfwindeln tauschen. Denn: Ja, wir benutzen Stoffwindeln, aber prompt jetzt, wo es auf einen trockenen Hintern ankam und WWWindeln ausgegangen, bekam der kleinste Kerl Ausschlag. Da aber nur noch 4,80€ im Budget waren… Also haben wir getauscht. Ging gut.
Es gab viele Situationen, in denen ich gedacht habe „Hoffentlich geht das gut.“ oder „Was machen wir, wenn wir am Mittwoch kein Geld mehr haben?“ Ich muss an dieser Stelle nochmal gestehen, es gab das zur Seite Gelegte oder GeburtstagsGeschenkGeld, das wir immer in der Hinterhand hatten. Aber ich wollte einfach nicht dran gehen. Es hat geklappt.
Mal haben wir anschreiben lassen, allerdings fiel das Zahldatum noch innerhalb des besagten Zeitraums. Von daher hat mir das persönlich lediglich einen besseren Überblick gegeben, damit die 100€ wirlich ausreichen.
Wir wurden in dieser Zeit unwissend zum Pizza essen und auch mal zum Kaffeetrinken mit Waffeln und Sahne eingeladen. Das waren große Geschenke. Die Zutaten aus dem Vorratsschrank haben gerade noch so für den veganen Zitronenkuchen ausgereicht und dann habe ich noch diesen einen 10€uro-Schein in meinem Geldbeutel gefunden. Korrekterweise hatten wir folglich 110€uro für 10 Tage und viele tolle Leute, die vermutlich unwissend unser Experiment viel, viel leichter haben sein lassen. Vielen Dank, solltet ihr das hier irgendwann einmal lesen!
Fazit:
1. bewusst:er essen. Der Umgang mit Lebensmitteln ist bei mir, in solchen Experimenten noch viel bedachter und aufmerksamer als im dahinplätschernden Alltag. Ich würde behaupten, schon sehr darauf zu achten, dass auf unseren Tisch möglichst viele gesunde und frische Nahrungsmittel landen. In diesen Zeiten, damit meine ich zum Beispiel auch unser RegionalEssenProjekt, achte ich noch mehr auf die Menge und darauf, dass wir unsere gekauften Lebensmittel verbrauchen; nichts soll im Abfalleimer landen und möglichst nichts im Kühlschrank „verloren gehen“.
2. bewusst:er kaufen. Meine Einkäufe sind dann natürlich darauf bedacht, dass das Geld am Ende des Experiments ausreicht. Die Waage zu halten zwischen unbedingt nötig, geht gar nicht und dem Erfüllen eines PuddingWunsches von einem der kleinen Kerle, der eigentlich absolut unnötig erscheint, finde ich schwierig, wenngleich herausfordernd. Ich glaube, wir haben einen guten Mittelweg gefunden und die Kerle durften sich dennoch mal was aussuchen.
3. bewusst:er gemeinsam. Die Menschen in unserer Umgebung wussten, meines Wissens, nichts von diesem Experiment. Es sei denn, sie lesen wirklich mal in diesem Blog nach, was sporadisch der Fall sein könnte. Ich weiß es nicht. Jedenfalls rückten wir näher zusammen. Mein Mann und ich sowieso. Aber auch wir mit den anderen. Nicht, dass wir uns bei den anderen durchgefuttert hätten. Das war ein kurz angedachter Gedanke von mir, dass wir uns bei den Freunden und Bekannten jetzt täglich einfach zum Essen einladen könnten… Doch so war es nicht. In dieser Zeit haben wir noch ein bisschen mehr Wert auf gemeinsam verbrachte Zeit mit unserer Umwelt gelegt. Schließlich spart man nicht nur Geld, sondern auch Zeit, die beim Einkauf flöten geht. Diese Zeit war ein Geschenk und wir haben sie vor allem mit unseren Freunden oder als Familie im Wald umgesetzt. Auf diese Weise ergaben sich weitere Einladungen, die wir natürlich gerne angenommen und die das Experiment nicht unwesentlich erleichtert haben.
So war das Projekt für uns. Und jetzt? Jetzt steht der Rest des Monats an. Schon während der vergangenen Tage musste ich immer wieder über die Idee nachdenken eine Woche lang aus Solidarität jeden Tag nur eine Schüssel Reis zu essen; aber nur ich. Keiner der kurzen Kerle. Von diesem Experiment habe ich mal in einer christlichen Zeitschrift gelesen. Aus Solidarität mit den Armen dieser Welt. Der Gedanke hat mich vielmehr beschäftigt als meine ursprüngliche Frage, warum über Geld nicht gesprochen wird.
Eine Antwort habe ich auf letzteres bislang noch nicht. Unser Verhältnis (das von uns Menschen) zu Geld ist wirklich sehr ambivalent und paradox. (bestimmt fallen mir noch ein paar weitere Fremwörter ein) Das stelle ich fest und denke: Ok. Punkt. Vielmehr interessiert mich jetzt die Frage, wie kann ich mein persönliches Verhältnis dazu möglichst neutral, gesund und weniger zwiespältig gestalten? Vor allem mag ich es nicht im Fokus haben. Von daher widme ich mich lieber Dingen wie der Solidarität zu anderen Menschen, den Optionen, wie ich die Welt verändern kann. Auch und vor allem ohne Geld. Auf das Geld zu verzichten und nur diese 100€ zu verwenden hat die Bedeutung von sozialen Beziehungen noch mehr als sowieso schon in den Vordergrund gerückt. Ich denke, ich muss meine Überlegungen hierzu noch ein wenig wachsen und ruhen lassen, um sie besser ordnen zu können.
Auf jeden Fall bleibt: Die letzten 10 Tage waren toll. Und deine? Was hat deine vergangenen 10 Tage toll gemacht? Was fällt dir spontan ein?
Die vergangenen 10 Tage waren toll, weil:
-ich in meiner Mitte bin
-ich als Zeichen der Wertschätzung einen Workshop meiner Wahl von einer Bloggerin geschenkt bekommen hab
-weil ich viele Sachen aus meinem Haushalt weggeben/Tauschen konnte und ich weiss, daß sie in guten Händen sind
-ich wunderbare Gespräche mit den Eltern der Tochterfreundin führen konnte
-weil wir einen tollen kindergarten haben
-ich ein GfK Abend besuchen konnte
-ich spontan eine Runde im See schwimmen konnte
-sich eine Freundin über meine Hilfe/ein Tauschprojekt gefreut hat
-ich meinen Mann durch meine Mithilfe unterstützen konnte
-der Mann uns riesige Wassermelonen vom Türken mitgebracht hat
-wir jede Woche frische Lebensmittel in der Biokiste haben
-ich heute Erdbeeren pflücken gehe und mir den Bauch mit selbigen vollschlagen werde
– usw usw
-Ich durfte schon in der Abteilung reiten
-Viele neue Ideen zum Tanzen und Kostümen sind entstanden
-Mein Logo für das neue Projekt ist fertig geworden
-Ich habe auf einem riesen Trödel ein paar Schnäppchen gemacht
-Ich habe mich an Erdbeeren rund gegessen
-ein wenig in der Sonne gelegen und Grillfleisch mit Salat gegessen
Untoll: Hexenschuss.
Toll: Füße sind ein prima Werkzeug, wenn man sich nicht bücken kann. Wir benutzen sie viel zu wenig.
Außerdem: Hab 3 mal „Planet Plastik“ angeschaut. Hilfe! Fazit: So geht’s nicht weiter. Nun eliminiere ich alles Mögliche aus meinem Planet Plastik (Wohnung) und ersetze es durch Glas, Ton, Stein oder Holz. Gestern hab ich CD-Hüllen gebastelt. Mit meinem Logo. 1000 Fehldrucke. Nicht, dass ich Musik auf CD hätte, sondern für die Arbeit. Du steckst mich an mit deiner Kreativität. Übrigens finde ich klasse, um was du dir alles Gedanken machst.
PS: Einspruch! Kerlchen + Pudding = nötig <3
TAAAANJA!! Du hast den 500. Kommentar hinterlassen!! Wünsch dir was. Ein SeeligkeitsDing. ;)
Coole 10 Tage!
Ich gestehe: Planet Plastic hab ich noch nich gesehen. Muss ich aber auch unbedingt noch und bin ehrlich gesagt gerade sehr froh, mein ganzes PlastikZeuxs loszuwerden. …
Danke für die lieben Worte! Und dir eine schöne RestWoche!!
Glückwunsch nachträglich zu deinem erfolgreichen Experiment! Ich werde mit Spannung verfolgen, was du als bleibende Veränderungen daraus ziehst. Das ist mir auch immer am wichtigsten: was lerne ich für mein Leben als Ganzes aus einem Experiment?
Die Schüssel Reis ist schonmal eine interessante Idee. (Reis pur oder mit…uh…Soße?) Generell auf Menge achten ist etwas, was ich gut fände, aber selbst noch nicht gut kann. Einfach nichts schlecht werden lassen ist schon ein guter Anfang. Ich denke immer, das mach ich eh schon… und dann sind mir grad die Möhren innerhalb von ein paar Tagen geschimmelt und mein Kompott auch. Ahh! Time to pay closer attention again :)
PS: Freude gemacht hat mir in den letzten paar Tagen einiges, aber zuerst spontan eingefallen ist mir ein Auszug eines Interviews mit Sasha Alexander (Kate Todd aus NCIS / Maura Isles in Rizzoli & Isles ), in dem sie für Vielfältigkeit gerade steht:
„I’m very grateful to have a beautiful costar who’s not going to show up next season with her lips injected, and I say that in a really honest way. I actually get mad when pictures are taken of us and the photographers feel the need to go in and airbrush it. I just feel like that’s not who we are and what we need to represent. You know, when I had my second baby, I had a hard time losing my weight and I did feel like I had to fit into Maura’s dresses. And there was a point when I won’t say who, but I had the pressure of someone who didn’t want me to wear anything with my arms showing, and I was like, get over it! These are two women, they look different, their bodies are different. What we want to do with these characters is represent women in their entirety.“
Pingback: Woche 16 – Unsere Netzhighlights | Apfelmädchen & sadfsh
Oh, ich bin gerührt :) !
Pingback: Haushaltskasse. Minimalismus. Ein Projekt. – MamaDenkt.de